danke für deinen beitrag, finde ich sehr gut, weil er auch die widersprüche und die grenzen unseres derzeitigen sozialversicherungssystems aufzeigt.
domme schrieb:
Ich will aber mal etwas ketzerisch sein:
Du erwähnst die Sozialschmarotzer. Und warum sollte die Allgemeinheit meine Leistungsdiagnostik bezahlen. Ich frage mal umgekehrt:
Warum muss ich mit meinen Beiträgen die kostensintensiven Behandlungen von Lungenkrebspatienten bezahlen, die über jahrzehnte 2 Päckchen pro Tag gequalmt haben?
Warum bezahle ich den gleichen Beitrag wie die?
Warum bezahle ich den gleichen Beitrag wie die über 40000000 Übergewichtigen in Deutschland? Und damit meine ich die 39990000, die einfach zu viel fressen und nicht die, die z.B. aufgrund einer homonellen Erkrankung Übergewicht haben!
Warum bezahle ich den gleichen Beitrag wie die völligen Bewegungsmuffel, die fett sind und noch rauchen dazu!
Warum bezahle ich den gleichen Beitrag wie derjenige, der das ganz Jahr über keinen Sport macht, übergewichtig ist und - weil es einfach schick ist - einmal im Jahr völlig ohne Vorbereitung zum Skifahren nach Ischgl fährt und sich dort das Bein bricht?
genau deshalb heißt es sozialversicherung, die nach dem solidaritätsprinziparbeitet. klar, es gibt verhaltensweisen, die ganz offensichtlich gesundheitsschädigend sind, aber was wäre die konsequenz, wenn man deinen gedanken zu ende spinnt und vielleicht sogar noch weiter ins perverse treibt??? dann sind wir wieder bei der euthanasie angelangt, die die tötung von behinderten und gesundheitlich benachteiligten fordert, weil sie das kollektiv belasten (gentechnisch, fortplanzungstechnisch und finanziell etc.).
andersherum könnten die dicken und raucher argumentieren, daß sie ja durch die zusätzliche gesundheitsabgabe auf tabak das gesundheitssystem finanziell stärker unterstützen als die nichtraucher, die "nur" ihre beiträge bezahlen.außerdem werden sie sagen, daß ein an lungenkrebs erkrankter schneller stirbt (und damit weniger kosten verursacht) als einer, der ein trainíertes herz und organsimus hat und trotz vielfältiger komplikationen dank der modernen aparatemedizin noch zwei jahre weiter vor sich hinvegetiert- 60% der krankheitskosten in einem menschenleben entstehen in den letzten vier lebensjahren. ebenso könnten die dicken und raucher sagen, daß sie nie oder zumindest weniger wegen sportverletzungen in behandlungen sein werden.last but not least hat ja jeder nun die möglichkeit, sich durch bonustarife zusätzliche vergünstigungen oder incentives durch gesundheitsförderndes verhalten zu sichern, vielleicht ein erster ansatz diese widersprüche aufzulösen?!
außerdem, wer kann jetzt von sich sagen, daß er nicht schon morgen die gesundheitskasse aufgrund eines unfalls oder einer chronischen erkrankung erheblich mehr geld kosten wird, als er jemals einzahlt. das prinzip der versicherung funktioniert nunmal einfach nur dadurch, daß einige mehr einzahlen, als sie jemals ausgezahlt bekommen. würde jedermann genausoviel oder mehr ausgezahlt bekommen,wie er einzahlt, wäre jede versicherung pleite. der vorteil des einzahlen oder des zuvielzahlens liegt aber darin, daß man trotzdem ruhig schlafen kann, da man weiß, daß man abgesichert ist und nicht in die existenzlosigkeit stürzt.
domme schrieb:
Anderes Thema: in den letzten Wochen bezahlen die Kassen in der Prävention mehr. Da werden die Kosten für z.B. Rückenschulen übernommen! Wieviel Prozent der Teilnehmer machen das denn aus dem Präventionsgedanken "Ich könnte ja mal Rückenschmerzen bekommen, deshalb lasse ich mir jetzt zeigen, wie ich trainieren kann."? Die meisten gehen doch dort hin, weil sie sich die Muskulatur aufgrund ihrer Untätigkeit schon versaut haben! Ist das Prävention? Wieviele machen hinterher weiter, wenn sie plötzlich selbst fürs Studio was bezahlen sollen?!
Für Nordic Walking wird unter best. Voraussetzungen auch was bezahlt. In so manchem Lauftreff kann man das lernen mit Walkern, die schon Jahre unterwegs sind und Erfahrung haben. Wieso viel dafür bezahlen?
Solche Beispiele gibt es genug.
die statistiken zeigen einfach, daß prävention sehr viel günstiger ist als therapie. die kosten, die für eine rückenschule anfallen sind nur ein bruchteil von den möglicherweise entstehenden behandlungskosten oder gar einer berufsunfähigkeit (rentner mit 45 aufgrund rückenschaden).rückenschäden entstehen in erster linie durch die sitzende (un)tätigkeit im beruf.wir sind nunmal eine dienstleistungsgesellschaft und 70% unserer arbeitszeit verbringen wir im sitzen, was unserer orthopädie leider gar nicht entspricht.ein freund von mir ist wirklich supersportler (triathlon, marathon), dennoch hat er rückenprobleme und mußte nun seine sitzende tätigkeit aufgeben, weil die rückenprobleme immer schlimmer wurden....trotz sport, also wehret den anfängen und wer weiß, wenn nur 5% mit dem nordic walking weitermachen ist das schon ein erfolg,meine ich.
domme schrieb:
Warum sollten die Kassen in ihrem Präventionsgedanken eine Laktatleistungsdiagnostik nicht unterstützen? Denn diese zeigt:
* Der Sportler bewegt sich regelmäßig, denn sonst würde er sich nicht diese "Königsdisziplin" des Ausdauertests aussuchen.
* Der Sportler macht sich Gedanken um seine Leistungsfähigkeit und Gesundheit.
* Der Sportler wird auch längerfristig Sport treiben, da es zu seinem Lebenswandel gehört.
* Der Sportler weist selten alle 3 Risikofaktoren Bluthochdruck, Bewegungsmangel und Rauchen auf!
* Es erfolgt zusätzlich zum Test meistens noch eine individuelle Beratung, die in keinem Kurs, den die Kassen sonst unterstützen, so durchgeführt wird.
ich sage vier mal ja - du hast absolut recht mit deinen feststellungen und trotzdem ist für mich die LD keine gesetzliche und damit zu zahlende präventionsmaßnahme, weil viel zu spezifisch. es kann doch nicht angehen, daß diese mittel für eine kleine minderheit in der bevölkerung, nämlich spitzensportler, ambitionierte amateure und solche, die sich dafür halten als präventionsmaßnahme subventioniert wird. das erinnert mich an das steuerfreie flugbenzin, nur weil herr strauß in bayern halt zum hobby gerne geflogen ist.....das kann nicht sein.
der präventionsgedanke muß einer großen masse zur verfügung stehen können, er muß zielgerichtet sein (LD alleine macht keine gesundheitsförderung, sondern ist nur ein mögliches aber nicht zwingendes indiz für diese), sonst ist er nicht gerecht und erfüllt damit auch nicht den finanziellen einsparungsgedanken, der der prävention ja schliesslich zugrundeliegt. so genug gesabbelt.....
gruß