Tja, nun muss ich wohl und übel teilweise Abbitte bzgl. meines Biketips üben. An der Landschaft und den Einheimischen ist nun wirklich nichts zurückzunehmen, aber, aber der Emigrant.
Alles Folgende sei als subjektive Schilderung meinerseits, und unter Beachtung möglicher persönlicher Unverträglichkeiten, betrachtet werden.
1. Lodging: Heizung via elektrischem Radiator, am ersten Abend und folgendem Vormittag kein warmes Wasser. Zimmer an sich gut und groß, aber saumäßig fußkalt. Der oberste Stock des Gästehauses ist nicht fertig und vermittelt den Eindruck einer lange verlassenen Baustelle. Gleiches gilt für ein ehrgeiziges Poolprojekt, und vieles mehr. Wäre mir auch alles recht, wenn es nicht überall relativ desolat aussähe, gut es war off season, aber trotzdem.
2. Hosting: Wie gesagt off season.
Die Hausherrin versteht zwar recht gut deutsch, spricht es aber nicht. Ich wurde an den Tisch der Familie gebeten, war soweit ok. Das Essen war sehr basic (von einem Truthahn und einem Huhn gab es nur sehnige Reste bzw. Kleinzeug mit gesplitterten Knochen), dafür war das Gemüse natürlich und zum großen Teil aus dem eigenen Garten, also auch gut.
Die Gastlichkeit war aber meiner Meinung nach sehr regressiv, in der Zweiten Woche gab es oft, und zwar kalte, Reste. Gefragt was ich gern hätte, wurde ich nie.
Richtig krass wurde es, als die Hausherrin wegen eines entzündlichen Zahnes für 2Tage ausfiel. Am ersten Abend war das Wohnhaus dunkel, auf der Infotafel kein Hinweis, nur der schiere Hunger veranlasste mich dazu, mittels Taschenlampe, mir meinen Weg in die Küche zu bahnen.
Dort gab es einen, mal wieder kalt, gedeckten Tisch in saukalter, also ungeheizter Umgebung. Für mich? Egal der Hunger trieb es rein, später stellte sich heraus, dass der Hausherr spazieren war, ein Abstecher zu meinem Zimmer oder ein Anruf auf dem Mobile war halt nicht im Programm. Am nächsten Morgen, wieder saukalte Küche (unter 5°), musste ich erstmal den Abwasch von zwei Tagen machen, um Küchenzeug für das Frühstück zu haben. Machte ein Omelett für den Hausherren, seinen Guide in Spee und mich. Der Hausherr ließ seine Partie unberührt.
Soweit fühlte ich mich zwar nicht sehr wohl, aber als integriertes Haushaltsmitglied. Am Nachmittag kam dann die Hausherrin gesundet zurück, was, zumindest für die Basisalimentation, wieder meine Hoffnung aufkeimen ließ.
Also obwohl es schon spät war, noch ne kleine Velotour. Gegen 18 Uhr, übliche Essenszeit, mit mächtig Kohldampf zum Wohnhaus. Na klar, wieder dunkel, und keiner da (keine Nachricht), also mit Wasser im Munde und Loch im Bauch in Richtung meines Restomelettes. Ätsch, die Küchentür war, wie vorher schon einmal, abgeschlossen.
Schlecht vor Hunger noch eine 3/4 Stunde gewartet, dann habe ich mir eine halbe Tafel Schoki mit sehr alten Brotresten reingezogen, super!
Um meine beschlossene Abreise gebührend zu feiern, dann noch ein par Kalorien in Form einer Flasche Wein zugeführt. So etwas fetzt ja bei wenig Nahrung bekanntlich ganz gut, gegen 19:15 bringt der Hausherr als Zimmerservice, etwas Salat mit kalten Kartoffeln und trockenem Brot, da war mir aber schon ganz anders.
PS frische Bettwäsche gab es nicht, Zimmerreinigung oblag mir.
3. Guiding + Radeln: Die Fahrradflottille hat seinen Wert eher unter dem Altmetallpreis. Hardtail na gut, aber hard front, also Starrgabel auf diesem Terrain, damals vor langer, langer Zeit war es......... Auch der Zustand (vielleicht 2 von 9 fahrbereit), erbarmungswürdig.
Der eine Guide, von dem der Hausherr via e-mail behauptet hatte, er brauche Training und könnte ja mit mir fahren, entpuppte sich als (Originalton Hausherr) Faktotum.
Der wohl auch ob der Situation, bzw. der Entwicklung, zum Kettenraucher geworden ist, und (O-ton Hausherr) sich permanent die Hucke vollsäuft. Nachdem ich diesem Guide, namens Memmet (er kam statt um 9:00, um 11:30), mein cake eingestellt hatte, überredete ich ihn noch, doch mal eine Radhose und mein zweites Par Schuhe zu versuchen.
Obwohl dies halt neue Dinge für ihn waren (
Shimano PDM-520), brachen wir dann doch auf. Nette Tour, auch Memmet stellte sich als sehr nett heraus. Auch deshalb war ich froh, dass er den Frontalüberschlag welchen er hinlegte, als er aus Angst vor Hunden mal etwas kräftiger in die v-brakes griff, genau wie mein Bike, mit nur geringen Kratzern überstand (so eine Bremskraft kannte er halt noch nicht).
Memmet erzählte mir dann, komplementär zu den Äußerungen des Hausherren, dass seit zwei Jahren kaum mehr Gäste kommen, nur ab und zu ein par Freunde und dass er, Memmet, eher Naturalien und so etwas wie ein Taschengeld erhält.
Seit dem nächsten Morgen blieb Memmet dann verschwunden , schade (O-ton Hausherr: wenn ich den brauche, fange ich ihn mir schon wieder ein; wenn man dem Geld gibt, egal wie viel, versäuft er es ja doch gleich).
Der Hausherr war guten Mutes, denn er würde sich einen jungen Mann namens Ali als Bikeguide aufbauen. O.K., kurz gesagt, nach 1/2 h schmerzhaftestem Krachen in der Schaltung meines Fisher Cakes, 3 Kettenabwürfen, 2 chainsucks, konnten wir richtig mit den ersten wackeligen Versuchen auf Weg und Wiese beginnen (Ali und ich, vom Hausherrn war wie immer nichts zu sehen), usw.,usw..
4. Fahrdienstleistungen, Trailtips und Abrechnung:
Der erste geführte Trip bestand darin, dass ich den Hausherrn und seine Frau zu Markt fuhr, natürlich mit meinem T4.
Dabei wurde mir noch ein See in der Nähe gezeigt, ein Insidertip den wirklich keiner braucht, da dieser See einer der wenigen Punkte ist, der auf der Straßenkarte von jedem Trottel zu finden ist. Dafür war der HinWeg(es gab auch eine Strasse) ein Erlebnis, dass unnötiger Weise einen Stoßdämpferverkäufer freuen wird.
Die zweite große Leistung bestand darin mich mit meinem Bike just an diesem See abzusetzen, da der Hausherr so wie so in die nächste Stadt müsse. Gut, dann ist er hinter mir her gefahren, wieso weiß ich nicht, mir war es egal.
In meiner anfänglichen Begeisterung, bot ich an, eine Werbe DVD inklusive eines Trailers, mit meiner Kamera und meinem ibook zu erstellen.
Dann also, an einem Tag der also explizit angesetzt war um Aufnahmen zu machen, fuhr er uns zu seinen Supertips im nächsten Tal. Es war dann ein wirklich sehr schöner Trail auf einem kleinen Kamm, den jeder der über die Passstrasse kommt, in voller Länge übersehen kann.
Als Begleitfahrzeug ist das auch so eine Sache, mitten im Filmen hatte ich einen Snakebite, O-ton Hausherr: und, haste keinen Ersatzschlauch oder (zugegeben nein, aber ich hatte
Flickzeug).
Beim folgenden flicken des Schlauches wurde ich dann auch von jeder Hilfe verschont, musste mich nur weit genug entfernen, um die entweichende Luft bei dem lauten Palaver meiner Begleiter noch orten zu können.
Auch die Trailtips für Alleinfahrten standen diesem Service in nichts nach. So etwa: da fährst du wie mit Memmet, nur dann kommt irgendwie in einer Senke, rechts so ein Stein und dann musst du links hoch immer noch auf so ner Asphaltstrasse.
Na gut, nach dreimaligem Nachfragen schien es mir, als sei ich einfach zu blöd um diese Beschreibungen richtig zu verstehen. Also los, am ende fand ich gar nichts. Als jeder Asphalt aufhörte, besann ich mich auf mein, zur Sicherheit mitgenommenes, mobile fon, also angerufen, innerhalb einer 1/2 Stunde hat keiner abgehoben.
Da ja meine Kennung auf des Hausherren Handy zu sehen sein musste, erwartete ich also, wegen der Sicherheit und so, den ganzen Tag den Rückruf, und warte heute noch.
Am Abend wurde ich dann vorwurfsvoll gefragt, warum ich denn nicht den beschriebenen Weg genommen hätte, bis dem Hausherren anhand meiner Bilder auffiel, dass Memmet Tage zuvor mit mir ganz wo anders lang gefahren sei (die Bilder hatte er schon einmal und zwar vor seiner Wegbeschreibung gesehen), usw.,usw.....
All diese schönen Leistungen ließ er sich dann mit 250 für 14 Nächte vergüten (will sonst 20 HP pro Tag). Denn die Preise auf der einen Website seien halt veraltet, und er hätte ja auch schon deren Entfernung angewiesen. Diese Summe ist hier ein schon besseres Monatsgehalt.
Ein gutes und neues Hotel in Finike hat mir für einen längeren Aufenthalt ohne langes Verhandeln einen Preis von 13 für Übernachtung + Frühstück gemacht, und jetzt hab ich via Neckermann 4Sterne+ all incl. 140 die Woche in Side gebucht.
Den von mir erstellten Werbetrailer, hat er natürlich behalten, denn er hätte mich ja so intensiv betreut etc.... Auf meine bitte hin, nach der Löhnung der Knete, den Trailer dann aber nicht zu verwenden, wollte er mir dann seinerseits die Verwendung meines Videomaterials verbieten, da es ja mit seinem Zutun entstanden sei.
Ich lasse dies später von meinen Anwälten prüfen.
