Nächste Runde, diesmal standesgemäss mit dem Mountainbike.
Wenn ich die Wetterdienste meines Vertrauens checke, sagen die die ganze Zeit Gewitter an. Gefühlt gewittert es dann doch nie. So auch gestern Freitag: Meteo Schweiz spricht von starker Gewitteraktivität in der Nacht auf Samstag, die Regenradarprognose unterstützt dieses Schwarzmalen. Also such ich mir ein Hüttchen als Ziel bevor ich losfahre. Dank
diesem neu entdeckten Tool geht das ganz einfach.
Guten Mutes Radle ich also am frühen Nachmittag los, überquere die Ebene vor dem Haus und bin nach 10km am ersten Berg. Während ich so hochkurble, hör ich einen Elektromotir hinter mir. Ich muss mich nicht mal mehr umdrehen, so deutlich ist das E-Bike zu erhören. Ich plausche etwas mit dem Besitzer, der so schnell am Feierabend eine für Muskelkraftbiker absurde Tour vor hat, aber gut. Und dann bin ich wieder allein. Hinter der Pfifegg folgt das Rinderweidhorn und dann geht's runter auf die Sattelegg. Ich nähere mich langsam den richtigen Bergen.
Nach einem ersten enttäuschenden Test schlägt sich der Thule jetzt prima.
Spontan such ich mir auf dem GPS eine Abfahrt runter nach Eutal. Sie wäre eigentlich auch ok, wenn ich nicht alle 10m Zäune öffnen und schliessen müsste. Am Sihlsee ist dann erst mal wieder fertig mit Mountainbiken. Ich schnall den Rucksack auf den Thule und mach mich auf die Suche nach einem Laden, denn zum Einkaufen hat die Zeit zu Hause nicht mehr gereicht.
In Unteriberg werde ich fündig. Weiter auf Strasse fahre ich hoch nach Oberiberg. Da finde ich auf der Karte einen Alternative zur Strasse. Zunächst geht's ganz ok aber steil den Berg hoch, doch dann quert der Weg ein grosses Moorgebiet. Auf etwa 2km Länge besteht er darum fast nur aus Holzbohlen. Immerhin: Hübsch anzuschauen ist die ganze Sache.
Auf der Ibergeregg biege ich nach Norden ab, um zu meinem Unterstand zu kommen. Für einmal habe ich keinen Stress und kann das Abendlicht geniessen.
Ich finde schliesslich auch mein Häuschen, bin aber etwas enttäuscht von der Grösse. Ich hab mir
sowas vorgestellt und stoss dann auf ein Minihäuschen, wo ich noch basteln muss, damit die Bank genug breit wird und ich überhaupt auf ihr schlafen kann.
Aber was will ich klagen? Ich hab ein Dach überm Kopf, eine Feuerstelle für mein Steak und einen Aussichtspunkt, von dem aus ich dem Einnachten zuschauen kann.
Die Gewitter in der Nacht bleiben aus. Dafür regnet es beim Aufstehen. Also lass ich es gemütlich angehen und koch mir erst mal Pancakes.
Es hört auf zu regnen, die ersten Wanderer spazieren an meiner Behausung vorbei und auch ich mach mich auf den Weg. Ich hab bemerkt, dass ich direkt neben dem Grossen Mythen genächtig habe, allerdings hab ich ihn durch den Wald nicht so richtig gesehen. Das will ich jetzt nachholen und fahr darum auf die Rotenflue hoch. Da sieht man ihn in seiner ganzen Pracht - zumindest nachdem sich der Nebel verzogen hat.
Der Berg wurde auch schon befahren. Es heisst, dass der Schlaumeier, der seine Befahrung mit diesem Video öffentlich gemacht hat, dafür gebüsst wurde und - weil er die Busse nicht bezahlen wollte - für zwei Tage im Gefängnis war.
Ich fahr drum lieber in die andere Richtung. Mir schwebt eine Umrundung des Ybriger Talkessels vor. Zunächst geht's unbarmherzig steil und auf schlechtem Untergrund den Berg hoch.
Dabei nähere ich mich immer mehr den richtigen Bergen.
Ich selber bleibe aber die ganze Zeit mehr oder weniger im grünen Bereich.
Was aber nicht heisst, dass ich nicht auch ein paar Höhenmeter sammle. Von der Bergstation des Skigebietes Hoch Ybrig bietet sich mir dieser eindrucksvolle Tiefblick nach Muotatal:
Bis hierher gab es kaum Überraschungen. Der nächste Bitz ist dafür eher geeignet. Es folgt ein längerer Singletrailabschnitt. Da weiss man nie so recht, ob das gut kommt oder nicht. Es kommt sosolala. Zunächst geht es gestuft aufwärts. Wenn ich die Karte etwas ausgiebiger studiert hätte, hätte ich das gewusst. In den Flachstücken ist das fahrbar, die ansteigenden Teile sind unfahrbar.
Dann geht's gestuft abwärts. Das ist meist fahrbar und ich freue mich über ein paar gemeisterte Schlüsselstellen.
Nach diesem Trailintermezzo beschliesse ich, noch ins Sihltal rüberzufahren - obwohl das auf der Karte unfahrbar aussiet. Kurz bevor ich auf dem Pässchen bin, blicke ich zurück und sehe, womit ich mich die letzten 2.5h beschäftigt habe.
Der Zacken ganz rechts ist der Grosse Mythen. Anschliessend hab ich mich im Gegenuhrzeigersinn um den Talkessel rum gearbeitet. Die erste Menschenseele habe ich erst hier auf dem Strässchen getroffen.
Der Abstieg ins Sihltal ist unfahrbar. Quod erat demonstrandum. Zumindest die ersten 250hm. Zu steil, zu stufig, zu lose. Immerhin hat's Blüemli.
Dann geht's besser und ab Untersihl ist der Weg gut um Schuss. Nicht unbedingt für Mountainbikes ausgelegt - aber fahrbar.
Unten noch etwas ausrollen und nach vier Stunden Einsamkeit treffe ich als erstes auf einen Golfplatz mit einem vollen Parkplatz. Ich finde auch Wasser, um mir ein bescheidenes Mittagsmahl zu kochen und überleg mir, wie ich wohl am besten nach Hause komme. Idealerweise so, dass ich noch Wochenendeinkäufe tätigen kann, bevor die Läden schliessen.
Biketechnisch folgt nun nicht mehr viel. Ich fahr wieder vor zum Sihlsee.
Dann erkunde ich einen neuen Weg auf die Sattelegg und hol mir beim Runterfahren doch tatsächlich einen Platten. So wird's noch eng mit dem Einkaufen, aber es klappt.