Und hier mein Senf:
Na toll!
04:45 blinkt es auf meinem Wecker. Warum verdammt noch mal macht das Teil mitten in der Nacht so einen infernalischen Krach?!? Ich bin doch gerade eben erst ins Bett gefallen
Ich hau ihm eins auf den Deckel, damit er Ruhe gibt und mich wieder in meinen so wohlverdienten

und arg benötigten Schlaf fallen lässt denkste
Ich treffe nicht das ungeliebte elektronische Teil, sondern die Nachttischkante und reiße dabei auch noch den Becher Wasser um, den ich mir immer für die Nächte bereitstelle, in denen ich mit einem gewissen alc.vol.% Pegel einschlafe
Lautes Geschepper von Stahl auf Beton, ein schmerzendes Handgelenk, der Wecker immer noch laut rauschend antennenlose Nicht-Musik hinauskreischend kurz: Ich bin wach.
Und im selben Moment schießt mir auch ein, warum: Adventstour. Neubrandenburg. Drei Stunden Fahrt, Neun Uhr Start. Toll das reimt sich bringt mir aber auch nichts, ich muss trotzdem hoch. Ooch, das ist kein Problem für mich, ich komme schon hoch morgen früh, mach dir mal keinen Kopf hatte ich gestern noch zu Christian getönt
Was um alles in der Welt hatte mich bitte dazu bewogen, nach dieser verdammt anstrengenden Woche, in der ich schon täglich und bei jeder Witterung auf dem Rad gesessen hatte, auf diese dämliche Idee zu kommen? Und dass wo ich gestern erst wieder die 60 Kilometer zur Uni und zurück mit viel zu kleiner Übersetzung wie üblich viel zu schnell abgespult habe? Ich kann mir tausend Mal vornehmen, eine Strecke mal ganz langsam anzugehen es klappt einfach nicht. Irgendwie bin ich scheinbar sowohl physisch als auch psychisch dazu nicht mehr in der Lage schrecklich
Und die Fahrt am gestrigen (Gestrigen? Das war doch eben erst
) Abend zu meiner Mutter musste ich natürlich auch mit dem Fix über das Steilufer machen den Rückweg bei vier Halben versteht sich, die einem den feucht-klammen Nebel wie die dampfenden Schwaden göttlich-kühlen Odems erscheinen und einen wie auf Flügeln über Stock und Stein fliegen ließen
Und der Hinweg war noch schöner gewesen: Vollmond, bei klarstem sternenbehangenem Himmel, direkt vor mir, mal eine breite fahlweiße Straße in das sich nur leicht kräuselnde Wasser schneidend, mal durch inzwischen lichte Uferbäume hindurchstrahlend wie ein unendlich starker Pol aus Kraft und Ruhe, wie ein Magnet, dem man im Rausch einfach folgen muss, wo auch immer er einen hinführen mag und seinen es auch nur vier Halbe oder die oberen Regionen des Winterpokals
Wie üblich war ich früh genug aufgestanden und musste mich trotzdem extrem beeilen um bis zum vereinbarten Zeitpunkt fertig zu werden. Aber ich schaffte es natürlich wie immer nur ein paar Minuten verspätet
Christian weiß das mittlerweile eh und kommt erstens gleich ein wenig später und nutzt zweitens die Zeit immer noch, sich eine anzustecken
Flugs mein 11.11kg-Maschine (Ich weiß jetzt, warum der so schwer ist! Ein Kilo Dreck ist immer mindestens dran
), den prall gefüllten 30 Liter Alpencross-Rucksack und mich selbst in den Wagen geschmissen und schon konnte es losgehen
Sonntag, morgens, Viertel nach Sechs in Deutschland. Zwei Biker entern eine Provinz-Tanke an der Autobahnabfahrt Woauchimmer. Wie es sich für Sportler gehört, werden Energy-Drinks (Coke) und Riegel (Brötchentüten, Milchschnitte) besorgt. Wobei der Kleine, ein Drittel weniger als der Große, natürlich wieder unmäßig zuschlagen muss und drei statt zwei Teigstücke, eineinhalb statt einem Liter noch kohlensäuregetränkte braune Brühe erstehen musste
Na ja was mal ein Großer werden will
Und ab in die Meck-Pampa. Meck-Pomm, Meck-Bowl, Meck-Ödelandschaftundtristgrauerhimmel, Meck-Plattenbauten aber keine Meck-Cars auf der Meck-Autobahn. Kein Wunder: Kein Meck-Donalds
Die Fahrt verlief ruhig und schnell, ich war seltsamerweise gar nicht müde und es wurde gequatscht und gefachsimpelt sowie Vermutungen darüber angestellt, was uns wohl erwarten würde. Eine lockere Tour mit Glühwein, dachte ich. Eine lockere Tour Tour ohne Glühwein, sagt Christian. Meck-Shit.
Anstatt wieder durch eines der typischen restaurierten freistehenden Meck-Stadttore zu fahren, beehrten wir, angekommen in Neubrand, den um die Altstadt herumführenden Ring und waren kurz darauf wie geplant um Punkt halb Neun (wie Christian das immer schafft, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben genau wie das Trinken aus voller, heißer Tasse während der Fahrt) am Treffpunkt, der seltsam verlassen dalag. Nur ein paar Rennradler querten hier unseren Weg. Einer solchen Truppe folgend gelangten wir zum Startpunkt, wo uns eine noch größere Masse Biker empfingen, die alle aussahen, als ob gleich ein Rennen losginge: Mal abgesehen von einigen Kindern und Trekking- oder Cityrädern waren hier fast ausschließlich dünnbekleidete, sich einfahrende CC- oder RR-Racer versammelt.
Uuuups.
Wo waren wir denn da gelandet?
Mischi begrüßt, sein Fixie (ENO-Hinterrad in schlammbraun

) bewundert, frierend umgezogen, Bike gegriffen und ab zur Anmeldung.
Dann Warten, mit Mischi und Zzzzzorro quatschend und die Mitstreiter beäugend
Wo waren bloß die Omis der Omi-Tour? Nur wenige ließen sich erspähen, wie zum Beispiel diese, die den Rest des Tages Christians liebstes Gesprächsthema sein sollte
Dann der Start, in einer über Hundert Biker großen Truppe, mittendrin, einem einrädrigen taumelnden Nikoläuschen hinterher. Ich bin tatsächlich einmal fast in Christian reingerauscht, aber nicht aufgrund eines plötzlich auftretenden Anfalls von Gleichgewichtsstörungen, sondern vielmehr, weil ich es nicht gewohnt bin, in einem solchen Peloton (HEW? NEVER!!!) zu fahren und somit bei einem Umdrehen (nach was, das erinnere ich nicht mehr wirklich vielleicht Polsat?) nach rechts abdriftete. Die Verrenkungen, die ich samt Rad anstellte, um nicht mit Christian zu Boden zu gehen, müssen überaus seltsam angemutet haben, führten aber zum gewünschten Erfolg
Schnitt: 25. Oder 30. Weiß nicht genau jedenfalls ziemlich schnell. Zu schnell für meine müden Beine, um die Fahrt angenehm zu nennen. Und Christian ging es mindestens genauso. Immerhin an dem Cityradfahrer blieben wir dran. Lockere Tour
Pustekuchen. Mutmaßlich enttäuschte Erwartungen verdüsterten unsere Gesichter und Gemüter
Kein Wunder, meinte ich nur: Durch so viele Tore wie wir auf der Hinfahrt gefahren waren, war es doch eigentlich klar, dass auch diese Tour zu einer Tor-Tour werden würde

Erster Halt nach zehn Kilometern, Verpflegung wird aufgebaut, dann doch wieder abgebaut naaa toll! Stattdessen wieder weiter wie vorher, im Peloton
Dann irgendwann die erste Pause nun aber wirklich. Kuchenfutternde Omi-tourler und CC/RR-FFer machzen Appetit auf ein ebensolches Gebäckstück. Aber den letzten beißen bekanntlich die Hunde oder zumindest beißen sie selbst nicht in Kuchen
Aber Schoko-dirty Conny, Bananen- und Apfelstücke sowie ein leckerer Tee machten die Rast dann doch zu einer guten
Als dann Teile unserer Truppe deutlich früher aufbrachen, erkannten wir auch endlich den Modus der Tour: Jeder konnte, der zwar spärlichen aber doch im Großen und Ganzen ausreichenden Beschilderung folgend, sein eigenes Tempo fahren. Und so hielten wir zwei es dann auch das nächste Stück: In unserem (um Missverständnissen vorzubeugen: Ziemlich flottem) Tempo durch sehr abwechslungsreiche Landschaft mit viel Wald, unterschiedlichsten Untergründen inklusive Meck-Plattenwegen und Meck-Kopfsteinpflaster und erstaunlicherweise vielen Höhenmetern! Richtig schöne Tour war es so, Landschaft genießen, ein wenig quatschen, den Tag fahrenderweise genießen
Das Gelände war doch überwiegend ziemlich wellig und sogar mit dem ein oder anderen längeren Anstieg verbunden! Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet, kam aber trotzdem mit meiner 48-18 (2,67:1) Übersetzung sehr gut zurecht, ich musste bei keinem Uphill schieben, bei keinem Downhill
bremsen (Die zwei für Notfälle verbauten Verzögerungsmechanismen an meinem Bike habe ich tatsächlich während der Fahrt nicht einmal benutzt), kam durch alle Schlammlöcher gut durch und rollte in der Ebene gut mit.
Ab hier fuhr ich auch große Strecken mit Mischiflix zusammen. Wir flogen mit 44-16 (2.75:1!) und 48-18 die Uphills hoch, rasten wildkurbelnd ungefedert und ungebremst front- und vollgefederte Biker versägend die unebensten und verschlammtesten Downhills hinab, in einem Rausch, den nur die verstehen können, die schon Fixed im Gelände gefahren sind
man kann es kaum erklären, man muss es erlebt haben. Schon nach dem ersten Erlebnis dieser Art wusste ich, dass ich meinen Trailbomber verkaufen würde, jedes weitere bestärkt diesen Beschluss nur noch mehr
Einfach unvergleichlich.
Aber so toll wie wir zwei Verrückten es auch finden, so wenige gibt es von uns, und so war es natürlich einfach nur genial, eine Ausfahrt mit einem Gleichgesinnten veredeln zu können
Kurz vor der zweiten Verpflegungsstation: Ein Platten am Wegesrand. Ich hielt als Erster (das war am Ende eines längeren Uphills) und übergab einen
Schlauch. Mit Autoventil für den sich, auch den immer zahlreicher eintrudelnden Mitbikern, doch tatsächlich nicht eine
Pumpe finden ließ! Also bekam ich meinen
Schlauch zurück (was ein Glück, wie sich einige Minuten später herausstellen sollte) und das platte Hinterrad bekam den französischen
Schlauch aus Christians Trikottasche verpasst. Inzwischen waren auch die allerletzten bei uns eingetroffen und nach der Reparatur fuhr eine lockere Truppe zusammen zur zweiten großen Pause
Die ich nur knapp erreichte. Schleichender Platten am Vorderrad mich hatte es also auch erwischt, was irgendwie klar war bei den vielen, die wir hatten Schlauchwechseln sehen. Zumindest wenn man meine alten, rissigen, abgefahrenen Pellen mit in Betracht zieht
Und so war es auch bei mir ein kleines scharfes Stück des allüberall gestreuten Feuerstein-Splitts (schlimmer als Glas weil viel fester und stabiler!), das durch meinen Pneu ins Butyl gestochen und somit der Luft zur langsamen Flucht verholfen hatte
Bevor ich mich an den vollkommen verdreckten und verschlammten
Reifen machte, stärkte ich mich erstmal an den ausgelegten kulinarischen Genüssen: Schoko-dirty Connies, halbierte Bananen (sehr schlecht zu schälen vor allem mit einem Becher Tee in der Hand; die schauten so seltsam erstaunt, als ich das mit den Zähnen machte komisch
), Christstollen und überaus leckere selbstgebackenen Kekse.
Dann aber ran ich hasse das.
Schlauch wechseln, wenn alles vollkommen verschlammt ist und das auch noch bei der Kälte. Und dann muss man ja auch noch den Übeltäter im
reifen finden und entfernen mit klammen Fingern und bei all dem Dreck
Da ist ein Durchschlag schon gnädiger. Aber obwohl wir wie die Verrückten ungefedert über alles rüber gebrettert waren, hatten die zweieinhalb Bar im Big Jim keinen solchen erlitten
Und das Problem
Pumpe. Ich hatte keine mit, und Christian auch nicht - wir hatten vermutet, dass die Guides schon welche hätte
Nix da. Zehn, zwanzig Biker und gerade zwei hatten eine
Pumpe, die für Autoventile geeignet ist. Die quietschte so erbärmlich wie die meisten Ketten der Meck-Biker und schon weit unter einem Bar geriet schon weniger Luft in den
Reifen als auch wieder entfleuchen konnte
Die zweite war so süß und klein, dass ich geschätzte zweieinhalbtausend Hübe brauchte, um meine zwopunktzwofünf Zoll mit eineinhalb Bar zu befüllen
Und gedauert hat das Ganze natürlich ewig, so dass wir, kaum war mein Vorderrad wieder da, wo es hingehört, wieder zusammen auf die Piste gingen.
Die letzten zwanzig Kilometer liefen wieder eher in schnellerem Tempo über ebenere, festere Wege. Mischiflix und meine Wenigkeit ließen es uns aber nicht nehmen, zwei Abstecher hinunter zum See einzustreuen, wo uns jeweils herrlichster, verwinkelter, verwurzelter, verschlammter Ufertrail erwartete. Der erste etwas kürzer, aber mit glitschigen, geländerlosen, höhergelegenen Holzbrücken und kurzen knackigen Anstiegchen. Super, adrenalingeschwängert, einfach genial hier mit einem zweiten Fixer durchzudüsen.
Dann der zweite. Länger, ich schätze glatte vier, fünf Kilomter. Ebener, aber genauso verwinkelt in teils sehr engen Kurven um Bäume herumführend, über die gesamte Länge mit Schlamm und vor allem heftigsten Wurzelteppichen übersät
Hier wurde ich nun endgültig von einem nur noch überirdisch zu nennenden Rausch gepackt, in meinen Adern floss nurmehr Adrenalin, die Beine verwuchsen mit dem Bike und diese perfekte Symbiose aus Fix und Fixer flog mit dreißig Sachen ungefedert ohne auch nur einmal die Bremse anzufassen diese Straße der Freuden entlang
Es ist einfach unfassbar, wie schnell man als Geländefixer eine andere Fahrweise annimmt, wenn zum Beispiel klar wird, dass gleich eine enge Kurve kommt, wird einfach im richtigen Moment gerade soviel Speed durch Rückwärtstreten rausgenommen, dass man gerade noch um die Ecke kommt
Daran, dass man mit den Kurbeln den Boden touchieren könnte, denkt man überhaupt nicht mehr es passiert einfach nicht. Manchmal legt sich, gleichermaßen automatisch, die gesamte Bike-Biker-Einheit stark zur Seite, wohl um einer Wurzel, die man sonst mit dem gerade untenstehenden Pedal erwischt hätte, zu entweichen
Manchmal touchiert man auch etwas ohne dadurch zu stürzen oder auch nur im Tempo groß nachzulassen kaum ein solcher Kontakt kann einen wirklich aus der Bahn reißen (Ist wirklich so! In die großen Dinger, die es könnten, fährt man nicht rein!)
Mischi (den meine obige Schilderung, so wie ich ihn kenne, auch dazu verleiten dürfte, endlich die Finger von den Bremshebeln zu lassen

) fiel dann trotz einer kurzen Handy-Pause, in der wir in normaler Geschwindigkeit weiterfuhren (dass er das auf dem Weg sturzfrei geschafft hat Nicht schlecht
), etwas zurück, mein Tempo war immer noch unvermindert mörderisch
Und dann war es leider vorbei. In meiner Erinnerung wird dieses Erlebnis aber immer als eines der vielen Erlebnisse verbleiben, die mich zu dem Biker machten, der ich bin beziehungsweise sein werde
Auf normalen Wegen ging es zu zweit immer am See entlang auf schönen Promenaden zurück zum Startpunkt, wo wir als Allerletzte eintrafen. Ich war immer noch so aufgedreht, ich hätte dasselbe noch mal fahren können
Kuchenbuffet, Tee, ein Zäpfle mit Mischi (Was gibts Besseres nach so einer Tour?!?), eine Tombola und eine gelungene Beamer-Videoshow mit den Bildern und Videos des Tages
Dann Nudeln mit einer rotbraunen Cervelatwurst-Tomatensauce, die ziemlich gut schmeckte
Schöne, heiße, Duschen, trockene Klamotten
Noch eine dreiviertel Marzipan-Puddingbuttercreme-Torte (mittlerweile bis auf zwei Stücke verzehrt extrem lecker!!!) abgestaubt wohl zu gehaltvoll für die CC/RR/FF-Fraktion
Einen großen Teil der Rückfahrt habe ich dann geschlafen, die Erschöpfung überkam mich nur eine Viertelstunde später
Es war ein wirklich außergewöhnlicher Tag. Tausend Dank an Christian, dass er ihn erdacht und ermöglicht hat.
Und natürlich an Mischiflix, Zzzzzorro und die anderen Meck-Turbinen für die Ausrichtung.
Wir kommen wieder.