Da war es plötzlich wieder – das familienfreie Zeitfenster für eine Radausfahrt, zwar nur halbtags, aber immerhin.
@denis66 war dabei und für ihn habe ich noch jede Menge Neuland im Rad-Tourenpool. Sicherlich keine Trailorgien, dafür viel Gegend inside...
Und so entluden wir am späteren Vormittag bei Linz nahe der sächsisch-brandenburgischen Grenze die Räder aus dem KFZ – ok,ok, das geht durchaus auch mit dem Rad direkt von Dresden, aber in der Summe sind das dann immer über 100km – nene, erstens sollte es wie immer gemütlich werden und eben nur halbtags...
Gegen einen recht frischen Westwind rollten wir nach Schönborn,
um mal kurz die dortige alte Windmühle zu besichtigen. Das WWW schweigt sich über diese aus – hoffte ich so über eine evtl. Infotafel vor Ort irgendwas zu erfahren – nichts.
Naja, weiter am Ortsrand entlang mit Blick voraus zum Geldgeber der Gemeinde –
Kronospan Lampertswalde.
Wir bogen rechts ab in den Raschützwald, keine Ahnung ob es dort trailtechnisch was gibt (ich denke eher nicht) – deshalb etwas Heimatkunde: Namensgebend war ein Dorf vor rund 700 Jahren in der Nähe des heutigen Funkmastes, welches in Resten noch vor dem zweiten Weltkrieg zu finden war. In der ersten Maiwoche 1945 fand lt. offizieller Geschichtschreibung hier die letzte Offensive der Deutschen Wehrwacht mit immerhin 15km Verschiebung der HKL und hunderten Toten auf beiden Seiten statt...
Ganz nebenbei brannte der halbe Raschützwald durch die Kriegshandlungen ab. Die Aufforstungsmaßnahmen später beseitigten dann das erwähnte frühmittelalterliche Dorf vollkommen.
Zu DDR Zeiten bezog die NVA eine Raketenstellung im Forst. Die Reste davon sind einfach und wahrscheinlich noch lange zu finden.
Wir drehten nach dem Raschütz nördlich ab und steuerten der Landesgrenze auf dem Endmoränenrücken zwischen Frauenhain und Ponickau zu. Dort warf ich
@denis66 immer mal ein paar Äste in den Weg – jammerte er doch, dass er sein kleines Kettenblatt umsonst mitführte...
Ein Blick nach Norden zeigte imposant alte und neue Energiegewinnung...
auch die Reste der Schafbergschanze wurden nochmal beäugt – bald wird das Fragment wohl in sich zusammenfallen. Fast bissel schade für Sachsens nördlichste Schanze (soweit ich weiß).
Vom Südfuß des Kutschenbergs, welcher bekanntermaßen das Dach Brandenburgs darstellt, gab es nochmal einen Blick in die Westlausitz (mit richtigen Bergen).
Wir erreichten alsbald den Gipfel (200,6m über NN)
In den Gipfeldownhill schickte ich Denis vorsorglich mit eingefahrener Sattelstütze...
...macht sich auf dem doch recht steilen Skihang besser.
Die „Skihütte“ war wie bei jedem meiner Besuche recht verwaist – vielleicht sollte ich mal bei Schnee dorthin fahren.
Vorbei am Autocrossareal, welches seit den 1980er Jahren besteht und Denis völlig unbekannt war (ich meine das zumindest so ab und an im DDR-Fernsehen oder später gesehen zu haben) ging's nach Ortrand.
Ortrand gehört formal zu Brandenburg, laut diversen Karten gibt es aber auch Ortsteile, welche sächsisch sind (guckst du OSM oder auch Papier Sachsenkartographie). Ich finde immer wieder witzig das Ortseingangschild vor dem Fabriktor der „Ortrander Guss um Guss“
(aus meinem Fotorätselalbum rausgefischt - das orig. Bild ist irgendwo auf einem Festplattenbackup, keine Lust zu suchen. Sieht heute immer noch so aus wie 2007)
Nunja, immerhin ein Traditionsunternehmen aus der Gründerzeit. Amüsant das erste Gußerzeugnis nach Eröffnung 1887 – ein Reiterbildnis von Kaiser Wilhelm I.
Durch Kraußnitz führte uns der Weg wieder zurück nach Sachsen, und wir bogen auf den Graf-zu-Münster-Steig ab. Benannt nach den Herren des Linzer Schlosses, in welchem der letzte sächsische König Friedrich August III. auf dem Weg zu seiner Abdankung am 13.11.1918 in Guteborn, wo er angeblich den viel zitierten Satz: „
Nu da machd doch eiern Drägg alleene.“ sagte, nächtigte.
Wir drehten noch eine kleine Schleife über den Galgenberg, wo Denis dann doch ganz froh über sein kleines Kettenblatt war, um rechtzeitig wieder am Auto zu sein und blitzschnell via A13 wieder zurück in DD im Kreise der Familien das Restwochenende zu verbringen.