So, nachdem ich die Eindrücke meiner Schottlandreise verarbeitet habe und mich weder Dienstreise noch gutes Wetter vom schreiben abhalten, hier mein Bericht:
Erst zur groben Routenplanung: erst wollte ich dem West Highland Way folgen bis Fort William, und dort dann denHighland Trail 550 als grobe Orientierung nehmen und je nach Wetter, Speed und Vorlieben weiterfahren
Anreise, Freitag nachmittag ab Bremen:
eigentlich ein Punkt, über den sich kein geschriebenes Wort zu verlieren lohnt, in meinem Falle aber doch, da hier schon fast alles vorbei war, bevor es überhaupt anfing: die minimalistische Flugverpackung meines Fatbikes hatte ich ja schon weiter oben gepostet, bisher ging das mit etwas Diskussion auch immer, nicht so diesesmal. Die weitgehend emphatiefreie Dame am Ryanairschalter ließ sich nicht bewegen, einen Aufkleber für mein Rad zu drucken. Es gäbe wohl eine Anweisung von Ryanair, dass so verpackte Fahrräder nicht mehr mitgenommen werden dürften. Nach einigem diskutieren erkannte ich die Ausweglosigkeit des ganzen, und das 40 Minuten vor Schließen des Check In! Zum Glück ist ja der Bremer Flughafen direkt in der Stadt und ein Radladen nicht weit. Zum zweiten Glück stand auch eine E- Klasse Kombi am Anfang der Taxireihe. Der Taxifahrer wusste auch wohin und ratz fatz standen wir bei Stadtler vor der Tür. Zum dritten Glück hatten die auch einen Karton, der groß genug für mein Gefahrt war und mit Müh und Not auch in das Taxi passte. Danke Mercedes für diesen gigantischen Kofferraum. Dann waren wir auch noch rechtzeitig wieder am Check In und der Karton bekam den ersehnten Aufkleber.
Das ich an der Sicherheitskontrolle meine Jet- Flame- Feuerzeuge abgeben musste, war mir dann recht egal, als ich endlich im Flugzeug saß und aus dem Fenster sah, wie der Karton ins Flugzeug geladen wurde, machte sich doch ziemliche Erleichterung breit. Um die Frage, wo ich auf dem Rückweg eine Karton hernehmen sollte, wollte ich mir noch keine Gedanken machen.
Der Flug verlief dann ereignislos und in Edinburgh kam mein Rad im Karton auch unbeschädigt an. So ein Karton hat auch was für sich... In Edinburgh gab es dann das vierte Glück, ich traf Adele. Nicht die Sängerin, nein, eine Mitarbeiterin am Flughafen. Da ich wohl etwas unschlüssig mit meinen gigantischen Karton herumstand, schaute sie mich fragend an, woraufhin wir ins Gespräch kamen und sie mir anbot, den Karton bis zur Rückkehr zu verwahren! Was ein Glück und welch freundliches Welcome!
Der Rest verlief dann unkompliziert, mit dem Zug bis Milngavie, dort im Tesco noch etwas zu essen gekauft, ein Feuerzeug und beim Bierkaufen gescheitert: in Schottland darf zwischen 22 Uhr und 10 Uhr kein Alkohol verkauft werden. Nun gut... Bei GoogleMaps hatte ich mir einen potentiellen Biwakplatz ausgesucht, den habe ich auch gefunden, Zelt aufgebaut und recht zügig eingeschlafen.
Samstag, Milngavie bis Loch Lomond:
Ein traumhafter Platz bei bestem Wetter:
Um 6:15 war die Nachtruhe dann vorbei, zwei, aus der Froschperspektive sehr sehr große Hunde kamen laut bellend auf mein Zelt zugelaufen. Der Besitzer hatte die allerdings gut im Griff, also unproblematisch.
Also raus aus dem Schlafsack und mit Überraschung festgestellt, dass auf der Rahmentasche noch Eis lag, es war wohl recht kalt nächtens. Gepackt und auf nach Milngavie, wo der West Highland Way startet, um ein Startbild zu schießen (leider verwackelt) und eine Gaskartusche (darf auch nicht in Flugzeug), Feuerzeug, Mückenschutz und Frühstück zu kaufen. Die Hardware gab es bei "The Iron Chef", ein uriger Laden, der Eisenwaren, Früchte und etwas Camingausrüstung anbietet, zudem noch geführte Touren und Gepäcktransport entland des WHW. Dieser ist übrigens der bekannteste Fernwanderweg Schottlands, 154km lang, führt von Milngavie bis Fort William und war fest in deutscher/ holländischer Hand!
Nun los: erst zieht sich der Weg recht lieblich durch eine flache, landwirtschaftlich geprägte Landschaft, ich war froh über meinen rollbaren Untersatz, die Sonne schien, die Aussicht schön, am Weg blühten Blumem und Sträucher, das Bikepacker- Leben konnte nicht schöner sein!
Unbeschwert flogen die Kilometer vorbei, die Landschaft wurde etwas steiniger und bergiger, und ich sah schon im Geiste eine dreistellige Tagesleistung auf dem Navi. Am Conic Hill ging es dann kernig bergauf, auch mit etlichen Schiebepassagen, aber das ist bei einem Fernwanderweg immer miteinzurechnen. Oben dann eine traumhafte Aussicht auf den Loch Lomond
Die Abfahrt war nicht so doll, viele Spaziergänger, was Samstags an einem touristischen Hotspot kein Wunder ist, auch viele Treppen, aber egal, der Tag war mein Freund. Unten dann im Pub aufgrund der Hitze (25°C) ein Eis, eine Cola und Whisky für den Abend gekauft. Am Seeufer wurde ich dann von einer Schweizerin gefragt, ob das ein E- Bike sei!
Dann führt der WHW entlang des Loch Lomond: erst recht schön am Seeufer entlang, hin und wieder etwas eng, aber eigentlich gan gut machbar. Aber dann zeigte das Seeufer Zähne: eng, noch enger, steinig, drei Felsbrocken hoch, vier runter, fast unpassierbar mit Rad. Ich habe mich über jeden Meter, den ich nicht tragen musste, gefreut. Zum Schluss sogar über Stücke, auf denen ich tragen konnte, und nicht heben, klettern, was auch immer musste! Das war echt herausfordernd!
Irgendwann traf ich dann fünf Jungs aus NRW, die von der ganzen Kletterei auch schwer genervt waren und in einer Bucht ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Das Feuer brannte schon, daher war da dann auch das Etappenende erreicht. Ein sehr schöner Zeltplatz, und es war auch ein sehr lustiger Abend!
Sonntag, Loch Lomond bis Loch Tulla
Am nächsten Morgen dachte ich dann ja, es könnte eigentlich nicht mehr schlimmer werden, wurde es dann aber doch. Aber gut, das gehört ja zum Wesen eines Abenteuers dazu, dass man eben vieles vorher im ungewissen liegt. Nach weiteren 2 Stunden tragen, heben, klettern usw war das dann auch geschafft! In Beinglass Farm gab es dann wieder Eis, und der Weg wurde wieder schön: eine alte, grobe Schotterstraße, anstrengend, aber eigentlich gut fahrbar
Im groben ging es so bis Tyndrum weiter, dort ist ungefähr Halbzeit. Tyndrum ist ein ziemlicher touristischer Hotspot, mit immerhin zwei Bahnhöfen: Tyndrum Lower und Upper Tyndrum. Bei einem Hotel, einem Andenkenladen und einem größeren Kiosk schon wunderlich! Dort wieder Eis (immer noch mindestens 25°C) und Sandwich, und weiter. Ab Tyndrum wurde es dann auch richtig einsam und immer schöner: bis Bridge of Orchy zieht sich der WHW durch ein langes Tal entlang eines Baches über eine alte Militärstrasse: traumhaft!
Mittlerweile wurde es doch auch später, und die Schlafplatzsuche wurde bedeutsam: Am einem Zufluss zum Loch Tulla fand sich ein recht schöner Platz.
Dummerweise ließ mich hier meine Exped- Matte im Stich, aber auch das Problem ließ sich mit zwei Armen voller Tannenzweige beheben. Das war nicht so unbequem wie gedacht und überraschend warm!
So, morgen geht es weiter!