Änderung des Betretungsrechts in Baden-Württemberg

Ich hab einen Jäger in der nahen Verwandschaft. Seine ganz klare Ansage: Das Wild gewöhnt sich SEHR schnell an alles was immer wieder auf dem gleichen Weg unterwegs ist.
Er kann das recht gut beurteilen, weil in seinem Revier das Wild mal zunehmend scheu wurde. Irgendwann kam er dann drauf, dass sich ein Reiter dort rumtreibt, der wirklich kreuz und quer unterwegs war. Den hat er dann “ausgerichtet“ und dann war wieder alles gut.
Das Argument der verschreckten Wildtiere gehört also definitiv zu den fadenscheinigsten überhaupt.
 
Das ist das Problem. Ich kenne die Problematik vom Klettern, da siedelten sich seltene Vorgelarten und Eidechsen an den Kletterfelsen an, weil dort geklettert wurde.
Dann mußten diese Arten geschützt werden, das Klettern wurde verboten die Felsen wuchsen zu, die Tiere verschwanden. Es ist eben ein Problem vieler vermeintlicher Naturschützer nicht über den Tellerand schauen zu können.
Nach einem für diese Naturschützer vermeintlich erfolgreichen Projekt, redet dann keiner mehr darüber, dass die Tiere verschwunden sind, die es zu schützen galt.
 
sorry fürs ot, aber die Diskussion haben wir ja grad gesamtgesellschaftlich: Zusammen leben und gedeihen oder separieren und verblöden: Das es langfristig keine win- loose Konstellation gibt sondern nur win- win oder loose- loose, dafür müßte man halt mal sowas wie ein Geschichtsbuch aufschlagen. Oder nachdenken. Oder beides.
 
Das mir dem Auerwild hat sich auf Grund der Klimaerwärmung sowieso in ein paar Jahren erledigt.
Der der größte Feind, das Schwarzwild zieht in immer höhere Lagen und zerstört dan auch die letzten Brutgelege.
Zitat eines Försters bei einer Auerwild Waldpflege von der Sillmanstiftung.
 
Das einzige Auerhuhn das ich bisher gesehen hab, war im Schönmünztal. Allerdings hab ich auch sonst niemanden gesehen ;)
...
doch da war mal ein Ranger mit dem Auto.

Ich hab die Info bisher nur kurz überflogen, aber das Schönmünztal nicht mehr für Radfahrer zugänglich :spinner::ka:
 
Die Zerstörung des Wegenetzes, sei es auch unter Vorgabe von Naturschutzgründen widerspricht auch der IUCN-Defintion eines Nationalparks, derzufolge nämlich a) der Naturschutz, zugleich aber ebenso b) das Erleben durch den Menschen, gleichberechtigte primäre Ziele eines Nationalparks darstellen. Einem Sperren und Wegfertigen von Wegen ist also nicht nur zu widersprechen, weil es das Sein des Menschen in der Natur einschränkt, sondern auch, weil das der internationalen Zielstellung, was ein Nationalpark eigentlich ist, widerspricht.
http://www.boehmwanderkarten.de/natura/is_natura_nlp_schwarzwald.html

Weswegen anderswo in Europa "Nationalpark" anders gestaltet wird (Bsp.):
http://www.forestry.gov.uk/whinlatter
http://www.lakedistrict.gov.uk/visiting/thingstodo

Nur: das "Mimimi" hinterher hilft nichts mehr. Harz, Eifel, Sächsische Schweiz, Nordschwarzwald... Die berechtigten Interessen der Waldbesucher müssen schon in das Gesetzgebungsverfahren einfließen, nicht erst in das Wegekonzept!
 
Auch geil (http://nationalpark-schwarzwald.org/wegekonzept-nationalpark-schwarzwald/):
.... Denn sobald das neue Besucherzentrum fertig ist, rechnet die Nationalparkverwaltung in zwei, drei Jahren mit einem deutlich höheren Besucherzustrom, der im Sinne des Naturschutzprojektes sinnvoll durch den Park geleitet werden muss. „Als erste Maßnahme werden wir die Beschilderung anpassen, damit sich die Besucher an die neue Wegeführung gewöhnen können. Dann werden nach und nach die gesperrten Strecken entweder sich selbst überlassen, sodass sich die Natur zurückholt, was wir ihr überlassen können. Oder wir bauen Teilstücke aktiv zurück, um Besuchern möglichst schnell eindeutig die Wegegrenzen aufzuzeigen“, fasst Birk die Arbeitsphasen zusammen.
Ganz schön entlarvend was hier ungehemmt gefaselt wird:
1. Durch die Errichtung des Besucherzentrums steigt der Besucherzustrom. Der Nationalpark erzeugt also Probleme die es ohne ihn nicht gäbe, bzw. der Naturpark ist das Problem zu dessen Lösung er sich ausgibt. Dabei werden die Besucher nebenbei auch umgeschichtet von Fahrradfahrern (Rauswurf) auf Besucherzentrumsspaziergängern (die in der Mehrzahl mit dem Auto anreisen). Danke, wenn ich mit dem Rad nicht reinkann brauch ich auch nicht mit dem Rad anreisen.
2. In der Naturpädagogik wird den Besuchern des NPs nicht Natur gelehrt oder der Umgang mit ihr sondern die Gewöhnung an Wegeführung und das schnelle und eindeutige aufzeigen von Grenzen. Da sach ich nur: Danke, Brett vorm Kopf kann ich selber.
 
Der Nationalpark plant das Wegegebot für Fussgänger auch ausserhalb der Kernzone durchzusetzen. Das ist aber weder im NP Gesetz vorgesehen, noch vom Gesetzgeber so gewollt.
Dies zeigt dieser Dialog auf der Seite des Wegekonzeptes.

https://www.schwarzwald-nationalpar...k/de/mapconsultation/49637/single/proposal/31

Falls der Rotweinfelsen außerhalb der Kernzone liegt, dann als Hintergrundinfo:
Das Wegegebot ist im NP Gesetz §8.1 ausdrücklich nur für die Kernzone formuliert worden.

http://www.schwarzwald-nationalpark.de/fileadmin/_schwarzwald/Downloads/NLP_Gesetz.pdf

Das hat der Gesetzgeber auch so gewollt:

"Das Ziel der Landesregierung ist nicht nur, die Natur in ihren Prozessen zu schützen, sondern auch die natürlichen Prozesse allen Bürgerinnen und Bürgern weit möglichst erlebbar zu machen. Diesem Leitgedanken folgend sieht § 8 Abs. 1 NLPG-E ein umfassendes Betretungsrecht vor, das lediglich in den Kernzonen aus naturschutzfachlichen Gründen eingeschränkt ist. Die Landesregierung hat entgegen anderslautender Forderungen darauf verzichtet, auch außerhalb der Kernzonen ein Wegegebot vorzusehen. Damit wird der Nationalpark für Naturerleben und naturverträgliche Erholung offen gehalten. Die Wegekonzeption wird ein integraler Bestandteil des Nationalparkplans sein. Hier werden auch Wege für bestimmte Nutzungen (Reiten, Mountainbikefahren, usw.) vorgesehen. Das Wanderwegenetz im Schutzgebiet soll erhalten bleiben."
https://beteiligungsportal.baden-wuerttemberg.de/de/kommentieren/lp-15/nationalparkgesetz/stellungnahme-des-ministeriums/

Moderation Kommentar der Moderation30.01.2017 16:44

Sehr geehrter Heiko,
besten Dank für Ihren Hinweis.
Sie haben recht, das Wegegebot ist im Gesetz laut § 8 Abs. 1 auf die Kernzonen beschränkt.


Das Wegegebot zonenübergreifend im Park gelten zu lassen, finden wir aus folgenden Gründen sinnvoll:
1) Es gibt zu schützende Flora-Fauna-Habitat-Flächen und ehemalige Naturschutzgebiete außerhalb der Kernzone, die auch vor der Einrichtung des Parks nicht zu betreten waren (und natürlich auch jetzt nicht betreten werden sollten – „Verschlechterungsverbot“).
2) Es gibt außerhalb der Kernzone sonstige Gebiete, die geschützt werden müssen (Artenschutz – z.B. Auerhuhngebiete).
3) Es wird sich in den nächsten 3 Jahrzehnten die Entwicklungszone zur Kernzone entwickeln (die Kernzone vergrößert sich also mit der Zeit)
4) Zudem wollen wir das Schilderaufkommen möglichst gering halten (um einen möglichst unberührten Eindruck zu haben, statt sich wie im Zoo zu fühlen)
Um trotzdem auch das Flächenerlebnis abseits der Wege zu ermöglichen, wird es hierfür vorgesehene Erlebniszonen geben und auch wird bspw. das Heidelbeerpflücken auf den dafür vorgesehen Flächen weiterhin möglich sein.

Aus diesen Gründen halten wir als Nationalparkverwaltung das zonenübergreifende Wegegebot für die praktikabelste und in der Praxis nachvollziehbarste Lösung.
In diesem Punkt haben wir auch die Unterstützung des Nationalparkrats, der diesen Wegekonzeptentwurf für gut befunden hat.


Liebe Grüße,
Ihr Moderationsteam
 
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in der Art?
lucas-cranach-der-juengere-salome-mit-dem-haupt-johannes-des-taeufers.jpg
 
Der Nationalpark Beirat plant das Wegegebot für Fussgänger auch ausserhalb der Kernzone durchzusetzen. Das ist aber weder im NP Gesetz vorgesehen, noch vom Gesetzgeber so gewollt. (...)

Das Beispiel NP ist schon krass.

Gleichzeitig erleben wir diese Aussperrung ja nicht nur im Zusammenhang mit Naturparken:
- gezieltes Zulegen und Zuwachsen-Lassen von bestehenden Wegen
- Aufgabe von alten SAV-Wanderwegen und deren Verlegung auf Schotterpisten
- Löschen von alten Wegen aus den offiziellen Karten
- Forst-Maschinen-taugliche “Optimierung” der verbleibenden naturnahen Wege
- Ausweisung von immer neuen "Schutzzonen", z.B. Naturrefugien

Es ist einmal mehr an der Zeit, dass sich die Verbände der Erholungsuchenden und Naturschützer zusammentun (statt sich gegenseitig zu bekriegen) und diese Art der "Aussperrung aus der Natur zum vermeintlichen Wohle der Natur" verhindern bzw. beschränken.

Denn:
Erst wenn der letzte Trampelpfad geschottert und die letzte von Kindern gebaute Hütte im Wald abgerissen wurde, werdet Ihr merken, dass man die Liebe zur Natur nicht allein auf einer Schautafel am Waldrand vermitteln kann.
 
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Nachdenklich am Rande:
mich erinnert die aktuelle Debatte um Fake News und Alternative Facts sehr an die Hochzeiten der Petition, als mit wiederholt falschen Behauptungen von oberster Stelle, dem Ausblenden der Fakten sowie der einseitigen und willfährigen Verbreitung durch die Medien Stimmung gemacht wurde und eine eigentlich objektiv zu betrachtende Situation emotional aufgeheizt wurde.
 
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Das Beispiel NP ist schön plakativ und sollte daher genutzt werden.
Was können wir dagegen tun?
Wer kann etwas dagegen tun?

Wir haben als DIMB bei der Verbändebeteiligung des NP mitgewirkt.
https://dimb.de/aktivitaeten/open-trails/nationalpark-schwarzwald

Ich habe auch die Nationalpark Leitung frühzeitig darauf hingewiesen, dass die Ausweitung des Wegegebotes ausserhalb der Kernzonen nicht im Gesetz vorgesehen ist. Trotzdem hält man immer noch daran fest.
Ich habe auch einige Verbände die im NP Beirat vertreten sind darauf hingewiesen.

Noch ist das Wegekonzept nicht verabschiedet, aber mir scheint als ob sich vor allem nur die DIMB, in Zusammenarbeit mit dem badischen Sportbund und dem ADFC BW, für die Erholungsnutzer einsetzt.
Vieles was bei Einführung des NP der Bevölkerung zugesagt wurde (Erhalt des Wanderwege Netzes, Streichung von nur 40% der Wege) wird zunehmend aufgeweicht. Es fehlt die deutliche Stimme der Wanderverbände, der regionalen Bevölkerung und der Medien. Es sind immerhin einige Statements beim Wegekonzept in Punkto Radfahrer eingegangen.
Wir werden dran bleiben, aber es ist schon grotesk dass ein MTB Verband jetzt schon die Rechte der Fussgänger verteidigen muss.
 
... aber es ist schon grotesk dass ein MTB Verband jetzt schon die Rechte der Fussgänger verteidigen muss.

Wer weiß, ob die Fußgänger diese Rechte überhaupt noch haben wollen?
Auch wenn es jetzt hier um BW geht, habe ich durchaus das Gefühl, dass auch bei uns die schönen Wege immer weniger werden. Und im Gegenzug werden Schotterstraßen durch den Wald sauber asphaltiert, so dass die einstigen Wanderer jetzt mit ihrem Rollator bequem barrierefrei ihre Runden drehen können. Zumindest bei uns in der Gemeinde wurden in den letzten Jahren einige km von Wander- und Radwegen für viel Geld ausgebaut. Neue, naturnahe Wanderwege dagegen habe ich bisher noch keine entdeckt.

Und vielleicht wollen (vor allem die älteren "Naturnutzer") wirklich nicht mehr die kleinen, unbequemen, naturnahen Wanderwege sondern die sauberen, ebenen und breiten Schotterwege, am besten nicht zu viele um sich nicht zu verlaufen?
 
Und vielleicht wollen (vor allem die älteren "Naturnutzer") wirklich nicht mehr die kleinen, unbequemen, naturnahen Wanderwege sondern die sauberen, ebenen und breiten Schotterwege, am besten nicht zu viele um sich nicht zu verlaufen?

Da ein hoher Anteil naturnaher Wege ein wichtiges Zertifizierungskriterium für die sogenannten "Premium-Wanderwege" ist, kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen.
 
Ok, was da ein Nationalpark will/fordert, weiß ich nicht.
Bei uns gibt es schon auch paar von den "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland". Aber ich habe das Gefühl (Statistiken habe ich keine), dass sich alles auf die paar Wege konzentriert und alle ohne Auszeichnung verschwinden bzw. werden ausgebaut. Also alles was sich vermarkten lässt und womit man Geld verdienen kann wird gepflegt, alle anderen naturnahen Wege stören.
Wäre ja schön, wenn ich mich irre und es anders sein sollte :)
 
Beides stimmt.

Die Wanderverbände geben die Pfade und ihre schmalen Wanderwege gerne auf und reden sich das als Umweltschutzmaßnahme gut. Gleichzeitig werden die von öffentlicher Hand bezahlten Premiumwanderwege gerne angenommen.

Wir Mountainbiker fallen dabei durch das Raster. Entweder wir pflegen die Wege selbst und erhalten sie dadurch. Oder wir werden auch zu Forststrassennutzern die ab und an am Wochenende zu einem der legalen Trail fahren und das dann als Offenbarung feiern.
 
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