Keine große Sache für die Welt - aber für mich! Daher muss ich es hier einfach mal loswerden. Hasenfüßig wie ich bin, habe ich am Vortag, als der Rucksack gepackt war und ich zur Bahn radeln sollte kneifen wollen. Zum Glück hat mich mein Freund aus dem Haus getreten und die Tür hinter mir gut verschlossen, also musste ich los. Die Wettervorhersage lautete: nass, nässer, am nässesten....und ich war schon glücklich, trocken bis zum Bahnhof geradelt zu sein:
In Hamburg angekommen, war es erstaunlicherweise immer noch trocken und ich bin inzwischen bester Dinge zum Gänsemarkt geradelt, um die Startunterlagen abzuholen. Dort das erste Mal überhaupt ein wenig Rennatmosphäre geschnuppert, Teamautos standen herum und viele tolle Fahrräder waren zu bestaunen....und überhaupt war ich von Fahrradfahrern umzingelt, ein schönes Gefühl.
Dann erstmal nen Kaffee getrunken, den Profis bei nem kleineren Rennen um die Binnenalster herum zugeschaut und in den
Sattel geschwungen, um nach Wandsbek ins Hotel zu radeln. Naja, ab da war's nicht mehr trocken, der Akku am Handy mit Navi war fast leer und irgendwie stand ich dann aber doch noch triefend vor dem Hotel. Dieses sah von außen schon nicht toll aus - ein Eindruck, der sich nach innen fließend fortsetzte. Wie vereinbart war aber Fahrradmitnahme aufs Zimmer erlaubt. Nach öffnen der Zimmertür, hab ich das MAIN gefragt, wer von uns beiden im Zimmer und wer auf dem Flur schlafen soll. Ich wusste gar nicht, dass man aus Schuhschachteln ganze Hotelzimmer machen kann!!
Irgendwie haben wir uns dann aber doch beide hineingedrängt und ich habe die Startnummer an den Lenker gebastelt:
Das Rad im Zimmer erwies sich dann doch als großer Vorteil, da weder Schrank noch Regal vorrätig waren, hat das MAIN einiges übergehängt bekommen:
Beim Weckerklingeln das erste Lauschen nach draußen - kein Regengeplätscher, genial, wenigstens trocken zum Start kommen, das wäre super. Hat auch geklappt und es war ein superfeeling durch das schlafende Hamburg zu radeln und an jeder Straßenecke und jedem Hotelausgang Rennradler zu sehen. Los bin ich alleine, an der Mönckebergstraße waren wir bereits eine große Gruppe geworden, ein paar Cracks haben da schon nicht mehr an roten Ampeln gehalten, naja.
Den Rucksack noch schnell im Schließfach im Bahnhof verstaut und ab ins Startfeld:
Gar nicht mehr nervös, bei vielversprechender Wetterlage und netten Leuten um einen herum, wusste ich gar nicht mehr, warum ich am Tag vorher so kalte Füße bekommen hatte. Es war aber mehr Leuten so gegangen, im Startblock erzählten viele, dass sie mit sich gerungen haben.
Und dann gings los - und war 3 Stunden und 50 Minuten lang einfach nur großartig!!!! Außer mir habe ich niemanden mit einem Singlespeed gesehen, aber ich konnte gut mithalten und hatte auf die 100km nicht ein einziges Mal irgendwelche Probleme, nichtmal bei der Bergwertung. Allerdings hatte das 100er-Feld nicht die Wertung mit der 16% Steigung, ich glaube, die hätte ich nicht geschafft.
Gefühlt war ich superschnell, habe auch an den letzten (kleinen) Anstiegen an den Hafenbrücken noch Mitfahrer überholen können und hatte nie Angst, dass mich der Besenwagen erwischt, was ja ursprünglich meine Befürchtung war.
Das es laut Auswertung dann doch nur ein 26,8er km/h-Schnitt war, hat mich erstaunt, gefühlt war ich schneller, aber es war und ist ganz egal, denn ich hab's geschafft - und nur das war das Ziel. Ich bin immer schön rechts geblieben, habe niemanden behindert und habe auch nie einen bösen Blick abbekommen, vermutlich habe ich es richtig gemacht.
Die Zieleinfahrt war unbeschreiblich, von Tausenden Leuten auf der Mönckebergstraße angefeuert, bejubelt und begrüßt zu werden, was für ein unglaubliches Gefühl. Was für wunderbare Zuschauer, die den Jedermännern so eine Freude machen.
Nach 103 Kilometern aus dem
Sattel gestiegen, Transponder gegen Medaille getauscht, die Atmosphäre noch ein wenig eingesaugt und dann zum Bahnhof - der auch voll von Rennradlern und Rädern war, was für ein besonderer Tag. Eine Portion Pommes inhaliert und in den Zug gestiegen und nach 1,5 h Fahrt wie ein Held noch 15 km nach Hause geradelt. Dort angekommen hatte man mich allerdings vergessen und ich saß bei dann wieder strömendem Regen auf der Gartenbank in der Garage und habe gehofft, dass mal jemand nach Hause kommt und mich dort wegholt
, was nach 2 Stunden tatsächlich auch passierte.
Meine Erkenntnis: ich hätte es nicht gedacht, aber ich bin nächstes Jahr wieder dabei, Vattenfall Cyclassics!
@
1speedtreiber
das MAIN D'OR ist 30 Jahre (?) nach dem Bau des Rahmens wieder ein Rennen gefahren!!
Entschuldigt den langen Bericht - wie gesagt, eine kleine Sache, für mich aber ganz groß!
Liebe Grüße
Silke