Guten Morgen Leute,
ich finde es beeindruckend, welche kleine Lawine da gestern zum x-ten Mal losgetreten wurde. Daher will ich nun einfach mal eine Faktensammlung zum Besten geben. Die richtet sich in vielen Punkten besonders an nikolauzi und an Joerky, an deren Kompetenz ich noch nie gezweifelt habe, aber bei denen ich häufig den Eindruck habe, dass deren mir theoretisch anmutende Statements keine empirische Basis haben. Wenn man über Licht spricht, muss man es definitiv gesehen haben. Ansonsten bleibt man auf der Ebene dunkler Spekulation.
Als erstes mal ein paar Fakten über mich. Ich hoffe, es wird nicht peinlich poserhaft, aber Kompetenz will schließlich belegt sein:
Ich bin KEIN!!! Mitarbeiter von Lupine, sondern Physiker, Neurobiologe und wissenschaftlicher Leiter eines Lernsoftwareherstellers, wohne auch nicht in Burgthann, sondern in Wiesbaden und bin seit 17 Jahren pathologisch lampenverstrahlt. In meiner Doktorarbeit untersuchte ich die Mechanismen der Verarbeitung von Helligkeitsinformationen im visuellen System des Menschen und bin daher mit den physiologischen und wahrnehmungspsychologischen Mechanismen des Sehens bestens vertraut.
Ich habe so ziemlich alles ausprobiert und DIREKT miteinander verglichen, was der Markt an guten Produkten in den letzten 10 Jahren geboten hat. Als Sammler liegt das meiste Zeug auch noch bei mir zuhause rum.
Bei unseren Selbsbauprojekten sind CNC-gefräste und eloxierte Gehäuse, frei programmierbare PWM-Controller und viel Liebe zum Detail seit 3 Jahren Standard. Wir sind zu dritt: ein radsportbegeisterter Industriedesigner, ein Dozent für Elekrotechnik, der sich seit Jahren intensiv mit Lampenelektronik beschäftigt und ich als fleischgewordenens Leuchtmittel.
Unser aktuelles Projekt läuft mit vier SSC P4 Emittern in Reihe geschaltet (Wilma lässt grüßen), die an 7,2 Volt (2-zell. Li-
Ion) mit einem Step-up Wandler betrieben werden. Der Wandler wurde inzwischen nach umfangreichen Modifikationen auf einen Wirkungsgrad von 92% bei einem Output von 880 mA gebracht.
Als nächstes möchte ich einfach mal einige Statements aufgreifen, die mir bei der Lektüre der vielen Beiträge im Hals stecken geblieben sind:
@ nikolauzi: Es wurde niemals behauptet, die Nightmare habe 40 Lumen pro Watt.
550 Lumen bei 25 Watt entspricht 22 Lumen/Watt. Ich denke, das wird keiner anzweifeln - ist ja auch nicht weiter beeindruckend. Trotzdem ist die Lichtqualität (insb. Ausleuchtung und Farbtemperatur) einer Nightmare deutlich besser als die eines 20 Watt Osram IRC mit Überspannung bei einer Betriebsleistung von 25 Watt. Wir haben die 20 Watt IRC Brenner mit bis zu 40 Watt bei über 20 Volt gequält, dann machen die natürlich schon richtig viel Licht. Ich selbst habe schätzungsweise 20 bis 30 IRC Brenner nach Homogenität der Ausleucht selektiert. Da waren auch echte Gurken mit dunklen Löchern im Zentrum dabei. Nichtsdestotrotz ein gutes Leuchtmittel und immer noch erste Wahl für Halogenlampenbauer, die für wenig Geld viel Licht wollen und denen der dicke Akku am Rad egal ist.
Gehen wir nun von der hoffentlich nicht angezweifelten Nightmare über zur Edison: Wenn die keine 900, sondern nur 600 Lumen bringen würde, wäre sie genau 50 Lumen heller als die Nightmare. Diese 50 Lumen sollte man aufgrund der physiologischen Eigenschaften des visuellen System gerade mal wahrnehmen können (siehe Weber-Fechner-Gesetz: logarithmischer Zusammenhang zwischen Wahrnehmungsintensität und physikalisch ermittelter Lichtintensität).
Leider oder besser glücklicherweise bügelt die Edison eine Nightmare locker weg. Ein kurzer Vergleich: Ein IRC Brenner (20 Watt, 24°) mit 25 Watt betrieben erscheint gegen eine Nightmare wie eine große gelblich Pizza mit sehr bescheidener Randausleuchtung. Nächter Schritt: Die bisher gleißend weiss erscheinende Nightmare wird allerdings im Vergleich zur Edison zum gelben Fleck auf dem Waldboden.
Dass die Edison deutlich heller erscheint, als die Nightmare, ist garantiert nicht auf die andere spektrale Strahlungsleistungsverteilung des HID-Brenners zurückzuführen (Maximum nicht bei 3600 sondern bei 5500 Kelvin). Den Beleg hierfür finden wir beim Vergleich mit zwei original Welch Allyn HID-Brennern (hiervon hatte ich insgesamt 6 Stück aus den USA bezogen).
Die Edison ist dramatisch heller als ein WA Brenner mit original Ballast an 10 Watt, der schließlich 500 Lumen bringen soll. Hätte die Edi nur 600 Lumen, wäre das nur ein erkennbarer Unterschied.
Erst bei Betrieb von zwei WA-Brennern (20 Watt, 1000 Lumen) hat man die Power der Edison erreicht. Leider bei einer wesentlich schlechteren weil zu schmalen Ausleuchtung, dabei handelte sich um die 13° Flood Version, über die 6° Spot Variante brauchen wir gar nicht zu reden. Die funktioniert wirklich nur als Zweitbrenner zur Fernsicht. das vermute ich nicht, ich habe es x-mal getestet!!!! Der Edison-Brenner ist eine Sonderanfertigung von Welch Allyn für Lupine und leider nicht frei erhältlich.
Meine Erfahrung mit den original Brennern von WA und den lichtschwächeren (auch getestet und das mit diversen Nachtfahrern) von Brightstar (10 Watt bei geregeltem

Ballast in 35 und 50 mm Durchmesser) im Vergleich zur Edison ließen mein Interesse an weiteten HID-Projekten schnell einschlafen. Insbesondere die Problematik des ungeregelten WA-Ballast und den hierzu passenden Akkus hat mich ziemlich genervt. Mit der von Trailtech gelieferten HID-Controller-Elektronik (Softstart und Spannungsstabilisation auf 13,2 Volt) habe ich zwei Ballaste abgeraucht, da die PWM-Steurung den Ballast einfach nur quält. Der will ne glatte Gleichspannung und kein hochfrequentes Hackwerk.
Widmen wir uns der aktuellen und mit Sicherheit zukunfstweisenden Technologie. Die Vorteile der LED-Technik will ich an dieser Stelle nicht mehr zusammenfassen, die kennt sowieso jeder (Wirkungsgrad, Lebensdauer, Dimmbarkeit, Lichtfarbe, mech. Stabilität etc....). Stattdessen will ich mal die eine oder andere Bemerkung aufgreifen:
Betty und Wilma sind in puncto Temperaturmanagment
keine Fehlkonstruktion.
... was die Entwärmung angeht, ist sie offensichtlich eine Fehlkonstruktion. Halogen soll schön heiß sein, um gut zu funktionieren, bei den Gasentladungslampen weiß ich es nicht, aber LEDs müssen möglichst kühl betrieben werden für erstens guten Wirkungsgrad und zweitens das lange Leben, das man ihnen im allgemeinen nachsagt. Dieses Gehäuse ist dafür definitiv unzureichend. Das reicht mit viiiel Augen zudrücken vielleicht bis 10W.
@spargel? hast du's ausprobiert? Ich schon! Bei Wilma UND Betty: kein Problem, die Temperaturregelkreise funktionieren hervorragend und die Lichtmenge im runtergeregelten Modus ist immernoch Luxus pur. Dabei wird keine LED auch nur annähernd im schmerzhaften Temperaturbereich gequält. Mein Selbstbau mit sechs P4 Chips bei 1000 mA und über 20 Watt wird im Stand ohne!!! Temperaturkontrolle ordentlich heiss, aber bei Fahrtwind bleibt die Lampe kühl. Ein Vorgängermodell mit K2 Emittern an 1500 mA KSQ wird sogar richtig heiss, aber wenn die abrauchen ist mir das auch egal. Beim Fahren bleibt sie trotzdem kalt.
Hier habe ich ein wenig Toleranz vermisst:
...Eins muß man ihr aber lassen, trotz dem blöden Namen (der die Borniertheit von Lupine zeigt) sieht sie sehr geil aus!
....
@ traildesaster: ich weiss nicht, wieso die Namensgebung der Modelle die Borniertheit von Lupine zeigt, aber du hast recht: Betty sieht live sogar noch geiler aus. Und der Titanring ist im abgeschraubten Zustand federleicht und er passt sensationell zu meinem Serotta Titan.
Auch irgendwie erstaunlich fand ich folgendes Statement:
Die Selektion ist kein Aufwand, die "ganze Regelung und Steuerung" ist nix neues - ob nun 3, 4 oder 7 LEDs benutzt werden, die Ansteuerung über nur einen Taster - naja, nett, aber was ist daran teuer entwickelt?
...Schöne Lampe, kein Zweifel, aber den Preis immer mit solchen an den Haaren herbeigezogenen "Entwicklungskosten" zu rechtfertigen ist echt langweilig.
...aber dieses "hach, die Entwicklung war sooooo teuer" kann jetzt mal aufhören. Damit könnt ihr gerne wieder anfangen wenn Lupine eine Lampe rausbringt die fliegen kann...
@Joerky: Schon mal einen Step-up-Wandler entwickelt, der mit 7,2 Volt vier oder sogar sieben Emitter in Reihe mit einem akzeptablen Wirkungsgrad antreibt? Bring doch mal 6 Volt (fast leerer Akku) auf 25 Volt Durchlassspannung für sieben LEDs in Reihe. Viel Spaß bei Layout der Platine und der Wahl der Bauteile. Und überleg dir, wo du deine Elektronik unterbringen willst. Wir sind jetzt bei einer beidseitig bestückten Platine mit 40 mm Durchmesser angekommen und die Bauteile sind so winzig, dass man sie kaum noch von Hand löten kann.
Hast du schon mal mit unterschiedlichen Linsenkombinationen experimentiert? Wenn ja, dann weißt du, wie aufwendig es ist, ein vernünftiges Ergebnis zu erreichen. Und wenn man sich wirklich den Ar... aufreißt, ist es immer noch nur der Versuch, die Performance einer Lupine zu erreichen. Ganz zu schweigen von Größe, Gewicht, Zuverlässigkeit, Wirkungsgrad und Design.
Übrigens: folgendes Statement hat mir auch sehr gut gefallen. @yellow_ö: Lustige rechnung. So kann man richtig reich werden.
Natürlich sind die Lupine-Produkte alle sehr gut, aber ...verglichen mit einer Nightmare sind die reinen Materialkosten
* für eine Edison + 50,--
* für eine alte Wilma + 50,--
* für diese neue Lampe + 70,--
(wobei ich für diese "Sonderentwicklung" der Optik 30,-- angenommen habe, denn eigentlich sind das nur die bereits von ANDEREN entworfenen Otiken, die "einfach nur" mit einer 5 mm Kunststoffplatte zusammengeschweisst wurden. Viel teuerer werden die nicht kommen und selbst wenn ...)
Elektronik dieser drei Lampen sind NULL unterschiedlich im Konstruktionsaufwand.
...und genau aus diesem Grund befindet sich das komplette Team von Lupine gerade auf den Seychellen und genießt Hummer und Champagner. Die haben nämlich keine Ahnung, wie sie die ganze Kohle verprassen sollen, die sie mit ihren Lampen inzwischen verdient haben. Proost!
Fazit: Spaß beiseite - Ich habe mich immer bemüht und ich werde auch nicht aufhören, Lampen zu bauen. Trotzdem habe ich eingesehen, dass ich bei bei allem Know-how und handwerlichem Geschick nicht mit den (Zitat: auch nur mit Wasser kochenden) Lupinisten mithalten kann. Und leider kostet die Bastelei ein Schweinegeld, denn oft sind diverse Komponenten einfach unbrauchbar. Und Lehrgeld ist auch Geld. Also kaufe ich mir weiterhin alle Bettys und Co als Referenz und Ansporn und freu mich, wenn ich nahe an die Qualität der Ausleuchtung rankomme. Aber wenn man das beste Produkt am Markt haben will, kommt man an einer Lupine einfach nicht vorbei. Dafür vergneif' ich mir auch gerne mal das eine oder andere
