Der lastenfreie Lenker

Und beim Thema "lastenfreier Lenker" handelt es sich ja auch keineswegs um etwas Neues, von dem man nur auf aktuellen Fachtagungen etwas erfahren könnte -- ich weiß nicht ob's schon in der ersten Auflage drin war, in der zweiten vom McCormack/Lopes von 2010 wird es jedenfalls ziemlich ausschweifend erklärt, und das ist ja Grundlagenliteratur.

Das auf jeden Fall - aber der Begriff ist nicht unumstritten. Nicht nur bei den Amis ;) Bei der Guiding-Tagung im Juni gab es auch Coaches, die das anders sehen, überzeugt haben sie mich jedoch nicht. Auch wenn ich nicht "lastenfrei" sage, inhaltlich bin ich da bei Lee McCormack / DIMB etc.

Ride on,
Marc
 
@Marc B geht es da nur um die Begrifflichkeit bei den Differenzen, weil der lastenfreie Lenker ja nicht wirklich lastenfrei ist, wenn etwas aufliegt oder grundsätzlich unterschiedliche Techniken?
 
Inhaltlich. Wobei ich es für ein Missverständnis halte. Der Begriff gilt ja für die Grund- und Aktivposition (als Ausgangspunkt), doch natürlich gibt es situativ Ausnahmen, wo man Druck oder Zug am Lenker hat - daran stören sich die Kritiker wohl, aber an sich will ja niemand sagen das man "immer immer immer" einen lastenfreien Lenker oder "heavy feet, light hands" hat.

Zwei Quellen, die das inhaltlich anders sehen: Artikel pinkbike || Video GP ("leicht auf den Lenker abstützen, um Gewicht auch auf den Lenker zu verteilen")
 
Inhaltlich. Wobei ich es für ein Missverständnis halte. Der Begriff gilt ja für die Grund- und Aktivposition (als Ausgangspunkt), doch natürlich gibt es situativ Ausnahmen, wo man Druck oder Zug am Lenker hat - daran stören sich die Kritiker wohl, aber an sich will ja niemand sagen das man "immer immer immer" einen lastenfreien Lenker oder "heavy feet, light hands" hat.

Zwei Quellen, die das inhaltlich anders sehen: Artikel pinkbike || Video GP ("leicht auf den Lenker abstützen, um Gewicht auch auf den Lenker zu verteilen")
Die Strecke im Video hat viele Bodenunebenheiten und wenig (enge) Kurven. Die Kräfte kommen statistisch gleichermaßen von Vorder- und Hinterrad. -> mit heavy feet, light hands werden sie optimal über die Beine in den Rumpf geleitet. Würde man hier auf den Armen stehen, kann man statt dessen auch gleich mit dem Presslufthammer arbeiten.
Bei Kurven sieht das ganz anders aus. Die Kurvenführung hängt außer vom Paar Reifen-Untergrund nur noch von der Belastung des Rades ab, das die Kurve fahren soll. Das Hinterrad ist hier nur Nachläufer. Belastet man einmal fast ausschließlich das Hinterrad, rutscht das Vorderrad mangels Belastung sofort geradeaus. Es muss ja die Kräfte für das ganze System Rad + Biker aufbringen, aber das fast ohne Belastung. Belastet man fast nur das Vorderrad, hat man maximale Führungskräfte. Das Hinterrad muss nur noch für die eigene Seitenführung sorgen. Wenn die Kurve ein Anlieger ist, ist das alles Makulatur. Hier gilt natürlich heavy feet, light hands weil bei richtiger Schräglage Schwerkraft und Zentrifugalkraft sich zu einer Kraft senkrecht zur Fahrbahn addieren.
Bei Bergabstrecken haben wir zwischen den Aufstandspunkten und dem Tretlager einen Winkel. Steht man nun vorschriftsmäßig über dem Tretlager, ist irgendwann der Punkt erreicht, wo der Körperschwerpunkt über dem vorderen Aufstandspunkt liegt. Spätestens dann sorgt das kleinste Bremsen durch Stein, Wurzel oder Kuhle, dass man über den Lenker geht. Man muss also, um überhaupt bremsen (also die Geschwindigkeit kontrollieren) zu können, die Arme strecken, um den Körperschwerpunkt nach hinten zu positionieren. Und wer nimmt nun die Bremskräfte auf, die ja nicht die Richtung der Schwerkraft haben sondern senkrecht parallel zur Verbindungslinie der Aufstandspunkte verlaufen? Richtig, die Arme. Anders geht es nicht.

edit: Richtung korrigiert
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie gesagt, es geht um die Unterscheidung Ausgangsposition mit "heavy feet, light hands" / lastenfreier Lenker in der GRUNDPOSITION, also noch bevor man in sehr wellige Trailabschnitte oder rutschige Kurven fährt - es ist absolut klar, dass man für viele Situationen nicht stur nur ein Mantra befolgen kann, sondern angemessen reagieren muss. Da sehe ich das Missverständnis, welches sich leider häufig wiederholt ;)

P.S.: Ich habe immer mal wieder TN, die permanent mit viel Druck am Lenker fahren, weil ihnen das mal gesgat wurde, dass sie das so brauchen z.B. für Kurven. Ein krasses Aha-Erlebnis ist es dann, wenn sie merken, wie gut Ihr Bike unter ihnen arbeitet, wenn sie den Druck vom Lenker wegnehmen.
 
Ich denke das Problem ist mit die Begrifflichkeit. Wer "heavy feet, light hands" mit lastenfreier Lenker übersetzt hats einfach nicht geschnallt oder sollte ganz einfach beim Einrad bleiben.
Das ganze belasten / entlasten ist einfach Gelände abhängig und zudem sind Menschen keine Maschinen. Daher man kann Tips geben Dinge auszuprobieren, ob es für den Einzelnen optimal ist steht auf einem anderen Blatt. Wer meint es gibt jeweils nur die DIE Technik sollte das mit dem Lehren sein lassen.
 
...wer "heavy feet, light hands" mit lastenfreier Lenker übersetzt hats einfach nicht geschnallt oder sollte ganz einfach beim Einrad bleiben...

Das ist doch nur ein Schlagwort für ein Konzept, das ohnehin nicht mit vier Worten erklärt werden kann. Das gehört nicht auf die Goldwaage, sondern man sollte sich nur bewusst sein, dass mehr dahintersteckt. Dann ist ein stehender Begriff nützlich, auch wenn er nicht ganz passt.

Ist wie Quantensprung. Da erklären ein paar Schlaulis ja auch gern, dass damit wohl nur die kleinstmögliche Veränderung gemeint sein kann... :rolleyes:
 
Lastenfreier Lenker ist auch nicht das beste Wort finde ich ;) Zur Praxis: Geh mal zu einem Biker hin und sag ihm "belaste das Vorderrad per Druck auf den Lenker mehr" - schon bewegt er sich nach vorne und bleibt nicht zentral. Ich halte für schnelle Schotterkurven eine besonders tiefe Haltung mit eingedrehtem Körper und bei Bedarf Zusatzneigung aus dem inneren Armen für sinnvoller - so geht der Druck gut auf beide Räder und man kann flexibler reagieren.

Ride on,
Marc
 
Geh mal zu einem Biker hin und zeig ihm "eine besonders tiefe Haltung mit eingedrehtem Körper und bei Bedarf Zusatzneigung aus dem inneren Arm"... und dabei bitte nicht die zentrale Haltung verlieren und Druck gut auf beide Räder verteilen...

Meiner Meinung nach wird immer noch das Prinzip des lastenfreien Lenkers im falschen Rahmen angewendet. Dazu passt auch sehr gut folgendes Zitat von James Wilson:
"Light hands and heavy feet” is at best incomplete advice and at worst something that can make it harder to manoeuvre your bike.
 
Geh mal zu einem Biker hin und zeig ihm "eine besonders tiefe Haltung mit eingedrehtem Körper und bei Bedarf Zusatzneigung aus dem inneren Arm"... und dabei bitte nicht die zentrale Haltung verlieren und Druck gut auf beide Räder verteilen...

...ich glaube sogar das ich dir das ohne Probleme zeigen könnte ohne jetzt ein Fahrtechnik Spezialist zu sein :).
 
Ich glaube auch, dass ich Dir das ohne Probleme zeigen könnte. Allerdings geht es um Biker, die das (noch) nicht können.
Kurvenfahren und der lastenfreie Lenker haben auch nicht unbedingt etwas miteinander zu tun.

Mir geht es nur darum, dass der Begriff "lastenfreier Lenker" zu pauschal und mit zu großer Gewichtung verwendet wird.
 
"Belaste den Lenker" ist eine simplere Anweisung als Dein Beispiel Alpe ;) An Zielformen wie das komplette Programm für Schotterkurven etc. tastet man sich eh step by step mit der Zeit heran (man kann eh nur 1-2 Dinge bewusst beachten am Anfang).

"Lastenfreier Lenker" verwende ich so auch nicht, dennoch finde ich es wichtig, den Leuten bewusst zu machen, dass sie in der GP / AP auf den Beinen stehen sollen und sich nicht auf den Lenker stützen sollen. Denn in der Praxis ist das leider häufig der Fall (gerade wenn man Leute hat, die mit durchgestreckten Armen auf dem Bike stehen und ihnen die Anweisung gibt die Ellenbogen rauszustellen, gehen viele erstmal nach vorne und müssen durch das Feedback schnell wieder zentral und "auf die Beine" gebracht werden).

P.S.: Ich finde die Anweisung aus dem einen Video "Verteile das Gewicht auf Lenker und Beine" viel eher problematisch, würde mich mal interessieren, wie das dort im Kursalltag geübt wird.
 
...Ich habe immer mal wieder TN, die permanent mit viel Druck am Lenker fahren, weil ihnen das mal gesgat wurde, dass sie das so brauchen z.B. für Kurven. Ein krasses Aha-Erlebnis ist es dann, wenn sie merken, wie gut Ihr Bike unter ihnen arbeitet, wenn sie den Druck vom Lenker wegnehmen.
Wenn das Bike unter mir arbeitet, dann ist das genau die Fahrsituation mit statistisch schnell wechselnden Unebenheiten z.B. Wurzeln. Dafür ist die Mantrahaltung ideal. Auf kurvenreichen Trails bergab stellt man dann fest, dass sie die Entspannung der oberen Muskulatur ermöglicht, wenn mal eine längere Traverse kommt, die man so fahren kann.
 
Korrigiert mich, falls ich falsch liege, aber ich denke, hier spielen 3 Faktoren eine Rolle:
1. wird das Gelände steiler sein, als es rüberkommt. Weit hinten ist er trotzdem noch
2. hat er fast überall kleine Anliegerkurven, die sich durch viele Fahrten gebildet haben und trifft die immer perfekt.
3. der entscheidende Punkt ist, dass er offensichtlich vorne nicht bremst. Er scheint immer so stark hinten zu bremsen, dass das Hinterrad eben vor dem Vorderrad zu rutschen beginnt. Das fühlt sich sicher alles andere als sicher an, sieht aber im video recht spektakulär aus.

und zu guter letzt wäre er zentral über dem Rad zwar sicher schneller gewesen, aber hätte sich wahrscheinlich dann irgendwie andere Musik raussuchen müssen ;)
 
ich frag mich - wie kann man mit so wenig Gewicht auf dem Vorderrad so geil fahren, ohne vorne weg zu rutschen?
Das weißt du aber schon selber oder? Wenn man mit dem Hinterrad "lenkt" und den Trail ordentlich zerschredddert geht das. Man kann ja auch Einrad fahren. Null Last auf dem Vorderrad. Und was soll das jetzt zum Thema beitragen?
 
Home To Roost: In den meisten Kurven sehe die Gabel im entscheidenen Moment ziemlich tief eingefedert. Das passiert nur wenn entsprechend Druck/Last aufgebaut wird. Der Kollege weiß halt ziemlich genau wieviel, wann und wie lange er Druck auf dem Vorderrad braucht um durch die Kurve zu kommen.
 
Das ist denke ich der entscheidende Punkt. Hier wird "gepumpt". In die Kurven und auch sonst. Dass da mal Druck auf dem Vorderrad ist und in dem Video im richtigen Moment ergibt sich logisch. Hat aber halt nicht unbedingt viel mit der Grundposition zu tun.

Mir hat die Anweisung "heavy feet light hands" sehr viel geholfen. Jetzt bin ich ein Mondraker mit Einführung probegefahren und musste lernen mehr Gewicht aufs VR zu bringen. Das hat mir geholfen auch mit weniger aggresiven Geometrie schneller zu fahren.
Wie kommt das? Ich denke "heavy feet light hands" hilft so viel, weil man sehr klar merkt, wenn der Schwerpunkt nicht genau über dem Tretlager ist.
In der Praxis ist es jetzt aber nicht unbedingt entscheidend, vielleicht nicht einmal am besten, wenn der Schwerpunkt genau über dem Tretlager ist sondern vielleicht 10cm davor. Aber halt keine 50cm, denn sonst geht man über den Lenker. Das ist aber schwer, gerade am Anfang zu lernen, da der Unterschied zwischen ein bisschen Gewicht und viel Gewicht vorne halt recht unklar ist. "Heavy feet light hands" bringt dir sehr genau bei, deinen Schwerpunkt exakt über einem bestimmten Punkt am Bike zu halten, egal wie das Bike geneigt ist. Ob das nun der beste Punkt ist, weiß ich nicht, aber es ist der am besten zu erlernende und in jedem Fall ein guter Anfang.
 
Belastet man fast nur das Vorderrad, hat man maximale Führungskräfte.

Seh ich anders. Erfahrungsgemäss sorgt zu viel Druck auf dem Vorderrad für ein Wegrutschen desselben. Auch finde ich nicht, dass das Hinterrad nur ein Nachläufer ist. Ich komme viel besser zurecht, wenn ich auch in Kurven den Lenker eher leicht handhabe, also nur führe und den Druck zentral über die Füsse ins Bike einleite. Ob Anlieger oder nicht spielt da keine Rolle.
Ausserdem finde ich die von Marc angesprochene, eingedrehte Haltung und eine gute Blickführung für ausschlaggebend in Kurven (egal ob Anlieger oder nicht).
Mag sein, dass dies deiner Auffassung von über's Hinterradlenken entspricht, wobei das meiner Meinung nach noch nicht zwangsläufig eine Trailzerschredderung zur Folge hat.
Jedenfalls, je schneller ich die Kurve fahren will, desto wichtiger ist für mich, die von mir angesprochene Technik. Und je langsamer ich fahre, desto weniger brauche ich harten Druck auf's Vorderrad. Ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass es keine Kurve gibt, die aktives belasten des Vorderrades erforderlich macht.
 
Also ich habe jetzt fast die komplette Saison mit unterschiedlichen Positionen, Lastverteilungen und -einleitungen in Kurven experimentiert und kann euch verraten, dass "das Gros in der Mitte, n Bisschen vorn" in den meisten Fällen am besten funktioniert.
Blickführung und Hüftdrehung sind entscheidend. Bei schnellen Richtungswechseln unter hoher Geschw. ist eine Abwärtsbewegung (Schwermachen) im Turn sehr hilfreich. Vergleichbar mit Skifahren (Powdern).

Also generell: Blick führt, Hüfte gibt vor, tief, Schwerpunkt zentral, leichter Druck am VR, Bike neigen.
Für alles andere konsultieren Sie die Bodenprobe ihres Vertrauens :daumen:
 
Da hier zunehmend vom Kurvenfahren geschrieben wurde nochmal der Anschluß zum Eingangsposting: Kann man das Prinzip des lastenfreien Lenkers überhaupt auf Kurven anwenden, oder gilt es eher nur in der Grundposition?
 
Ich denke es gibt einen wesentliche Unterschied zwischen Kurven und dem Geradeausfahren:
In der Kurve will man Grip (Außer bei Anliegern)
Beim Geradeausfahren will man nur möglichst komfortabel und sicher auf dem Bike sein.

Zum Geradeausfahren wurde glaub ich alles gesagt.

Zu den Kurven:
Auch hier gilt im Prinzip, dass man so zentral wie möglich auf dem Bike bleiben sollte.
Da aber das Gripniveau zwischen hinten und vorne über die Radlastverteilung geregelt wird,
kann es Sinn machen das Gewicht etwas zu verschieben.
Würde man beide Räder exakt gleich belasten, so würden sie auch genau gleich viel Kraft übertragen (können)
und im gleichen Moment anfangen zu rutschen.
Da wir aber in der Regel mit einem wegrutschendem Hinterrad besser klarkommen, kann es hier Sinn
machen das Gewicht und damit auch die Radlastverteilung etwas nach vorne zu bringen.
Da allerdings das Tretlager meistens eh nicht mittig zwischen den Reifen liegt muss man zum Teil halt nicht nur
"ein bisschen" sondern "ein bisschen mehr" nach vorne gehen.
Alternativ können auch unterschiedliche Reifen (Vorne was griffigeres) helfen.

Probiert einfach mal ein bisschen rum, indem ihr auf einem Schotterparkplatz o.ä. immer schneller eine Kurve fahrt.
(Ohne zu treten, also Schwung holen und danach einlenken)
Jetzt nehmt den kurveninneren Fuß schon mal prophylaktisch vom Pedal.
Und dann schmeißt euch so heftig in die Kurve, dass eines eurer Räder wegschmiert. (nicht zu schnell fahren)
Dabei nicht bremsen!
Und dann probiert einfach mal herum wie es sich auswirkt, wenn ihr das Gewicht verlagert...
Fahrt langsam, tut euch nicht weh!!!
Achja, ne Wiese tuts auch... :)

Viel Spaß
 
wie sieht es bei steilen wurzelpassagen aus?
ich hab da meistens angst, dass ich entweder von den wurzeln abrutsche (mit dem rad) oder in den wurzeln mit dem vorderrad verkeile.
oberkörper nach hinten hilft hier wohl am besten?
 
Für Wurzeln gibt es kein Grundrezept. Dicke Wurzeln eher überspringen/leicht machen. Im Boden dazwischen schwer machen und dirigieren. Bei Wurzelteppichen am Hang, Reifen aufkanten und jedes bisschen Gripp im Erde-Wurzel-Geflecht mitnehmen + beten. Bei richtig dicken Brocken mit Krater dazwischen, in den ein Vorderrad hervorragend hinein passt, lieber mit Tempo und Schwerpunkt hinten. Usw... ist sehr situationsabhängig.

Edith sagt, grundsätzlich sollte man sich die Linie so suchen, dass man auf Wurzeln keinen Grip für Richtungs- oder Tempoänderungen braucht.
 
Zurück
Oben Unten