Sorry vorweg für extreme Postlänge.
Soweit ich weiß:
die Tests hinsichtlich der Crashszenarien - also wie die Aufpralltests mit
Helm + "Prüf-Kopf" durchgeführt werden sollen sind in EU /USA sehr ähnlich, aber es gibt ein paar kleinere Unterschiede im Detail. Bei Bedarf kann ich Links nachliefern, bzw. die Detailunterschiede recherchieren.
fixierte Parameter der Tests:
*Gewicht des "Prüfkopfes"
*"Fallhöhe"
*verschiedene Gegenstände mit denen der
Helm kollidiert, insbesondere
-flache harte Oberfläche (für Asphalt oder Beton)
-ein 90° Keil harten Materials, dessen Kante etwas abgerundet ist (Simulation einer Bordsteinkante)
*maximale zulässige Beschleunigung in Einheit: vielfache von g (Erdbeschleunigung 9,81m/s^2), gemessen am Prüf-Kopf beim Aufprall, wird diese überschritten fällt der
Helm durch den Test.
Davon unabhängig gibt es wohl "Stichtests", da sind wohl Parameter wie die Größe des Gegenstandes definiert.
Was mir neu war ist, das die USA Regeln anscheinend auch das Helmtrage-System / Verschluss auf mögliche defekte untersuchen - und hier anscheinend eine Lücke in den EU Regeln klafft. Und genau hier war ein entscheidender Mangel an den Helmen.
Weiterhin: Möglicherweise/Vermutlich hat
UVEX auch nach EU-Norm getestet aber keinen Test nach US Norm durchgeführt. Und ein Detail der obigen Parameter brachte einen zusätzlichen Durchfall im durch die US-Behörde - nicht
UVEX veranlassten Test nach US-Norm.
Hintergrund 1
EU-"Zulassungstests" bzw. "CE-Konformitätserklärung" des Herstellers.
Dies kenne ich aus eigener beruflicher Erfahrung als Elektronikentwicklungsingenieur und bin dort mitverantwortlich für die von mir entwickelten Produkte:
*Der Hersteller oder "Generalimporteur / Vertreiber" erklärt Konformität zu den EU-Verbraucherschutzrichtlinien, in denen unter anderem die oben genannten Parameter festgeschrieben sind. Der Hersteller kennzeichnet die Konformität mit dem "CE" Symbol. Dieses ist Voraussetzung dafür, das das Produkt in EU verkauft werden darf.
*dies ist eine "Selbstauskunft" des Herstellers, es ist dafür nicht notwendig, das wirklich Tests erfolgen. In seinem eigenen Interesse wird ein verantwortungsbewusster Hersteller aber derartige Tests selber durchführen und / oder bei spezialisierten externen Ingenieur-/Prüfinstituten durchführen lassen. Weiterhin liegt es im Ermessen des Herstellers, Konformität zu Teilen der Richtlinie zu testen und zu anderen Teilen lediglich zu erklären.
*wird von irgendjemanden ein Mangel am Produkt, der gegen die EU-Richtlinie verstößt, festgestellt, und dieser informiert die zuständige EU-Behörde, die wiederum dann ebenfalls den Mangel sieht, dann verhängt die Behörde ein Vertriebsverbot für das Produkt. Weiterhin sind weitere Sanktionen möglich; insbesondere: zwangsweiser Rückruf, Strafzahlungen des Herstellers
Hintergrund 2 - nur für die "gängigen" Rad-Helme, also Halbschale
Prinzipielle Kritikpunkte an den Helmtests (sowohl EU als auch USA)
*Gewicht des Prüfkopfes. Der Rad-Halbschalen-
Helm versagt, wenn dieser beim Aufprall beim Unfall mehr Gewicht abfangen soll, als der Kopf wiegt. Fällt man also mit Kopf voraus nach unten, ist der
Helm überfordert. Fällt man hingegen seitlich ist der Schutz (zumindest laut Theorie) ausreichend.
*Aufprallgeschwindigkeit. Der Rad-Halbschalen-
Helm ist ausgelegt für die Geschwindigkeit, die durch den Fall / Sturz aus der Fallhöhe des Radler-Kopfes resultiert - ca. 17kmh. Bis zu dieser Aufprallgeschwindigkeit reduziert der
Helm die gemessene Beschleunigung auf unter Grenzwert - und bewirkt damit mutmaßlich signifikante Verringerung von Schädel-, insbesondere aber internen Hirnverletzungen. Wenn die Fläche auf die man aufprallt tiefer liegt, als der Weg auf dem man fuhr, versagt der
Helm. Weiterhin: Fährt man "frontal" gegen ein Hindernis - wie ein Auto kann die Aufprallgeschwindigkeit höher sein. Die eigene Fahrgeschwindigkeit, die des Autos - insbesondere wenn es entgegenkommt und ggf. trotzdem eine Fallkomponente (wenn man schräg nach vorne + unten aufprallt) müssen hier "geometrisch" addiert werden, um die tatsächliche Aufprallgeschwindigkeit zu erhalten. Ist diese Summe größer als die 17kmh versagt der
Helm.
*Schräger Aufprall des Kopfes auf die Oberfläche. Dies wird von den Tests nicht untersucht. Es ist etwas anderes als der "Bordsteinkantentest. Dabei können "rotatorische" Kräfte auf den Kopf wirken, die im Extremfall zu einem "Schädelbasisbruch", vulgo Genickbruch führen. Der
Helm bietet keinen Schutz. Aussagen von "Radhelmgegnern", die ich aber kritisch sehe - für aktuelle Helme (mit Hartschale) könnte der
Helm diesen Effekt verstärken. Ziemlich gut belegt ist dies für ältere Helmkonstruktionen mit weicherem Außenmaterial. Vor einiger Zeit war in der Unfallstatistik der Anteil der behelmten Radler mit Genickbruch an allen verunfallten Helmträgern höher als heute. Bei Hartschale gleitet der
Helm besser über den Bodenbelag, infolge dessen weniger rotatorische Kräfte die auf die Wirbelsäule wirken. Extrem kritisch sehe ich sehe ich "modische" Helme, die wie Mützen oder Hüte aussehen, verbergen sollen das
Helm getragen wird. Für diese Modelle fordere ich ein sofortiges EU-weites Vertriebsverbot, vorbehaltlich natürlich sie wirken wie die älteren Konstruktionen. Wird aber eben derzeit nicht getestet.
Hintergrund 3 - nur für die "gängigen" Rad-Helme, also Halbschale
"Ein
Helm hat mein Leben gerettet", "Mein
Helm ging zu Bruch, also muss er ja geholfen haben", und weiteres mehr.
*"Ein Rad-Halbschalen-
Helm hat mein Leben gerettet" subjektive, nicht überprüfbare Aussage ohne jeglichen physikalischen und medizinischen Hintergrund. Bullshit Bingo in jeder Rad-
Helm Diskussion.
*Helme retten Leben. Ja tun sie. Von Bauarbeitern. Von Motorradfahrern. Von Mountainbikern - sofern diese Integralhelm tragen - und dies ist in bestimmten MTB-Untersportarten ratsam. Das sind Risikosportarten. Radeln im Straßenverkehr ist keine Risikosportart.
*"Radhalbschalen"-Helme retten Leben von Rennradlern: vermutlich Bull-Shit.
*"Mein
Helm ging zu Bruch, also muss er ja geholfen haben". Bullshit Bingo in jeder Rad-
Helm Diskussion. Der einzige überprüfbare Fakt ist der Bruch des Helmes. Dies sagt nichts über den Schutz aus, den der
Helm tatsächlich beim Unfall bewirkte. Entscheidend ist die Reduzierung der auf das Gehirn beim Unfall wirkenden Beschleunigung. Diese weiß man nicht. Aber der defekte
Helm könnte darüber Aussagen liefern. Ist die Styroporschicht dünner als vor dem Sturz, dann wurde sie beim Sturz komprimiert, hat Energie absorbiert und die Beschleunigung des Gehirns reduziert. Wieviel dünner ist ein guter Fingerzeig dafür, wieviel Schutzwirkung da war. Ich fordere, Aufklärung der Hersteller über diesen Fakt verpflichtend zu machen. Testergebnisse/Kurven mit Styroporkompression und erzielter Beschleunigungsreduzierung in die verbindlich zu machende "
Helm-Bedienungsanleitung", verständlich aufbereitet. Der Verbraucher könnte dann nach einem Sturz nen bissel mehr wissen, ob dieser nur Dank
Helm glimpflich ausging. In weit über 90% der Fälle wird dieser Realitätscheck negativ ausfallen. Auch klinische Studien über die Schutzwirkung von Helmen könnte dieser Fakt massiv verbessern: Bei allen verunfallten Helmträgern mit Kopfverletzungen nicht nur die Verletzungsart und -schwere untersuchen erfassen, sondern zusätzlich den beim Unfall getragenen
Helm auf Beschädigungen /Styroporkompression.
*Ich fordere Pflicht der Hersteller zu einer "Helmbedienungsanleitung", insbesondere mit auch Informationen zum korrekten Tragen / Einstellen des Helmes. Ein falsch eingestellter / getragener
Helm ist ein unnötiges zusätzliches Risiko.
*Der physikalische Zusammenhang - Styroporkompression -> Beschleunigungsreduzierung -> (biomedizinische Reduktion der Hirnschäden) ist der einzige wirklich gut nachvollziehbare Punkt pro
Helm. Die Limitierungen dieses Punktes habe ich oben im Detail geschildert. Allerdings muss man den Herstellern auch zugute halten, das viele Radhalbschalen-Helme Sicherheitsreserven im Vergleich zu den Richtlinien aufweisen. Aber eben bei weitem nicht alle. Der kürzliche Durchfall (mutmaßlich pass in EU, Fail in US) ein Beweis. Auch ein paar wenige bessere Radhelmtests in Zeitschriften beinhalten wirklich von Prüfinstituten ermittelte Falltestergebnisse und deren Vergleich mit den EU-Norm Grenzwerten. Beispielsweise der jüngste der "Bike". Ja ein
Helm, der die Norm übererfüllt, bringt ein Plus an Schutzwirkung.
*Viele Nachvollziehbare Gründe gibt es keinen oder nur situativ
Helm zu tragen. Allerding viele davon mit subjektivem Charakter. Bullshit Bingo in jeder Rad-
Helm Diskussion: der
Helm ruiniert die Frisur, wird von beiden "Fraktionen" gerne verwendet.
*Nachgewiesen: Helmpflicht reduziert den Radverkehrsanteil, die verbleibenden weniger Radfahrer erleiden mehr Unfälle. Paradoxerweise lässt sich das ganze trotzdem als Erfolg verkaufen, denn die Gesamtzahl der Radler-Unfälle geht unter Umständen tatsächlich zurück (aber eben nicht so stark wie der Anteil der Radler am Verkehr / der per Rad zurückgelegten km an allen zurückgelegten km). Glücklicherweise gibt es in DE derzeit keine ernstzunehmenden gesetzlichen Initiativen pro Helmpflicht. Nach der kürzlichen Wahl in Thüringen gibt es im Rat der Landesverkehrsminister nur noch einen ausgewiesenen Helmpflichtbefürworter. Baden Württemberg. Ausgerechnet ein Grüner.
*Mutmaßliche Schlussfolgerung meinerseits: Kampagnen (Verkehrswacht und dergleichen) oder Werbung (Helmhersteller oder Handel) pro
Helm wirken ähnlich wie Helmpflicht darauf hinaus, das Radeln gefährlicher erscheint als es ist, damit unattraktiver wird. Der Radverkehr dadurch in DE geringer steigt als er es sonst aufgrund des sich pro Rad ändernden Umwelt-, Gesundheits-, pro Alltagssport- Bewusstseins und tatsächlicher Radverkehrsfördermaßnahmen täte.
Der Radverkehr steigt. Tolle Sache. Weniger Bilder von Rad-Halbschalen-Helmen und er steigt noch stärker. Wenn nur ein Teil dieses Posts in Erinnerung bleiben soll. Der fett markierte war es. Die statistische Lebenserwartung eines Bundesbürgers steigt dadurch gewiss um ein Vielfaches (aufgrund geringerer Herzkreislauf-Risiken durch Bewegungsmangel, Übergewicht, weniger Verkehrslärm, Weniger Feinstaub - Reihenfolge meine subjektive Einschätzung der Wichtigkeit). Selbst wenn die Datenlage nach einer wirklich umfassenden Untersuchung wirklich klar eine geringe positive Wirkung des Radhalbschalenhelms im Straßenverkehr ergeben sollte. Will ich nicht ausschließen. Aber nix genaues weis man nicht darüber derzeit.
*Der Anteil der verunfallten Helmträgern unter den mit Kopfverletzungen behandelten Radlern ist in vielen Untersuchungen höher als der Anteil der Helmträger im Straßenverkehr. Dies ist Fakt. Warum? Nix genaues weis man nicht. Mögliche Ursachen:
#Helmträger fahren riskanter und schneller - nachvollziehbar - oder auch nicht. Gerade bei hohen Aufprallgeschwindigkeiten hilft der
Helm ja nicht. Risikokompensation - erwiesener Fakt. Wie Stark diese beim Helmtragen ausgeprägt ist - unklar. Schnellere Radler korrelieren meiner Meinung mit geübten Radlern. Und mit größerer Jahres-km-Strecke. Damit mehr potentielle Unfallsituationen, aber eben auch mehr Erfahrung, diese im Voraus zu kennen und zu erkennen, höhere Bremsbereitschaft, Korrelation mit höherer Übung in Not-/Vollbremsungen. Außerdem Korrelation mit qualitativ/preislich höherwertigeren Rädern und besserem Wartungszustand derer.
#Helmträger gehen im Falle eines Unfalles öfter in die Klinik, obwohl es eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Unabhängig ob beim Unfall ein
Helm getragen wurde oder nicht. - Meiner Meinung nachvollziehbar.
Helm-Kauf - Vorsichtsmaßnahme, Gang in die Klinik - Vorsichtsmaßnahme. Diesen Unsicherheitsfaktor könnte man eigentlich aus einer guten Untersuchung eliminieren. Siehe:
*Der
Helm schützt mutmaßlich den Kopf. Nicht aber den Rest des Körpers. -> Jede klinische Untersuchung zur Wirksamkeit des Helmes muss den Rest des Körpers auch untersuchen. Nur so lässt sich der Helmeffekt wirklich halbwegs isolieren. Viele Pro
Helm Studien wurden aufgrund dieses Mangels bei Überprüfung bereits als systematisch falsch widerlegt, beziehungsweise ergab die Überprüfung einen stark reduzierten Effekt des Helmes. Untersuchte man da die Krankendaten auf sonstige Körperverletzungen war deren Anteil bei den Helmträgern ebenfalls reduziert. Bullshit-Bingo in jeder Helmdiskussion: Schutzwirkung auf Kopfverletzungen, klinisch festgestellt weit über 50%. Der Urahn aller Helmstudien litt unter diesem systematischen Mangel und gebar seitdem zig Studien-Kinder. Über den ungeklärten Widerspruch einer verbleibenden Schutzwirkung zum vorigen * - Tja.
*Untersuchungen zur Schutzwirkung von Rad-Halbschalen-Helmen im Straßenverkehr unterschlagen praktisch immer den Fakt, das alkoholisierte Radler das Ergebnis verzerren. Alkoholisierte Radler sind eine Landplage. Das alkoholisierte Radler öfter in Unfälle (einschlieslich Alleinunfälle, also "Stürze") verwickelt sind, ist ein Fakt. Ebenso, das die Helmtragequote bei alkoholisierten Radlern nahe 0% ist.
*Im Falle eines Sturzes ist mit Rad-
Helm die Wahrscheinlichkeit, dass man (der
Helm) mit Boden / Hindernis kollidiert höher als ohne. Dies basiert auf 2 simplen Fakten.
"Der Umfang Kopf+
Helm ist größer als der von Kopf allein.
"Die Haltemuskulatur ist biologisch ausgelegt und gewöhnt ("trainiert") an das Gewicht des Kopfes, nicht das von Kopf +
Helm
wieviel das ausmacht? Nix genaues weis man nicht.
Hintergrund 4 - Persönliches
*Ich bin kein Gegner des Helmtragens. Eine persönliche Entscheidung jedes einzelnen. Leider bisher von den meisten Helmträgern in massiver Überschätzung positiver Effekte so getroffen. Oft von unbewussten, emotionalen Entscheidungen bestimmt - dies oft genährt durch
Helm-Kampagnen und
Helm-Werbung. Oder durch mehr oder weniger sanften Gruppendruck - insbesondere bei Rennradlern oder auch der weit überwiegenden Menge der Mountain-Biker - die vielleicht sogar ein AM fahren aber praktisch nur im Alltagseinsatz oder allenfalls im CC. Bei AM oder gar DH stellt sich die Helmfrage klar anders. Und der Halbschalen-
Helm ist eine ungeeignete Antwort darauf.