PP I, Freitag, 19.06.2009
Schönes Wetter ist draußen, die Räder hängen vollgematscht und etwas mitgenommen mit Hundeaugen in der Garage, an einem hängen noch die traurigen Reste des X.O-Schaltwerkes, welches ein paar Tage zuvor einem kapitalen Ast zum Opfer gefallen ist. Das andere sieht etwas luftleer aus. Die ganze Woche lang verspürte ich weder Motivation, noch hatte ich Zeit irgendwelchen Kladderadatsch zusammenzuraufen. Was braucht man für so ein 24h-Rennen überhaupt so? Ich entscheide mich zunächst einmal zur Durchführung intensiver Rennvorbereitungen, indem ich mir einen Eimer mit Wasser schnappe und den gröbsten Dreck von den Gefährten spüle. Sieht ja schon wieder ganz gut aus und immerhin passen sie jetzt auch wieder in den Radträger...ups...den muss ich ja auch noch auf's Dach basteln....fehlt die Hälfte...naja...liegt sicherlich irgendwo in der Garage herum...ja liegt es....puhhhhhhh! So....Schaltwerk ist schnell getauscht,
Schläuche sind geflickt, nur
Reifen fehlen noch...naja...nehmen wir die, die da sind. Einmal trocken, einmal Schlamm, passt schon. noch ein wenig fett gleichmäßig über die Räder verteilt und schon quietscht auch nix mehr...ein Traum in blunt, da kann die Sonne ruhig noch ein wenig freundlicher strahlen

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Ein Zelt habe ich immerhin schon in der letzten Woche gekauft. Ein ganz tolles mit zwei Türen, Dach und Seitenwänden. Blau, wie der Himmel. Sah auf dem Katalogfoto wie ein Ritz-Carlton aus. Schlafsack...sollte irgendwo herumliegen...bis -15°...also baden im eigenen Sud, juhuuu! Habe ich schon erwähnt, dass ich Zelten hasse? Ich hasse Zelten! Kondenswasser an den Innenwänden, Krach, Dixieklos, Schlafsäcke, Isomatten, feuchte Klamotten, Unterbinden des aufrechten Ganges...willkommen im Alptraumland. Naja...ist ja nur eine Nacht....oder zwei...
Klamotten packen war einfach, Tasche auf, Kleiderschrank samt Winterjacken, Thermoüberschuhen und ein paar vielen Radschuhen rein, fertig. Alles nebst einem Haufen Esskram in die Karre gestopft, Navi angeschmissen und in blindem Vertrauen in die Elektronik losgefahren.
Die Fahrt gab' nicht viel neue Erkenntnisse her, Dachgepäckträger sind wahnsinnig laut, selbst wenn man mit 100 über den Freeway schleicht, LKW gibt es viele und Bekloppte, die mitten in einer Baustelle bei Tempo 80 Slalom um die Hütchen, die die dritte Spur absperren fahren müssen und einem dabei fast hinten drauffahren sterben nicht aus.
Entgegen der Annahme des gesunden Menschenverstandes funktioniert Sattelitennavigation doch irgendwie und meine Begleitung und ich schlagen in Chemitz auf....auf einem frisch rasierten Roggenacker, der als Abstell-, Camping, Allzweckplatz während der Veranstaltung zur Verfügung steht.
Runterrauf und Anto sind schon früher losgefahren und demnach irgendwo auf dem Feld verteilt. Also geht es jetzt ans Fahrräder abladen, Stellplatz suchen und finden, Ausrüstung hintragen und aufbauen. Das gelingt alles relativ leicht, Antos Neunmannzelt erkennt man schon aus 150m Entfernung. Blau ist es...mit Wänden und Türen...also mit allen Luxusgütern ausgestattet. Um uns herum dröhnen teilweise schon die Stromaggregate. Das wird wohl keine erholsame Nacht werden. Aber Kubikhektar große Zelte mit Massagebänken, Kachelöfen, Sattelitenanlagen und Einbauküchen brauchen halt Strom, da kann man nichts machen. Anto und Runterrauf kommen gerade von ihrer Streckenbesichtigung wieder, ganz schön schmutzig, ihhhhhhh. Meine liebevoll gereinigten Gefährte sollen aber nicht gleich wieder sommerbesprosst werden, da fahr' ich gleich wieder heeme...ähh..nach Hause. Die Sprachseuche macht sich auch schon breit...grauenhaft.
Nachdem alles einigermaßen verstaut ist gibt es etwas zu Essen. Nudeln portionsweise mit viel Liebe über dem Campingkocher zubereitet, hmmmm!
Gegen Abend treffen dann auch Mod31 und seine Begleitung ein. Nach einigen Standplatzdiskussionen mit dem freundlichen "Keenstressmotorradaufpasser" beziehen die beiden auch ihr Domizil im Antohäuschen.
Abschließend schnappt sich jeder noch einmal sein Rollding und wir fahren die Strecke ab. Fährt sich ganz angenehm, auch, wenn keiner so richtig weiß, wo es denn am nächsten Tag tatsächlich langgehen soll.
So, dann schließlich Bettchen und Einschlafen, ummalt von Reaktorgedröne und sächsischen Verständigungslauten..ich hasse Zelten.
Ende Teil I.