Änderung des Betretungsrechts in Baden-Württemberg

Meiner Erfahrung ist, es kommt ohnehin fast nie zu Begegnungen auf schmalen Wegen. Da ist so gut wie nie jemand unterwegs.

Wenn man allerdings jemanden trifft ist die Rate an negativen Begegnungen bestimmt bei ca. einem Drittel. Dazu muss ich sagen, ich bin ein sehr defensiver Fahrer, oft auch mit meinen Kindern unterwegs und immer bemüht freundlich zu sein. Aktiv angegangen hat uns noch niemand, aber die Verbalattacken vergällen einem manchmal den ganzen Tag. Und das ist fast außschließlich auf Baden-Württemberg beschränkt.

Dazu zwei Erlebnisse der jüngsten Zeit. Meine Tochter und ich schieben einen Wanderweg hoch und in einem Bereich wo der Wanderweg durch eine Rückegasse verläuft kommt uns ein Ehepaar entgegen. Wir wurden darauf "hingewiesen", dass wir hier nichts verloren hätten. Wohlgemerkt wir haben geschoben!

Bei Amorbach im nördlichen Odenwald in Bayern steht auf dem Gotthardsberg eine Kirchenruine. Bei der Pause dort sind meine Töchter auf der davor liegenden Treppe mehrfach heruntergefahren und die ebenfalls dort anwesenden Wanderer/Spaziergänger haben sich gefreut, dass sie soviel Spaß dabei hatten. Und das obwohl es aus meiner Sicht grenzwertig war, gerade dort Treppenfahren zu üben.

Die 2 m - Regel passt eben auch sehr gut zum schwäbischen Bruddlertum (ob es eine badische Entsprechung gibt, weiß ich nicht).

Selbst beim Laufen trifft man in einem Teil der Fälle auf Spaziergänger oder Hundehalter die ihren Unmut über Freizeitsportler äußern "müssen" oder sich rücksichtslos verhalten. Das Phänomen ist also gar nicht auf Radfahren beschränkt.

Am "besten" sind diejenigen die mit dem Auto in ihre "Stückle" fahren. Wir hier diskutieren, wie sehr man als Radfahrer das Tempo verringer soll, wenn man auf Schotterwegen an Fußgängern vorbeifährt. Aber mit deutlich mehr als Schritttempo von Autos auf Wegen die nur eine Fahrbahnbreite haben passiert zu werden ist als Jogger oder Radfahrer definitiv kein Spass - aber offenbar stören sich die wenigsten Wanderer oder Spaziergänger daran.
 
(...) aber offenbar stören sich die wenigsten Wanderer oder Spaziergänger daran.

Sie stören sich wahrscheinlich schon daran, aber ein Autofahrer ist halt nur ein Autofahrer wie Du und ich, den kann man nicht so leicht pauschal verurteilen wie die Biker, die sind gut als eine gesonderte Gruppe und vermeintliche Minderheit auszumachen. Es wird sich hingegen keiner die Mühe machen, die "Stückles-Zuweg-Raser" als neues Feindbild zu etablieren und öffentlich zu diffamieren.

Die Biker sind da als Feindbild viel dankbarer. ;)
Und zudem per pauschaler 2-Meter-Regel ja auch ganz offiziell zur pauschalen Diffamierung freigegeben...
 
- ich fahre übrigens auch mal nebeneinander, wenn man sich auf einem Schotter-Transfer von Biker zu Biker unterhalten will
- ich achte dann aber darauf, mich bei Begegnungen mit Fußgängern frühzeitig wieder einzufädeln, so dass die Fußgänger rechtzeitig sehen, dass ich Platz mache
Genau so halte ich das auch. Aber die nicht gelebte Realität die ich meinte, bezieht sich meist auf diese Situation. Auf den breiten Wegen kommt es sehr oft vor, selbst wenn man von vorne auf eine Fußgängergruppe zufährt und die einen kommen sieht, daß keiner davon meint sich irgendwo einzufädeln. Die bleiben schön nebeneinader und du musst, obwohl du durch starkes verlangsamen deines Tempos signalisierst deinen Beitrag zum aneinander Vorbeikommen zu erbringen, fast anhalten oder in den Graben fahren.
Ich hab bewusst Fußgängergruppe geschrieben. Echte Wanderer sind da viel besser.
Ich sehe das Problem der 2 Meter Regel sowiso eher anders.
Es gibt ja immer weniger echte kleiner-2 Meter Wege. Viele davon werden von Jägern bewusst, oder vom Forst unbewusst zugelegt, damit ist Schicht im Schacht.
In der Pfalz ist es auch schon desshalb besser, weil sich dort alles auf so viele wunderschöne Pfade verteilt, daß es eh entspannter ist.
Bei uns drängt sich alles immer mehr auf Forststrassen auf denen es viel mehr Probleme gibt als auf Pfaden.
Das Problem in der Zukunft ist also nicht, ob wir auf schmalen Wegen fahren dürfen, sondern eher ob wir überhaupt noch schmale Wege haben......
 
....nur leider in BW selten gelebte Ralität......

Kann ich auch nicht bestätigen.

Sehr schön zusammengefasst:
Ich erlebe das wie @Begleitfahrzeug:
- Probleme im Sinne von negativen Bemerkungen oder gar Weg versperren sind - auch in BaWü - die absolute Ausnahme
- und ja, in der Pfalz ist das Miteinander noch mal deutlich freundlicher, aber die Abwesenheit von Herzlichkeit ist ja nicht gleich Unfreundlichkeit
- ich bin sogar schon mal in NRW im Wald angepflaumt worden und selbst in der Pfalz (dort allerdings nur von Schwaben :D )

@trail_desire ist es aus Deiner Sicht und Erfahrung denn wirklich "selten gelebte Realität", dass einen Fußgänger in BaWü vorbeilassen? Also die Ausnahmen und meistens machen sie das Vorbeilassen zum Problem? Ich fahre das ganze Jahr über zweimal die Woche im Ballungsraum Stuttgart und habe eigentlich nie Probleme, 2-3mal im Jahr einen blöden Spruch wenn es hoch kommt.

Ansonsten zum nebeneinander/hintereinander Fahren/Gehen:
- das ist doch eh nur auf breiten Wegen ein Thema
- der Wald ist zur Erholung da, dazu gehört auch ein Gespräch, ich erwarte daher lediglich, dass man mir Platz macht, wenn ich mich bemerkbar mache, aber nicht, dass man dauerhaft hintereinander geht
- das Platz machen muss auch nicht schnell - und bitte nicht hektisch - geschehen, wir sind im Wald, nicht auf der Flucht
- ich fahre übrigens auch mal nebeneinander, wenn man sich auf einem Schotter-Transfer von Biker zu Biker unterhalten will
- ich achte dann aber darauf, mich bei Begegnungen mit Fußgängern frühzeitig wieder einzufädeln, so dass die Fußgänger rechtzeitig sehen, dass ich Platz mache


Ich komme gebürtig aus der Pfalz und wohne in BW. Meine Radtouren sind ungefähr 50:50 auf beide Bundesländer verteilt und mit Abstand am meisten wird man in der Pfalz von Baden-Würtembergern (wie von @Hockdrik beschrieben, in letzter Zeit 3 Badener und ein Schwabe) etwas unfreundlich darauf hingewiesen, dasss dies doch gefälligst kein Radweg sei. Immer wenn ich eine derartige Zurechtweisung in der Pfalz höre, erkläre ich die rechtliche Situation (die betroffenen berufen sich auf die 2m Regel, aber wissen nicht, dass die nur in BW gilt). Ich fange dann einfach ein Gespräch an und argumentiere dann, dass mit gegenseitiger Rücksichtnahme doch eigtl gar kein Problem besteht usw. Wenn ich den Dialekt nicht zuordnen kann frag ich auch nach der Herkunft, einfach weil ich es sehr interessant finde, dass meistens BWer die "Bruddler" sind. Das liegt auch an den unterschiedlichen Mentalitäten. Die Pfälzer sind einfach grundlegend enspannter im Leben unterwegs. Da meine ganze Verwandschaft aus dem Schwabenland kommt und auch dort wohnt, und ich in der Pfalz aufgewachsen bin kann ich das ganz gut beurteilen.
Ich denke auch, wenn es in der Pfalz zu einer 2m Regelung kommen würde, würde sich das Miteinander im Wald fast nicht ändern.

In BW hingegen begegne ich nicht sehr häufig Wanderern, schon gar nicht auf schmalen Wegen, da das Netz einfach katatrophal schlecht ist. (zumindest hier und aus der Sicht eines Pfälzers ;) ) Die Begegnungen laufen fast immer friedlich aber auch ohne Nettigkeiten ab.Könnte mir aber vorstellen, dass es schneller eskaliert, wenn man zu zackig unterwegs ist.
Probleme mit Gruppen hatte ich bisher noch nie, außer wenn man von hinten kommt und das Gespräch der Gruppe sehr laut ist und diese einen nicht bemerkt, wenn man freundlich fragt. Aber das würde ich nicht als "Problem" sehen.

Achja und was die Lycra- und Ebike-Fraktion angeht, die haben sehr oft noch Nachholbedarf was Freundlichkeiten angeht.
 
(...) Aber die nicht gelebte Realität die ich meinte, bezieht sich meist auf diese Situation. Auf den breiten Wegen kommt es sehr oft vor, (...) Es gibt ja immer weniger echte kleiner-2 Meter Wege. (...) Bei uns drängt sich alles immer mehr auf Forststrassen auf denen es viel mehr Probleme gibt als auf Pfaden. Das Problem in der Zukunft ist also nicht, ob wir auf schmalen Wegen fahren dürfen, sondern eher ob wir überhaupt noch schmale Wege haben......

Ah OK... das ist hier im Großraum Stuttgart anders. Wir haben sehr viele schmale Wege, teils siedlungsnahe Gassi-Trampelfade und wenn jemand versucht, Wege zuzulegen, sind die ganz schnell wieder frei, weil einfach auch viel gefahren, gewandert, gelaufen wird. Wenn ich auf Schotter unterwegs bin, dann nur zum Transfer und dabei auch eher bergauf. Und selbst bei den Transfers achte ich darauf, an bestimmten Tagen/Uhrzeiten einen Bogen um Hotspots wie die Bärenseen zu machen. Was recht einfach ist, denn auch das Schotterwegenetz ist engmaschig und man kann leicht einen parallelen Weg etwas weiter Weg vom Hotspot nutzen.

Insgesamt erinnert mich das Beispiel noch mal daran, dass die Basis für unsere Beurteilungen der Situation ganz unterschiedlich ist:
- Ballungsraum
- Tourismus-Region
- "auf dem Land"
- hohe/geringe Wegedichte

Je nachdem sind Anspruch und Dichte der Nutzung sowie die Player (Tourismus ja/nein) ganz unterschiedlich. Und da bedeutet nicht mal, dass es auf dem Land immer entspannter ist. Zum Beispiel weil dort der Anspruch auf ungestörten Naturgenuss vielleicht noch höher ist, während stadtnah die Städter daran gewöhnt sind, sich alles teilen zu müssen. Ich erlebe hier um Stuttgart zum Beispiel auch sehr entspannte Jäger, wohl weil die eh Kummer gewöhnt sind und es eh klar ist, dass ein hoher Freizeitdruck herrscht. Jäger (und Wild) haben sich daran längst gewöhnt. Wenn auf dem Land mal ein Biker durch das Sichtfeld fährt, ist das (wahrgenommen) wahrscheinlich eine viel größere Störung.
 
Bei uns auf der Ostalb sind inzwischen 90% Mountainbiker unterwegs. Man ist unter Seinesgleichen und es gibt keine Konflikte.
 
Um das mal ungefragt zusammen zu fassen:
1. Es gibt eine bunte Gemengelage von Gegenden, Wegen, Nutzern und Auslastungen: Dem wird man mit nichts weniger gerecht als einer pauschalen Regelung die auf einem völlig willkürkich gewählten Kriterium fußt.
2. Es gibt Problemschwaben und Problembadenser. Das ist freilich keine neue Erkenntnis, schon dem Geheimrat Goethe graute es auf seiner Italienreise anno 1786 vor"südwestdeutschen Magistern"
3. Es gibt Problemlycaristen und Problempedelecer, freilich ohne literarische Legitimation.
 
"Wer ist eigentlich auch schon dem Wandererpärchen begegnet, dass eine mehrseitige Ausführung verteilt, in der MTB Fahrer auf eine Stufe zu Fahrerflüchtigen, Alkoholikern am Steuer und sonstigen Schwerst-Rowdys gestellt werden?"

haha wie geil. Schorle für die beiden...
Ich hoffe ich begegne denen mal. Aber die Diskussion wird wahrscheinlich eher ernüchternd sein, weil evtl unbelehrbar.. :ka:
 
"Wer ist eigentlich auch schon dem Wandererpärchen begegnet, dass eine mehrseitige Ausführung verteilt, in der MTB Fahrer auf eine Stufe zu Fahrerflüchtigen, Alkoholikern am Steuer und sonstigen Schwerst-Rowdys gestellt werden?"

haha wie geil. Schorle für die beiden...
Ich hoffe ich begegne denen mal. Aber die Diskussion wird wahrscheinlich eher ernüchternd sein, weil evtl unbelehrbar.. :ka:

Genau. Fast genau so unbelehrbar wie die BaWü ler, die immer in der Pfalz fahren, oder gar shutteln und mangelnder Ortkenntnis immer die Wanderer von den Hauptwanderwegen abdrängen. Oder noch viel viel schlimmer, locals den Startplatz beim gäsbock wegnehmen.
 
Genau. Fast genau so unbelehrbar wie die BaWü ler, die immer in der Pfalz fahren, oder gar shutteln und mangelnder Ortkenntnis immer die Wanderer von den Hauptwanderwegen abdrängen. Oder noch viel viel schlimmer, locals den Startplatz beim gäsbock wegnehmen.
Oder die Pfälzer die Sonntags bei uns auf den Schauinsland shutteln, als ob wir die Nummernschilder die mit SB anfangen nicht zuordnen könnten:spinner:
 
Vorher ein Bericht im SWR Fernsehen: Die Trial Bell als Lösung für Konflikte. Der Wanderer wähnt da kommt ein Geißlein und grüßt dann recht höflich als er den Biker erkennt.
Einfach Mal nach swisstrialbell Googlen.
 
Gestern Abend 19:00, also fast 2 Stunden nach Eintritt der Dunkelheit, am Kreuzelberg zwischen Ettlingen und Spessart.
Das ist wohl der Grund, warum wir nachts nicht biken sollen. Nicht damit wir nicht das Wild verscheuchen (Wir waren selbstverständlich möglichst naturschonend nur auf dem Forstweg). Wir sollen wohl solche Auswüchse der ach so nachhaltigen und naturschonenden Forstwirtschaft in BW nicht entdecken. Frag mich schon, wie man behaupten kann unsere 1000 Lumen Funzel stört das Wild und dann zulassen kann dass der Forst mit den PS- Monstern auch noch in der Dunkelheit arbeitet.....:aufreg:
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In NRW gehts doch auch:
https://www.dimb.de/aktuelles/news-a-presse/884-nordrhein-westfalen-bisherige-regelung-bei

Nordrhein-Westfalen behält bisherige Regelung bei
Das neue Landesnaturschutzgesetz von Nordrhein-Westfalen wurde diese Tage veröffentlicht. Die bisherige Regelung, dass alle Straßen und Wege befahren werden dürfen, wurde beibehalten.

Wir erinnern uns, dass im ersten Gesetzentwurf geplant war, das Radfahren nur auf "zugelassenen Wegen" zu erlauben. Dies hätte, unserer Meinung nach, dazu geführt, dass die Verwaltung frei entscheiden könnte, welche Wege erlaubt oder verboten sind.

Mit einem breiten Bündnis aus ADFC, Radsport NRW, Zweirad Industrieverband und der DIMB konnte diese Regelung verhindert werden.

Wir bedanken uns an dieser Stelle aber auch bei der Landesregierung von NRW, die nach Gesprächen bereit war, die alte Regelung beizubehalten.

Mehr dazu: Kein (neues) Radfahrverbot in NRW
 
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