Bergamont Vitess Rahmen Schaltauge gebrochen

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Ich habe mir Anfang Juni ein Bergamont Vitess LTD Rigid gekauft, es sollte mein treuer Begleiter für eine anstehende Neuseeland-Tour werden. Nominell ist es ein tolles Trekkingrad, und dafür durchaus geeignet.

Dem bin ich mir jetzt nicht mehr sicher, nachdem bei einfacher losfahren an einer Ampel plötzlich das Schaltauge unter mir weggebrochen ist, das Schaltwerk ins Hinterrad gezogen wurde, und ich nur mit Mühe nicht gestürzt bin!

Das Rad ist 6 Wochen und 500km "alt", dem Vorfall ging kein Unfall und kein Sturz voraus, der das hätte verursachen können. Also trotz des großen Schocks konnte ich mir wenigstens sicher sein, dass es ein Garantiefall ist.

Entsprechend fassungslos war ich, als mein Fahrradladen mir nicht entgegengekommen ist, mir sogar direkt entgegen meines Wissens ein Sturz vorgeworfen wurde. Nach einwöchiger "Untersuchung" wird jetzt jeder Kratzer am Rahmen als Beweis dafür angeführt.

Mein Rad ist nicht mehr makellos. Vor unserem Haus liegt Kies, bei jedem auf-die-Seite-legen und auf-den-Kopf stellen des Rahmens hinterlässt der Kies Kratzer. Das nehm ich in Kauf, mein Rad soll funktionieren und nicht blitzeblank aussehen.

Mein Vertrauen in mein Bergamont-Rad ist erschüttert. Und statt das Beste zu tun, mein Vertrauen wiederherzustellen, werde ich von meinem Fahrradladen als Lügner dargestellt.


Wertes Bergamont-Team,
ich verstehe, dass jemand, der tatsächlich mit seinem Rad gestürzt ist, und sich damit das Schaltauge gebrochen hat, das gleiche erzählen würde. Da die Gesetzeslage in den ersten 6 Monaten nach Kauf bei einem Garantiefall die Beweislast beim Händler und Hersteller sieht, frage ich: Welche Anzeichen auf einen Sturz benötigen sie denn, um einen Garantiefall auszuschließen (Acht in den Rädern, zerdellter Rahmen, verbogenes Schaltwerk) ?

Ich habe mich ua für ein Bergamont-Rad entschieden, weil ich viel Gutes über den Service gehört habe. Nun hoffe ich, dass dies ein Montagsschaltauge war, und ich bald wieder frohen Mutes auf meine Neuseeland-Tour blicken kann.
 
Der genaue Hergang lässt sich hier wohl nicht rekonstruieren, trotzdem würde ich gerne zur Klärung bzw. Erklärung ein paar Frage durchgehen:

ist absolut sicher, dass erst das Schaltauge gebrochen ist und dann das Schaltwerk ins Hinterrad gekommen ist?
Kann es auch sein, dass das Schaltwerk in die Speichen gekommen ist und dadurch das Auge gebrochen ist?
In welchem Gang wurde angefahren (Position der Kette vorne und hinten)?
War das Bike zur Erstinspektion und wurde die Schaltung nach dem Einfahren nachgestellt?

Sollte zuerst das Schaltauge gebrochen und war dies nicht vorbelastet, kann es nur ein Materialfehler gewesen sein. Den würde der Fachmann an der Bruchstelle sehen können. Das müssten im Zweifel die Kollegen im Service prüfen und das wäre dann ein klarer Garantiefall.

Sollte das Schaltwerk in die Speichen gekommen sein, hätte das Schaltauge lediglich seinen Job getan und den Rahmen durch den Bruch vor weiterem Schaden bewahrt. In diesem Fall ist entweder die Schaltung nicht korrekt eingestellt gewesen (Begrenzungsschrauben) oder das Schaltauge war eben doch leicht verbogen (ablegen/anlehnen auf Schaltwerk mit etwas Druck, kann im ungünstigen Fall reichen, muss nicht gleich Unfall sein). Dies würde dann in den Bereich der Gewährleistung des Händler und der eigenen Sorgfaltspflicht fallen, ohne mich hier auf das Eine oder Andere festlegen zu wollen.
 
Danke für die schnelle Antwort. Das sind gute Fragen, ich versuche sie hier mal zu beantworten:

ist absolut sicher, dass erst das Schaltauge gebrochen ist und dann das Schaltwerk ins Hinterrad gekommen ist?
Kann es auch sein, dass das Schaltwerk in die Speichen gekommen ist und dadurch das Auge gebrochen ist?
2014-07-21-14-03-33.jpg

Auf diesem Foto sieht man, welches Ende vom Schaltwerk in die Speichen gekommen ist. So wie ich das sehe muss dafür zuerst das Schaltauge gebrochen sein. Zudem wurden nur die zwei Speichen verbogen, zwischen denen das Schaltwerk hängt. Das zuvor eine Speiche etwas berührt hat ist nicht zu sehen.

In welchem Gang wurde angefahren (Position der Kette vorne und hinten)?
Das weiß nicht nicht mehr. Da es leicht bergab ging vermute ich recht hoch, etwa 2-8.

War das Bike zur Erstinspektion und wurde die Schaltung nach dem Einfahren nachgestellt?
Mein Rad war ein Ausstellungsstück, und wurde sowohl vor seiner Zeit als Probefahrrad als auch bei meinem Kauf eingestellt. Es hat die ganze Zeit hervorragend geschaltet (wirkliches Lob an Shimano XT). Wenn sich eine High/Low Schraube oder das Index-Shifting verstellt hätte, wäre mir das aufgefallen.

Sollte zuerst das Schaltauge gebrochen und war dies nicht vorbelastet, kann es nur ein Materialfehler gewesen sein. Den würde der Fachmann an der Bruchstelle sehen können. Das müssten im Zweifel die Kollegen im Service prüfen und das wäre dann ein klarer Garantiefall.
Das Rad hat vom Händler jetzt schon ein neues Schaltauge bekommen. Das alte ist bei mir, ich kann es einschicken.
 
Danke für die Rückmeldung, dass das Schaltauge "einfach so" gebrochen ist will ich hier nicht ausschließen, wäre dennoch ungewöhnlich. Fraglich ist, ob sich da jetzt eine langwierige Prüfung lohnt - hat der Händler die Reparatur am Ende kostenlos durchgeführt oder musstest du dafür etwas bezahlen?
 
hat der Händler die Reparatur am Ende kostenlos durchgeführt oder musstest du dafür etwas bezahlen?
Mir wurden die neuen Materialien (Schaltauge, Kette, Schaltzug) mit 50€ in Rechnung gestellt. Dabei wurden die verbogenen Speichen zurechtzentriert und der Kettenspanner zurechtgebogen. Sind das annehmbare Reparaturen? Das will ich selbst nochmal anhand der Speichenspannung und Schaltperformance überprüfen.

dass das Schaltauge "einfach so" gebrochen ist will ich hier nicht ausschließen, wäre dennoch ungewöhnlich.
Gibt es denn noch andere Möglichkeiten, neben Sturz, Unfall, Hängenbleiben mit dem Schaltwerk oder Fremdobjekt im Schaltwerk, wie ein Schaltauge so sehr geschwächt werden kann, dass es beim Ampel-losfahren bricht?

Sollte es bei den 50€ bleiben, ist es auch für mich nicht die Welt. Aber entweder habe ich völlig falsch verstanden, was sachgemäße Benutzung eines Fahrrades ist, oder mir werden die 50€ zu Unrecht in Rechnung gestellt.
 
Klassiker bei Schaltaugen ist, wenn sie z.B. beim Transport oder auch mal durch Anlehnen oder Umfallen leicht verbogen waren und dann wieder gerichtet wurden. Alu kann nur sehr begrenzt gerichtet werden (Kaltverfestigung) und wird dann schnell spröde,daher raten wir hier von Nachrichten ab und empfehlen möglichst den Austausch. Das könnte eine mögliche Erklärung sein, vor allem wenn das Rad vorher auch schon im Einsatz war - ist aber auch nur eine Vermutung.
Letztlich wäre aber auch das im Bereich der Gewährleistungsansprüche zwischen dir und dem Händler zu klären. Da haben wir leider keinen Einfluss. Was ich machen kann ist, mit unserem Service zu sprechen ob wir dir kostenlos ein Schaltauge geben können, dann hättest du Ersatz falls auf der Tour nochmal was damit sein sollte.

Was die Reparatur angeht, so kann man einen leicht verzogenen Schaltwerkskäfig und auch verbogene Speichen gut und sicher richten. Es dürfen in den Speichen nur keine Kerben sein und die Spannung muss am Ende wieder stimmen. Bei beiden Teilen muss sich die Verformung dafür natürlich in Grenzen halten.
 
Okay. Ich möchte dem Händler auch nicht vorwerfen, dass das Schaltauge schonmal gerichtet wurde, hatte er doch sonst einen kompetenten und ehrlichen Eindruck gemacht.

Und ich verstehe, dass das der Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeit ist. 50€ zu Unrecht ist ärgerlich, aber manchmal muss man in den sauren Apfel beißen. Danke für das entegenkommende Angebot, nach einem Ersatz-Schaltauge zu fragen. Das wäre ein Trost und würde mich wieder zuversichtlicher auf die Reise blicken lassen, ist es doch ein Ersatzteil, was ich in keinem neuseeländischen Fahrradladen finden werde.

Ich möchte mich bei euch für das sachliche Gespräch bedanken.
 
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