Ozeanix - Auf der anderen Seite der Welt

Zeitlich bist du uns nun ein ganzes Stück entgegengekommen. Lebst nicht mehr nur in unserer Zukunft. Jetzt können wir dich endlich wieder live beim Radeln erleben. Eine Woche sturmfreie Bude!
 
Hach Sri Lanka, meine erste Asienreise vor 27 Jahren...
Meinen Kumpel (1,95m mit rückenlangen, blonden Dreadlocks) und mich hat damals ein Charterflug der DDR-Airline Interflug hingebracht. Allein der Befehlston der Stewardessen macht diesen Flug unvergessen.
Durch das Aussehen meiner Reisebegleitung waren wir zwei Rucksacktouristen natürlich für alle eine Riesenattraktion, was auf die Dauer nervig war. Als wir uns ein Moped geliehen hatten, konnte man dem aber gut entfliehen.

Schön fand ich in SriLanka:
-Horton Plains (wir hatten Schlafsäcke dabei und haben oben gecampt)
-Ella und was so um die Südflanke des Zentralmassivs liegt
-Badulla, entspannter Ort
-Galle und Unnawattuna, letzteres hat sich vom Hippie-hangout aber sicher weiterentwickelt
-Adams Peak bei Nacht mit den ganzen Pilgern von Westen aus die Stufen hoch.
Lieblingsessen: Kothu Roti und Egg Hoppers

Wir hatten einen Lonely Planet von 1982 dabei, da war die Ostküste als Badeparadies ausgewiesen. Der Bürgerkrieg hatte aber darüber hinweggefegt, da standen teils nur Ruinen. Und immer viel Militärs um einen rum macht auf Dauer auch keinen Spaß. Von daher bin ich sehr gespannt, wie sich das Land entwickelt hat.
Nach diesen tollen Bildern von Neuseeland hats das Inselchen nun glaub ich schwer dagegen anzukommen, weiterhin gute Reise!

komamati
 
21.03. 17:00 Green Land Guest House in Pinnawala, 100m

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Weiter geht die Dschungelfahrt bei schwüler Hitze, insgesamt werdens heute knapp 90 Kilometer und 900 Höhenmeter. Bin zwar noch fast auf Meereshöhe und richtige Berge gibts keine, aber rauf und runter gehts doch ständig.

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Straßendeko ist allgegenwärtig, auch im kleinsten Dorf.

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Gibts da doch irgendwo einen richtigen Berg? Alles sehr dunstig, in die Ferne gucken ist quasi unmöglich.

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In Pinnawela ist für den ersten Tag genug geschwitzt und ich such mir ein klimatisiertes Warmduscherzimmer in einem gähnend leeren Guest House. Scheinbar ist die "Action" schon vorbei, nur noch die Hinterlassenschaften zieren die Straßen. Hier war wohl früher mal ein nettes kleines "Elefantenwaisenhaus", das mittlerweile zu einer großen Touristenattraktion ausgebaut wurde. Statt die eingesammelten Tierchen irgendwann zurück in den Dschungel zu entlassen, werden sie nun wohl einfach nur noch "gehalten" und jeden Tag am Fluss zu (für srilankische Verhätnisse) horrenden Eintrittsgpreisen vorgeführt.Passend dazu stehen hier ein Dutzend Elefantensouvenirshops und irgendwas lustiges, wo man aus Misthaufen gemachtes Papier erstehen kann. Anyway, Ahnung hab ich natürlich keine nach einem Tag im Land sondern plappere nur einen aktuellen Reiseführer nach (Loose), also korrigiert mich bitte, falls ich falsch liege. Jedenfalls taugts mir hier nicht so, morgen werd ich wohl ohne Elefantenbesuch einfach weiter radln. Bin ein schlechter "Tourist"...
 
22.03. 07:00 Green Land Guest House in Pinnawala, 100m

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Da geht sie schon wieder auf, die Gluthitze.

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Von den reinen Daten her gar nicht so dramatisch, aber ich tu mir im Moment echt hart mit der Luftfeuchtigkeit. Man sollte eigentlich vor Sonnenaufgang schon gleich mal ein paar Dutzend Kilometer abstrampeln, aber die Disziplin hab ich im Moment noch nicht. Der neuseeländische Herbst hatte schon was.

Anyway, der weitere Plan? Heute nach Kandy und dort etwas rumgucken. "Rumble in the jungle" Tracks für vier Tagesetappen sind vorhanden, eventuell kann ich denen "rückwärts" bis zur Südküste folgen. Weiss nicht, in wie weit das Sinn hat oder ob da überhaupt viel Singletrack dabei ist. Wird sich zeigen. Vielleicht find ich ja auch in Kandy ein paar Biker mit Ahnung.
 
ohne Elefantenbesuch einfach weiter radln
Das ist doch dein gutes Recht. Gerade in solchen Ländern, wo sehr offensiv auf die Touristen zugegangen wird, darf und muss man auch Angebote auslassen oder wenn's sein muss auch vehement zurückweisen.
Du wirst schon noch Elefanten sehen, vielleicht auch wild lebende. In den Gegenden der Nationalparks (im Flachland) sind vermutlich auch die meisten Elefanten. In die Nationalparks selbst kommt man wahrscheinlich am besten per gebuchter Jeeptour. Ob die dich/euch mit dem Fahrrad reinlassen würden?

Auf der Karte seh ich gerade, dass du in den Zug umgestiegen sein müsstest. Ist definitiv ein Erlebnis, mit teilweise 15-30 km/h und offenen Seitentüren durch die Berge zu tuckern. Bin gespannt, wo du aussteigst...
 
Zuletzt bearbeitet:
Du wirst noch genug Elefanten sehen, es gibt rund 6000, und 70% davon leben ausserhalb der Natinalparks. Sri Lanka hat die höchste Elefantendichte ganz Asiens.
Und Pinnawella ist gnadelnos touristisch, aber es gibt auch tolle Waisenhäuser, wo alle Insassen wieder ausgewildert werden, zb das Uda Walawe Elephant Transit home.

Darauf ein dreifaches Töröööö...
 
Ach ja, und wir sind wegen der Hitze meist um 5 aufgestanden und haben uns dafür von elf bis drei in den schatten oder an irgendnen Pool verzogen. Ist ja kaum zum Aushalten sonst...
 
22.03. 11:30 Peradeniya Train Station bei Kandy, 480m

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Normalerweise ist Kaffee auf Sri Lanka wohl eine eher traurige Angelegenheit. Aber Pinnawela ist halbwegs touristisch angehaucht, also findet sich doch ein guter Cappuccino... zu europäischen Preisen versteht sich. Ich sollte mich vielleicht mal auf Tee umstellen, das würde besser zu Sri Lanka passen.

Dann strample ich weiter über kleine Dschungelstraßen, die Bilder von gestern wiederholen sich: einspurige Teerpisten im Wald, alle Nase lang ein Häuserl oder ein Laden oder ein paar Tuktuks. Navigation ist mit OpenStreetMap oder GoogleMaps kein Problem, man kann sich immer die kleinsten Straßen raussuchen und dort stressfrei biken. Das ist allerdings auch anzuraten, denn auf den Hauptstraßen ist eher die Hölle los. Abseits davon wirds dagegen richtig nett. Freilich ist das kein "mountainbiken" und davon erwarte ich auf Sri Lanka auch nicht so besonders viel. Statt dessen hier in den Tieflagen bisher hübscher, wenn auch ziemlich "zersiedelter" Dschungel und ein Riesenhaufen netter Leute. Allein ist man jedenfalls kaum mal länger als fünf Minuten.

Kommunikationstechnisch scheint man auf Höhe der Zeit: Wie in jedem vernünftigen Land gibts direkt am Flughafen noch vor der Passkontrolle bei der Einreise eine SIM-Karte: 3GB für 8E und ein Haufen Freiminuten. Netzabdeckung hervorragend, bisher überall 4G ohne Lücken.

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In der Nähe von "Kandy" werden die Gebäude zum ersten mal etwas ansehnlicher.

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Ich fahre aber gar nicht ganz bis in die alte Königsstadt, sondern entschließe mich kurz zuvor zu einem kleinen Experiment. Kann man in Sri Lanka mit dem Bike Zug fahren?

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Die Station Chiefs von "Peradeniya Junction" sind sich zuerst auch nicht so ganz schlüssig, dann packen sie die Bürokratiekeule aus. Pass herzeigen, kopieren, zwei Formulare in dreifacher Ausfertigung, Dauer etwa eine halbe Stunde. Mittlerweile ist der Zug auf und davon, aber das macht nix meint man, der nächste fährt ja schon in neunzig Minuten.

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Das Ergebnis der lustigen Prozedur ist schlussendlich ein handgemaltes Pappschild. Etwas mager, aber damit ist Specki offizielles "Gepäckstück" und darf mitfahren... hoffentlich.
 
23.03. 18:30 Glenfall Guest House in Nuwara Eliya, 1900m

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Die Zugfahrt selbst ist dann durchaus ein Erlebnis: Sämtliche Türen bleiben offen, da sitz ich natürlich gern "am Eingang" und lass mal cool die Beine rausbaumeln. Recht viel schneller als 30 km/h fährt der Bummelzug sowieso nicht, könnte man zur Not wahrscheinlich rausfallen und wieder raufspringen.

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Drinnen ists jetzt allerdings auch nicht so gruslig, wie der Fahrpreis von 0.60E vielleicht vermuten ließe. Specki kostet immerhin das Fünffache, aber damit kann ich grad noch leben : - ). Die Fahrt dauert immerhin geschlagene dreieinhalb(!) Stunden für kaum hundert Kilometer...

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... und immerhin fünfzehnhundert Höhenmeter. Unten gehts lange durch den Dschungel, weiter oben dann durch Teeplantagen mit Aussicht auf grüne Berge...

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... und bunte Klamotten.

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Fast geschafft: An der kleinen Station "Ambewela" ganz oben im Hochland verlasse ich den Ewigkeitsbummelzug und radle am frühen Abend noch ein paar schöne Kilometer in den Ort "Nuwara Eliya". Hier oben auf knapp 2000m könnte man das Klima fast als "kühl" bezeichnen. Gefällt!

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Gefallen tut auch das Greenfall Guest House, wobei ich wieder mal der einzige Gast zu sein scheine. Wo sind die ganzen Touristen? Anyway... mehr sehe ich noch nicht von Nuwara Eliya, nach der halben Ewigkeit im Bummelzug war der Tag quasi vorbei.

Fazit zum Zug fahren auf Sri Lanka? Hat funktioniert und war ein nettes Erlebnis, aber selber radeln wäre schneller :).
 
Fernweh... Tolle Bilder! Freu mich richtig auf das Land :)
"Aktion" Bilder vom Biken vermisse ich gerade kaum, die Erzählung von Land und Leute liefern schon genug interessantes und amüsantes :daumen:

Dir weiterhin eine gute Reise und schöne "Abenteuer".
 
Dank Stuntzi mache ich quasi eine passive Weltreise. Statt mit dem Finger auf der Landkarte bereise ich die Welt sozusagen mit den Augen im Internet. Vielen Dank an die beiden Hauptdarsteller. Nach den sensationellen Eindrücken aus Neuseeland und Tasmanien geht es nun rein ins Abenteuer. Viel Spaß dabei und in jeder Hinsicht gutes Gelingen. Ganz nebenbei hat Stuntzi bisher noch keinmal sein manchmal gern etwas patziges oder beleidigtes Gehabe gezeigt. Altersmilde geworden? Liest sich auf jeden Fall viel angenehmer.
 
Sri Lanka :love:

ich war damals mit dem Mietwagen unterwegs - die Strecke Colombo x Kandy wäre mit dem Rad deutlich schneller gegangen...
Falls es Dich nach Nuwara Eliya zieht kann ich einen Besuch in der Heritance Tea Factory empfehlen... Die Preise haben zwar wohl mittlerweile angezogen (ich habe vor 4 Jahren ~60€ für das Doppelzimmer pro Nacht bezahlt) aber allein die Lage und das Dinner im Eisenbahnwagon sind die Fahrt hinauf wert!

Gibt es schon eine grobe route?
..falls Du Tips (für den Süden) brauchst melden!
 
23.03. 09:30 San Pedro Teeplantage bei Nuwara Eliya, 1900m

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Nuwara Eliya Ortszentrum. Wie überall auf meiner bisherigen Route laden die Orte nicht gerade zum verweilen ein. Und wenn sogar der Reiseführer sagt: "the charm of Nuwara Eliya lies in its surroundings", dann heisst das wohl für mich so viel wie "schnell weg hier".

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Immerhin hams an See, hier oben auf fast zweitausend Meter. Und irgendwo stehen auch ein paar Plastikschwäne zum rumpaddeln. Aus der Lage könnte man allerdings viel mehr machen... scheinbar baut man dafür auch grad eine Uferpromenade.

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Ich verfolge mal wieder kleine bis kleinste Straßen auf Googlemaps und lande so etwas unverhofft im Gelände der riesigen San Pedro Plantage.

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Tee soweit das Auge reicht.

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Und gepflückt wird auch fleissig. Scheint ein echter Knochenjob zu sein, jedes einzelne Blatt ist Handarbeit.

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Ich leihe mir ein paar der Teepflückerwege aus und hab ein wenig gepflegt aromatisierten Singletrackspaß, bis mich irgendwann ein Teepflückbeaufsichtigungsmanager auf einem Motorrad zur nächsten Straße eskortiert. War aber nicht gestresst oder so, ohne freundliches Lachen geht hier sowieso nix. Glaub der dachte bloss, ich hätte mich hilflos verfahren und müsste zurück in die Zivilisation gebracht werden. Das läuft hier wohl generell so: Wann immer man irgendwen nach dem Weg fragt, wird man grundsätzlich zur nächsten Hauptstraße geschickt. Das Konzept von Bikes auf möglichst obskuren Pfaden ist nicht wirklich verständlich zu machen. Macht nix... dazu ist ja ein Smartphone mit halbwegs tauglichen Karten dabei. Die Wegerl auf der Teeplantage waren jedenfalls drauf. Und für nachher hab ich auch schon ne Idee, muss aber nochmal drüber nachdenken.
 
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23.03. 10:20 Pattipola Train Station, 1900m

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Nach den Traileskapaden auf der San Pedro Plantage straßenstrample ich weiter bis zur kleinen Bahnstation "Pattipola". Weiter über die Straße wäre jetzt ein großer Umweg, zudem mit Eintritssgeldern durch den Horton Plains Nationalpark versehen. Den will ich mir eigentlich erst später mit Goldkettle zusammen anschauen, falls überhaupt.

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Die Alternative: entlang der Schienen durch den Dschungel zur nächsten Station "Ohiya". Keine Ahnung ob das gesteigerter Blödsinn ist, aber wenigstens kommt so mal ein bisserl Pep in die Srilanka-Tour. Und so viele Züge fahren hier auch nicht, als dass man da große Probleme bekommen könnte. Den einen hier lass ich mal eben noch schnell durch...

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... und versuche dann mein Glück. Wird schon schief gehen... und die Tunnel sind auf der Karte gar nicht so lang.
 
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23.03. 10:35 Auf der Pattipola-Ohiya-Bahnstrecke, 1930m

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Lustigerweise ist hier oben grad der Scheitelpunkt der Bahnstrecke, fast zweitausend Meter über dem Startpunkt in Colombo. Das heisst für mich so viel wie halbwegs gemütlich bergab rollen bei Minimalgefälle.

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Dann wirds auf einmal spannend. Aber hey... ein paar Locals nehmen die Gleise scheinbar auch als Spazierweg, dann kann ich ja nicht so falsch liegen. Schnell nochmal die Lage gecheckt, laut den sriklankanischen Schienenläufern kommt mir der nächste Zug in dreissig Minuten entgegen. Könnte reichen.

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Ich hoffe mal, sie haben recht. Wirklich...
 
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