Hallo,
da ich zu meinem ‘Castingfräser‘ immer wieder angeschrieben werde pack ich das mal hier rein, hier tummelt sich ja die Lyrik Gemeinde. Es geht in erster Linie um die Verbesserung des Ansprechverhaltens. Im Wesentlichen gibt es bei der Lyrik folgende Ursachen für erhöhte Reibung
-Casting schief bzw. Ausarbeitung für die Steckachse nicht sauber ausgeführt
-Buchsenspiel zu eng
-O-Ring und Quadringnuten falsch dimensioniert
Hier lässt sich in der Regel durch Nacharbeit eine deutliche Verbesserung erzielen.
Seltener findet man folgende Fehler
- nicht parallele Standrohre
- nicht mittige oder achsparallele Bohrung im Casting zur Aufnahme der Kolbenstange von Dämpfung und Federseite
Hier tausche ich dann lieber.
Ein paar Worte zur Häufigkeit: Meine Einschätzung hierzu basiert nur auf die Erfahrungen die ich mit diversen Gabeln gemacht habe, bei der Summe an Lyrik’s im Markt muss das nicht repräsentativ sein.
Ich fange hier mal mit dem Casting an, bei jüngeren Baujahren fällt auf das sich das Rad oft nur nach ‘aufbiegen‘ der Gabel montieren lässt. Häufig messe ich hier ein Innenmaß von 108,5mm und damit 1,5mm enger als der Achsstandard von 110mm. Um sicherzustellen dass hier nicht noch ein anderer Fehler vorliegt (nicht sauber eingepresste Buchsen, schiefe Buchsenbohrung o.Ä.) wurden diverse Castings mit zwei Standrohreinheiten auf Parallelität gemessen.
Das Ergebnis war meist eindeutig, die im Bild unten gezeigt Ausfräsung ist nicht tief genug.
Da so eine Ausfräsung nicht mal eben nachgearbeitet ist wurde in ersten Schritt die Kappe der Nabe bearbeitet.
Hier einfach 1,5mm abgedreht (nicht auf der Bremsscheibenseite!) und die Gabel geht mal ganz anders, korrekt kalibrierte Buchsen vorausgesetzt.
So richtig hat mir das aber nicht gefallen da die Hope Nabe für den RS Fehler herhalten muss. Dazu kommt das nicht bei jedem Laufrad so ohne weiteres die Nabe modifiziert werden kann. Bleibt also nur noch der Weg das Casting zu bearbeiten. Dazu habe ich einen Fräser gebaut der über die Bohrung für die Steckachse geführt ist.
Der Fräser
Im Einsatz
Und das Ergebnis
Dies ist sicher nicht für alle Lyrik’s so, ist jedoch der gemessene Abstand im Bereich der Achsaufnahme deutlich kleiner als 110mm lohnt es sich hier mal genauer hinzusehen.
Neben der Parallelität der Paarung Standrohr/Casting sind natürlich auch die Buchsen maßgeblich für ein gutes Ansprechverhalten. Auch wenn ich das schon mal vorgestellt habe hier noch mal das
Werkzeug zum kalibrieren der Buchsen.
Das ist nichts weiter als ein zylindrischer Dorn mit Einlaufschräge vorne und hinten. Der Durchmesser hat ein Übermaß von 0,04mm zum Standrohrdurchmesser und formt die Buchse so das ein sauberer Schmierspalt entsteht (ohne spürbares Buchsenspiel)
Im Grunde sind das hier die beiden Hauptursachen für Reibung und schlechtes Ansprechen (trivial Fehler wie kein- oder falsches Öl, schiefe eingebaute und plattgedrückte Ölabstreifer mal nicht betrachtet). Will man es richtig wissen lohnt ein Blick auf den Kolben der Luftkammer (die Bohrung in der Kolbenstange ist nur für AWK Systeme relevant).
Dieser ist (nur!) im Bereich des Quadrings nachträglich überdreht da die statische Vorspannung von RS zu hoch gewählt wird (Vorher aber mal nachmessen). Hier müssen i.d.R. noch mal 0,2mm runter. Das habe ich mir selber so nicht ausgedacht aber es gibt von den Herstellern dieser Quadringe klare Regelwerke bezüglich der Geometrie.
http://www.sahlberg.de/tradepro/cms/site/pdfs/kataloge/katalogquad-ringe.pdf
Die Lyrik liegt zwar (Serie) gerade noch in der Toleranz jedoch am oberen Ende, verschenkte Performance meiner Meinung nach. Der Wechsel auf andere Abstreifer bringt dann auch noch was aber jetzt wird es homöopathisch, zumindest wenn die Ausgangssituation als Basis genommen wird. Das i-Tuepfelchen ist dann eher noch eine überarbeitete Dämpfung und Luftkammer.