11.07. 14:30 Weglose Hölle am Lost Creek (south fork), 1500m
Der Trail namens "South Fork Lost Creek" ist am Inspiration Pass gut ausgeschildert und beginnt als flowiger und vor allem knochentrockener Waldspaß.
Keinen Gedanken verschwende ich daran, dass es hier später vielleicht mal Probleme geben könnte.
Weiter unten wird's etwas steiler und stellenweise kommen sogar marginal kurze S2-Stellen ins Spiel. Die Pfadspur zieht hinab ins einsame Flusstal des Lost Creek.
Kleinen Hindernissen messe ich noch keine Bedeutung bei. Obwohl es schon etwas seltsam erscheint, dass der Weg immer verhauter wird, je mehr ich mich dem Tal nähere. Man sollte doch meinen, zum Trailhead hin würde alles einfacher?!
Am Talboden befinde ich mich dann mir nix dir nix der absoluten Bikerhölle.
Der Weg ist von einer Kurve auf die andere einfach verschwunden. Um mich herum nur grünes Gestrüpp und tausende umgefallener Bäume.
Weiterkommen ist fast unmöglich. Ich schiebe, zerre und schleppe Specki im Schneckentempo durch das Chaos, immer auf der Suche nach Anzeichen eines Pfads. Es gibt keine. Die Kraxelei ist gefährlich, unter den Bäumen liegen andere Bäume. Es gibt tiefe Erd- und Felslöcher, die man in dem üblen Gestrüpp nicht sehen kann. Ein ums andere Mal liege ich unvermittelt auf der Schnauze und muss mich mühsam aus den Ästen und Zweigen befreien.
Für ein paar hundert Meter brauche ich fast eine Stunde, das Tal vor mir ist noch viele Kilometer lang. Wenn sich die Situation nicht bald gewaltig verbessert, hab ich ein größeres Problem. Irgendwas läuft hier gerade verdammt falsch. Wenn ich mir in einem der miserablen Löcher unter dem undurchsichtigen Gestrüpp ein Bein breche, kommt mich wohl so schnell niemand retten. Abgesehen davon ist es vielleicht auch keine so besonders gute Idee, sich im Grizzly Country weglos durch's Unterholz zu wühlen. Na wenigstens hab ich wieder was zum fluchen, das hilft immerhin gegen Bären. Die spinnen doch, die Amis: oben am Pass ein ausgeschilderter Kinderwagentrail und nach langer Abfahrt dann dieses Katastrophenchaos.
Ausweglose Situation, Ruhe bewahren. Ich setze mich auf einen Baumstamm im grünen Dschungel und mach erst mal Brotzeit.
Man könnte jetzt natürlich umdrehen, sich die elende Totholzkletterstunde wieder zurück kämpfen und dann den ganzen Downhill bergauf schieben bis zum Pass. Damit wäre ich zwar den ganzen restlichen Tag lang beschäftigt, aber immerhin käme ich mehr oder weniger lebendig wieder raus.
Oder ich kämpfe mich weiter durch die grüne Hölle talauswärts in der Hoffnung, dass der Weg irgendwo wieder anfängt zu existieren. Wenn er das nicht tut, sieht's allerdings düster aus.
Dabei ist auf meiner (miserablen und uralten) elektronischen USGS-Karte sogar eine marginale Kritzelspur eingezeichnet, die man vielleicht als Weg interpretieren könnte. Und ich sitze eigentlich exakt mit dem Hintern drauf, das Ding kann maximal ein paar Meter entfernt sein. Oder es existiert seit zwanzig Jahren nicht mehr, wer weiß das schon.
Glaub ich lass Specki erst mal hier stehen, steige irgendwie zum Fluss ab und wusle mich dann wieder den Hang hinauf. Auf diese Weise müsste ich den "Trail" irgendwann kreuzen, oder zumindest minimale Anzeichen davon finden. Eine klitzekleine Minispur würde ja schon genügen, alles ist besser als dieses mannshohe Gestrüpp mit toten Bäumen und Löchern als Unterlage. GRMBLS!