...das alte Märchen von der Bestandsregulierung durch Großraubtiere, das von einem vorgeblichen Fachmann - sehr, sehr schwach.
Großraubtiere haben auf die Bestände von Rotwild nur einen kleinen Einfluss, bestandsregulierend sind im wesentlichen Gesundheit und Futterangebot. Man schaue sich hierzu v.a. Gegenden wie das subarktische Kanada an, die Karibuherden werden durch den Winter, damit verbunden das Futterangebot und durch Krankheiten reduziert.
Der Hinweis auf den Bär ist fast schon krotesk, ist er doch eher ein Allesfresser und verschmäht auch Aas nicht unbedingt. Wie Bären das Rot- und Rehwild reduzieren sollen kann der gute Wildtiermanager wohl kaum erklären. Wölfe haben im wesentlichen einen großen Einfluss auf das Verhalten von Großwild. Beispielsweise ist das Verhalten von Gemsen stark von der Anwesenheit von Wölfen abhängig. Gibt es welche, sind sie in den Felsen, gibt es keine, im Wald wo sie dann zu Konkurrenten vom Rotwild werden.
Das Verhalten von Reh- und Rotwild (wenigstens der Punkt wurde wahrheitsgemäß wiedergegeben) hat sich der Bejagung angepasst. Vom eher tagaktiven auf Wiesen und Feldern fressenden Tier zum scheuen, dämmerungsaktiven im Wald.
A propos Rotwild und Wald. Hierzu eine kleine bayrische Anekdote, die vermutlich so auch auf andere Regionen übertragen werden kann. Annodunnemals hilt sich das Rotwild im Sommer in den bayrischen Alpen auf und äßte dort v.a. auf den freien Matten. Winters zogen sie dann in die Flussniederungen, weil dort das Narungsangebot u.a. auch auf den abgeernteten Feldern und Wiesen auch im Winter akzeptabel war. Die Bergwälder waren größtenteils in Adelsbesitz, wärend in den Niederungen auch die Bauern jagen durften. Dem Adel schmeckte die Bejagung "ihres" königlichen Wilds durch schnöde Bauern nicht und es wurde die Winterfütterung eingefüht. Und damit der Anfang vom hohen Reh- und Rotwildbestand den wir heute vorfinden. Die Hirsche wurden in den Bergwäldern gehalten und der Bestand wurde nicht mehr durch harte Winter oder die Gefahren des Herbst- oder Frühjahrszuges mehr reduziert. Teilweise hielt man sie sogar in eigens angelegten Wintergattern.
Die Jagd heute ist, genau wie große Teile der Wälder, nichts naturnahes mehr, die Wälder sind Kulturlandschaft und das Jagen ist ein Teil dieser Kulturlandschaft. Dort wo naturnahe Jagd stattfindet hat der Mensch mit seiner Bajagung im übrigen auch kaum Einfluss auf die Wildbestände. Beispielsweise in Skandinavien oder im oben erwähnten Kanada.