Basis- vs. Nettogewicht

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Reichlich spät habe ich die (vielleicht nicht sonderlich überraschende) Entdeckung gemacht, dass eine allzu rabiate Senkung des Basisgewichts in eine noch viel rabiatere Erhöhung des Nettogewichts münden kann... also des tatsächlichen Tourengewichts inkl. Wasser, Lebensmittel, Brennstoff. Etwas OT habe ich darüber in einem anderen Thread gesprochen, finde aber eigentlich, dass dieses Thema eine eigene Diskussion verdient.

Beispiel 1: Du magst kein unbehandeltes Wasser trinken und verlässt dich daher auf Micropur-Tabletten, die ja fast nichts wiegen. Das heißt, dass du eigentlich schon mal klare Bäche brauchst. Es heißt aber auch, dass du unter Umständen wegen Protozoen eine zweistündige Behandlung des Wassers in Kauf nimmst. Also schleppst du recht oft einen Zusatzvorrat von einem Liter Wasser, das sich gerade in der Reinigung befindet, auf Tour mit dir herum. Das beschwert dich um 1 kg. Für nur ca. 100g könntest du hingegen einen Sawyer Mini Filter und/oder für rund 70g einen Steripen Pure+ dabei haben. Das Wasser wäre sofort genießbar und die Vorratsschlepperei gäbe es allenfalls abends vor dem Campieren.

Beispiel 2: Du meinst, dich gewichtssparend auf dehydrierte Lebensmittel zu beschränken. Weil sie sich u.U. aber schlecht unterwegs kaufen lassen, hast du auf längeren Touren gleich ziemlich viel davon mit. Dass du möglicherweise genug Berührungspunkte mit der Zivilisation hast, um spätnachmittags mal eine Dose Ravioli zu erstehen und nur recht kurz mitzuschleppen, nützt dir nichts. Denn dein UL-Minimesser hat ja keinen Dosenöffner. Für nur € 2,97 und rund 10g Gewicht (Coghlans Dosenöffner) löst du das Problem und verzichtest guten Gewissens auf einen allzu fetten Lebensmittelvorrat.

Beispiel 3: Du benutzt einen ultraleichten Gaskocher und setzt ihn eigentlich sparsam ein, weißt aber nicht, ob du auf einer Tour im nahen Ausland so ohne weiteres an Ersatzkartuschen kommst. Also packst du lieber einen überdimensionierten Kanister ein und erhöhst somit das Gewicht gleich doppelt (Metall und Gas). Für 70g hättest du einen Adapter für Campingaz-Kartuschen mitnehmen können - und könntest den Gasvorrat sogar eher verkleinern als vergrößern.

Wenn alle drei Beispiele relevant sind, was natürlich von der Tourenlänge und -art abhängt, erhöht sich mein Basisgewicht um weniger als 200g. Unterm Strich schleppe ich aber bis zu 1,5 kg (!) weniger Tourengewicht mit mir herum.
 
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P.S. Ein irgendwie verwandtes Thema ist die Schlafsack-Pimperei. Auf dem Papier sieht eine Grundausrüstung mit einem 450g-Sack bis 12°C (Komfort) natürlich toll aus. Es folgt aber dann allzu oft der Hinweis, dass man die Chose im Herbst/Frühling per Liner und Biwacksack aufrüstet... was auch in UL-Qualität locker 400g und mehr wiegen kann, außerdem schön teuer und im Vergleich zur Daune wenig wärmeeffizient daher kommt. Für weniger Geld, mehr Wärme/Schlafkomfort und deutlich weniger Gewicht hätte der Schlafsack selbst von vornherein ein paar Gramm mehr wiegen dürfen... nämlich dann, wenn die hochsommerliche Tourentätigkeit im Mittelgebirge in Wahrheit nur ganz wenige Nächte von Samstag auf Sonntag umfasst, weil die kostbaren Urlaubstage fast immer ins Hochgebirge führen, wo man die Wärmereserve sowieso dabei haben will.

Auch hier gilt, wie bei meinen obigen Beispielen: Wortmogelei ('Grundausstattung') und beeindruckende Excel-Tabellen machen den Braten mitunter eben doch fett... nämlich zu fett.
 
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Kannst du einmal schnell zusammenfassen, was du unter Basis und Nettogewicht verstehst?

Für mich gehört Brutto und Netto zusammen.
Als Basisgewicht verstehe ich immer alles ohne Verbrauchsmittel.
 
@roundround

Recht hast du natürlich. Ich hätte durchgehend von Basis- und Touren(gesamt-)gewicht schreiben müssen.

Grundsätzlich also die Frage: Wie viel Gewicht habe ich aufgrund meiner Ausrüstungsentscheidungen tatsächlich (meist/sehr oft) unterwegs dabei?
 
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Du willst sagen: Nicht bei dem Kleinkram sparen um im Internet mit seiner Packliste anzugeben sondern ein bischen mehr mitnehmen weil man davon letztlich mehr hat?
 
Ich bin sogar davon überzeugt, dass manche auf dem ersten Blick zusätzlich und überflüssig erscheinenden Dinge am Ende so richtig viel Gewicht sparen helfen - im variablen Verbrauchsbereich. Und zweitens gibt es diese modular gedachten Systeme, die je nach Individuum nicht so recht als Gewichtsersparnis funktionieren... weil man allermeistens auch alle Module dabei hat und die Gewichtseffizienz dann nicht stimmt (betrifft oft Bett und Dach). Das sind zwei verwandte Themen, die beide - das formulierst du m.E. richtig - mit falschem UL-Ehrgeiz oder gar Prahlerei zu tun haben können.

Begangen habe ich schon beide Fehler - den ersten (zu viele 'Kleinigkeiten' streichen) sogar ziemlich hartnäckig.
 
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Hi @MartinFarrent , da hätte ich auch noch was: übertriebenes Multi-Use. Der Klassiker: Buff als Handtuch. Was mache ich dann in der Früh, wenn ich mir damit den Hals wärmen will?
Bei einer experimentellen SUL-Tour zu Fuß musste ich an den "Tipp" denken, dass man überflüssige Sachen in die Schlafsacktüte stopft -> Kissen. Leider war nichts Überflüssiges mehr vorhanden ... und ich bin Seitenschläfer :eek:
Da gehe ich mit Dir mit, dass es dann irgendwann Optimierungsverluste gibt, und es geht entweder in Richtung Survival (will ich nicht machen, ich will mich erholen) oder es wird ein umständliches Prozedere draus. Bsp: Wenn man sein Isomattensetup aus zahllosen Fitzelchen und fussmattengroßen Isomattenstückchen zusammenzupuzzelt, anstatt einfach eine körperlange Isomatte hinzuknallen und fertig.

ride on!
tanztee
 
Alternativ könnte man natürlich auch einfach auf etwas mehr Leistung trainieren (Kraft und Ausdauer), dann sind 500gr zusätzlich auf dem Rücken einfach egal.
 
Alternativ könnte man natürlich auch einfach auf etwas mehr Leistung trainieren (Kraft und Ausdauer), dann sind 500gr zusätzlich auf dem Rücken einfach egal.

Diese Diskussionen machen nur Sinn, wenn man alle andere Variablen gleich lässt.
Sonst kann man jede Gewichtsteduzierung mit dem Argument erschlagen man muss einfach mehr trainieren.
 
... außerdem geht's hier sowieso nicht nur um Kondition. Zumindest einen zu schweren (aber auch einen schlecht sitzenden) Rucksack merkt man auch an Fitness-unverwandten Beschwerden. ;-)

In diesem Zusammenhang heute übrigens neu: der Light-Pack Pro 25 von Ortlieb. An Gewicht verliere ich zwar nur 60g wegen nun überflüssiger Regenhülle. Richtig gut ist aber die Luftpolsterung am Rücken und fast noch besser der rutschfeste Stoff, aus dem diese Vorrichtung besteht. Wenngleich es viel leichtere Rucksäcke gibt, sind 380g schon okay, angesichts des Tragekomforts und weil ich Ortlieb (wie Exped, aber nicht ausnahmslos allen anderen) auch zutraue, dauerhaft wasserdichte Taschen herzustellen.

Na gut, Komfort und Funktion vor Gewicht... das machen wir letztlich alle, nur mit unterschiedlichen Obergrenzen. Davon redet hier ja auch @tanztee und darüber gab's vor ein paar Jahren auch erregte Diskussionen in den USA, die Andrew Skurka lostrat, als er den Begriff 'stupid light' in die Runde warf. Darüber hinaus sollte meines Erachtens aber auch über 'make-believe light' gesprochen werden - nämlich dann, wenn das hyper-leicht konzipierte System auf Tour (im Gesamtgewicht) regelmäßig viel schwerer ausfällt als eigentlich nötig und erträumt. Ob's am fehlenden Dosenöffner, am zeitraubenden Wasseraufbereitungssystem oder an der schlecht durchdachten Modularität liegt... eigentlich egal.

Was wir europäischen Bikepacker allzu oft vergessen: Diese ganze UL- und SUL-Bewegung kommt a) von Wanderern und b) aus den USA. Wichtige Konzepte beruhen auf anderen Klimazonen, einer anderen Fortbewegungsweise, anderer Besiedlungsdichte. Das will alles mit Köpfchen angepasst werden. ;-) Sonst gibt man viel Geld für Suboptimales aus, und die Katze beißt sich alsbald in den Schwanz.
 
Und das UL Bikepacking kommt eigentlich aus der Rennszene und ist auch nicht ohne weiteres auf uns Urlauber und Touris übertragbar.
Muss sich jeder selbst seinen Teil nehmen und dann anpassen. Viele fahren auch nur mit einem Satz Klamotten weil es leichter ist und ihnen egal ist wie sehr sie stinken. Für mich ist das zum Beispiel nichts.

Aus dem UL-Wanderbereich kann man sich schon viele Inspirationen holen aber einfach nur blind übernehmen ist einfach grütze.
Hier fahren ja viele mit "Gravelracern" und ungefederten Rädern wie dem Fargo rum, dabei ist das auf unseren Wegen häufig eine Qual.
Das funktioniert auf den amerikanischen Fireroads aber hier meistens nicht so :)
 
...als stiller Mitleser würde ich UL als Entwicklung betiteln wollen.
Ich bin hier obwohl ich noch nicht eine einzige Übernachtung draussen hingekriegt habe, was aber nicht am inneren Schweinehund sondern an ungünstigen Gegebenheiten liegt.
Mich leitet also (bis jetzt) eher die "Angst" irgendwas vergessen zu haben und lieber einzupacken was rein geht. Aber ich gehe davon aus, nach zwei oder drei "Ausflügen" zu wissen was unnötig sein könnte und mit der Minimierung zu beginnen. Allerdings bin ich mir manchmal unsicher ob ihr Jungs hier nur losfahrt -> um so wenig wie möglich mitzunehmen.
Für mich der völlig falsche Ansatz.
Ich finde eigentlich die Tour wichtiger als später "abhaken zu können" -> 122,087 g zur letzten Tour gespart zu haben.

Wie gesagt, nur ein Eindruck von einem (ständig) Mitleser...


ciiaooo
 
ich hatte den ortlieb auch zur sichtung zuhause.wegen des gewichts bin ich dann aber zum exped cloudburst 25 gewechselt.als rückenstütze und damit man die sachen nicht spürt und ich gleichzeitig ein sitzkissen habe, habe ich aus einer gymnastikmatte ein passendes stück rausgeschnitten und im rucksack eingelegt.
 
@filiale Die Luftposterung am Rücken ist wirklich ziemlich pfiffig, weil gut an die Ladung anzupassen. Erst packst du, dann bläst du ein bisschen - oder ein bisschen mehr - auf.

Hier ein Foto zum Thema Basis vs. Tourengewicht:

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Aus knapp sechs Kilo Basis- werden hier schon mal acht Kilo Tourengewicht - einschließlich einer Tagesration Trekkingfutter als Notreserve, Gas, einem eReader(!), Gas, Wasser etc. Abends kommt noch ein zusätzlicher Liter Wasser für das Campieren hinzu, ggf. auch unterwegs (spät) eingekaufte Vorräte. Ab Spätnachmittag sind's also vielleicht 9,5 bis 10 Kilo. Die meiste Zeit bleibt's aber bei den acht Kilo, weil ich hinsichtlich der Wasserversorgung (Filter) und der Nahrung (hab' ja den berühmten Dosenöffner) ziemlich flexibel bin. Neue Gaskanister kann ich wegen des mitgeführten Adapters für Campingaz auch im Ausland nachkaufen. So brauche ich nicht viel Brennstoff mitzunehmen.

Das reicht alles locker für Touren ins sommerliche Hochgebirge (ohne großartige Schlafsackpimperei bis knapp unter 0°C, konservativ geschätzt) oder aber in die heiße Provence (Mückenschutz ist im SMD Lunar Solo inklusive). Für alle Fälle - Platzmangel oder Gewitter am Tage oder Eiszeit - ist sogar noch ein leidlich atmungsaktiver Biwaksack dabei (Terra Nova Moonlite in der alten Version). Gesonderte und notfalls etwas wärmere Abendkleidung habe ich sowieso.

Zur Verteilung: keine Seatpostbag wegen Gravity Dropper Turbo (mechanische Variostütze). Am Rad etwa 2,4 Kilo des Basis- und 3,5 Kilo des Tourengewichts.
 

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Allerdings bin ich mir manchmal unsicher ob ihr Jungs hier nur losfahrt -> um so wenig wie möglich mitzunehmen.
Für mich der völlig falsche Ansatz.

Wie kommst du darauf?

Die meisten hier sind einfach gerne draußen und wenn man mit Gleichgesinnten diskutieren kann, wie man das Gesamtgewicht noch etwas drücken kann ist das doch schön.

In meinem Freundeskreis verstehen kaum jemand, warum ein erwachsener Mann auf einmal über die Anschaffung einer Nähmaschine nachdenkt oder verschiedene Stoffe im Internet bestellt. Warum steht eine Wage auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer? Warum entwickelt er Schnittmuster für ein Zelt?

Für mich gehört die Optimierung der Ausrüstung genauso zum Hobby wie die Touren. Mir macht das Spaß mich zu informieren, zu diskutieren und zu vergleichen. Aber letztlich muss ich es erproben und es darf kein Selbstzweck werden.

@MartinFarrent

Ich verstehe immer noch nicht, was du zu Basisgewicht und Tourengewicht zählst.
Bitte erkläre mir das mal.
 
Basisgewicht ist für mich ohne Wasser, Lebensmittel, Gas und Luxus (eReader)... bei mir persönlich der Einfachheit halber aber mit Seife, Zahnpasta, Sonnencrem, Hautcrem usw. Tourengewicht ist die Gesamtladung... die ich jetzt z.B auf dem Rheinsteig dabei habe, wo der neue Rucksack übrigens bombenfest sitzt - das sage ich nach nunmehr fünfjähriger Erfahrung mit rahmenlosen Rucksäcken.
 
Das ist nicht böse gemeint aber mir wird das zu theoretisch bzw philosophisch.
Das Gewicht ist von der tour festgelegt. Die tiefste zu erwartende Temperatur legt den Schlafsack fest. Das Wetter legt die Klamotten fest. Die Infrastruktur legt das Essen und die maximale Menge an Wasser fest. Ob ich den Rest bei Basis- touren oder sonst was in der packliste eintrage macht letztlich keinen Unterschied. Ich will Spaß unterwegs haben. Je weniger Gewicht ich schleppe desto mehr Spaß habe ich.. Ob ich Luxus brauche entscheide ich spontan. U und ob ich online Applaus bekomme ist mir gleich. Wenn ich Inspiration liefern kann freue ich mich aber schon.
 
Mir geht's ja auch nicht vorrangig um Basisgewicht, sondern um die Gesamtlast. Was ich die ganze Zeit zu erläutern versuche, ist genau das: Die Rechnerei mit dem Basisgewicht oder auch mit der Mindestausstattung kann ins Gegenteil des Gewollten umschlagen. ;-) Aber, @roundround: Nicht jeder leistet sich mehrere Schlafsäcke, und da setzt dann schon die Komplexität ein. Und komplex wird's sowieso, wenn's durch mehrere Klimazonen geht (z.B. Pyrenäen und Südalpen). Die dann sinnvolle Allroundausrüstung will mit viel Bedacht gekauft sein.

Tagesaktuell noch ein Dokument des verschlammten Rheinsteigs:

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Das Basisgewicht (BW) dient ja schließlich nur der Vergleichbarkeit, und eigentlich auch nur bei einem selbst. Schließlich fehlen die standardisierten Einsatzbedingungen, die Komfortgrenze / Kälteempfinden ist unterschiedlich, man müsste Zu- und Abschläge für große und kleine Menschen machen usw.

Ich berechne schon auch mein BW, aber im Endeffekt hänge ich vor der Tour unmittelbar vor dem Losfahren meinen Rucksack an die Federwaage und ermittle aufs halbe Kilo genau das tatsächliche Kampfgewicht (Ausrüstung mit Essen für 2 bis 3 Tage und 2 l Wasser). Essen ist bei mir inzwischen immer auf Zukäufe hin berechnet, da ich oft Riegel usw. wieder mit nach Hause geschleppt habe.
Absolutes Limit sind 10 kg auf dem Rücken, das ist vom Tragen her die Kotzgrenze. Es pegelt sich meistens so bei 8,5 bis 9 kg ein, zzgl. (wenige) Sachen am Rad und in den Hosentaschen.
Kurz vor dem Camp wird dann nochmal Wasser nachgetankt, mit einem zweiten leichten Wasserbeutel (nur mal zur Technologie).

Genau da (Rucksack - BW) gibt es in den entsprechenden Foren hitzige Diskussionen, dort sind die Gear Lists und das BW so ziemlich nahe am Längenvergleich eines wichtigen Fortpflanzungsutensils dran *hüst*

Da wird dann schon mal alles mögliche schwere und kompakte in die Hosentaschen gestopft, um das Rucksackgewicht auf dem Papier niedrig zu halten, klassischer Selbstbescheiß IMHO. Deshalb haben auch welche SOW erfunden: Skin out weight. Aber ich finde es schon einen Unterschied, ob ich eine robuste Freeridehose anhabe oder im Rucksack schleppen muss - beim SOW würde sich da nichts ändern.

Wie ich auf meinem Blog stets betone, diktieren *meine* Bedürfnisse die Ausrüstung, und nichts anderes. DAS ist dann die leichtestmögliche sinnvolle Ausrüstung für mich, die speziellen Bedingungen on Tour und was technisch/finanziell machbar ist.

Gerade bei den Bedürfnissen gibt es natürlich Zielkonflikte, etwa "soll nichts wiegen" und "ich soll mich im Camp optimal regenerieren können". Da muss jeder seinen optimalen Arbeitspunkt für sich finden.

Insofern sind natürlich Tipps wie der Wasserfilter und der Dosenöffner ganz nützlich, da man dann doch flexibler und da auch wiederum "cleverer" unterwegs ist, auch wenn das reine BW ein paar Gramm nach oben schnellt.

ride on!
tanztee
 
Da wird dann schon mal alles mögliche schwere und kompakte in die Hosentaschen gestopft, um das Rucksackgewicht auf dem Papier niedrig zu halten, klassischer Selbstbescheiß IMHO.

Das sehe ich ebenfalls sehr oft. Da wird gemogelt, um großenteils fremde Menschen im Internet zu beeindrucken... oder gar nur das eigene Ego. Aber davon abgesehen, geht es letztlich ja eigentlich um Tragekomfort, bei dem das Gewicht nur einen (zugegeben: großen) von mehreren Faktoren darstellt. Wer auf dem Bike z.B. eine Rückentasche der Weste oder Jacke als Stauraum nutzt, verlagert damit während der Fahrt Gewicht auf die Hüftknochen, wo es viel weniger auffällt. Bei mir stützt dieses Konstrukt den Rucksack überdies beim Schieben oder Stehenbleiben. Klamottentaschen kann man also auch aufrichtig und gewinnbringend nutzen. ;-) Viel Sinn macht ja in Bezug auf Tragekomfort auch @stuntzi 's Gepäckträger für Aufstiege... auch wenn das Gewicht des Rads (und des Rucksacks) dadurch auf dem Papier erhöht wird.

Außerdem schaue ich mir öfter mal diese Powerbank-Lösung an - soll 291g wiegen und somit 60g mehr als meine bisherige Powerbank fast gleicher Kapazität. Dafür sitzt das Ding aber am Rahmen und nicht wie Blei im Rucksack, und hat zudem diverse weitere Bike-spezifische Vorzüge. Leider ist es auch recht teuer und ich weiß auch nicht, ob mein GPS-Gerät dauerhaft mit der Ausgangsspannung leben kann. Auf meinem Reiserad, das einen Nabendynamo von Shutter Precision und ein USB-Ladegerät (Cycle2Charge) hat, ist die Powerbank in einer Neoprentasche im Oberrohr untergebracht und kann während der Fahrt als Pufferakku verwendet oder einfach nur geladen werden... aber auf dem MTB beansprucht meine Werkzeugtasche haargenau dieselbe Stelle. Da muss ich noch drüber nachdenken - aber so oder so wird die Powerbank am Ende meinen Rucksack verlassen und den Rahmen an stromstrategisch sinnvoller Stelle beglücken. Und das wird mit einer leichten Gewichtszunahme einhergehen, die ich sehr gerne in Kauf nehmen werde. Funktional sinnvoller und zugleich komfortabler zu transportieren wird die Chose ja dennoch.
 
bei dem das Gewicht nur einen (zugegeben: großen) von mehreren Faktoren darstellt.

Word. Am Ende muß das Gesamtsystem funktionieren, und nicht nur ein einzelner Parameter für sich optimiert werden.
Das predigt ja auch goog ol' Ray in seinem Buch "Trail Life": Die Ausrüstung, die Skills, die innere Einstellung, die strategische Vorbereitung und Durchführung der Tour ... das Buch ist überhaupt lesenswert, weil da mal die Sache ausführlich und in allen Aspekten beleuchtet wird.

ride on!
tanztee
 
Leider hatte ich auch keinerlei Insektenschutz am Start. Abbruch.

Da gibt's ja ein paar Hoffnungen, die gerne zerschellen.... Auch ich habe schnell gemerkt: Manche Insekten stören so richtig ernsthaft, und mit ihnen ist eigentlich immer zu rechnen, wenn nicht gerade Winter ist. Außerdem: Die wenigsten offenen Schutzhütten sind wirklich regensturmdicht - es reicht ja für ein Schlafsack nicht die hinterste Mini-Ecke. Überdies haben solche Hütten auch die Eigenschaft, sich rar zu machen, wenn man sie auf fremdem Terrain mal braucht. Und Felsüberhänge sind ein Mythos - die erspähst du nämlich allenfalls, wenn du sowieso mit dem Auto unterwegs bist. Mit modularen Sheltersystemen bist du also wenigstens (meistens) auf der sicheren Seite - aber nur, wenn du fast immer auch alle Module dabei hast (außer bei ganz kurzen und berechenbaren Touren). Dann aber wiegen sie ungefähr so viel wie ein aus ähnlichem Soff bestehenden Tarptent - generisch gemeint, nicht zwangsläufig von Henry Shire. Und am Ende fallen sie oft auch teurer aus... nur die Selbstnäher sparen wirklich Geld.

In diesem Sinne, @roundround , nochmal zur Schlafsackfrage: Wer braucht wirklich mehrere? Wer tourt tatsächlich im dunklen Frühwinter wie im Hochsommer? Ich habe inzwischen zwei recht gute SS und einen noch besseren. Letzterer deckt - für mich! - alle Bereiche ab, die ich im sommerlichen Hochgebirge erwarten kann, und somit auch Herbst und Frühjahr im Mittelgebirge. Er wiegt in Large 680g - 20g mehr als mein bisheriger Sommerschlafsack und 200g weniger als meine bisherige 3-Jahreszeiten-Tüte (beide in Regular weil's halt so hinkommt). Diesen Schlafsack, oder einen ähnlichen, hätte ich von vornherein kaufen sollen. Es gibt die aktuelle Version in L meist ab € 380 - das ist deutlich weniger als der Gesamtpreis der beiden anderen Säcke. Was er auf der kühleren Seite im Vergleich zu meinem bisherigen 3-Jahreszeiten-Sack nicht kann, ist eher marginal und interessiert auf meinen Touren ohnehin nicht. Gepimpt werden muss nicht, und somit spare ich mir auch im Sommer in den Bergen ein paar völlig gewichtsineffiziente und letztlich auch herrlich teure Vorbeugungseinfälle... beispielsweise eine dual-useless UL-Daunenjacke*, die beim echten Biken tagsüber nicht viel Sinn macht (und die ich mir in einem seltenen Anflug weiser Voraussicht auch nie zugelegt habe). Beispielsweise einen teuren Biwaksack aus den USA, der nicht einmal wasserdicht ist. Beispielsweise (es wird ja echt nichts unversucht gelassen) einen VBL im Juli.** Und nochmal, immer wieder: Beim Wanderer kann das alles ganz anders aussehen. Er trägt sein Pimpzeug im Zweifel auch tagsüber und hält es dabei noch einigermaßen trocken.

* Die Daunenjacke kann natürlich trotzdem Sinn machen, wenn man sie abends im Camp als angenehm empfindet. Ich persönlich gehe aber, wenn's mal hoch oben so kühl ist, eher ins Bett und schau' mir die Gegend noch ein bisschen durch die offene Zelttür an.

** Wenn's wirklich mal deutlich kälter als -2°C werden soll, schlafe ich eben ein paar Höhenmeter tiefer. Das kommt aber im Hochsommer immer seltener vor, wie wir ja alle wissen.
 
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