Kapverdix - Tief im Süden

09.12. 14:00 Am "Salto Preto", 1400m


Heute ists soweit: Ich packe meine Siebensachen zusammen und verlasse das gemütliche Örtchen Paul. Wird langsam mal Zeit, für eine kleine Inselrunde.


Den ersten Uphill auf der Panomarastraße mach ich mir mal wieder leicht, der Tag wird sicher noch lang genug.


Bei afrikanischen Temperaturen kurble ich durch die Inselmitte über die Hochebene von Lagoa und dann weiter nach Westen.


Am "Salto Preto" führt mal wieder ein Pflasterweg senkrecht ins nächste Tal, kennt man ja schon von Santo Antao. Es gibt nix, was es nicht gibt. Der 214 ist auf der Wanderkarte mit "rot" markiert, also für Mountanbiker ungeeignet. Hierher zu kommen war jedenfalls schon gar nicht so unkompliziert, eine etwas mühsame Schiebequerung wollte zwanzig Minuten lang bezwungen werden.


Ob sichs gelohnt hat? Ich werds gleich merken.
 
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09.12. 16:00 Alto Mira Canyon, 700m


Schon der Beginn des 214ers ist reichlich verhaut, eigentlich kann ich nur alle Nase lang mal kurz aufsteigen.


Bald ist selbst damit Schluss und ich schiebe... und schiebe... und schiebe... und trage... und schiebe... wenigstens sechshundert Hömes bergab. Der Weg ist einfach miserabel in Schuss, augenscheinlich kaum begangen und schon seit Ewigkeiten nicht mehr gepflegt. Naja... selber Schuld... was muss ich mir auch die "roten" Sachen aussuchen. Aber die Linie sah irgendwie spannend aus und die Ribeira von Alto Mira kannte ich auch noch nicht, dann halt auf die "harte" Tour.


Erst nachdem die komplette Steilwand im Hintergrund (kein Scherz) überwunden ist, kann ich Specki wieder seinem ursprünglichen Nutzungszweck zuführen.


Dann ist der Trail allerdings auch schon bald vorbei und ich erreiche die ersten Ansiedlungen im Canyon von Alto Mira.


Fazit zum 214er? Absoluter Klogriff. Nich mal mit einem Freerider würd ich da nochmal runter wollen, das kaputte Wegerl schwankt zwischen S4 und S5 und absolut unfahrbarem und aus Frustgründen unfotografiertem losem Riesenschotter. Naja, kann mal passieren... ist halt doch nicht alles Gold was glänzt auf Santo Antao. Aber immerhin hab ich Wasser gefunden... :)
 
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09.12. 16:00 Alto Mira Canyon, 700m
altomira-trail6.jpg

Wo bitte ist oben: oben oder doch links? Mann, da wird einem ja schwindelig!

Auf jeden Fall: weiter so!

Jürgen
 
Der Weg ist einfach miserabel in Schuss, augenscheinlich kaum begangen und schon seit Ewigkeiten nicht mehr gepflegt. Naja... selber Schuld... was muss ich mir auch die "roten" Sachen aussuchen. Aber die Linie sah irgendwie spannend aus und die Ribeira von Alto Mira kannte ich auch noch nicht, dann halt auf die "harte" Tour.

Hi Stuntzi,

der 214er scheint wirklich nicht Bike-tauglich zu sein. Das kann man nur anhand der Karte halt schlecht beurteilen, da auch andere, letztendlich fahrtaugliche, Wege von der gleichen Beschreibung sind.

Aber als Wanderweg gefällt er mir nach Deinen Bildern her richtig gut.

Der Weg wird vermutlich wegen der neuen Strasse nach Alto Mira III nicht mehr so oft genutzt als früher mit dem direktesten Zugang über die Hochebene.

Ähnliches könnte für den 302er gelten, falls Du diesen vorhast zu fahren. Ist schwer einzuschätzen.

Falls Du noch Photos der Fogo-Karte brauchst, melde Dich. Ich habe zwar ein gutes Makro hier, aber leider keinen Repro-Stand mehr und die Beleuchtungsführung könnte schwierig werden. Aber wenn Du wirklich vorhast, noch drt hin zu jetten, dann gebe ich mein Bestes.

Grüße
 
09.12. 20:30 Bucht von Alto Mira, 1m


Die Dörflein von Alto Mira.

Wanderkarte Santo Antão 1:50.000, Dr. Pitt Reitmaier, Lucete Fortes, AB Kartenverlag

Während des mittäglichen Bergabschiebedesasters auf dem 214er hatte ich mir fest vorgenommen, keine "roten" Wege mehr auszuprobieren. Aber jetzt bin ich schon mal hier in diesem lustigen Canyon und der 305a hinab zum Meer macht mich doch irgendwie an. Was solls... neuer Versuch, neues Glück.


Ausserdem beginnt das Wegerl erst mal absolut kinderwagentauglich, was kann da schon schief gehen?!


Schief gehen tut erst mal nix. Ganz im Gegenteil, anstatt Pflastergeholper gibts hier mal erdigen Flow in Minimalneigung. Allenfalls die fortgerückte Tageszeit macht mir ein bisserl Kopfzerbrechen. Wenn ich das Meer bis zum Einbruch der Dunkelheit noch erreichen will, sollte ich wohl mal einen Zahn zulegen.


Blick zurück ins Tal von Alto Mira, nur die Bergspitzen kriegen noch etwas Sonne ab. Der Canyon steckt dagegen schon im Schatten. Immerhin ist damit auch die afrikanische Hitze besiegt, die hat mich heut schon reichlich geschlaucht.


Meine Schlucht wird immer cooler und der Weg bleibt erstklassig fahrbar.


Wie man das üble Ding von heut morgen und diesen Flowcanyon mit derselben "ungeeignet für Biker"-Bewertung versehen kann, bleibt wohl ein Geheimnis des Kartenverlags. Weitere Fotos müssen von nun an leider ausbleiben, ich heize so schnell wie möglich durch. Es wird langsam wirklich finster, eine Dämmerung ist hier tief unten im Süden quasi nicht vorhanden. Nach Sonnenuntergang ists in fünfzehn Minuten stockdunkle Nacht.


Nach langer Trailfahrt erreiche ich mit dem letzten Tageslicht an der "Boca de Alto Mira" endlich das Meer. Noch ein paar verrückte Kehren...


... und der Tag löst sich in Wohlgefallen auf. Ein Reinfall auf dem 314er, ein Traumcanyontrail auf dem 305a, damit kann ich leben.


Man möchte es kaum glauben, aber heut kommen zum allerersten Mal die Outdoorsachen zum Einsatz. Ganz allein gehört mir die Bucht zwar nicht, ein paar Eselskarawanen ziehen noch eine Weile lang mit Taschenlampen versehen hinter meinem Schlafplatz vorbei. Aber irgendwann ist auch das vorbei und es bleiben nur Zorro, das Meer und der Sternenhimmel. Gute Nacht.
 
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Ein paar Fragen kamen mir doch noch in den Sinn:
Wie machst du es denn diesmal mit der Stromversorgung? Ich sehe gar keinen Nabendynamo und Forumslader?
Afrikanische Hitze und Langarmtrikot??? Oder ist das zum Schutz der Ellenbogen, wenn man auf den schmalen Wegen zu nahe an der Felswand entlang schreddern muss.

Gute Nacht!

P.S.: Erwartest du noch Besuch, oder warum hast du die 25 qm Plane mitgenommen? Als Gewichtsfetischist hätte man die doch gut noch mal halbieren können.:)
 
... und der Tag löst sich in Wohlgefallen auf. Ein Reinfall auf dem 314er, ein Traumcanyontrail auf dem 305a, damit kann ich leben.

Hi,

gerade nochmal im Buch nachgeschaut: Für den 314er ist Wegzustand 3-5 (im Abstieg teils mangelhaft) angegeben. 4er und 5er Wertungen für die Wegebeschaffenheit sollten also definitiv nicht befahrbar sein.

Diese Angaben findest Du übrigens auch hinten auf der Karte (das hast Du ja auch eingescannt). Also nicht nach den MTB-Beschreibungen in Farben, sondern nach den Wanderbeschreibungen nach Nummern richten. Dürfte sich dann auch mit Deinen bisherigen Erfahrungen und den bisherigen Touren decken?

Die Wege 302 bzw. 309 von und nach Ribeira da Patas / Cha de Morte sind jeweils mit 2-3 als Wegzustand beschrieben. Die sollten fahrbar sein, falls Du dort lang willst.

Viel Spass noch!

Gruß Alex
 
@offliner, ich kann nix ändern... ist halt doch noch irgendwie afrika hier. aber es werden auf der ganzen insel neue funktürme gebaut, das problem hat sich wohl bald erledigt.

@Tramper, geile bilder weil geile gegend.

@rayc, kann mich an keinen expliziten "schiebedreck" auf granne erinnern, mein kopf ist voll mit santo antao. aber der 214er ist schon echt übel... und dazu kommt halt noch die afrikanische glutofenhitze in dem roten felsenkessel.

@Orycteropus, strom gibts eigentlich fast überall auf santo antao, selbst in minimaldörfern. ich hab einen ersatzakku dabei und einen "powertank", damit bin ich bis zu drei tage autark. das reicht dick.

@langärmler, das langarmtrikot hab ich meistens wegen der sonne an. die brutzelt hier schon deutlich härter als mans von daheim gewohnt ist.

@Quadratmeterzähler, stimmt, die plane ist ein bisserl gross geraten. normalö schneid ich die immer unterwegs zurecht, aber ich schlaf hier sowieso kaum draussen und bin meistens ganz ohne gepäck unterwegs. so what.

@barkas, reprostand? beleuchtung? ich wollte doch nur einen schnappschuss :). aber egal, glaub mir gefällts auf santo antao sowieso zu gut.

@Bärensucher, hab noch keinen grizzly gesehen hier. ich glaub auf den kapverden gibts kein einziges gefährliches tier.

@shilaty, portugiesisch... ist mir immer noch zu schwer. klingt aber irgendwie gut.

@Openstreemapler, ihr könnt gerne mit meinen tracks machen, was ihr wollt. alle geodaten wollen frei sein! osm ist auf santo antao noch reichlich löchrig, das könnte schon helfen. hab allerdings dazu selbst unterwegs keine zeit (und keine ahnung), bin mit dem bericht schon genug beschäftigt. und mit radeln. und mit sonstigen dingen.

@Carbonplättler, ich hatte da mal so ein packerl kleine plättchen bei ebay gefunden. war mehr ein zufall.
 
10.12. 13:00 Feijoal, Norte, 1300m

Die erste Nacht draussen auf den Kapverden verläuft ohne besondere Vorkommnise. Ein wenig laut freilich, der Atlantik ist eben kein Mittelmeer. Aber dafür hat der erfahrene Inselschläfer ja immer seine Ohrstöpsel im Gepäck, damit wird die donnernde Brandung zum angenehm leisen rauschen.

Im Morgengrauen regt sich hinter mir am Strand bereits wieder Menschen- und Eselverkehr. Die Schlucht ist auf beiden Seiten bewohnt und bewirtschaftet und obwohl stellenweise kaum zehn Meter breit, gibts nirgendwo eine Brücke. Wenn sich die Nachbarn mal besuchen wollen oder wenn ihre Felder auf der anderen Talseite liegen, bleibt nur der lange Umweg runter ans Meer.


Für mich beginnt der Tag mit einer kurzen Tragestrecke hinaus aus dem Canyon. Nach einer halben Stunde erreiche ich in "Ribeira Cruz" wieder das "Straßennetz" der Insel und damit mein Frühstück. Auch hier war der "Supermarkt" (monströse Übertreibung) zunächst nicht als solcher zu erkennen, aber die Leute helfen gern, weisen den richtigen Weg und holen zur Not auch den Eigentümer vom Feld, damit er dem hungrigen Touristen etwas verkaufen kann.


Frisch gefüttert schraube ich mich durch trockene Vulkanschluchten an der Nordküste Santo Antaos entlang...


... nach Cha de Norte. Heute hat wohl irgendjemand die afrikanische Heizung angestellt, selbst recht früh am Morgen fliesst der Schweiss schon in Strömen.


Der folgende 1400m-Uphill hinauf nach "Norte" ist dann einfach nur unerträglich: Unerträglich heiss, unerträglich steil, unerträglich bröslig. Die "Straße" sieht auf der Karte so freundlich aus, aber irgendwie bewegt sie sich zu häufig am Rande der Fahrbarkeit. Oder ich bin einfach nur abgeschlafft von den gepäcklosen Trailtagen drüben in Paul, das hier ist schon ein deutlich anderes Kaliber. Für die kaum tausend Hömes brauch ich fast drei Stunden und erwische mich ein ums andre Mal bei dem Gedanken, dass ich statt dessen auch auf der anderen Inselseite gemütlich in einer Strandbar sitzen und Kaffee schlürfen könnte, um mich dann irgendwann zur Mittagszeit bequem zwecks Trailsuche auf den Berg shutteln zu lassen.


Heiss, heisser, Norte.


Im Dreihäuserminidorf "Feijoal" am Fuß der Vulkane gibts zu meinem Glück einen kleinen Markt mit einer erstaunlichen Auswahl an eisgekühlten Fruchtsäften. Die Pause wird lang, auch weil Specki wieder viele Runden drehen muss während ich mich von der Hitzeschlacht erhole. Jeder darf mal ran.
 
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@Openstreemapler, ihr könnt gerne mit meinen tracks machen, was ihr wollt. alle geodaten wollen frei sein! osm ist auf santo antao noch reichlich löchrig, das könnte schon helfen. hab allerdings dazu selbst unterwegs keine zeit (und keine ahnung), bin mit dem bericht schon genug beschäftigt. und mit radeln. und mit sonstigen dingen.

Sehr gut geschrieben :daumen:

Beim Lesen blieb dem rückwärtsgewandten BBS-Taliban bestimmt ein Klos im Hals stecken. :D

Anhand deiner Beschreibung und Fotos kann man sehr gut die Tracks in OSM einpflegen.

Ich pflege heute heute Abend meinen letzten Track von GC in OSM ein, danach kann ich mich an die Kartengenerierung machen.

Wegen Vergleich von 214/314 (welche Nummer ist jetzt richtig?) mit Schiebedreck auf GC. Den Weg auf GC hast du mit S4/S5 eingestuft und entsprechend betitelt. Er endet oberhalb von Arteara (etw 5 km unterhalb von Fataga)

Um die afrikanische Hitze beneide ich dich. Wobei bei 40°C meine Schmerzgrenze erreicht ist. Wie heiß war es denn genau?

Ray
 
10.12. 13:00 Feijoal, Norte, 1300m
... und erwische mich ein ums andre Mal bei dem Gedanken, dass ich statt dessen auch auf der anderen Inselseite gemütlich in einer Strandbar sitzen und Kaffee schlürfen könnte, um mich dann irgendwann zur Mittagszeit bequem zwecks Trailsuche auf den Berg shutteln zu lassen.
du brauchst:
guenter-der-innere-schweinehund-stefan-fraedrich.jpg
 
10.12. 21:00 Mar Tranquilidade in Tarrafal de Monte Trigo, 1m


In "Norte" siehts völlig anders aus als auf der anderen Inselseite.


Ich quere auf aussichtsreichen Pisten vorbei an diversen Kapverdenvulkanen. Besteigungen spar ich mir allerdings, auch den höchsten Inselberg, Tope de Coroa, lasse ich mit seinen fast zweitausend Metern einfach rechts liegen. Aus der Nähe sinds halt doch nur riesige Schutthaufen. Vielleicht bin ich auch bloss zu geschlaucht von der Hitzeschlacht beim harten Uphill.


Auch für die Abfahrt wähle ich heute mit der "Straße" die vermeintliche Warmduschervariante, das Band durch die Caldera sieht von oben so verführerisch flowig aus. Im Endeffekt werden daraus knapp 1400 Höhenmeter absolut übelstes Gerüttel, bei denen man sich nachher fragt, wie ein Fahrrad sowas aushalten kann.


Jedenfalls bin ich heilfroh, im Fischerdorf "Tarrafal" am Ende der Insel und am Ende der Welt endlich wieder das Meer zu erreichen.


Nach dem staubig trockenen Tag ist die schattige Beachfront-Allee eine willkommene Überraschung. Der Nachmittagssnack im Mar Tranquilidade steht auch schon bereit, ...


... da check ich doch einfach mal ein.


Auch vor zehn Jahren waren offensichtlich schon Mountainbiker hier unten. Ich kanns nachvollziehen, die kleine Pension von Susi und Frank ist ein absoluter Traum an einem traumhaften Platz.


Später.
 
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11.12. 07:30 Mar Tranquilidade in Tarrafal, 1m


In meinem offenem "Turmzimmer" mit Panoramameerblick lässt sichs aushalten. Das Wellenrauschen und ein verrückter Gockel wecken mich allerdings schon um fünf Uhr morgens. Der Kerl sieht es als seine Aufgabe an, sämtliche Bäume der Umgebung zu "beklettern" und von dort jeweils einen Heidenlärm zu veranstalten. Naja, vielleicht kommt er ja heut abend in die Suppe :).
 
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