Da kommt einiges zusammen. Retro auch, aber vor allem auch die Herstellungs- und spätere Entsorgungsproblematik. Ein Problem habe ich auch damit, dass sich etwaige Schädigungen nicht von außen beurteilen lassen und ein Bruch im allgemeinen absolut plötzlich und überraschend kommt. Im Zweifel muss man nach Sturz/Umfaller auf Verdacht tauschen. Finanzieller und ökologischer Nonsens. Gebraucht kann/sollte man Carbon-Teile eigentlich gar nicht ruhigen Gewissens kaufen, weil man die Vorgeschichte nicht kennt.
Mir scheint, Du bist da nicht besonders gut informiert...
1. Auch bei einem Alu-Lenker, der aus warm ausgelagertem Aluminium gemacht ist, kündigen sich Brüche nicht vorher an. Das Zeug hat nur eine Bruchdehnung von 4-5% (wenn man Glück hat). Wenn Du also einer dieser Menschen bist die auf Verdacht ihren Lenker tauschen, solltest Du das auch bei Aluminiumlenkern tun.
Bei Lenkern bin ich der Ansicht, ein Bruch darf auch bei krasser Überlastung auf keinen Fall vorkommen, weil dann akute Gefahr schwerer oder tödlicher Verletzungen besteht. Überdimensionierung ist also definitiv angesagt (und wird auch praktiziert).
2. Die Widerstandsfähigkeit eines Carbonlenkers gegen Sturzschäden halte ich für genauso groß wie bei einem leichten Alu-Lenker, wenn sie nicht sogar besser ist, weil das Material bei richtiger Konstruktion mehr flexen kann ohne zerstört zu werden.
Gutes Beispiel: Die Crashzellen der Formel 1 -Autos sind komplett aus Carbonfasern gebaut. Warum? Weil sie Energie abbauen können ohne dabei zu sehr ihre Form zu verlieren (was schlecht für die Beine des Fahrers wäre).
Der weit verbreitete Irrglaube "Carbon = spröde und bröselig" ist Quatsch. Es werden sogar Blattfedern aus Carbonfaser-verstärktem Kunststoff gebaut und in Autos verwendet (Chevrolet Corvette). Man denke auch an den flexenden Hinterbau vom Cannondale Scalpel.
3. Ökologie 1: Der Primärenergie-Bedarf für die Herstellung eines Aluminium-Bauteils ist viel höher als für ein Kunststoff-Bauteil. Bei der Gewinnung von Primär-Aluminium wird mehr fossiler Brennstoff weggehauen für die Elektrolyse, als in dem Carbonlenker überhaupt an Material drinsteckt.
Zitat aus Wikipedia: "werden pro kg Aluminium knapp 15 kWh Strom benötigt und rund 1,22 kg CO2 ausgestoßen"
https://de.wikipedia.org/wiki/Bauxit
Selbst recyceltes Aluminium schmilzt erst bei 700°C, es muss also immer noch eine ordentliche Menge Primärenergie reingesteckt werden (Die Heizöfen laufen elektrisch). Kunststoffe verarbeitet man dagegen bei max. 250°C, also bei ca. einem Drittel der Temperatur.
Dazu kommt, dass der Bauxit-Abbau alles andere als ökologisch ist, weil hier große Mengen Grundwasser mit Natronlauge verschmutzt werden.
Dann kommt noch eine kleine Menge Energie hinzu, um den Lenker farbig zu anodisieren, in einem alles andere als ökologischen Eloxalbad.
4. Ökologie 2: Die Recycling-Möglichkeiten für Verbundwerkstoff-Bauteile sind eigentlich recht gut. Man kann die Teile schreddern und als Kurzfasern wiederverwenden, oder man verbrennt das Material um damit andere Prozesse zu befeuern (beliebt: Zementindustrie, Kraftwerke...).
Ich verstehe diese Abneigung der Ökos gegenüber Kunststoffen nicht. 97% der fossilen Rohstoffe auf diesem Planeten werden direkt verbrannt. Aus den übrigen 3% macht man Kunststoff. Wenn man den lange genug genutzt hat, kann man ihn getrost auch verbrennen, statt noch weitere Energie in die Wiederverwendung zu stecken.
Leider ist die Realität nicht so schwarz-weiß. Die Aluminium-Industrie schmückt sich mit ihrer Recycling-Quote und verschweigt dass sie einen sehr hohen Energie-Verbrauch hat, und die Ökos verteufeln alles was Kunststoff heißt weil es ja künstlich ist, und damit das Gegenteil von natürlich. Fakt ist, ohne Kunststoffe wäre unsere Welt wesentlich unökologischer und wir alle früher tot (wegen schlechter Hygiene).