Pedelec für 84-jährigen

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Servus,
bisher habe ich hier nur mitgelesen, aber zu diesem recht speziellen Thema würde ich gerne um eure Hilfe bitten.
Unser 84-jähriger Großvater ist noch recht fleißig mit seinem Rad unterwegs, allerdings muss er sehr oft schieben, weil die Kraft nicht mehr reicht. Einen Berg kommt er natürlich sowieso nicht mehr rauf. Außerdem ist er beim Anfahren und bei seinen niedrigen Geschwindigkeiten natürlich oft etwas wackelig unterwegs.
Daher denken wir über ein Pedelec nach, damit er wieder etwas mehr Reichweite hat, sicherer fährt und nicht dauernd nur schieben muss.
Ist ein Pedelec in diesem Fall sinnvoll oder vielleicht sogar gefährlich?
Auf was muss geachtet werden?
Welche Preisklasse sollte anvisiert werden, damit das ganze möglichst sorgenfrei ist (wahrscheinlich muss es aber nicht mehr viel länger als ca 20 Jahre halten ;))?
Habt Ihr konkrete Tipps/ Kaufempfehlungen?
Hat jemand von Euch schon ein Pedelec für jemand in dieser Altersklasse gekauft?
Vielen Dank für Eure Hilfe!

P.S.: Er ist schon echt fit für sein Alter. Stellt Euch besser einen 75-jährigen vor, als einen typischen 84-jährigen.
 
Auch wenn hier die meisten ohne Zusatzmotor fahren und hier eher gegen diese Unterstützung gewettert wird, sei es Deinem 84-jährigen Großvater gegönnt :D. Ich würde aber vor solch einer Anschaffung ihn UNBEDINGT mehrere Räder probe fahren lassen, um zu sehen, ob er mit der Technik gut zurecht kommt.
Schau zu, dass der Akku ne ordentliche Kapazität und Reichweite hat, so dass er nicht nach jedem Tag laden muss. Das verlängert im Endeffekt auch die Lebensdauer des Akkus, der nur eine begrenzte Anzahl von Ladezyklen hält, bis man ihn ersetzen muss (was nicht ganz billig ist). Bei geringen Temperaturen (kalte Jahreszeit) sollte der Akku unbedingt entnommen und bei Zimmertemperatur gelagert werden, es sei denn, das Rad steht ohnehin in einem beheizten Zimmer.
Ohne Zusatzmotor wird das Fahren eher zur Qual, weil das Rad insgesamt deutlich schwerer ist als ein herkömmliches Fahrrad. Das sollte man bedenken, weil die Akku-Lebensdauer und natürlich die Akku-Ladung (Reichweite) nicht unendlich sind.
Wenn das Rad hydraulische Scheibenbremsen hat, sollte Dein Großvater nach dem Einbremsen anfangs vorsichtig bremsen, wenn er solche Bremspower nicht gewöhnt ist.
 
Hallo Donau,

grundsätzlich zählt euer recht fitter Großvater zu der Hauptzielgruppe der Pedelecs und könnte demnach zu der erwünschten größeren Reichweite und Mobilität gelangen, wenn ein solches E-Motor unterstützes Bike angeschafft wird.
Da hier bereits ein Nachteil dieser E-Bikes erwähnt wurde - nämlich das hohe Gesamtgewicht des Bikes - solltet ihr euch darüber bewusst sein, dass diese Räder ohne einen voll geladenen Akku von der typischen Zielgruppe noch seltener gefahren werden können, als es bei einem normalen Rad der Fall ist - weil viel zuuuuu schwer. Ebenfalls problematisch kann die Unterbringung des E-Bikes sein, wenn dazu bspw. das Rad vor/nach jeder Fahrt eine Treppe hinauf/hinab getragen werden muss ..... weil nicht jeder eine barrierefreie Garage oder Abstellmöglichkeit für so ein schweres E-Bike besitzt.

Was ihr ebenfalls berücksichtigen solltet ist die "hohe" und ungewohnte Geschwindigkeit, mit der der Großvater auf einmal wieder auf den Strassen unterwegs sein kann/wird, da diese klassischen Pedelecs ja bis 25 km/h meist problemlos unterstützen. Während der touristischen Saison (April-Oktober) sehe ich hier am Bodenseeradweg täglich die klassische Zielgruppe der Pedelecs mit den "hohen" Geschwindigkeiten am See entlang fahren und auch, wie wackelig und unsicher viele auf dem Bike reagieren. Außerdem gibt es zahlreiche Zusammenstöße von E-Bikefahrern weil sie den Bezug zu den für sie "neuen" Geschwindigkeiten nicht kennen und meist das Reaktionsvermögen nicht mehr ganz so schnell ist.

Solltet ihr euch für so ein Pedelec entscheiden könnt ihr ebenfalls über die Nachrüstung eines guten E-Antriebsatzes nachdenken - sofern das aktuelle Rad des Großvaters noch gut in Schus ist. So spart man sich einiges an Geld und kommt trotzdem in den Genuss der hochwertigen E-Antriebe, ohne ein Neubike zu kaufen.

Grüße
Dennis
 
Danke schonmal für die Antworten.
Die Unterbringung ist kein Problem, das Rad muss nicht getragen werden.
Nachrüsten ist keine Option, er hat nur mehrere Schrotträder.
Ich denke auch, dass Probefahren das einzig richtige ist. Aber auch, wenn ich meinem Händler einigermaßen vertraue, wäre ich in einigen Punkten gerne ein wenig vorinformiert.
Was ist eine vernünftige Preisspanne?
Wie hoch ist eine ausreichende Kapazität?
Wie erkenne ich, ob ein Pedelec state of the art ist, oder seit 5 Jahren im Laden steht?
Gibt es Antriebskonzepte, die sich grundsätzlich voneinander unterscheiden?
Ich weiß, das sind viele Fragen, die sich nicht pauschal beantworten lassen, aber ich bin für jeden Hinweis/ jede Erfahrung dankbar.
Grüße
Donau
 
...aber ich bin für jeden Hinweis/ jede Erfahrung dankbar.

Hallo,

ich suche auch gerade für meinen Vater nach einem Pedelec. Ich bin aber auch (noch) kein Fachmann. Also geb´ ich alle Info´s ohne Anspruch auf Richtigkeit :)
Laut meinem Händler ist es für die Fahrstabilität besser, einen Mittelmotor zu haben und keinen im Vorderrad. Auf das Problem des Gewichts ohne Motor haben meine Vorredner hingewiesen. Es bringt aber noch ein anderes Problem mit sich: Die Verzögerung! An den verführerischen Pedelecs im Supermarkt, die sehr professionell beworben sind, habe ich V-Brakes gesehen, die mir an einem Hollandrad schon Angst machen und für das Gewicht eines Pedelecs absolut unterdimensioniert sind. Bei einen älteren Herren mit ggf. nachlassenden Kräften in den Händen ist das eine fatale Kombination.
Mein bisheriger Eindruck sagt, dass ein gutes Pedelec nur beim Fachhändler zu bekommen ist und frühestens bei 1500,-€ anfängt. Alles andere steht schnell als Luxusmüll in der Garage, weil irgendwas nicht passt. In der 800,-€ Klasse muss ja zwangsläufig an jeden Teil gespart werden und das ist mindestens spaßbremsend und wahrscheinlich gesundheitsbedrohend.
 
Hallo zusammen,

bzgl. der unterschiedlichen Systeme versuche ich das hier mal gut verständlich und sehr kurz zusammenzufassen:

Wenn ein Händler Dir (trin122) direkt die Vorzüge des Mittelmotors nahelegt, wirst Du ihm im Vorfeld sicherlich deinen Einsatzschwerpunkt erklärt haben?! Grundsätzlich habt jedes System seine Vor- und Nachteile.
Klarer Vorteil des Mittelmotorantriebs ist der tiefe Schwerpunkt und das relativ neutrale Fahrverhalten - wie zuvor schon im Forum erwähnt. Hier sollte der Schwerpunkt des Fahrers/der Fahrerin jedoch ganz klar auf "sportlicher Fahrweise" und "losem Untergrund" liegen, was ich bei dem Großvater mit 84 Jahren mal auschliessen werde. Wenn man zum klassischen Freizeit/Radwegfahrer zählt muss man den meist teuren Mittelmotorantrieb NICHT haben.

Motor im Hinterrad und Batterie am Heck:
Dieser Antrieb hat ebenfalls den Vorteil der guten Traktion auf losem Untergrund, d. h. das Hinterrad dreht auf losem Grund nicht durch, da viel Gewicht auf dem Heck lastet. Dieser Vorteil ist auch ein Nachteil weil das meiste Gewicht am Heck lastet und so das Fahrverhalten des Rades weniger neutral ausfällt. Zudem ist die max. mögliche Zuladung auf dem Gepäckträger nur noch gering (bspw. auf Rad/Etappentouren), da bereits ein sehr hohes Gewicht in Form vom E-Antrieb auf dem Rahmen aufliegt. Auch dieser Antrieb sollte eher gewählt werden wenn man sportlich und größtenteils auf losem Untergrund unterwegs ist.

Motor im Vorderrad und Batterie am Heck:
Dieser Antrieb bewirkt durch die relative gleichmässige Verteilung des E-Antrieb-Gewichts ein neutrales Fahrverhalten. Ebenfalls vorteilhaft ist die höhere Zuladung am Heck (Gepäckträger) da nicht der gesamte E-Antrieb auf dem Heck lastet. Nachteil: Fährt man sehr oft in steilem Gelände auf losem Untergrund wird man vermutlich Traktionsprobleme am Vorderrad bekommen, da das Vorderrad leichter durchdreht als beim "Heckantrieb". Hier jedoch auch: Das Problem werde ich nur haben wenn ich in steilem Gelände auf losem Untergrund unterwegs bin!
Weiterer Vorteil des Antriebs ist der Preis, da diese Antriebe schon zu sehr guter Qualität von nahmhaften Herstellern angeboten werden.

Wie von trin122 auch schon angesprochen:
E-Bikes mit einem Preis von unter 1000€ sollten mit Vorsicht genossen werden! Oft liegen hier enorme Qualitätsprobleme vor, sodass es durchaus zum Rahmenbruch oder versagen der Bremsen bei entsprechender Fahrweise kommen kann.
Gegen wartungsarme und standfeste Felgenbremsen gibt es überhaupt nichts einzuwenden wenn man hier auf bspw. eine hydraulische Felgenbremse von Magura zurückgreift, die gerade in dem Tourenbereich durch geringen Kraftaufwand, hohe Bremskraft und geringe Wartung glänzt. Zudem ist sie günstiger als eine gute standfeste Scheibenbremse. Hier ebnfalls vorsichtig sein: Scheibenbremse ist nicht gleich Scheibenbremse!! Sehr günstige Scheibenbremsen gehen ebenfalls in die Knie und sind wenig standfest!

So, ich hoffe euch ein wenig helfen zu können .... .
Solltet ihr noch weitere Fragen haben oder aber auch das ein oder andere unverbindliche E-Bikeangebot haben wollen, einfach PN senden.

Grüße,
Dennis
 
Danke für die Erklärungen Dennis,

euer Shop-Konzept gefällt mir sehr gut. Aber in dem Fall kommt nur der Händler vor Ort in Frage, denke ich. Natürlich will ich dir nicht die Arbeit eines Angebots machen, nur um es als Benchmark zu nutzen.
 
Hey Donau,

kein Problem.
Wenn Du nach dem Gang zum örtlichen Händler nicht vollends überzeugt bist kannst Du Dich gerne nochmal melden.

Was ich vergessen habe aufzulisten sind die unterschiedlichen Arten der Kraftzusteuerung. Hier gibt es Systeme mit KRAFT-/DREHMOMENTSENSOR, die grob gesagt die Kraft messen, die der Fahrer aufs Pedal bringt. Fahre ich einen steilen Berg hinauf trete ich üblicherweise sehr schwer ins Pedal und auf Grund des hohen Kraftmomentes steuert der E-Antrieb viel Leistungsunterstützung zu.

Ein weiteres System misst die Drehgeschwindigkeit der Kurbel, d. h. fahre ich den besagten steilen Berg hinauf trete ich sehr langsam und die Kurbel hat wenig Umdrehungen. In diesem Falle steuer der E-Antrieb viel Leistung hinzu. Trete ich sehr schnell, also mit einer hohen Kurbelumdrehung steuert das System wenig Leistung hinzu.

Das einfachste System lässt sich per Display vom Lenker aus in verschiedenen Leistungsstufen manuel an- und zuschalten.


Viel Erfolg!
Grüße
 
Meine Schwiegereltern haben sich, mit 75Jahren, welche von Flyer gekauft, kosteten ca. 2.000€ /Stk..
Mit tiefem Einstig.
Da gibt es verschiedene Ausstattungsvarianten.
Die verbauten Teile sind von sehr guter Quallität. Auch die Bremse geht sehr gut.
Reichweite hängt davon ab wieviel man mittritt. Wiegen aber auch 27Kg.
Edit:
Gerade nochmal nachgesehen, müsste eines aus der C-Serie sein. Mit Nabenschaltung.
http://www.flyer.ch/m/mandanten/145/topic9879/story26583.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Eure Hinweise. Von der Schiebe- und Anfahrhilfe wusste ich z.B. noch gar nix. Ich werde euch berichten, sobald wir im Laden mit Ihm waren. Ich hoffe, das kiegen wir diese Woche noch hin.
 
Servus!
So wie's aussieht wird's das:
http://www.kalkhoff-bikes.com/de/de.../e-activity-1/model/impulse-8c-8-g-nexus.html

Vorteile:
- sehr niedriger Einstieg
- einfache Handhabung (für ältere ist das Boschsystem total ungeeinet)
- Rücktrittbremse vorhanden
- keine hydraulischen Bremsen(klingt komisch, aber ich glaub für ihn sind schwächere Bremsen eher sicherer, die hydraulischen wären zu ungewohnt)
- billiger als die Sirius/Flyer die angeboten wurden, die haben eher in Kategorien Vorteile, die für den Opa nicht entscheidend sind

Wenn wir ihn jetzt noch von einem Helm überzeugen könnten...
 
Ich würde mir aktuell eher mehr Gedanken um den Komfort bzw. der Dämpfung machen … Rücken, Knie, …
Eine Federgabel und ein Dämpfer wären erst mal nicht ausschlaggebend für den Komfort.
 
Beratung: Fahrradtechnik, Ergonomie und Gesundheit
Das scheint ja dein Thema zu sein. Auf die Größe wurde natürlich geachtet und auf die Handhabung von Antrieb, Schaltung und Bremsen. Was meinst du konkret mit "Komfort und Dämpfung?" Vor allem da man davon ausgehen kann, dass das Rad höchstens ab und zu mal einen Schotterweg unter die Räder bekommt, aber so gut wie immer nur auf Asphalt eingesetzt wird.
Danke für deine Hilfe!
 
Vor allem da man davon ausgehen kann, dass das Rad höchstens ab und zu mal einen Schotterweg unter die Räder bekommt, aber so gut wie immer nur auf Asphalt eingesetzt wird.

Was verstehst Du unter Asphalt? Straße und Fußgänger-/Fahrradweg?

Wenn alles perfekt eben ist und keine Kopfsteinpflaster oder ähnliches vorhanden sind, musst Du sonst nichts beachten.

Den passenden Sattel sollte man nur noch aussuchen, wenn er längere Strecken (ab ungefähr 4-5km) fährt. Grundsätzlich hat der Sattel großen Einfluss auf das schmerzfreie fahren.

Bei SQ-labs wird das alles gut beschrieben.
 
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