Servus zusammen,
nachdem das hier der offizielle Wicked 650B Thread ist, möchte ich mal etwas Feedback zu dem Rad abgeben, was ich seit diesem Sommer fahre (sofern an dieser Stelle erwünscht, darf ansonsten gerne verschoben werden). Mit 180cm und fahrfertig etwa 80kg passt mir der Rahmen in Größe M für Abfahrten gut, bergauf finde ich ihn beinahe etwas klein.
Vorweg sei gesagt, dass ich mit dem Rad über alles gesehen sehr zufrieden bin, nach etwas Abstimmungsarbeit lässt sich das genauso fahren, wie ich es mir vorgestellt habe. Mit der
Pike (ohne Tokens) was ich am Anfang wenig glücklich, bis ich das Experiment mit den Tokens eingegangen bin, seitdem fahre ich die Gabel mit 2 Tokens und etwa 10Psi weniger Luftdruck (dann bei 70 bis 75 Psi), was diese (meiner Meinung) ausreichend progressiv macht, und dennoch ein sehr gutes Ansprechverhalten auf kleinere Hindernisse bietet.
Dass nur die kleine
Pike mit Rebound und Kompression verbaut ist, stört mich da auch garnicht mehr - alleine durch das Ändern vom Druck in der Luftkammer, der Anzahl der Tokens und der einfachen Zug- und Druckstufe lässt sich die Gabel (wie immer: meiner Meinung nach) ausreichend an die Bedürfnisse des Einzelnen anpassen.
Wo Licht, da auch Schatten, gerade beim kleinen Modell (ohne Comp oder Pro im Namen) bekommt man sowieso schon viel für sein Geld geboten, irgendwo müssen Abstriche gemacht werden.
Mit dem Dämpfer bin ich nicht 100%ig glücklich, im Gegensatz zur
Pike lässt sich die Druckstufe nur in 3 Stufen regeln, und für meinen Geschmack liegen diese nicht so ganz passend. Zudem hat der Dämpfer einen "Sweet Spot" beim Druck, bei meiner Wenigkeit funktioniert dieser nicht von z.B. 150-160 Psi, je nach Strecke, gut, sondern nur wenn ich diesen auf 155 Psi (laut dem Manometer meiner
Pumpe, Toleranzen zu anderen dürften recht groß sein) aufpumpe und die
Pumpe dann abziehe. Darüber deutlich zu hart, darunter schlägt er durch.
Die Kettenführung…auf selbige habe ich einen richtigen Hass entwickelt. Als das Rad ankam, war diese nicht wirklich festgezogen und in der hintersten Position montiert, womit die Kette ohne weiteres direkt zwischen großem Kettenblatt und Führung hindurchspringen konnte (was sie auch des öfteren tat). Rückt man diese jedoch soweit nach vorne, dass die Kette nichtmehr durch den Spalt zwischen Kettenblatt und Führung passt, ist der Zug auf diese so groß, dass diese nach kürzester Zeit im Winkel von etwa 20° absteht. Das liegt vornehmlich daran, dass die Rolle mit Führrungsschuh nur über eine (!) Schraube Kraftschlüssig mit der Metallträgerplatte verbunden ist, vorderhalb richtung Tretlager ist lediglich eine kleine Plastiknase, die in einer Nut geführt wird. Bei ausreichender Belastung rutscht diese aus der Nut. Durch den vergrößerten Spalt zwischen Führung und Kettenblatt kann die Kette springen. Das passiert selten, kam aber bei mir schon vor.
Bei den Modellen "Pro" und "Comp" sollte sich ein solches Problem nicht ergeben, da dort an der Kurbel nur ein Kettenblatt verbaut wird und dementsprechend eine andere Version der Kettenführung verbaut wird (die bei mir an einem anderen Rad problemfrei ihren Dienst verrichtet). Lediglich die Führung für die Nutzung mit Umwerfer scheint hier durch die zusätzliche Breite der Rolle anfälliger, da der Hebel größer ist.
Die Bremse, oder sollte ich sagen Todesfalle,
Avid Elixir 5?! Egal wie viel Mühe ich mir auch gegeben habe die
Bremsbeläge "einzubremsen", so richtig verzögern wollte diese nicht, auch mit neuen Bremsbelägen tat sich da nichts, trotz zwei massiven 200mm Bremsscheiben am Rad und gutem Druckpunkt ab Werk.
Daher ist an meinem Wicked nun eine SLX als Bremse verbaut. Falls jemand ähnliches plant, am Hinterrad passt für die Nutzung von 203mm Scheiben der Adapter von PM180mm auf PM203mm von Formula, am Vorderrad passte der bereits verbaute Adapter besser als das Pendant von
Shimano von PM160mm auf PM203mm.
Da gibt es dann auch einen deutlich spürbaren Unterschied zwischen "bremst irgendwie" "bremst kräftig" und "blockiert" im Gegensatz zur
Avid Bremse, wo es zwischen "bremst irgendwie" und "blockiert" für mich keinen definierbaren Übergangsbereich gab.
Mit dem verbauten Schaltwerk war ich zufrieden, hab´s jedoch, um mit den restlichen Rädern eine gemeinsame Plattform zu haben, zusammen mit Shiftern und Umwerfer gegen
Shimano (SLX) getauscht.
Der Laufradsatz…es ist zwar nicht unbedingt üblich, ein Rad wie das Wicked im Bikepark zu bewegen, in Ermangelung eines Downhillers und den guten Erfahrungen mit 4X sowie CC Bikes und Strecken wie dem Flow Country in Bischofsmais wollte ich das aber auch mal etwas abseits solcher schön präparierte Abfahrten probieren. Es heißt ja "Enduro" und soll wohl den Zusammenhang mit Standhaftigkeit suggerieren.
Man merkt dann doch, dass der Laufradsatz bei jemandem mit eher ruppigem Fahrstil und begrenzten Fähigkeiten, trotz geringer Ambitionen anspruchsvolles Gelände und selbst mittlere Sprünge betreffend, ausserhalb seiner Komfortzone bewegt wird. Nichts was sich durch zentrieren nicht lösen lässt, aber ein etwas soliderer Zweitlaufradsatz wird sich langfristig auszahlen.
Letzter Kritikpunkt: Der Lack. Ist klar dass der Kratzer bekommt, wenn man mit dem Rad stürzt, soll vorkommen. Dass man dagegen am Oberrohr eindeutig den Bereich erkennt, an der ich das Rad mit einem (gummierten) Schloss gegen Diebstahl sichere, ist meiner Meinung nach absolut indiskutabel. Die bald 15 Jahre alte 89€ Gurke aus´m Baumarkt, mit der ich im Winter durch die Gegend schlittere, hat scheinbar eine hochwertigere Lackierung…denn da erkennt man selbst nach über einem Jahrzehnt, im Gegensatz zu ein paar Wochen, nichts.
So, genug geschimpft. Ob ich es wieder kaufen würde? Vielleicht. Mit vernünftig einstellbarem Dämpfer, funktionierenden
Bremsen und ordentlicher Kettenführung: Jederzeit.