Tag 4: Rund um die Sella (Ronde Sella) oder die fünf Pässe Tour
(im Nachhinein auch die Tour der Qualen)
Für die Tour rund um die Sellagruppe war eine kurze Anreise mit den PkWs notwendig. In den Tourbeschreibungen ist überwiegend der Ort Wolkenstein als Ausgangspunkt angegeben. Wir parkten unsere Autos jedoch etwas oberhalb von Wolkenstein am Abzweiger (1870m) der (Bundes-) Strasse 243, die hoch zum Grödner Joch führt.
Erstes Ziel und damit auch der erste Pass war das Grödner Joch (2121m). Wir folgtem zunächst einem vielversprechend aussehenden Forstweg (Asphalt ist ja was für Warmduscher), mußten aber schon nach kurzer Fahrt feststellen, daß wir wieder voll das Fettnäpfen erwischt haben. Wieder einmal wurde der Weg so steil, daß der einfach nicht mehr Fahrbar war, selbst nicht mit dem 34er "Rentnerritzel"

Wir hatten so nun zwar eine Serpentine abgekürzt (zumindest Streckenmäßig

), folgtem aber nun weiter der Strasse bis hoch zum Pass.
Vom Grödner Joch führte ein Wanderweg in Richtung Kolfuschg (1622m) und dort weiter Richtung Corvara (1510m). Anfangs über Wander- und Forstwege (Richtung Rif. Cherz) vorbei an einem Golfplatz und später ein Stück auf der Strasse erreichten wir den Campolongo Pass (1875 m).
Von diesem Pass führte rechts neben der Strasse ein Weg hinunter nach Arabba (1580 m). Der Weg 638, Anfangs noch ein Trail, mutierte später zu einem sehr steilen Forstweg.
Da es nun schon bereits etwa 13:30h war schlug ich vor hier die Mittagsrast einzulegen. Nach kurzer Diskussion wurde mein Vorschlag verworfen und man entschied sich die Rast oben an der Bergstation der Seilbahn zum Porta Vescovo (2480 m) zu machen. Es hieß die 800Hm drücken wir eben noch hoch. In der Karte war ein Fahrweg eingezeichnet, die kürzeste Strecke hoch zum Pass. Dieser fünfte Pass war eigentlich nicht Inhalt der Tourbeschreibung.
Blick von Arraba auf den Porta Vescovo:
Da Thorsten aber gerne den Bindelweg fahren wollte um dort das schöne Panorama auf den Lago di Fedaia und den Marmoladagletscher zu genießen wurde dieser eben schnell eingebaut.
Leider entpuppte sich dieser Weg, Anfangs noch Forstweg, später dann Trampelpfad über eine Skipiste der Güte schwarz, als Unfahrbar, weil zu steil und häufig auch fast schon Klettersteigkategorie. Heinz, der schon sehr früh zu der Einsicht kam, es wäre wohl nicht sehr vernünftig ein Bike etwa 800 Hm zu schieben/tragen, kehrte nach Arabba um, wollte dort ggf. Mittag essen und dann den Rückweg über die noch zwei verbleibenden Pässe auf der Strasse zurückzulegen.
Der "Fahrweg" hoch zum Porta Vescovo:
Alle anderen bissen sich zunächst weiter durch und schoben/trugen ihr Bike den Berg hoch. Das Ziel schon vor Augen wurden wir ein erstes Mal enttäuscht. Was wir zunächst als Ende, also dem Ziel erkannten war nur ein kleines Hochplateau. Völlig erschöpft wurde hier erst mal kurz pausiert, auch um die Gruppe mal wieder zu sammeln.
Von hier war jedoch das nun vermeintlich ausgemachte Ziel, die Bergstation einer Seilbahn zu erkennen. Das motivierte für den weiteren steilen Anstieg über den Trampelpfad in Serpentinen über die Skipiste. Während wir unsere Bikes weiter den Berg hochwuchteten kam von unten plötzlich ein Jeep den Berg hochgeschlichen (wir erreichten hier wieder den bis zu 40% steilen Fahrweg).
Kaum einer von uns hätte geglaubt, dass man hier noch mit einem Jeep hochfahren könnte, so steil war es teilweise und hier oben glich die Skipiste im Sommer eher einem Geröllfeld als einer Wiese.
Oben angekommen wurden wir ein weiteres Mal enttäuscht. Ein weiteres Hochplateau mit der Bergstation der zuvor ausgemachten Seilbahn (das war nur ein Skilift), welche sich gerade im Bau-/Umbau befand öffnete sich. In der Ferne war der Forst-/Versorgungsweg zu erkennen, der sich etwa weitere 100 Hm steil in die Höhe schlängelte.
Ein weiterer Einblick auf den Weg hoch zum Porta Vescovo:
OK, der Point of no Return war eh längst überschritten. So überquerten wir also, völlig erschöpft und daher nur noch im Schritttempo fahrend das Plateau um dann die Bikes weitere 100 Hm diesen Weg hochzuschieben. Immerhin war dieser doch tatsächlich durchweg schiebbar
Eine letzte Kehre noch
geschafft
nein! Links am Hang sah man einen weiteren Weg, der sich in einer weiteren Serpentine zur Bergstation der Gondelbahn hinaufschlängelte. Das Ziel war jetzt wirklich in Sicht, aber für mich waren diese letzten etwa 150 Hm zu viel. Ich gab auf. Ich war völlig erschöpft, mein Magen knurrte schon seit Stunden und das Pordoijoch lockte in der Ferne mit seinen Gasthäusern, deren Terrassen in der Sonne blinkten.
Von dieser Stelle führte ein als Mountainbikeweg ausgewiesener Schotterweg (auch Weg 680) hinunter auf die Strasse, die auf den zuvor erwähnten Pass führte. Auch Volker und Olaf waren vermutlich am Rande der Erschöpfung und schlossen sich mir an. Gregor und Thorsten, die bereits in der Serpentine standen, versuchten zwar alles uns noch mal zu motivieren was aber angesichts meines (unseres) Zustandes vergebens war. Hier kurz ein-/zwei Bilder der beiden:
Der Lago und der Gletscher:
Thorsten auf dem Bindelweg:
Hätten wir doch nur auf
Carsten "gehört".
Die weitere Schilderung erfolgt nun aus Sicht der "Warmduscher"

:
Als sich der ausgewiesene MTB-Weg und der Weg 680 teilten beschlossen wir den Weg 680 weiterzufahren, da sich dieser als wohl fahrbarer Singletrail darstellte und sich (wie aus der Karte ersichtlich) quasi horizontal am Hang weiterschlängelte. So würden wir auf diesem Weg fast ohne zusätzliche Höhenmeter den Pass erreichen.
Der Trail entpuppte sich dann auch als größtenteils fahrbar sofern man noch die nötige Konzentration und auch Kraft hätte. Fast jede kleine Gegensteigung zwang uns dazu wieder vom Rad abzusteigen und ein kurzes Stück zu schieben. Vermutlich mangelnde Konzentration und/oder Kraft wurde Olaf hier zum Verhängnis, verlor er doch das Gleichgewicht und purzelte etwa 2 m den Hang hinunter. Gott sei dank war der Hang hier dicht von Büschen und Sträuchern bewachsen, so dass er relativ weich fiel und sich keine Verletzungen zutrug.
Die Bergungsaktion war nicht ganz unkompliziert, schwebte Olaf doch förmlich auf den Sträuchern liegend, den Kopf gen Tal gerichtet, das Bike auf sich zwischen dicken Ästen. Er war ansprechbar, fühlte sich nach eigener Auskunft eigentlich prima, hätte nur das Gefühl so langsam den Halt zu verlieren. So sicherte ich ihn zunächst und rief lautstark nach Volker, der vorne gefahren war und daher den Unfall nicht mitbekam.
Glücklicherweise hörte er mich noch und eilte zur Hilfe. Gemeinsam konnten wir Olaf zunächst von seinem Bike befreien und dann ihm selbst helfen wieder auf die Füße zu kommen um ihm dann dabei zu helfen wieder den Weg zu erklimmen. Das war ein Schreck!
Nach einer kurzen Beruhigungspause fuhren wir dann den Trail zu Ende, der etwa 2-3 Kehren unterhalb des Passes auf die Strasse führte. Wir fuhren diese Kehren hoch zum Pass, wobei Volker, wohl noch der Kräftigste von uns, mit der Getränkebestellung vorrauseilte. Als wir am Pordoijoch (2239 m) ankamen strahlte uns Volker schon in der Sonne sitzend entgegen und nachdem wir uns zu ihm gesetzt hatten trafen auch schon die Getränke ein.
Zwar gab es kein Gericht mehr a la carte, aber die noch zu habende Lasagne war wohl die beste Lasagne, die wir je gegessen haben (was sicher auch auf unseren Zustand zurückzuführen war).
Nun galt es vom Pordoijoch noch abzufahren und einen weiteren Pass zu erklimmen, das Sellajoch, den letzten Anstieg des heutigen Tages. Auf Grund unseres Zustandes beschlossen wir den Rest des Weges nur noch auf der Strasse zurückzulegen. Auf der Abfahrt vom Pordoijoch überholten wir dabei einige Autos. Am Abzweiger hoch zum Sellojoch vernichteten wir dabei etwa 450 Hm in einem bisher nicht bekanntem Tempo
Vom Abzweiger (1805 m) galt es nun noch zum Sellajoch hochzukurbeln. Das einmalige Panorama und die immer noch wärmende Abendsonne gab die nötige Motivation auch diesen letzten Anstieg doch mit einer gewissen Zufriedenheit zu bewältigen.
Am Sellajoch (2244 m) angekommen genossen wir dort oben noch ein wenig die Abendsonne und bereiteten uns gerade für die letzte Abfahrt vor als wir Gregor die Strasse hoch kommen sahen. Wir warteten noch auf ihn und er überraschte uns noch mit einer Flasche Gatorader, von denen er uns jeweils ein wenig nippen ließ. Thorsten sollte auch nicht weit entfernt sein uns so wartet wir auch noch kurz auf ihn.
Die Sonne verschwand nun gerade hinter einem Höhenzug und es wurde plötzlich bitter kalt. Wir drei beschlossen daher nicht mehr darauf zu warten bis Thosten sich umgezogen hat und machten uns auf den Weg. Volker waren zu diesem Zeitpunkt seine Handschuhe abhanden gekommen, die er wohl oben am Pass irgendwo liegenließ und die vermutlich eine andere Person gebrauchen konnte.
Nach kurzer, schneller Abfahrt ließ es mir fast die Finger in meinen dünnen Langfingerhandschuhen gefrieren und dabei fiel mir ein, dass ich ja noch meine Winterhandschuhe im Rucksack habe. Die überließ ich daher bei der ersten Kehre (kurz vor der steinernen Stadt) Volker, dem wohl sonst bei der letzten Abfahr die Hände an den Bremsgriffen angefroren wären.
Auch bei dieser rasanten Abfahrt auf der Strasse überholten wir wieder einige Autos und kamen dann glücklich bei unseren Autos an, wo Heinz schon auf uns wartete. Hier unten erreichten uns noch wieder ein wenig Sonnenstahlen der Abendsonne und so war auch Heinz nicht durchgefroren. Nun galt es noch auf Gregor und Thorsten zu warten bevor wir die Heimreise antreten konnten.
Wir machten uns schon erste Sorgen, wo die beiden blieben. So lange bräuchte doch Thorsten nicht um sich umzuziehen. Als sie endlich eintrafen erfuhren wir den Grund der kleinen Verzögerung. Die beiden sind noch einen Trail von der steinernen Stadt gefolgt und mussten daher noch wieder ein Stück zum Parkplatz hochschieben.
Das Abendprogramm gestaltet sich wie üblich
Daten:
Strecke: 48,7 km
Höhenmeter: 2100
Fahrzeit: 5:30 Std.