Cottische Alpen (Westalpen) Cross 29.09.-05.10.2009

für die paar hundert meter alpinisteig lohnt es sich nicht wirklich, die technisch langweilige ligurische gks in kauf zu nehmen, es sei denn, man kennt sie nicht und ist begeisterer tourenbiker.
Nur technisch langweilig? Ab ~1 km nach Passo Gouta war das eine Strecke, die ich als gefühlte 15 km Bachbett abgespeichert habe - aufgelockert durch Pistenreste in verfallendem Zustand. Es war schlicht vollkommen spassfrei. Vielleicht ist ja die westliche Variante über Testa d'Alpe unterhaltsamer.
 
@3cinos
Warum empfiehlst du Pso Cialancia und Col Abries? Kennst du diese Übergänge? Der Col Abries geht mir irgendwie nicht aus dem Kopf und der Thuras reizt mich nicht so wirklich. Das wäre also eine sinnvolle Alternative.
Mit deinem Vorschlag könnte man die Tour auch direkt in Perosa Argentina starten (Assietta kenne ich schon).
 
hallo 3cinos,
wir fahren dieses jahr eine 2-wochen-rundtour in der Gegend (Paradiso/Cottische/Grajische Alpen), bei der wir die übergänge, die wir noch nicht kennen, einbauen. Die bekannteren Pässe kennen wir schon.
Deshalb folgende Fragen:
kann man vom Chisone-tal aus, von Roreto direkt über den COL CLAPIER, 2010 m nach Perrero rüber statt über Perosa argentina?
Wie ist der übergang vom Pso cialancia weiter über den PSO DEL ROUS, 2.830 m nach torre pelice?
Wie ist die Verbindung von süden her von Villanova über PSO GIULIAN, 2451 m nach Ghigo?
und dann der weiterweg über den PSO LONGIA, 2902 m ins valle argentera?
ist jemand schon mal von Bonneval bzw. sentiero balcon über den COL DI CARO, 3109 m ins Paradiso? Infos von A. Zahn habe ich.

schöne Grüße

VO
 
Den Passo Longia hat Stuntzi glaub ich mal unter die Reifen genommen, da findest du über die Suchfunktion auch was.
Stuntzi ist aber von West nach Ost, kam also aus dem
Valle Argentera. Nach seinen Bildern zu urteilen ist das die bessere Richtung, aber was heißt das schon.
Den Giulian hat er im Anschluss ebenfalls genommen, wenn ich mich recht erinnere. Natürlich Nord-Süd. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
 
@Fubbes
wir sind 2014 u. a. von Villanova > Col Giulian > Tredici Laghi > Pso Rous > Pso Cialancia > Capp Envie > Col Balma > Ghigo > Col Abries > Abries.
Von Perrero geht bis ca. 2400 eine Fahrstr. hoch - die 250Hm bis zum Pso Cialancia sollten kein Problem sein. Wir sind (leider) zum Capp Envie über den Höhenweg. War 95% schieben. Der 205er über dir Tredici Laghi sind zwar ein paar HM mehr, m. E. aber kpl. fahrbar. Capp Envie > Col Balma schöner Trail S2/S1. Wegen Einbruch der Dunkelheit sind wir über direkte Pfade (für uns unfahrbar, nicht in der 1:50 000 eingezeichnet) runter zur Forststr. und dann nach Ghigo. Geplant war ab Col Balma der 205er nach Prali Villa. Vom Capp Envie gehen auch Wege nach Ghigo.
Ghigo > Col Abries bis H2150 angenehme Bergfahrt auf Erdstr.. Ab hier bis 2450 u. a. 3 Rampen > 20%. Rampe 2+3 in Teilen wegen Untergrund nicht fahrbar. Zusätzliche Hm wegen Gegenanstiege. Von H2450 zum Col Abries 230Hm im steilen Wiesengelände schieben/tragen. Wir haben in Summe ca. 500HM/3km geschoben. Ab Col Abries > Abries Flow-Trail S1/S2.
M. E. für S2-Tourenfahrer empfehlenswerter Übergang.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke.
Ganz rund ist diese Variante leider nicht.
Bei einem Start in Perosa Argentina würde das eine sehr harte erste Etappe. Aus dem Valle Germanasca sind es dann 2.000 hm bis zum Cialancia und viele KM. Eine Übernachtungsmöglichkeit, die diese Anfahrt verkürzen würde, sehe ich nicht. Oder kann da jemand was vorschlagen?
Und dann muss man noch runter nach Ghigo. Dort konnte ich ein Hotel ausfindig machen.
 
Ja, Hotel delle Alpi, und ja, ich ich bin "dort", wobei meine Planung bisher in Oulx startet und via Chaberton (muss sein, siehe Cottix von Tobsn am Anfang des Threads) und Thuras nach Abries geht. Cialancia ist nur eine alternative Möglichkeit, die ich verfolge. Ach ja, bei mir wird es eher Mitte Juli, also vor den Sommerferien in Rheinland-Pfalz.
 
Sodele, nach meiner Rückkehr auch mal ein bisschen Feedback zum Cottix. So ganz unbedarft bin ich ja auch nicht :)
  • Prolog: Anreise: 10h Autofahrt über den Gr. Skt. Bernhard, Übernachtung Hotl Chez Toi in Oulx, zu empfehlen. Parkplatz für eine Woche nur 200m entfernt.
  • 1. Tag: Chaberton: Wirklich albern, diesen während eines Alpencross zu machen. Da verschießt man ja schon am ersten Tag alles Pulver. Aber! Ich war oben! Moretti inklusive. Bild gibt es zwar, aber ich sehe nicht sehr glücklich aus :)
    Übernachtung im Posto Tappa war sehr schön.
  • 2. Tag: Col Thures: Aufstieg landschaftlich toll, bis zum Bivaco fast alles fahrbar, danach kurzes Schiebe/Tragestück. Die Abfahrt taugt leider im Vergleich zum Malrif überhaupt nix. Landschaftlich langweiliger und am Anfang steile enge Wiesenkehren, für mich unfahrbar. Später dann mehr Fahrstücke. Dafür ist der Aufstieg wesentlich leichter als zum Malrif.
    Übernachtung im Gite de la Monta sehr einfach aber zweckmäßig.
  • 3. Tag: Col Vallanta: Ich war auf das Schlimmste vorbereitet, wenn man das Forum so verfolgt. Vielleicht fand ich den Pass deshalb eher einfach. Tragen ja, aber nicht besonders steil. Zumindest über den Weg am Rifugio vorbei. Habe besonders den Malrif (schon 5 Jahre her) als unangenehmer in Erinnerung. Etwas lästiger war dann die Querung zum Losetta. Aber die Abfahrt nach Ponte Chianale entschädigt mit dem nötigen Flow. Wenn man dann noch unterhalb des Stausees auf den schmalen Schotterweg ausweicht, erwarten einen noch einmal zig Kilometer High-Speed-Abfahrt bis Sampeyre.
    Übernachtung im Hotel Alte Alpi gefiel mir am wenigsten von allen, es gab aber auch starke Konkurenz.
  • 4. Tag: Col Sampeyre und die Querung über Palent: Abfahrt vom Col über den Trail nach Bassura ist großartig! Leider macht die abendliche Knorzerei hinter Palent den guten Eindruck wieder zunichte. Trail hin oder her, das ständige Auf und Ab nervt einfach nur. Insgesamt wurde es uns dann von den Höhenmetern auch zuviel. Wenigstens waren wir noch rechtzeitig zum Abendessen in Vernetti.
    Mein Tip für entspanntes Reisen: ab Basura die Straßenauffahrt nach Vernetti. Spart 500 hm.
    Übernachtung im Ceaglio: Muss man mal erlebt haben, unvergleichlich in den Alpen. Da passt auch der höhere Preis. Beim Abendessen sind wir fast geplatzt und ich habe das erste Mal Wachteln gefuttert.
  • 5. Tag: Gardetta und Rocca Brancia: Nach den Erfahrungen von Tag 4 wurden wir skeptisch ob der Streckendaten. Der Inventar-Schweizer vom Ceaglio riet uns ebenfalls zur Standardroute hoch zum Colle d'Esischie and dann über die Hochebene, was wir dankend annahmen. Die Abfahrt vom Rocca Brancia durch das Valle di Servagno war spitze. Wenn ich bedenke, dass wir da wieder 600 hm hätten hochschieben sollen, hätten mich meine Begleiter gekillt.
    Übernachtung: Dunstkreis Osteria della Pace. Da die Osteria voll war, sind wir über lokale Beziehungen in einem super Appartment gelandet. Essen bis zum Abwinken im Lokal und Frühstück in der Osteria.
  • 6. Tag: Bassa Druos: Aufstieg Colle della Lombardia ist ein unlgaublicher Schlauch, besonders bei Temperaturen jenseits der 30 Grad. Den anschließende Weg zur Bassa Druos hatte ich mir auch kürzer vorgestellt. Ziemlich flach geht's da nach oben, Tragepassage inklusive. Dann hatten wir das Pech, dass uns genau oben ein Gewitter ziemlich nahe kam und wir in die Kaserne flüchten mussten. Abfahrt bei Nässe? Geht! Und zwar sehr gut. Aber sie ist lang, sehr lang. Die Meinungen sind dazu ja sehr verschieden. Ich fands interessant, nochmal muss ich da aber nicht hoch.
    Übernachtung: Leider etwas fummelig, da Samstag. Mit lokaler Unterstützung aus Valdieri ergattern wir noch einen Hotelplatz in Entraque und dürfen noch mal 5 km radeln, bis wir um 20:30 endlich unser Zimmer beziehen. Wieder ein Tag mit vielen, vielen Höhenmetern.
  • 7. Tag: Col Goderie, Col Tenda: Nun folgen wir Stuntzis Spuren. Außer dem sonntäglichen Touristengemetzel in Limone und am Tenda eher eine Zubringeretappe, die natürlich jede Menge Schweiß und Höhenmeter bietet. Die Kammstraße nervt mit dem Auf und Ab mal wieder.
    Übernachtung: Rif. Don Barbera: Sehr alpin gelegen und modern, hat mich gewundert. Kann man nur empfehlen, vielleicht nicht gerade Freitag oder Samstag. Bei uns war es leer.
  • 8. Tag: Abfahrt nach Osten Richtung Tanaro-Tal. S1 bis S4. Meißt S1, also weitgehend fahrbar. Der Rest ist Asphalt bis zum Col Melogno. Von dort steigen wir in die Abfahrttrails nach Finale ein. Fast wie auf dem Flowtrail in Stromberg .... nur 10 mal so lang und stellenweise richtig fies. Meine Welt sind diese gebauten Wege nicht unbedingt, aber man kann sowas mal mit machen. Irgendwann reicht es und der Rest bis runter ist wieder Asphalt.
    Fazit: Tolle Abschlussvariante, wenn man schon in Verntimiglia war, oder die lange Kammstraße nicht fahren möchte, und keine Asphaltphobie hat, oder einfach mal nach Finale will.
  • 9. Tag: Rückreise mit Bahn nach Oulx unproblematisch: 5h. Danach wieder 10h im Auto. Ankunft zu Hause: 1 Uhr nachts.
Ich denke von den Höhenmetern pro Tag war es meine anstrengenste Tour. Da die langen Auffahrten aber immer auf Asphalt waren, gab es trotzem keine Zeitprobleme (von Valdieri mal abgesehen, aber da war das Wochenende und das Gewitter Schuld).
Ich kann die Tour genau so weiterempfehlen wie von mir beschrieben, also ohne den Palent-Schlenker nach Vernetti und mit Gardetta-Standard-Route.
Meine 2010er Strecke fand ich dennoch einen Tick interressanter. Da waren ein paar echte landschaftliche und Trailhighlights dabei: Malrif, Col de la Noire, Ubaye, Mallemort, Sabbione. Außerdem ist die erste Ankunft am Meer wahrscheinlich beeindruckender.

Ausführlicher Bericht wahrschleinlich zu Weihnachten.

Grüße,
Daniel
 
Hallo Daniel,

da haben wir fast die gleiche Route gehabt (incl. Palent-Schlenker, den ich auch nicht mehr machen würde !!)

Ich bin vor dem Tenda über den C. Arpiola - auch keine unbedingte Empfehlung.

Welcher Trail war denn das vom Kamm Richtung Osten ins Tanaro- Tal ??
Ich glaube da hat's schon noch einige Perlen von da oben runter !!

Gruß, freue mich schon auf den ganzen Bericht !

Alex
 
Fubbes Bericht gibt mir den Anstoß, hier auch über unsere Tour zu berichten. Wir starteten zu zweit einen Tag früher als er, gern hätten wir uns getroffen, aber es sollte nicht sein. Anreise am 11.07. nach Oulx. ÜN/Frühstück im B+B Edelweiss ein paar Radlminuten vom Bahnhof. Sehr nette Zimmerwirtin, ganze FeWo für uns. Wir durften unser Auto die Woche über im schattigen Garten parken, klare Empfehlung.

1. Tag: Oulx – Fenils – Mt. Chaberton – Claviere – Sagna Longa – Col Bourget – les Fonds

Macht der Chabbi als AX-Tourauftakt Sinn ? Muss jeder selber für sich entscheiden. Er stand halt da und wir wollten rauf… Nachdem ich zugegebenermaßen gerne die These geglaubt habe, wir wären mittags oben (ok, manche essen eben erst um 3) und die Bude in Sagna Longa nicht so verlockend schien, wurde doch les Fonds als Etappenziel festgelegt.

Aufgrund des lockeren Wegbelages und der Steigung haben wir schon deutlich vor dem Sattel geschoben, danach sowieso. Oulx bis Gipfel: 7:30 bis 15:00 Uhr mit Pausen. Grandioser Fernblick, die Reste der Stellung sehr imposant. Runter bis auf ein kurzes Stück nach dem Sattel alles fahrbar bis Claviere (1:20 Std. Abfahrt). Dort die schlechtesten Panini unseres Lebens verdrückt und auf nach Sagna Longa. Sentiero Balcone mit schönen Talblicken bis Sestriere. Danach auf einer Hütte noch Birra con Sprite konsumiert und am Lago Nero vorbei Richtung Col Bourget. Angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit beinahe vergessen, die Wiesentrails Ri. le Bourget zu würdigen, dann noch ein Stück Teer nach les Fonds. Ankunft 20:30 Uhr, harter Einstand, aber geschafft. Sehr freundliche Bewirtung, uriges Dörfchen, gutes Essen.

2. Tag: les Fonds – Col de Malrif – Abries – Aguilles – St. Veran

Primär schieben und tragen zum Malrif, wieder beste Fernsicht und ein unschwieriger Trail nach unserem Geschmack. Glasklares Wasser im Le Grand Laus. Nach Aguilles den Forstweg, auch um nicht nach Ville Vieille runter zu müssen. Richtung St. Veran schlug die Nachmittagshitze nochmal zu und wir kamen froh in der höchstgelegenen Gemeinde Europas an.

3. Tag: St. Veran – Col de la Noire – Ubaye-Tal – Fouillouse

Warum wird die Straße Richtung Rif. de la Blanche gewässert ? Eine Bockerlbahn, wie in Touristenorten bekannt, shuttelt die Wandersleut die halbe Strecke rauf und die soll es wohl nicht einstauben. Vom Rif. Blanche war alsbald tragen angesagt, was die franz. Wanderer mit einer Mischung aus Respekt und Mitleid zur Kenntnis genommen haben (O-Ton: „you are crazy“ – wer will da schon widersprechen ?). Nach dem Col de la Noire vorbei am gleichnamigen See runter durch die beeindruckende Weite des Ubaye-Tales. Fotostop am Fliegerwrack. Bis Maljasset eine ganz schöne Strecke, aber nie langweilig. Irgendwo dazwischen kam mir noch das frisch erworbene Know-How aus einem Aufklärungsvideo über Herdenschutzhunde zu Gute, das neulich erst im Forum eingestellt wurde. Drei gegen einen ist aber auch unfair und glücklicherweise war das Gelände so offen, dass wir mit gelangweiltem Blick einen großen Bogen um die Herde ziehen konnten. Respekteinflößende Erfahrung. Als in Maljasset ein Päckchen Rennradler auflief, war klar, dass das nächste Stück bis zur Pont du Chatelet schneller zu bewältigen wäre. Dafür forderten die letzten hm nach Fouillouse wieder ihren Tribut in Form von Sturzbächen aus Schweiss. Gemütlicher deutsch-französischer Abend in der Gite.

4. Tag: Fouillouse – Col du Vallonet – Col de Mallemort – Col de la Gipiere d’Oronaye – Colle di Roburent – Colle della Scaletta – Passo del Escalon – Passo Gardetta – Rif. Gardetta

“Der längste Tag” blieb zwar immer noch der erste, aber wenn es einen gefühlten längsten Tag gäbe, war es dieser. Schrecksekunde nahe Plate Lombarde: mitten aus dem flowigsten Wiesentrail steht ein angespitztes Rundeisen heraus, m.E. Kriegsrelikt, keine absichtliche Bikerfalle. Den Reifen wär‘s bei Kontakt jedoch egal gewesen, glücklicherweise kam es nicht dazu. Caserme de Viraysse war auch so ein to do auf unserer Liste, das Gipfelfort haben wir uns angesichts des noch bevorstehenden Tagwerkes gerne geschenkt. Auf halber Höhe über Larche ostwärts. Der halbhohe Wanderweg war ziemlich zugewachsen, weiter oben wäre man noch bequemer rüber gekommen. Jetzt Richtung Lac de l’Oronaye, immer fest den nächsten Sattel im Blick, dahinter liegt sicher der See – oder hinter dem nächsten ? – gut, dann eben nach dem nächsten !! – Verflxxxt, wann kommt endlich mal der erste See !!! Mit dem langersehnten Anblick beruhigte sich auch das Bikergemüt wieder und der Colle di Roburent wurde etwas entspannter in Angriff genommen. Der Lac di Roburent liegt noch etwas schöner und nun war wieder Tragen zum Colle Scaletta angesagt. Diese Etappe lief überraschend zügig und die Abfahrt vom Passo Escalon war teilweise fahrbar, teilweise aber zu steil/zu lockeres Geröll/zu verblockt. Den gta zum Passo Gardetta kannte ich nicht, die 500 hm haben wir überwiegend getragen. Auf dem Rif. Gardetta kamen wir um halb acht an und wurden als einzige Gäste viergängig bekocht. (Ich würde nicht nochmal so fahren (sagte ich wirklich „fahren“ ?), aber gemacht ist gemacht).

5. Tag: Rif. Gardetta – Passo Rocca Brancia – Servagno – Sambuco – Pratolungo – St. Anna di Vinadio

Nach 2008 wollten wir nochmal über den Rocca Brancia, die Auffahrt finde ich beeindruckend, die Abfahrt über Servagno ist auf weiten Strecken fahrbar. Bereits am Vortag haben wir beschlossen, dass wir nicht wie 2013 zum Passo Tesina rauftragen, nur um diesmal vielleicht den Schlenker über die Lagi Lausfer mitnehmen zu können, sondern uns einen „gemütlichen Teerauffahrtstag“ einbauen. So kamen wir früh in St. Anna an und beim Telefonat mit der Heimat waren wir auf der Webcam vor der Kirche zu besichtigen. Wir waren jetzt das dritte Mal in St. Anna, für mich ein besonderer Ort.

6. Tag: St. Anna di Vinadio – Col de la Lombarde – Isola 2000 – Bassa Druos – Abstecher Ri. Lago di Claus – Rif. Casa di Caccia – Therme di Valdieri – Entracque – Trinita

Sogar die Schattenabfahrt vom Kloster bis zum Einstieg in die alte Lombarda-Passstraße ging mit etwas Zähnezusammenbeissen ohne Jacke. Das hatten wir noch nie: morgens in kurz auf 2.000+ aufbrechen und am Pass nicht alle Klamotten anziehen müssen, um nicht zu erfrieren, sondern das laue Lüftchen genießen. Kleine Stärkung in Isola 2000 und auf zum Bassa Druos. Auf dem Weg dorthin das einzige Schneefeld von rd. 20 Metern überquert – kein Vergleich zu 2013 !

Auch am Druos waren wir jetzt drei mal, das Valle di Valasco, die königlichen Reitwege, die Militärbauten, das Grün der Lärchen, das Braun der Felsen, das Blau der Seen fasziniert uns immer wieder. Angefixt von ein paar Panoramio-Fotos auf Google earth haben wir beschlossen, nach dem Lago di Valscura zum Lago di Claus rüberzumachen und von dort aus den Weg zum ehem. Jagdschloss runter zu nehmen. Nachdem wir die zusammengepuzzelten Steinwege befahren hatten und den Blick Richtung Lago di Claus und den Steig im Steilhang richteten, war uns klar, dass das keine gute Idee sei. Also in einer guten Viertelstunde zurück zum Lago di Valscura und auf dem Normalweg nach Therme di Valdieri. Gemütliche Gite in Trinita mit einem Wirt, der mit hungrigen Radlfahrern gut umzugehen wusste.

7. Tag: Trinita – Colle delle Sabbione Ovest – P. de Peyrefique – Fort de la Marguerie – Colle di Tenda – Col della Boaria – Colle dei Signori – Rif. Don Barbera

“Das Tal der Fliegen” hat es Herr Zahn mal genannt und so hatten wir es aus 2008 auch in Erinnerung, diesmal war es aber nicht tragisch. Auch keine Herden mit zugehörigen Schutzhunden, trotz Warnschild am Talanfang. Das Vallone del Sabbione zieht sich, ist aber sehr schön und bis auf eine Wandererbegegnung blieben wir den Vormittag unter uns. Am Colle aufgesessen und zügig ohne Feindkontakt das nächste Stück im Mercantour-Park durchmessen. Bald naht das Fort Central und der Blick auf die Tenda-Südrampe. Im Chalet de Marmotte unter dem Pass war dank Wochenende und super Wetter die Hölle in Form von verstaubten Enduropiloten, Quad- (wer hat so was eigentlich erfunden?) und Jeepfahrern los, was nichts Gutes für unseren nächsten Abschnitt auf der Ligurischen Richtung Don Barbera erwarten ließ. Erst mal ordentlich futtern, dann geht’s weiter. Wir wurden zwar von einer Anzahl motorisierter Bergliebhaber überholt und in den Kurven lag mehlfeiner Staub teilweise mehrere Zentimeter dick, aber das Gros war gesittet und fuhr langsam vorbei. Trotzdem sieht man auch dank Schweiß und Sonnencreme irgendwann wie ein grau paniertes Schnitzel aus. Auf dem Weg zum Rifugio waren noch einige Steigungen zu bewältigen, aber den Belag hatte ich deutlich grober in Erinnerung, hier wurde ausgebessert. Dafür zahlen Motorräder 10 EUR und Jeeps 15 EUR. Die Karstlandschaft und die weiten Blicke beeindrucken uns wieder. Über uns zogen sich zwischenzeitlich immer schwärzere Wolken zusammen und einige Tropfen ließen nichts Gutes erwarten. Der Wind war uns aber wohlgesonnen und blies das Gewitter wohl zu Fubbes am Bassa Druos, so dass wir trockenen Hauptes im Don Barbera einliefen. Am Wochenende ist die Hütte immer gut belegt, diesmal waren wir „nur“ zu zwölft in Raum 1. Wenigstens nur Biciclisti.

8. Tag: Rif. Don Barbera – Passo Tanarello – Passo di Collardente – Rif. Monte Grai – Rif. Allavena – Colla Langan – Pigna – Isolabona – Dolceacqua – Ventimiglia

Heute haben wir uns wieder einen frühen Aufbruch vorgenommen und saßen um viertel nach sieben im Sattel, noch keine Spur von den motorisierten Zeitgenossen. Um 9 Uhr lag der Passo Tanarello hinter uns und immer noch kein Fahrzeugkontakt. Erst Richtung Monte Grai ein paar zwei- und vierrädrige Staubaufwirbler. Eigentlich waren wir heute motiviert, die Alta Via bis zum Schluss durchzuziehen, nachdem wir vor zwei Jahren ziemlich Zeit im Alpinisteig gelassen hatten und nach Hagelwetter vom Gola di Gouta abgefahren sind. Als wir aber weder am Rif. Monte Grai noch am Brunnen am Einstieg zum Alpinisteig noch Wasser fanden, haben wir kurzerhand das Ende der Hochtour beschlossen und sind über das Rif. Allavena ins Tal. Am Colle Langan dann nochmal Grübeln: Die Straße Richtung Pigna ist gesperrt (2008 als Teerabfahrtsorgie in Erinnerung), scheinbar schon eine ganze Weile. Die Umleitungsempfehlung sah auf der Karte wenig einladend und sehr höhenmeterträchtig aus, also riskieren. Dass ein belgischer BMW wieder zurückkam, beruhigte dabei nicht gerade. Erst ein entgegenkommender Rennradler ließ die Hoffnung keimen, dass es mit dem Rad ein Durchkommen gibt. Durch heftige Unwetter (ich meine, vor etwa zwei Jahren) ist die Straße an mehreren Stellen halbseitig abgerutscht und die Reste der Geröllabgänge sind noch nicht beseitigt. Die Wiederherstellung dürfte schwierig und teuer werden. Jetzt noch die letzten Kilometer im heißen Gegenwind dem Meer entgegen und um 15 Uhr steht auch das Finisherfoto zwischen den Badegästen, denen wir es nach dem check-in gleichtun werden.

Rückreise: Aufgrund stark ausgedünntem Tendabahn-Fahrplan diesmal: 6:46 Uhr Ventimiglia-Savona, Savona-Torino P.N., Torino P.N.-Oulx. Ankunft am Auto nach 13:30 Uhr, Abfahrt gegen 14:00 Uhr, Ankunft 21:30 Uhr near Monaco di Baviera.

Bis auf überdurchschnittlich viele Reifenpannen, einen festen Bremskolben beim Belägewechsel und eine gelockerte Dämpferwippenschraube (erst zu Hause festgestellt) eine problemfreie Tour bei bestem Wetter in beeindruckender Umgebung. Gerne wieder. Fotos dazu: http://fotos.mtb-news.de/s/76471?page=1
 
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Hallo Daniel,

da haben wir fast die gleiche Route gehabt (incl. Palent-Schlenker, den ich auch nicht mehr machen würde !!)

Ich bin vor dem Tenda über den C. Arpiola - auch keine unbedingte Empfehlung.

Welcher Trail war denn das vom Kamm Richtung Osten ins Tanaro- Tal ??
Ich glaube da hat's schon noch einige Perlen von da oben runter !!

Gruß, freue mich schon auf den ganzen Bericht !

Alex
Vom Don Barbera nach Osten gibt es nur einen Weg, über Gola della Chuisette. Auch Stuntzi hat den schon beschrieben: http://www.mtb-news.de/forum/t/heraklix-von-kreta-zum-gardasee.396385/page-176
Ganz so flowig, wie es bei ihm rüberkommt, ist es aber nicht. Man muss immer mal wieder unterbrechen und kurz schieben. Ist aber trotzdem ganz nett.

C. Arpiola sagt mir nix.
 
5. Tag: Rif. Gardetta – Passo Rocca Brancia – Servagno – Sambuco – Pratolungo – St. Anna di Vinadio

Nach 2008 wollten wir nochmal über den Rocca Brancia, die Auffahrt finde ich beeindruckend, die Abfahrt über Servagno ist auf weiten Strecken fahrbar. Bereits am Vortag haben wir beschlossen, dass wir nicht wie 2013 zum Passo Tesina rauftragen, nur um diesmal vielleicht den Schlenker über die Lagi Lausfer mitnehmen zu können, sondern uns einen „gemütlichen Teerauffahrtstag“ einbauen. So kamen wir früh in St. Anna an und beim Telefonat mit der Heimat waren wir auf der Webcam vor der Kirche zu besichtigen. Wir waren jetzt das dritte Mal in St. Anna, für mich ein besonderer Ort.

Wir waren vom 12. bis 18. Juli auf der Zahnschen GTA2 unterwegs. Bildbericht folgt hoffentlich noch diese Woche. Wir haben auch in St. Anna di Vinadio übernachtet. Empfang und Zimmer voll okay aber das Abendessen stand für die größtmögliche kulinarische Fallhöhe im Piemont. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal bei einer Tour so einen - mit Verlaub - Fraß aufgetischt bekommen zu haben. Das war nah am Würgereiz. Auch die Wandergruppen um uns rum waren offensichtlich not amused. War es bei Euch in Ordnung?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das Abendessen hat gepasst. Risotto war sehr lecker, 2. Gang mit Geflügel Natur, Kartoffelgratin + Broccoli würde ich nicht als den Gipfel der Raffinesse bezeichnen, aber auch sehr schmackhaft. Das kantinenhafte, etwas kühle Speisesaalambiente regt die Sinne leider auch nicht an, aber ich will über die Infrastruktur auf 2.000+ wahrlich nicht meckern.
Ich würde aber zustimmen, dass man aus kulinarischen Gründen nicht nach St. Anna pilgern muss, das können die Rifugios und gta-Unterkünfte in der Region vielfach besser. Schade, dass es bei Euch gleich so übel ausfiel.
 
@Pedale
Im Prinzip ist das ja auch das, was ich vor 5 Jahren hatte, außer Rocca Brancia (also Teil von Tag 4) und Lombardia/Bassa Druos. Letzteres hätte ich damals schon mit nehmen können, aber ich wollte mal einen ruhigeren Tag und hatte da einen einfachen Übergang vom Val Stura nach Valdieri gewählt.
Aber ich stimme dir voll zu. Malrif, Noire, Ubaye und Malmort haben mir in Summe auch besser gefallen, als Col Thures, Vallanta, Col Sampeyre, Col d'Esischie. Die Gegend bei den erstgenannten ist irgendwie weniger touristisch, beeindruckender und hat auch weniger Straßenauffahrten.
Wenn man dann wirklich alle Highlights integrieren möchte, also auch Rocca Brancia, dann bleibt nur noch der Tag 4 von @mauntnmad :eek:

Ach ja, für die erste Westalpentour würde ich ab Susa den Assietta nehmen, nicht den Chaberton :)
 
Ja, die Wessis :daumen:
Die Route von mauntnmad scheint mir nah an Perfekt. Respekt auch für Tag-4!
Vielen Dank für ein Lob aus berufenem Munde !
Glücklicherweise ist ja immer alles subjektiv, was einem gefällt und was nicht, sonst würden alle das Gleiche machen.
Im Endeffekt war die Planung auch ein bisschen "Resteverwertung" von Tracks aus 2013, als wir von l'Echalp über Col Vieux Richtung Agnel sind und dann zum Col di Camoussiere und weiter zum Noire ins Ubaye-Tal wollten, was in der ersten Juliwoche schneebedingt gecancelt werden musste.

@Fubbes: ja, unser Westalpeneinstand lief von Susa über die Assietta nach Sestriere, dann über den Col Mayt nach Abries. "Schuld" war damals die 2007er Tour von @on any sunday :).

Mal sehen, was noch kommt. Gut, dass es auch hier im Forum immer wieder beeindruckende Inspirationen dafür gibt.
 
Servus mauntnmad und alle Chaberton-Fahrer,

wie war denn die Wegbeschaffenheit von Fenis bis zum Plateau?
2010 mussten wir vom gespaltenen Fels bis zum Col schieben. Der Rest war dann wieder im Sattel möglich.
Abwärts ging's für uns fast kpl.

PS: mauntnmad, schön das es dieses Jahr für Dich gepasst hat ...
 
Ich habe gut 1100 HM geschoben, das fing schon vor dem gespaltenen Fels an. Hinter uns kamen einige Mopeds, die es auch nicht alle bis zum Col geschafft haben. Steil, bröselig.
Ab dem Col nach ob zu fahren ist mir auch irgendwie nicht eingefallen, da hab ich wohl nicht aufgepasst :)
(und das, obwohl wir ohne Gepäck die letzten 500 hm hoch sind, da der dritte im Bunde auf den Gipfel verzichtet hat)
 
Bei uns in etwa das Gleiche wie bei @Fubbes. Vom Col aufwärts fahren - Respekt. Wir waren da schon im AX-Effizienz-Kräftesparmodus unterwegs :).

@3cinos : Vielen Dank, wir sind wirklich sehr zufrieden zurückgekommen. Kennst ja die Vorgeschichte(n), hoffe, ich bleibe jetzt wieder ein paar Jahre vom Verletzungspech verschont.
 
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