So, dann schreibe ich mal kurz meine Eindrücke zu meinem Aufenthalt am Gardasee und zum Marathon.
Angereist bin ich mit Matthias Ball und Katrin Schwing, beide Fahrer des
ergon Trek Teams. Im Hotel war auch noch der Rest des
ergon Trek Teams, dazu der Europachef von Trek und, ich konnte es kaum glauben, Gary Fisher. Immer mit dieser Prominenz unterwegs hatte ich im Laufe der Tage das Glück, ziemlich viele Topfahrerinnen und Fahrer der Weltelite zu treffen und ihnen mal die Hand zu schütteln, bei Gesprächen mit den Trek Leuten mal einige Dinge zu erfahren die hinter den Kulissen ablaufen, mit diesen Leuten und Gary zu Abend zu essen und mir das Essen bei dem Glück das ich schon habe auch noch bezahlen zu lassen. Der Mechaniker von Trek checkt noch mal mein Teambike durch, tauscht die Kette da die alte eine Macke hatte und gibt mir Material mit. Mit allen Leuten per Du fühlte ich mich richtig in die Familie aufgenommen.
Zum Rennen von Arco aus. Gut zum Warmfahren. Umgeben von den Stars aus dem Hotel. Mir geht es gut. Noch...
Aufstellung im Startblock, die Elite Startet, darunter Katrin und Kim vom
ergon Trek Team, dann geht es auch für uns los, ich bin im Block D. Die ersten Kilometer sind flach und auf Asphalt. Ein riesen Pulk, hier kann man kaum Plätze gutmachen. Ein riesen Chaos, welches meinem Trainer zum Verhängnis wird. Nach 12 min fährt ihn ein Chaot von hinten um, mein Chef stürzt, Platzwunde an der Augenbraue, Prellungen, Schürfwunden, Hinterrad kaputt. Die Sanitäter haben sich wohl gefreut, er war die Nummer eins an diesem Tag.
Dann der erste und zugleich längste Anstieg. Über 10 km nonstop bergauf. Es ist die Hölle, nicht die Steigung sondern die Fahrer vor einem. Zumindest die langsameren. Sie fahren Schlangenlinien, kommen zum Stillstand, rutschen weg, ..., ... . Aber es bieten sich kaum Möglichkeiten zum überholen. Also fahre ich die meiste Zeit mit ziemlich flachem Puls im Pulk mit. Oben angekommen geht es in die erste Abfahrt. Ich fahre vorne einen
Schwalbe Black Jack in 2.25 und hinten einen Racing Ralph in 2.4. Jeweils mit 2 bar. Im uphill sehr fein solange man im
Sattel bleibt im downhill auf diesen Strecken die Hölle. Der Black Jack rutscht erst kurzu weg bevor er seinen Grip aufbaut, der Racing Ralph ist nonstop am rutschen. Nun gut, so wird es mir wenigstens nicht langweilig. Also zur ersten Abfahrt. Hier merke ich mal an dass ich es absolut nicht leiden kann wenn ich im downhill langsamere Leute vor mir habe. Da drehe ich ab. Und da das Feld nun mal noch recht eng zusammen ist, ist es nun mal zwangsläufig so dass eininge vor mir sind die für mich zu langsam fahren. Die Abfahrt ist nicht zu steil aber es liegt sehr viel Geröll rum. Vor allem neben der schmalen Ideallinie die alle fahren. Aber was soll es, ich will schnell bergab. Also kurz mal heftig angetreten, runter von der Ideallinie und ab ins Geröll. Nach wenigen Metern schon bereue ich es, ich kann mein Rad kaum unter Kontrolle behalten. Ich bin mit vollem Körpereinsatz am Arbeiten um nicht vom Rad zu fliegen. Aber ich mache einige Pläte gut. Weiter gehts. Mittlerweile hat sich das Feld etwas gelichtet, die Mannen von der kleinen Runde sind auch abgebogen, jetzt hat man wieder etwas Platz zum Atmen. Es kommen noch einige kürzere Abfahrten im Laufe des Rennens, immer wieder kommt es vor dass ich in diesen zu schnell für meine
Reifen bin und nur mit viel Körpereinsatz und oft auch mit Glück und der zu Hilfenahme von Steilkurven entgehe ich Stürzen die für mich das sichere Aus bedeutet hätten. Dazu muss ich nichts mehr erzählen, man weiss dass ich bergab gerne zu schnell bin. Meine Beine fangen langsam an zu schmerzen und ich merke dass ich etwas Tempo rausnehmen muss da ich sonst Krämpfe bekomme. Und darauf habe ich nicht wirklich Lust. Durch die Hölle ging ich eine Woche zuvor in Schotten beim Marathon.
Also etwas langsamer, zumindest am Berg. Nach einigen Aufs und Abs geht es nun in die längste Abfahrt der Strecke. Eine asphaltierte Serpentinenstraße. Schön, hier kann ich wieder ordentlich Plätze gutmachen, mich überholt auf der langen Abfahrt keiner, ich dafür jede Menge. Das macht mal wieder Spaß, ausserdem kann ich mich hier etwas ausruhen, oft reicht es, nach den Kurven kurz und heftig anzutreten und sich dann zusammenzufalten um sich rollen zu lassen. Immer wieder mal kurz brüllen: RECHTS!!! oder LIIINKS!!! und wuuusch, wieder an welchen vorbei.
Ok, Ende der Asphaltstraße, knallharte Bremsung, 160 Grad nach links auf einen Singletrail. Leicht abschüssig, schön zu fahren. Auf der Ideallinie, wer da runterkommt riskiert seien Knochen.
Dann ein Schild mit drei Pfeilen nach unten. Heißt, soweit ich weiß, Achtung, gefährliche Abfahrt. Aber ich sehe nur ein mildes Gefälle. Vor mir zwei Fahrer die recht langsam fahren. Ok, da kommt schon nix fieses. Also ab nach rechts ins Geröll, ordentlich Gas gegeben, an den zwei Fahrern vorbei und....
Ja, da ist sie die angekündigte Abfahrt. Extrem steil und geröllig. Und ich verdammt schnell wegen meines Überholvorganges. Ich sehe in diesem sehr sehr langen Hang einige Fahrer die die bikes nach unten tragen. Und ich komme hier mit >30 km/h an. Ich bremse, es tut sich nichts. Zu steil. Ich brülle, die Fußgänger springen zur Seite, ich schieße an ihnen vorbei. Etwas weiter unten zwei Leute die die Abfahrt auch fahren, allerdings in einem angemessenen Tempo das ich wohl auch hätte wählen sollen. Aber ich hatte mich ja, wenn auch ungewollt, für SCHNELL entschieden. Ich brülle, die Fahrer vor mir können jedoch nicht ausweichen da sie selbst genug zu tun haben mit sich und den bikes. Also muss ich mal wieder ins grobe Geröll und bete dass ich nicht stürze. Obwohl ich bei dieser Abfahrt mit jeweils zwei Fingern an meinen Martas hänge,(und das war die einzige Abfahrt wo ich nicht nur einen Finger an den
Bremsen hatte)wrede ich unaufhaltsam schneller.Würde ich nun stürzen dann hätte ich aber immerhin gleich genügend Sanitäter die mich zusammenflicken könnten, diese Abfahrt war voll von Roten Männern. Irgendwann, für mich war es eindeutig zu lang, geht das extreme Gefälle in ein Normales über und man kann wieder normal abfahren. Ich jedoch bin am Zittern, total verkrampft aber überglücklich dass ich heil hier durchgekommen bin. Es geht noch mal ordentlich bergauf, zwischendrin verdammt steil, hier bin ich in Gedanken am Aufgeben. Auf dem Berg war es von der Temperatur erträglich, bei den Abfahrten ist man etwas Abgekühlt, hier unten im Tal ist es heiß und die Luft steht. Grausam. Dann noch eine kurze Geröllabfahrt die ich am Tag zuvor entlanggefahren bin. Mit 30 km/h ein Kinderspiel. Einfach durch. Aber heute habe ich, wie könnte es anders sein, mal wieder ein paar Schleicher vor mir. 10 km/h und man muss viel mehr aufpassen nicht vom Rad zu gehen als wenn man schnell ist da man über die Steine rutscht. Unten angekommen geht es nur noch eben die letzen paar Kilometer bis ins Ziel. Gegenwind, schön, ich bin vorne die anderen nutzen meinen Schatten. Der letze Kilometer, ich gebe Alles. Nach hinten schaue ich nicht mehr, nur noch nach vorne. Ich sehe die 500, ich sehe die 200, ich gehe aus dem
Sattel, 100, .. 50,... ich überquere die Ziellinie, ich brülle, ich freue mich, ich habe die Schnauze gestrichen voll, mir geht es gut, alles tut weh.
Zum Black Jack: Für Schotterabfahrten wenig geeignet wenn man nicht auf Rutschpartien vor dem Gripaufbau steht
Zum Racing Ralph: Hinten sehr sehr grenzwertig, wer ihn vorne gefahren ist: Respekt! Und erfreulich dass der schwach profilierte
Reifen meinem unsauberen und leichgtsinnigen Fahrstil standhielt.
Zu mir: Ich bin glücklich aber auch verwundert dass ich ohne Sturz von Gardasee zurückgekommen bin. Meinen Ruf des Bruchpilotes und den Spitznamen Quak trage ich nicht zu Unrecht. Aber mir soll es recht sein, auch ohne Sturz schmerzen mir heute die Beine. Warum ich die Extrema gefahren bin obwohl ich eigentlich die Grande fahren wollte, ich weiss es nicht. An der Abzweigung trieb es mich irgendwie nach rechts. Vielleicht wollte ich den Vergleich zu den ganz großen? Und zum schmunzeln gab es auch was:
Am letzten langen Anstieg fragt mich ein Fahrer ob dies denn noch die Ronda Grande sei. Als ich ihm sagte dass wir schon lange auf der Extrema sind und keine 20 km mehr zu fahren hätten ist er bald vom Rad gekippt. Aber im Ziel war er dann sicher der stolzeste von allen

Ok, das soll es gewesen sein. Es wird Zeit für mich ins Bett zu gehen, da jetzt allmählich das Coffein von den ca 200 Cappuccinos am Gardasee aus meinem Blut weicht und ich anfange müde zu werden. Was auch gleichzeitig die Entschuldigung für alle Rechtschreibfehler und grammatikalischen Extremunfälle ist, sowie mich von aller Schuld befreit wenn jemand wegen meines geschriebenen Wirrwarrs etwas durcheinander kommt.
Bis dann dann
Ramin
edit: zu meiner Marta: die Vordere hat bei dieser einen Höllenabfahrt wohl genau so viel Angst bekommen wie ich und hat dann nicht mehr von alleinen aufgemacht, ich musste den Bremshebel dann immer wieder von Hand zurückdrücken und somit die Bremse komplett öffnen.
Später am Magurastand wurde mir der komplette Bremsgriff aber ohne Probleme auf Garantie getauscht. Nun ist die Bremse bereit für neue Schandtaten...