gwittmac schrieb:
da die Kunden nicht bereit waren, den Arbeitern in den entsprechenden Werken das Gehalt zuzugestehen, das sie selbst für sich beanspruchen. Das Resultat sind eben 5 Millionen Arbeitslose.
Etwas mitdenken beim Konsumieren ist deshalb schon angebracht.
Das trifft sicher den Nagel auf den Kopf und lässt sich durchaus auf alle Lebens- und Geschäftsbereiche übertragen, auch auf die armen Fahradhändler.
Hierzu ein kleines Beispiel. Ich war letztes Woche bei einem Händler, den ich früher recht häufig kontaktierte, in letzter Zeit aber nicht mehr, da ich a)zwei Städte weiter gezogen bin (ist im Ruhrgebiet aber auch nicht so weit) und b) weil ich mich aufs Selbstschrauben verlegt hab (macht mir einfach Spaß).
Da ich für mein neues Projekt noch 'nen LRS brauchte und Laufradbau ja bekanntlich Vertrauenssache ist bin ich also wieder dort vorbei (nach ca. 2,5 Jahren).
Wegen der Laufräder wurden wir uns schnell einig. Im Laufe des Gesprächs schilderte ich ihm kurz meinen Neuaufbau, den ich größtenteils mit Hilfe des www aus aus Neu- und Gebrauchtteilen zusammenstelle. Das schien ihn nicht wirklich zu freuen, er äußerte sich aber auch nicht abwertend. Na ja im Nachhinein denke ich hätte ich mich vielleicht besser etwas mehr bedeckt gehalten...
Im Rausgehen schnappe ich mir noch eine von seinen Visitenkarten. Sehen echt cool aus, cleanes Logo + coole Schrift. Nach eingehender Betrachtung läßt sich sagen: entworfen von 'nem talentierten Hobbygrafiker und wahrsheinlich im Copyshop geplottet.
Wissen die Leute eigentlich, wie dicht kleinere Medienagenturen und Druckereibetriebe monatlich an der Insolvenz vorbeischrammen, kurzarbeiten, Leute entlassen oder die Pforten schließen. Und wenn dann mal ' Auftrag kommt, dann werden Preise gedrückt, Zusatzleistungen wie Datenüberprüfung, kleine Retuschen etc. für lau erwartet und so weiter. Ich kenne 'nen Drucker, der nach der Lehre zum Arbeitsamt ging und sofort 'ne Umschulung angeboten bekam, weil nicht vermittelbar...
Jetzt kann man natürlich sagen, ja, als das mit dem PC noch nicht ging hatten wir halt keine Viitenkarten. Richtig, da gab's aber Rechnungsblöcke, Briefpapier, Formularbögen etc. mit aufgedrukter Firmenadresse. So Sachen hat man heute als Vorlage im Rechner und druckt sie bei Bedarf aus.
Soviel zum Thema Gehalt zugestehen. Wer frei ist von jedem Geiz, der werfe den ersten Stein ...
Was den Versandkauf betrifft, es geht nicht nur darum XTR-Teile zu XT-Preisen zu ordern (Auch Deore-Parts sind güntiger). Für 'nen Händlerbesuch muss ich 'ne Stunde einplanen, dann muss er das Teil meist auch erst bestellen und ich muss es dann wieder abholen. Ist also auch ein immenser Zeitfaktor.
Und der brummende Logistikmarkt hat auch nicht nur Nachteile. Noch kann man die Klamotten nicht von China aus vor meine Haustür werfen.
Ich glaube, da es ständig einfacher wird gewiss Arbeiten selbst zu erledigen, Güter selbst zu beschaffen brechen sicher 'ne Menge Arbeitsplätze weg. Es sei denn sie werden aufgrund einer starken Lobby subventioniert.
Gerade deshalb kann ich die Arroganz des Händlers aus dem Thread-Start absolut nicht nachvollziehen. Bei dem o.g. Händler gabs das noch nie. Da wird alles geschraubt, was kommt. Es gibt feste Werkstattpreise, die hängen im Laden aus, man macht 'nen Termin und fertig. Vielleicht werden dort Stammkunden bevorzugt oder bekommen mal was günstiger, ist ja auch nur fair und wem es nicht passt der bleibt halt weg. Aber der Laden läuft.
Es hat wenig Zweck, schmollend auf dem hohen Ross zu sitzen. Wir alle haben an der Wunderlampe gerubbelt und tun es fleißig weiter. Zur momentanen Situation hat jeder von uns beigetragen, teils aus Unkenntnis, aus Spaß am Konsum oder weil er keine andere Möglichkeit hatte.
Im Bioladen zu kaufen, Bikes von deutschen oder europäischen Schmieden zu fahren und sich 'ne schicke Geschäftsaustattung designen und drucken zu lassen sind sicher eine gute Möglichkeit das Tempo zu verlangsamen und wieder 'n bisschen Luft zu kriegen. Umkehren geht aber imho nicht mehr...