Mehrtagestour Bayern / Österreich

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Servus beinand,

ich hoffe ich werde nicht gesteinigt, weil ich hierher statt ins Tourforum poste.
(Ein großer Teil verläuft aber durch die Gebiete, in denen ihr euch hier am besten auskennt)

Ich möchte am Sonntag eine Tour über ca. vier Tage starten. Genau Etappenziele stehen nicht fest. Hängt davon ab, wie weit ich jeweils komme.
Da ich nicht allzuviel Zeit für die Planung hatte, werde ich wohl größtenteils auf Radwegen und Straßen bleiben (und mit dem Starrbike mit Furious Fred fahren).
Außerdem muss ich zusehen, dass ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten auf meiner Route liegen.
Gebirgspässe musste ich deshalb streichen.
Zu extremes Gelände lässt sich auch mit dem Fahrrad nicht fahren.

Folgende Route habe ich mir überlegt und wäre für Verbesserungsvorschläge dankbar:
(für eine schöne Alternative würde ich auch alles über den Haufen werfen)

- Isarradweg
- Sylvenstein
- Achenpass
- Zillertal
- Gerlos (alte oder neue Straße?)
- Pass Thurn -> Kitzbühel oder Mühlberg -> Kirchberg in Tirol (schaffe ich letzteres mit meinem Radl??? Kenne den Weg natürlich nicht)
- Innradweg
- Kufstein
- Rosenheim
- Wasserburg (wäre von Rosenheim über die Mangfall der Weg nach München schöner?)
- München

Den Großteil der Straßen kenne ich vom Motorradfahren.
Jachenau oder Vorderriß -> Walgau wäre schon auch schön gewesen.
Weiß aber nicht, ob das jetzt mit dem Fahrrad so der Knaller ist. Und es wäre eher ne Tour für zwei Tage geworden.

Konditinell sind so ca. 100 KM pro Tag schon drin. Bei wenig Höhenmetern und ausreichend Pausen sicher auch mehr. Allerdings habe ich bisher noch nie eine Tour über mehr als zwei Tage gemacht.

Gruß
 
Hi Ricardo,

vielen Dank.

Bin gerade angekommen und etwas kaputt. (430 KM und ca. 3.500 HM)
Werde die Tage mal ein paar Bilder hochladen.

Nur soviel: den Gerlospass habe ich ich gewaltig unterschätzt ;)
 
(Achtung! Viel Gelaber und viele Bilder. Ich habe den Thread hier auch genutzt, um meine Erinnerungen festzuhalten)

Also es war eine wirklich schöne Tour.
Aufgrund der Wettervorhersage für Sonntag hätte ich es fast schon verschoben oder abgeblasen.

Ich war vorher wirklich etwas skeptisch, ob ich das ganze überhaupt schaffe, weil ich eben bisher noch nie sowas großes gefahren bin.

Zum Glück habe ich mich dann doch dafür entschieden.

Die Wahl für den Gepäcktransport ist auf den Rucksack gefallen.



Ist zwar praktisch, wenn man das Rad mal tragen muss (ist selbst auf dieser Route mal passiert) und das Rad bleibt auch immer schön agil. 10 Kilo zehren aber schon ganz ordentlich am Rücken.

Zunächst ging es über die Via Bavarica Tyrolensis bis ins Zillertal. Dann über den Gerlospass. Ab da über den Tauernradweg bis nach Mittersill. Weiter über Pass Thurn bis Wörgl und dann am Inn-Radweg bis Rosenheim. Zuguterletzt den schlechtesten der Wege an der Mangfall entlang.

Tag 1:

Die Brücke an der Isar, die wohl jeder hier kennen dürfte.

Beim Fahrrad hab ich mich für meine leichtestes entschieden, mit dem sich auf der Straße auch mal ordentlich Kilometer machen lassen.

Der wunderschöne Blick von der Isar auf die Altstadt von Tölz und der obligatorische Zwischenstopp an der Steinpyramide.


Diese Straße kenne ich sonst nur aus der Ich-Perspektive vom Motorradfahren. Kurz vor dem Sylvensteinspeicher. Über den Radweg wurde hier auch kürzlich diskutiert. Mit dem Fahrrad bis hierhin ganz gemütlich zu fahren.
An dem Tunnel angekommen, dachte ich, das würde noch ewig dauern. Der Tunnel ist aber nur 10-20 Meter lang und danach ist man direkt am Speichersee. Also dort, wo die Motorradfahrer immer Halt machen.


Die Stelle bietet auch geniale Hintergründe für Fotos


Ab da kann der Radweg ziemlich nerven, da er einen teilweise recht weit vom eigentlich Weg bzw. der Straße abbringt, ordentlich Gefälle hat, was man später auf Schotter recht steil wieder hochkurbeln oder schieben muss.
Irgendwann geht es einmal ein paar hundert Höhenmeter nach oben (Ich glaube, das war die alte Passstraße oder so). Unten kann man die neue Straße Richtung Achensee sehen.


Wieder unten auf der Straße ist es auch nicht mehr so weit bis Achenkirch.
Sehr schöne Gegend und wirkt nicht so versnobt wie Maurach am südlichen Ende des Achensees. Es war ungefähr halb drei. Immer noch Kaiserwetter. So ab drei sollte es laut Wetterbericht schlechter werden.


Nach vielleicht 10 Minuten am See kam dann ein starker Wind auf. Die Badegäste haben sich zwar nicht beirren lassen, aber ich bin langsam nervös geworden. Da der Wind die Wolken von Norden nach Süden getrieben hat, habe ich mich mit Rückenwind auf nach Maurach gemacht.


War dann auch die beste Idee, die ich hätte haben können. Dort habe ich mir ein Lokal gesucht und das Unwetter, das dann auch aufgezogen ist, abgewartet.


Als alles vorbei war, bin ich runter ins Inntal gefahren. Dummerweise habe ich nicht die Bundesstraße genommen, sondern eine recht steile Straße, auf der ich vor 10 Jahren mal mit dem Roller bergauf gescheitert bin, bzw. der Roller hat die Straße nicht geschafft. Ging zwar, aber ich musste immer mal wieder stehen bleiben, da die Bremsen mit der Zeit angefangen haben, zu quietschen, zu rubbeln und zu wimmern.
Unten angekommen, habe ich dann gesehen, dass es wirklich das allerbeste war, das Unwetter abzuwarten.

Kurz vor Strass war auch noch ein Maisfeld fast komplett zusammengeklappt.

In Strass habe ich dann ein Zimmer für 30 Euro bekommen. Ehrlich gesagt, wäre mir ein wenig Luxus lieber gewesen aber in Maurach hat man mir gesagt, dass die ganze Gegend ausgebucht wäre.

Ende Tag 1:
KM: 126, HM: 950, Max KMH: 50,75
(laut Handy-GPS unterschlägt der Tacho gerne mal ein paar Hundert Höhenmeter pro Tag)

Tag 2:

Der nächste Tag sollte schöner werden. Hat erstmal nicht danach ausgesehen. Trotzdem bin ich Richtung Gerlos losgefahren. Und innerhalb von einer viertel Stunde war, als die Sonne über den Berg gekommen ist, alles verflogen.


Die Auffahrt von Zell am Ziller Richtung Gerlos hatte ich vom Motorrad her als ziemlich unspektakulär in Erinnerung. Falsch! Ich hatte zwar keine prozentuale Anzeige der Steigung, es waren aber gut 600 Höhenmeter am Stück, wenn ich mich richtig erinnere.


Kurzer Zwischenstopp nach ca. 300 Höhemetern


Irgendwann habe ich sogar mal angefangen, Berge zu hassen :D

In der Zwischenzeit kamen noch ein paar Dörfer, in denen es auch Supermärkte gibt.
Kurz vor der Mautstation geht es noch mal ein Bisserl bergauf.
Langsam haben mich die 10 Kilo auf dem Rücken fertig gemacht.

Geschafft! Kurz vorher musste ich die 3-Liter Trinkblase nochmal auffüllen.
Ab hier geht es ein paar Hundert Höhenmeter steil bergab in sehr schönen Kurven. (Spitze 65 KMH) Da lohnt sich die sonst fast überdimensionierte MT6 mit 180er Scheiben.


Kurzer Blick zurück und weiter geht's

Danach ist es irgendwie zäh geworden...

Hollersbach. Schöne Ecke. Und das mit dem Radtourismus nehmen die Österreicher durchaus ernst.
Auch Radwege und Beschilderung sucht man in der Qualität in Bayern vergeblich.


Mittersill! Auftanken und Aussicht genießen.


In Hollersbach habe ich aber was gesehen, das mich nicht mehr losgelassen hat.
Also zurück nach Hollersbach! Hat sich wirklich gelohnt! Mit Pool, Sauna usw. Die Zimmer sind der Hammer. Und es gibt einen Fahrradabstellraum, der mit dem Zimmerschlüssel zugänglich ist.
Der Ausblick vom Bett aus um 6 Uhr morgens war überwältigend.


Ende Tag 2:
KM: 96, HM: 1.264, Max KMH: 65,05
Langsam hatte ich Bedenken, ob ich die nächsten Tage noch schaffe.
Der A.rsch hat immer mehr geschmerzt und der Rucksack ist langsam zu einer ernsthaften Belastung geworden.
Immerhin hat mein Knie (bis zum Schluss) nicht einmal Mucken gemacht. Was verwundert, da ich mich heuer schon mehrmals mit einem schmerzenden Knie herumgeplagt habe.

Tag 3: Pass Thurn. Am Abend zuvor hatte ich echt Bedenken, ob ich diesen Tag und vor allem gleich wieder eine Passstraße durchstehe. Die Strecke ist aber relativ easy. Und obwohl die Bundesstraße sogar stellenweise dreispurig ist, ist sie weniger gefährlich für Radfahrer, als ich dachte. Vor allem gibt es immer wieder große Parkbuchten etc.

Generell finde ich, verhalten sich die Österreicher gegenüber Radfahrern relativ vernünftig. Selbst dort, wo man als Radfahrer schon ein schlechtes Gewissen hat, weil es recht eng ist.


Geschafft!

Ab hier geht es lange Zeit fast nur noch bergab. Die Pass Thurn Straße hat mich erstmal bis zu 67 KMH schnell werden lassen. Selbst nach der Passtraße geht es aber bis Kitzbühel stetig etwas bergab, sodass man locker einen 35er Schnitt fahren kann.

Kitzbühel ist also sehr schnell erreicht.


Der weitere Weg bis nach Wörgl war teilweise etwas nervig, da einen die Radwege bergauf und bergab durch die Dörfer schicken. Irgendwann bin ich dann sogar mal ganz vom Weg abgekommen.

Leute! Wenn die Österreicher so ein Schild aufstellen, meinen die das ernst!


Dafür habe ich noch einen Greifvogel beim Rüttelflug erwischt. Hier hat sich wieder mal bestätigt, dass es sich gelohnt hat, die schwere Canon mitzuschleppen.


Nachdem mich in Wörgl ein Brummifahrer fast über den Haufen gefahren hätte, weil er die Straße kurz nach dem Kreisverkehr breiter eingeschätzt hätte, ging es ziemlich entspannt am richtig geilen Innradweg weiter.
Wie bereits erwähnt, sind in Österreich nicht nur die Beläge der Radwanderwege perfekt. Auch die Beschilderung ist optimal. Zum einen gibt es diese Schilder, die aussehen, wie der Haltestellenplan von einem Zug, auf denen sämtliche Dörfer auf der Strecke mit entsprechenden Abständen in KM aufgezeichnet sind. Auch die Radwege ansich haben gut erkennbare Zeichen, die man sofort erkennt. So braucht man an Weggabelungen nicht jedes Mal stehen zu bleiben um die Schilder einzeln zu lesen.
(Langsam kommt auch Heimweh auf)


Geschafft! Zurück in Deutschland.

Interessanterweise war ab hier die Rücksicht der Autofahrer schlagartig vorbei...

Ende Tag 3. Auch in dem Hotel kann man gut entspannen. Wenn auch nicht ganz so gut, wie in Hollersbach.

KM: 128, HM: 804, Max KMH: 66,89
Wasserverbrauch: ca. 9 Liter!!! Es dürfte an dem Tag bis zu 35 Grad heiß geworden sein. Und trotz LSF 30 habe ich mir das Genick ordentlich verbrannt.

Tag 4:

Der Rest der Tour war eher unspektakulär. Der Mangfallradweg war anfangs schön asphaltiert, ist dann aber zu einer immer übleren Schotterpiste geworden. Bei Baustellen auf dem Radweg gibt es keine Umleitungsschilder. Auch die Route hat mich nicht begeistert.

Zeitgenössische rosenheimer Kunst...

(Ja ich war nicht gut drauf)

Zu allem Übel kam dann ein ziemlicher Wind auf. Natürlich Gegenwind.

Ist aber trotzdem trocken geblieben.

Endlich wieder zu Hause!

Die feuchten Flecken, die sich im Staub abzeichen, sind Schweiß :kotz:


Ende Tag 4 / der Tour:
KM: 83, HM: 367, Max KMH: 43,82

Meine Arme haben jetzt Zebralook, mein Hintern braucht ein paar Tage zum Verheilen aber geil wars! :D

Noch ein paar Panoramabilder von unterwegs:


Ich hoffe, dem ein oder anderen hat der Bericht vielleicht gefallen.
 
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Guter Punkt. Der Furious Fred hat mich bisher nicht einmal im Stich gelassen.
Auch nicht auf dieser Tour. Hatte aber echt ein bisserl Bammel, dass ich irgendwo auf 1500 Meter bin und nen Platten flicken muss. Zudem die aktuellen Schwalbereifen sich gerade auf ZTR Felgen ultraschwer aufziehen lassen.

Nur bei Bergabkehren würde ich mir sowas wie den Marathon Supreme wünschen, weil ich dem FF nicht zu viel Kurvengrip auf Asphalt zutrauen.

Ach ja, danke für's Lob.
 
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