Energiezufuhr während dem Training - Einfluss auf die Trainingseffektivität?

porph

Schleifbremser
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Hey, mal eine Frage an die Trainings-Cracks hier :)

Es geht um die Energiezufuhr während des Trainings. Es ist ja soweit jedem bekannt dass bei längerer Belastung schonmal der sogenannte "Hungerast" auftritt, wenn die leicht zugänglichen Energiespeicher wie z.B. Glykogen aufgebraucht sind und demzufolge der Blutzuckerspiegel sinkt.

Ebenso hört man ja öfter dass insb. lange Trainingseinheiten primär dem Fettstoffwechseltraining gelten, also die Ökonomisierung der Energiebereitstellung fördern.

Natürlich ist es im Sinne der maximalen Leistung (wenn man z.B. in einem Wettkampf darauf aus ist) von Vorteil, durch einigermaßen konstante externe Energiezufuhr während der Belastung eben dafür zu sorgen, dass sich die Energiespeicher nie völlig leeren.

Wie sieht es nun mit der Effektivität des Trainings aus, also völlig unabhängig von der Leistung, die man tatsächlich erbringt? Ist es vorteilhafter, Energie zuzuführen, oder nicht? Ist es vielleicht nötig, da zwischen verschiedenen Trainingsbereichen bzw. Intensität zu differenzieren?

Da sich ja lange Einheiten tendenziell eher mit der Grundlagenausdauer befassen, wäre mir die Effektivität in diesem Bereich am wichtigsten. Also, steigere ich meinen Trainingseffekt indem ich keine Energie zuführe und quasi Radel, bis der "Akku leer" ist (oder gar darüber hinaus?)? Oder ist es besser, durch Energiezufuhr dafür zu sorgen, dass mein Leistungsniveau höher bzw einigermaßen konstant bleibt, und nicht gegen Ende der Einheit abfällt?

Freue mich sowohl über theoretische Hintergründe als auch über praktische Erfahrungen von Leuten, die vielleicht schon längerfristig trainieren. Danke! :)
 
der "trainingseffekt" beruht im ausdauerbereich in erster linie auf den verschiedenen stoffwechselvorgängen.
diese wiederum hängen in erster linie ab von der intensität.
die leidet unter speicherentleerung.
-> im normalen training nicht leerfahren, und wenn, dann nur als ausnahme.

ein bewusstes provozieren des hungerastes ist eher destruktiv, es sei denn du hast komplexe, willst dich selbst betrafen oder sonst ein zeichen von vermeintlicher stärke setzen.
 
ein bewusstes provozieren des hungerastes ist eher destruktiv, es sei denn du hast komplexe, willst dich selbst betrafen oder sonst ein zeichen von vermeintlicher stärke setzen.

Schön gesagt :D. Okay, das hab ich mir schon fast so gedacht. Der einzige Punkt der mir dann noch nicht so klar ist, ist das mit dem "Fettstoffwechseltraining" bzw. der Ökonomisierung. Naiver Gedanke meinerseits: Wenn ich meinen Körper ständig mit gut zugänglicher Energie verwöhne, warum sollte er sich dann darauf einstellen, schwer zugängliche Energiereserven anzuzapfen?
 
über die dauer.
sitzt du nur lange genug auf dem rad, ist der körper schlicht gezwungen, das fett anzuzapfen.
dein KH-speicher is begrenzt, fett hast theoretisch du genug, um ne komplette tour de france damit zu fahren.
 
Aber wenn ich während des Trainings KH-reich "nachfüttere", sind ja immer genug KHs vorhanden. Oder hab ich da irgendwo nen Denkfehler?
 
Hab mal gehört, daß Fette nur verbrannt werden, wenn auch KH verbrannt werden. Das heist dann wohl, wenn keine KH bei langen Einheiten nachgefüllt werden, wirds einfach eng.

Ich mach das so, daß ich bei Einheiten bis 2/2,5h nix esse und nur Wasser trinke. Ist eine länge Tour geplant, dann esse ich von Anfang an regelmäßig Bananen und Riegel. Zu Trinken gibts Wasser und zum Ende hin vielleicht noch so einen süßen Isokram.
Seitdem ich das so mache, könnte ich "unbegrenzt" lang fahren.
 
Aber wenn ich während des Trainings KH-reich "nachfüttere", sind ja immer genug KHs vorhanden. Oder hab ich da irgendwo nen Denkfehler?

ja, hast Du. Es gibt nämlich mehrere "Engstellen" für die aufgenommenen KH. Wohl die bedeutenste ist die Anzahl von Transportenzymen im Darm, welche die Aufnahmerate der KH begrenzt. Man kann sagen, dass pro Stunde etwa 1 g KH pro 1 kg Körpergewicht aufgenommen werden können. Vergleiche das mit dem Kalorienverbrauch pro Stunde.
 
ja, hast Du. Es gibt nämlich mehrere "Engstellen" für die aufgenommenen KH. Wohl die bedeutenste ist die Anzahl von Transportenzymen im Darm, welche die Aufnahmerate der KH begrenzt. Man kann sagen, dass pro Stunde etwa 1 g KH pro 1 kg Körpergewicht aufgenommen werden können. Vergleiche das mit dem Kalorienverbrauch pro Stunde.

Ah, super, das erscheint schlüssig :)

Für Interessierte, hier noch ne grobe Berechnung mit Netzquellen: Bei Annahme von 1g KH-Aufnahme pro 1 kg Körpegewicht je Stunde und einer Energiedichte von 4,2 kcal/g (Quelle) ergibt sich bei einem Fahrergewicht von 75 kg und sportlicher Fahrweise (750 kcal/h, Quelle) eine nicht durch KH deckbare Differenz von 435 kcal, man kann also nur weniger als die Hälfte der verbrauchten Energie während der Aktivität mit KHs nachtanken.
 
Und ich dachte, es wäre schädlich während des Trainings tendenziell mehr zu essen und bin daher des öfteren leicht in einen Hungerast reingefahren. Ok, jetzt weiss ichs besser.
 
Ah, super, das erscheint schlüssig :)

Für Interessierte, hier noch ne grobe Berechnung mit Netzquellen: Bei Annahme von 1g KH-Aufnahme pro 1 kg Körpegewicht je Stunde und einer Energiedichte von 4,2 kcal/g (Quelle) ergibt sich bei einem Fahrergewicht von 75 kg und sportlicher Fahrweise (750 kcal/h, Quelle) eine nicht durch KH deckbare Differenz von 435 kcal, man kann also nur weniger als die Hälfte der verbrauchten Energie während der Aktivität mit KHs nachtanken.

Da aber ein Teil der verbrauchten Energie durch Fettverbrennung bereit gestellt wird, stimmt die Rechnung nicht ganz. Wie könnte man sonst 4-5 h am Stück beiken?
 
Ja, da sind wir dann in dem Bereich den Dubbel angesprochen hat, das Anzapfen der sonst irgendwie noch im Körper vorhandenen Energiespeicher. Primär ist das wohl Fett (ich würde aber davon ausgehen, dass zum Teil auch ein bisschen Protein abgebaut wird o.Ä., keine Ahnung genau).

Ah, wo wir schon dabei sind, machen wir doch noch so eine schöne Milchmädchenrechnung, mal schauen ob wir die Tour de France wirklich schaffen... :D (Achtung, ab diesem Punkt verstärkte Schwachsinnsgefahr.)

Wie in meinem Vorpost erwähnt liegt die nicht gedeckte Energiedifferenz bei 435 kcal/h. Da wir jetzt aber die Tour de France fahren wollen und nicht nur 'ne Picknickfahrt absolvieren, steigt unser Energieverbrauch auf so ca. 900 kcal/h (Angabe "Renntempo", wieder nach Link in Vorpost). Differenz wächst also auf 585 kcal/h.

So. Jetzt schauen wir mal, was wir so an Fettreserven haben. Als ich das letzte mal (sehr ungenau) "gemessen" habe, waren das bei mir so ca. 13% Körperfettanteil. Ist für den Durchschnitts-Ausdauersportler sicher ein relativ normaler Wert. Also tragen wir angenommene 9,75 kg Fett mit uns herum.

Natürlich ist ein Rest-Körperfett von 0 g nach unserem Tour de France - Versuch nicht so wirklich mit dem Leben vereinbar. Also sagen wir mal, 5% sind ein noch lebensfähiger Minimalwert. Wir müssen von unseren Fettreserven also 3,75 kg übriglassen.

Bleiben genau 6 kg Schwabbelmasse die wir verfeuern dürfen. Bei einer angenommenen Energiedichte von 9,3 kcal/g für Fett (Quelle wieder wie beim Vorpost) stehen uns also 55.800 kcal zur Verfügung. :cool:

In unserem Tour de France Tempo halten diese Reserven also 55.800/585 = 95 h.

Alberto Contador (Gesamtsieger) fuhr die Tour de France 2009 in 85 Stunden und 48 Minuten.

--> Damit wäre erwiesen: Dubbel hat recht und die Tour de France ist für uns kein Problem, Fettreserven sei Dank. :daumen:

Alles klar?! :D

(PS: aufgrund fortgeschrittener Uhrzeit bitte ich darum etwaige Logik- und Rechenfehler zu verzeihen. Dürfen aber gerne korrigiert werden! ;))
 
@porph: Klingt logisch. Mein Vater z.B. hat sicherlich sogar ein höheren Fettanteil, aber ich bezweifel schwer, dass seine Muskulatur eben jene durch die Tour de France schleifen wird :D
 
Oder nochmal kurz zusammenfassend: auch wenn ich während des Trainings esse, kann ich nicht meine gesamte verbrauchte Energie dadurch "auffüllen", sondern nutze parallel zum Verbrauch der extern zugeführten Kohlenhydrate auch meine körpereigenen Fettreserven? D.h. im Zweifelsfall lieber 2 Riegel mehr essen, um nicht in den Hungerast (der selbstverständlich immer vermieden werden sollte) zu laufen?
 
Nette Rechung:lol:
Problem ist nur dass Fett nicht einfach so als "Brennstoff" zur Verfügung steht es muss erstmal kompliziert umgebaut werden ,was der Hautgrund dafür ist ,dass der Anteil an Energie die durch Fette geliefert ,wird niedriger wird wenn man in einen höheren Belastungsbereich kommt.
Laut Wikipedia besteht der Fettabbau aus 12 Schritten bis dann Glycerin und Fettsäuren durch das Blut schwimmen.
Das Glycerin wird dann von der Leber "aufgenommen" und mithilfe Gluconeogenese
(siehe dazu auch den Wiki Artikel zu Leber) zu Glucose umgebaut welche dann wieder über das Blut zu den "Zielzellen" z.b Muskelzellen geht und dort zur ATP-Gewinnung verwendet wird.
Dieses ATP wird dann letztendlich verbrannt.
In jedem einzelnen Schritt müssen ausreichend Ausgangstoffe ,Botenstoffe,Katalysatoren(Enzyme) und die richtigen Reaktionsbedingungen in dem Medium vorhanden sein und sämtliche Produkte müssen abgeführt werden.

Zusammenfassend gesagt kann man die Energiegewinnung durch Körperfette nicht auf die reine Energiebilanz reduzieren und diese kleine Zusammenfassung erreicht noch nicht einmal zu 0.0001 Prozent die Komplexität dieser Prozesse in einem Radfahrer da ja zahlreiche andere Prozesse parallel ablaufen und jeder Mensch anders ist etc....:p
Ich hoffe mal dass der Post nicht zu lang ist aber ich war mal neugierig wovon im groben der Abbau von Fetten abhängt:D


mfg
Targut
 
Tut mir leid, aber da verwechselt/vermischt Du so einiges. So vieles, dass es mir zu anstrengend wäre, umfassend darauf zu antworten.

Die Gluconeogenese ist zwar beim Sport auch erhöht, spielt aber in der Gesamtbilanz keine Rolle. Triglyceride werden direkt in Freie Fettsäuren umgewandelt, welche dann über Acetyl-CoA direkt in den Krebs-cycle kommen.

Es gibt in den Muskeln einen relativ großen Pool an Fett, welches leicht verfügbar ist (intramuscular fat). Kalorienmäßig fast so groß, wie der Glykogenspeicher. Je nach Intesität wird der unterschiedlich stark angezapft:
011449A.gif
 
Tut mir leid, aber da verwechselt/vermischt Du so einiges. So vieles, dass es mir zu anstrengend wäre, umfassend darauf zu antworten.

Die Gluconeogenese ist zwar beim Sport auch erhöht, spielt aber in der Gesamtbilanz keine Rolle. Triglyceride werden direkt in Freie Fettsäuren umgewandelt, welche dann über Acetyl-CoA direkt in den Krebs-cycle kommen.
Das muss dir nicht Leid tun immerhin habe ich mir das nur mit Halbwissen zusammengestottert ohne wircklich Ahnung von der Materie zu haben;)
Das habe ich auch nur gemacht um zu verdeutlichen dass man die Energiegewinnung aus Fettreserven nicht nur auf die Energiebilanz reduzieren kann.
Um den Link komplett zu verstehen werde ich wohl eine Weile brauchen:D
Auf jeden fall vielen dank dafür :daumen:


mfg
Targut
 
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