Andix - von Kolumbien nach Feuerland

22.08. 09:00 Ayacucho, 2750m

Weil die Etappen zwischen Huancavelica und Cuzco nicht besonders viel hergeben, schreib ich vielleicht einfach mal was zur Ladetechnik unterwegs. Bin schließlich ein Stromgroßverbraucher und irgendwo muss er ja herkommen. Steckdosen sind zwar auch in Südamerika nicht gänzlich unbekannt, aber selber machen ist cooler.


Los gehts mit einem sich drehenden Rad: Zum Steckachsen-Laufrad mit SON-Nabendynamo steht hier mehr: http://www.mtb-news.de/forum/t/andix-von-kolumbien-nach-feuerland.697347/page-111#post-12180245


Das hier war mein treuer Begleiter seit einiger Zeit: Der Forumsladerkonvertiert den Dynamostrom in leckere 5 Volt USB-Spannung, die meinem Smartphone bestens schmecken. Gleichzeitig wird einiges an Energie in den integrierten Pufferakkus zwischengespeichert. Das ganze Teil verschwindet komplett im Steuerrohr der Federgabel und ist bis auf eine USB-Buchse im Vorbauspacer unsichtbar. Leider... leider... leider ist mir irgendwo in Ecuador eine Zelle der Pufferakkus verstorben. Damit funktioniert der ganze Lader nicht mehr gescheit. Auch meine Reparaturversuche mit den "besten Akkus von Ecuador" wren nur kurzzeitig von Erfolg gekrönt. Die Dinger sahen schon aus wie billigste China-Immitate und waren nach nur drei Wochen mehr oder wenige hinüber.


Ersatz erreicht mich schließlich per Bergsteigerkurier in Huaraz: Der Forumsladererfinder hat sich in Deutschland an die Werkbank gesetzt und mir schnell ein komplett neues Gerät gebastelt. Dieses Mal mit deutlich größeren Pufferakkus, glaube ich speichere jetzt bis zum 25 Wattstunden. Natürlich ist das Dings jetzt eine gute Ecke schwerer, aber dafür funktionierts endlich wieder richtig. Durch den großen Energiespeicher wird zudem mein für Nofälle mitgeführter USB-Zusatzakku überflüssig, der wird in Huaraz verschenkt. Ein gadgetophiler Peruaner freut sich darüber wie ein Schneekönig und ich spare insgesamt sogar etwas Gewicht ;-).


Ins Steuerrohr passt jetzt natülich nix mehr, drum hängt mir jetzt eine kleine, wasserdicht verpackte Schlauchwurst unterm Vorbau. Nicht besonders elegant, aber was solls. Bei dem ganzen Kram den ich so am Lenker verwurstle, fällt das auch schon nicht mehr auf.

Nach drei Wochen mit dem neuen Forumslader kann ich vielleicht schon ein kurzes Fazit ziehen: Die größeren Pufferakkus sind besser geeignet wie die kleinen. Die Ladeleistung ist inzwischen derart riesig (10 Watt sind keine Seltenheit), dass ein dicker Zwischenspeicher einfach mehr Sinn macht.


Bluetooth-Verbindung vom Lader zum Handy steht: Strom ohne Ende.
 
Zuletzt bearbeitet:

Anzeige

Re: Andix - von Kolumbien nach Feuerland
Zum Marktbild von Ayacucho: Faszinierend fand ich auf Peru's Märkten in den größeren Städten (außer den blauen Säcken mit den Cocablättern) die Vielfalt an Knollengemüsen. Neben den zig Kartoffelsorten in allen Formen und Farben gibt es Maschua, Oca, Virraca, Ulluco, ... welche auf diverse Arten in der indigenen Küche zubreitet werden. Yuca (Maniok) habe ich auch das erste mal in Peru gegessen, ich glaube das war frittiert. In die Richtung hab ich noch nichts auf Euren Tellern gesehen?
 
@stuntzi

Echt superschöne Bilder. Vielen Dank für deinen genialen Livebericht. Besonders interessant finde ich die Techniksachen. Kannst du kurz mal beschreiben, was du alles an Equipment mit dabei hast ? Hast du irgendwelche Ersatzteile für´s Bike dabei ?

2. Frage: Du bist jahrelang meistens alleine unterwegs. Wie ist es jetzt mit einer Begleitung auf Tour zu sein ? Nervt das nicht manchmal, oder ist das in den Regionen vielleicht sogar besser als alleine durch die Pampa zu radeln :)

Gruß und mach weiter so...
 
Neben den zig Kartoffelsorten in allen Formen und Farben gibt es Maschua, Oca, Virraca, Ulluco, ... welche auf diverse Arten in der indigenen Küche zubreitet werden. Yuca (Maniok) habe ich auch das erste mal in Peru gegessen, ich glaube das war frittiert. In die Richtung hab ich noch nichts auf Euren Tellern gesehen?
Ich fotografier auch nicht jedes Futter ;-). Und wenn irgendwas gescheit frittiert ist, weiss ich nicht, ob ich die Knollen alle auseinanderhalten könnte ;-). Was auf jeden Falls sehr üblich ist, ist "Platano". Sieht aus wie ne Banane, muss aber gekocht/gebacken/frittiert werden und wird meistens mit Reis und Spiegeleiern zum Frühstück serviert. Nicht übel!
 
@Diekholzener, Ersatzteile fürs Bike beschränken sich auf das nötigste: ein Schlauch, ein paar Speichen, Schaltauge, das wars eigentlich. In Kolumbien hatte ich auch noch nen Ersatzreifen, aber das war Quark. So schlecht ist die Versorgungslage in Südamerika jetzt auch nicht, 26-Zöller findet man überall.

Zu zweit ist nicht besser oder schlechter wie allein, nur anders. Klar bin ich insgesamt etwas langsamer unterwegs. Dafür gibts mehr Unterhaltung, vor allem an den leider viel zu langen Abenden im Zelt. Das ist echt nervig an den äquatornahen Ländern... um sechs ist der Tag zu Ende.
 
22.08. 20:00 Camp bei Matara zwischen Ayacucho und Ocros, 3500m


Hinter Ayacucho folgen wir einer Nebenstrecke nach Südosten. Einspurige Teerstraße, das ist eher selten in Peru. Normalerweise sind nur die Hauptverbindungen asphaltiert, alles andere sind Pisten. Besonders spannend ists mal wieder nicht heute, aber die Gegend ist doch ganz nett anzusehen. Man könnte etwas weiter westlich auch auf Minenpisten durch ein paar härtere Gebirge stiefeln, aber mich ziehts jetzt eher schnelll in Richtung Cuzco zum nächsten Singletrack-Hotspot dieser Reise.


Zu klettern gibts auch hier noch genug, nur fühlen sich die Hügel etwas zahmer an.


Ab und zu kommt der mobile Eismann vorbei, das ist auch sehr willkommen. Tiefer unten um die 3000m ists doch teilweise ausgesprochen warm in Peru.


Rote Pflanzen säumen den Weg. Was ist das?


Wir lassen uns Zeit mit dem Tag und campen noch 600m unterhalb des ersten Passes. Tiefer unten schlafen ist einfach angenehmer, da kann man wenigstens noch etwas Zeit ausserhalb des Schlafsacks verbringen. Weiter droben ists dafür abends und morgens einfach zu kalt.
 
" Platano" sind diese grunen Kochbananen ,wusste nicht dass es die auch in Sudamerika gibt, habe Platano oft in Kenya verspeisst, sind nicht schlecht.
 
23.08. 09:20 Namenloser Pass zwischen Ayacucho und Ocros, 4100m


Typischer Verkehr auf eine peruanischen Nebenstrecke. Manchmal kommt ein Laster mit Kühen drin, manchmal gehen die Vierbeiner auch selber. Das wars. Sehr angenehm.


Um kurz nach neun sind wir oben auf dem Pass, mal wieder ohne Schild, ohne Namen, ohne gar nix. Jetzt gehts erst mal runter in die Wüste, glaub über zweitausend Höhenmeter am Stück. Peru ist echt ne Achterbahn. Das Wetter hat sich heute mal deutlich geändert: Bisher war die Luft glasklar mit Sichtweiten selten unter zweihundert Kilometern. Heute liegt dagegen Dunst in der Luft, das kenn ich bisher gar nicht in Peru. Vielleicht Wüstensand aus der Atacama?!
 
Ich nehme mal an, dass die Indios ihre Wäschen auch mit warmen Wasser machen. Bevor ich mehrere Wochen in meiner miefigen Wäsche hocke, würde ich es auch mit Rey (o.ä.) in der Tube probieren und dafür sogar einen Ruhetag nehmen. Ansonsten ist das bäh.
 
Stuntzi versucht vielleicht auch einfach, sich so langsam den lokalen Gepflogenheiten anzupassen. Ich habe Radreisende getroffen, die haben Klamotten eher verschlissen als gewaschen. Gut in Erinnerung ist mir ein Holländer, der seine Hose schon zwei Monate anhatte, nie gewaschen, aber am Hintern (und in benachbarten Bereichen weiter vorne) wurde sie nur noch durch verzweifelte Flickversuche zusammengehalten.
Ansonsten setzt Stuntzi ja wenig auf lokale Unterstützung. Natürlich könnte man auch auf die vor Ort verfügbare Radausrüstung und -klamotten setzen, anstatt den Kram einzufliegen, müsste dann aber ein paar Kompromisse machen.
 
@karstb, "vor Ort verfügbare Radausrüstung"? Was sollte das sein? Selbst wenn man mal irgendeinen Bikeshop fände, der außer Teilen auch Klamotten hätte (hab noch keinen gesehen bisher, nicht mal in Huaraz): Wer wie ich das Glück(?) hat, hundertdreiundneunzigeinhalb Zentimeter groß zu sein, der kann Klamotten kaufen in Südamerika quasi komplett vergessen. Oder versuch doch einfach mal, hier Radlhandschuhe in XXL zu finden... guter Witz ;-). 45er-Einlegesohlen für meine Schuhe hab ich auch noch nirgends gesehen, und das ist für europäische Verhältnisse wirklich keine abnorme Größe. Hier offensichtlich schon... kein Wunder: der normale "Mischlingsperuaner" misst wohl um die 170cm, von Indios gar nicht zu reden. Nicht umsonst sind die zweihäufigsten Worte (nach "Gringo") die ich hier zu hören bekomme "mui alto".

Vielleicht könnte man in Lima einkaufen... zwei Tage Busfahrt find ich dafür allerdings nicht angemessen und ich steh nicht auf biken in Millionenstädten. Mit etwas Glück gibts was großes in Cuzco. Aber sich darauf verlassen? Und dann mit leeren Händen dastehen, bis das Hoserl vom Hintern fällt? Da frag ich doch lieber mein geehrtes und vor allem hilfsbereites Publikum... irgendwer findet sich schon, der hier was zu tun hat.
 
23.08. 12:30 Brücke im Tal, 1950m


Kaum radelt man ein bisserl bergab, ...


... schon ist man...


... in der Wüste. Die mittlerweile zweispurige Teerstraße hier ist brandneu, laut Berichten hatte ich eigentlich mit einer Piste gerechnet. Aber der Fortschritt ist auch in Peru nicht aufzuhalten. Autos fahren trotzdem fast keine, scheinbar ist die Verbindung von Ayacucho über Abancay nach Cuzco nicht besonders frequentiert. Oder der neue, kraftfahrzeugfreundliche Fahrbahnbelag hat sich in Peru noch nicht herumgesprochen.


Neu und alt in friedlicher Koexistenz.


Noch älter... das liegt etwas weniger friedlich daneben im Fluss. Unter zweitausend Meter... das erste Mal seit Wochen. Weiss gar nicht wohin mit dem Sauerstoff... und auch nicht wohin mit den knapp vierzig Grad. Aber passt schon... daheim ist schließlich auch Sommer!
 
Zuletzt bearbeitet:
Also das mit dem Sommer, das scheint hier seit ner guten Woche vorbei zu sein. Von den 40° schaffen wir hier an guten Tagen grad mal die Hälfte. Egal ob Süd- oder Norddeutschland.

€dit:
Hier in Norddeutschland fangen jetzt sogar schon die Bäume an die Farbe zu wechseln. Und an Trockenheit liegt das dieses Jahr sicher nicht...
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten