Bevor es untergeht, nehme ich mir die Zeit, noch einmal Danke zu sagen. Zunächst einmal möchte ich meinem Bruder danken, der mal wieder einen freien und kostbaren, weil einfach seltenen, freien Tag geopfert hat, um mich zu einem Mountainbike-Rennen zu transportieren und auch wieder von dort nach Hause zu bringen. Dann gilt mein Dank Sascha, ich merke gerade, den hatte ich gerade schon, natürlich nicht, ich meine den anderen Sascha, den 2h-Sascha. Der, der mich nach seinem Rennen noch eine ganze Zeit lang lauthals nach vorne schrie. Er konnte ja nicht ahnen, dass diese Worte bei einer lahmen Ente wie mir völlig nutzlos sind. Dann Danke ich Fabian. Auch dieser hat seine rare Freizeit geopfert um an die Strecke zu kommen, was mich ebenfalls sehr gefreut hat. Wencke hat selbstredend auch einen guten Job gemacht, aber davon habe ich ja nur wenig Gebrauch gemacht. Weggeschmissen habe ich das Rennen im Grunde schon in der Woche vorm Rennen. Ich habe nicht zu viel gemacht, keineswegs. Auch nicht zu wenig, aber es war eine etwas seltsame Woche, in der ich jede Nacht befürchtete, erkältet aus ihr hervor zu gehen. Es waren insgesamt 114 Trainingskilometer, was nicht viel ist, da bin ich vor anderen Rennen schon mehr gefahren. Es kam mir eher sehr wenig vor. Aber ich dachte mir, dann bin ich wenigstens gut erholt. Der nächste Fehler war es dann, am Vortag noch mal einzukaufen. Da bin ich an so einem Regal vorbeigekommen, um das ich besser einen grooooooßen Bogen gemacht hätte. Habe ich aber nicht und so wurde es am Vortag noch mal 700g; ja, 700g von einer Süßigkeit, deren Name mir nicht mal einfallen will. Aber allein die 700g sprechen sicherlich für sich, denke ich. Was ist dann noch zu nennen? Na ja, der Schlaf ist in der Nacht vorher arg zu kurz gekommen. Nur etwa sechs Stunden, die zwar auf dem Papier vielleicht reichen, mir aber effektiv zu wenig sind. Und dann waren da noch die nicht beeinflussbaren Faktoren Wetter und Strecke. Das Wetter war so gar nicht meins. Aber wie sagt man so schön: Das Wetter ist für alle gleich! Dass damit jeder anders umgeht steht dabei auf einem ganz anderen Blatt. Mein Wetter war es wie gesagt nicht. Viel zu nass und mindestens 15° Celsius zu kalt. Dementsprechend bin im langen Trikot losgefahren, was ich auch nur zu Anfang des Rennens kurz bereut habe. Danach war ich glücklich über diese Entscheidung. Meine Stimmung verhagelt hatte schon mein Anruf an meinen Bruder am Vorabend. Er hatte doch glatt verdrängt, dass am Tag drauf das Rennen ist. Als er am Morgen drauf dann auch die Absprache nicht einhielt, rief ich ihn an und holte ihn aus dem Bett. Das war um halb 10, 3,5Stunden vor dem Start. Aber ich behielt die Ruhe, wurde mir doch klar, dass heute nicht mein Tag war und die Zeit noch ausreichte, da das Rennen ja wahrlich nicht weit weg war. Gut 45Minuten später stand er dann hier auf der Matte und wir verluden das Bike und zogen los. Da noch in der Hoffnung, wenige Stunden später den Fleyer Wald zu rocken. Vorher sind wir noch kurz bei ihm rum und machten uns dann umgehend auf den Weg nach Hagen. Dort fiel mir ein, dass ich eigentlich mal etwas frühstücken könnte. Ich fragte meinen Bruder auf dem Weg zur Startnummernausgabe, ob er mir nicht noch etwas Essbares organisieren könnte. 5min später hielt ich mein Frühstück in den Händen, was für ein Service. Bei der Startnummernausgabe ging dann alles glatt. Auf dem Weg dahin bin ich noch über die Verpflegung, besser gesagt über die Verpflegungsmaus an eben dieser, gestolpert. Kurz über das laufende 2Stunden-Rennen informiert, Steffen noch getroffen und dann gemeinsam zur Startnummernausgabe geschlendert. Der durfte sich auch erstmal noch anhören, was ich über das Wetter, die Strecke und vor allem die Verbindung aus Wetter und Strecke denke. Aber gut, war nicht zu ändern, also schon mal drauf einstellen und dann so gut wie möglich meistern! Startnummer angebracht und wieder zurück zur Verpflegung, um die letzte Zeit vorm Start dort zu verbringen. Noch mal ein bisschen Rennatmosphäre schnuppern, kurz sich noch mit Sascha über die Strecke austauschen (nach Ende des 2Stunden-Rennens) und dann auf den Bruder warten, der auch kurz vor dem Start dann wieder eintraf. Die Zeit verstrich und ich verschwitzte nicht nur das Frühstück am Morgen, sondern auch das Warmfahren vor dem Rennen. 3Minuten vor dem Start stand ich immer noch am Verpflegungsstand und machte mich nun auf den Weg zum Start. Dort warteten auch schon allerhand Fahrer und Fahrerinnen. Natürlich nicht auf mich, sondern auf den Startschuss. Noch ein kurzer Smalltalk über
Reifen und dann fiel der Startschuss. Dieser fiel unten an einem Asphaltanstieg mittleren Härtegrades. Hier merkte ich recht deutlich, dass ich das Warmfahren verpasst habe. Aber auch dies war nun nicht mehr zu ändern. Ich startete fast von ganz hinten und hatte im Grunde das ganze Feld, dass sich schon auf den ersten Metern von mir absetzte, vor Augen. Nach ein paar Metern versuchte ich, etwas nach vorne zu fahren. Das gelang mir aber maximal bedingt, weil ich schon auf dem Asphaltstück mit Stau zu kämpfen hatte. Das Rennen lief und bei mir lief es gar nicht. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir aber, dass es wohl besser laufen wird, wenn ich etwas warmgefahren bin. Bei der ersten Vorbeifahrt an der Verpflegungsstation deutete ich schon an, dass dies wahrlich nicht mein Tag ist. Die Bedingungen waren einfach zu schlecht, die Strecke eindeutig zu matschig und technisch auch trocken schon nicht ohne. Aber es half ja alles nix, rein in Runde 2. Dort musste ich schon kurz nach der Einfahrt vor der Abfahrt zur Abfahrt an der Expo-Area absteigen. Dies erwies sich aber als gute Möglichkeit, diese Stelle, die ich im Trockenen wenige Tage vorher noch fuhr und die mir mit den größten Respekt abverlangt hat, zu schieben. Ich behielt diese Sicherheitsvariante bis zum Rennende bei. Ich stellte schon in Runde 1 fest, dass ich eine meiner Lieblingsstellen, den Anstieg nach dem Wurzeltrail, nicht fahren konnte. Dies war sehr ärgerlich, wäre es doch die Möglichkeit schlechthin gewesen, Zeit auf die Konkurrenten gut zu machen. So war schieben angesagt. Meine Sorgen wurden auch nach Beendigung von Runde2 nicht besser. Ganz allmählich fing ich aber an, mich an die schlechten Bedingungen zu gewöhnen, auch war ich mittlerweile warmgefahren und versuchte nun das Beste aus der Situation zu machen. Wesentlich besser oder gar gut lief es aber nicht. Ich entschloss mich nach etwa der Hälfte der Rennzeit zu einer kurzen Rast am Verpflegungsstand in der Hoffnung, ein wenig Energie zugeführt und noch einen ganzen Sack voll warmer Worte mit an die Hand zu bekommen. Es gingen immer wieder mehr oder weniger leichte Schauer herunter, die die Laune natürlich nicht gerade anhoben. Bei der Zieldurchfahrt nach 2Rennstunden wuchs in mir die Gewissheit, dass eine Anmeldung zum 2Stunden-Rennen mehr als gelangt hätte. Aber die letzte Stunde würde ich nun auch noch überleben, irgendwie. Ein relativ starker Regenschauer ließ mich daran wieder zweifeln. Dieser verschlechterte die schlechten Bedingungen ins Miserable. Meine Rundenzeiten wurden gefühlt sehr viel langsamer, meine Sicherheit verschwand im Hagener Matsch und ich fing an, neben der Abfahrt und dem folgenden Anstieg an der Expo-Area nun auch den Wurzeltrail und die Zufahrt dazu zu schieben/tragen. Nach 1Runde wagte ich jene Stelle noch mal fahrend, hatte mir Sascha doch vorm Rennen verraten wie man diese Stelle meistern könne. Dies ging wirklich gut so. Ich fuhr das Rennen zu Ende und traf auf der letzten Runde kurz vor Ziel noch Steffen, der auch zu so später Stunde noch einen flotten Spruch auf den Lippen hatte: Na, du alter Windschattenfahrer Er zog an mir vorbei, ich versuchte dran zu bleiben. Im Verlauf des letzten langen Anstiegs fuhr ich zunächst wieder an ihn heran und zog dann frecherweise noch einmal vorbei. Er hängte sich zunächst in meinen Windschatten und ich konnte ihm stellenweise sogar ein bisschen wegfahren, wie es mir schien. An der letzten Asphaltabfahrt zog er dann aber an mir vorbei und ich hängte mich nicht weiter herein, ging es doch für mich höchstens noch darum, mich zurückzurunden, was mir nicht mehr gelang. Das Rennen war gelaufen, ich hatte es bei schwierigen Bedingungen sturz- und defektfrei überstanden und wurde nach der Zieldurchfahrt als 17. meiner Klasse durchgesagt. Dass dies im bereinigten Ranking der vorletzte Platz ist, wurde mir am Abend beim Blick in die Ergebnisliste klar. Die Platzierungen in der Gesamt- und Geschlechterwertung waren auch nicht wesentlich besser. So bleibt unterm Strich die Erkenntnis, dass die Vorbereitung nicht nur aus Trainingskilometern besteht, sondern auch aus vermeintlich simplen Dingen wie Ernährung und Schlaf, Warmfahren und der richtigen Einstellung zum Rennen. An all diesen Dingen hat es mir an diesem Tag gemangelt und das Ergebnis sieht man dann noch am selben Abend in Listen im Internet.