Interview mit "a cross the country"
Ist der Schwarzwald wirklich Mountainbike-Kernland, Herr Goller?
"Der Schwarzwald ist Mountainbike-Kernland, hier schlägt das Herz dieses Sports.", so wird Erhard Goller, MTB-Fachjournalist und MTB-Bundesliga-Pressesprecher, in einem Artikel vom letzten Jahr zitiert. Vor dem Hintergrund der 2-Meter-Regel überrascht diese Aussage natürlich. Wir haben daher Erhard Goller, einen der renommiertesten MTB- und Cross-Country-Experten in Deutschland, gefragt, wie er zu dieser Einschätzung kommt und wie er die 2-Meter-Regel im Kontext des Radsports sieht.
Erhard Goller:
„Aus der Sicht des Wettkampf-Sports ist die Situation paradox. Mehr als die Hälfte des Cross-Country-Nationalkaders kommt aus Baden-Württemberg, der Schwarzwald gilt als die Trainings-Destination Nummer eins unter den Leistungssportlern, aber auch auf der Schwäbischen Alb und weiteren Regionen im Land spielt der Sport eine wesentliche Rolle. Nirgendwo in Deutschland ist Mountainbiken mehr verwurzelt und wird zudem so stark vom Land gefördert.
Da stellt sich die Frage, warum gerade dort ein Waldgesetz mit der Zwei-Meter-Regel existiert, welches notwendige Trainingsmöglichkeiten so sehr einschränkt. Das ist ein gravierender Nachteil, nicht zuletzt wenn man das zum Beispiel mit dem Nachbarland Schweiz vergleicht, die international die Nase vorne haben.
Die Profis und jeder Nachwuchs-Coach im Ländle kneifen die Lippen zusammen, wenn man Sie nach den Einschränkungen durch die 2-Meter-Regel fragt. Sie alle müssen derzeit ständig in einer rechtlichen Grauzone „operieren“, um es mal vorsichtig auszudrücken. So ist es auch nicht möglich, eine Kultur des Miteinanders und des gegenseitigen Respekts in Wald und Natur zu entwickeln. Ich bin aber überzeugt davon, dass es möglich wäre. Das zeigen unsere Nachbarländer.
In dieser Hinsicht wären gerade auch Nachwuchs-Biker, ihre Trainer und ihre Vereine die richtige Adresse, um als kompetente Fachleute Vorort wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Dieser Widerspruch steht in BaWü weiter auf der politischen Tagesordnung, abgelehnte Petition hin oder her. Die Alternative für das anspruchsvolle Training ins Ausland zu fahren, ist erstens für den Nachwuchs illusorisch und kann zweitens auch nicht im Sinne des Leistungssport-Landes Baden-Württemberg gewollt sein.“
Link zu dem Blog von Erhard Goller:
http://acrossthecountry.net/