@LB Jörg ,
@Der Kokopelli,
@scylla und martn: Wie kommt das Fatbike denn bei euch zum Einsatz? Wie würdet ihr euren Fahrstil mit dem Rad beschreiben und warum dabei ein Fatbike und kein "normales" MTB?
Mein Fatbike ist ein Zweitrad (oder Fünftrad, um es genauer zu beschreiben). Ich habe es bereits letztes Jahr intensiv durch alle möglichen Spielarten gejagt, und versucht, alles damit zu tun, was ich mit der CC-Schleuder, dem Freeride-Hardtail und dem Enduro-Fully auch mache: Schnelle Kilometerrunden, vollgefederte Enduro-Jungs auf schnellen Trails jagen, gemütliche Trailtouren, anspruchsvolle Trailtouren, Stolperbiken im hiesigen Felsenmeer. Damals hatte das Fatty noch eine Starrgabel, und ich habe es einfach als Herausforderung gesehen, dieses ungefederte, gummiballartige und viel zu schwere Geschoss zu zähmen und seine Grenzen auszuloten. Was es mir schwierig machte war primär die Starrgabel in Verbindung mit den flummiähnlichen Reifen. Besonders auf rumpeligen Flowtrails musste ich eine ganz eigene Fahrtechnik herausfinden, um damit schnell sein zu können ohne den Kontakt zum Rad oder die Kontrolle zu verlieren. Das 4kg wiegende Hinterrad erfordert bei Stolpereinlagen mit HR-Versetzen auch deutlich mehr Krafteinsatz. Der Wechsel vom normalen, gefederten Mountainbike aufs Fatty und wieder zurück war immer die Hölle, weil ich mich jedes Mal komplett umstellen musste. Aber die Herausforderung hat Spaß gemacht, und auch fahrtechnisch viel gebracht. Letztendlich ging mehr damit, als ich anfangs dachte, und so wurde das anfangs als "Cruiser-Rad" mit schwachen Bremsen und schwachen Reifen aufgebaute Fatty Stück für Stück zur Trail-Maschine umgerüstet. Ich habe dabei auch einigermaßen viel rumprobiert: verschiedene Felgen, Reifen, Geometrieänderungen in der Lenkzentrale, etc...
Mittlerweile habe ich die Ausprobiererei für beendet erklärt. Die Grenzen des Fatbikes in der momentanen Entwicklungsstufe habe ich gefunden. Nun kann zum Genuss übergegangen werden. Daher hat mein Fatty mittlerweile (eine neue Farbe und) eine Federgabel spendiert bekommen, was den Wechsel zum normalen Mtb deutlich erträglicher macht, und auf flowigen/bekannten Trails einfach erschreckende Geschwindigkeiten zulässt. Für mich selbst habe ich aufgrund der ganzen Experimente definiert, dass das Fatbike für sehr anspruchsvolles, steiniges und trialiges Gelände nicht das Wahre für mich ist. Wenn ich an meiner fahrtechnischen Grenze unterwegs bin, brauche ich nicht ein Rad, das es mir noch schwerer macht. Dazu ist das Fatbike einfach zu unhandlich, die Räder zu schwer, der Radumfang zu groß (ich bin recht klein gewachsen), das Tretlager zu tief, und das Reifengummi für feuchte Verhältnisse zu schlecht. Am meisten Spaß macht mir das Fatbike auf steilen Hometrails, rumpelig-schnellen Pfälzerwald-Strecken, oder ganz einfach auf der flowigen Feierabendrunde zwischendurch. Ich finde das Fatbike hier nicht unbedingt besser oder schlechter als meine normalen Mtbs. Es ist einfach nur anders, und das macht für mich den Reiz aus. Der langweilige Hügel hinter dem Haus bekommt neuen Pepp, weil das Fatbike an manchen Stellen andere Linien erzwingt und an anderen Stellen andere Linien erlaubt.
Vielleicht werde ich im Sommer auch mal wieder eine Stolperrunde mit dem Fatty einstreuen, man soll ja niemals nie sagen.
Generell würde ich meinen Fahrstil als relativ sauber bezeichnen. Bei technisch anspruchsvollen Abfahrten wähle ich meistens die ungefährlichere Linie, auch wenn sie technisch schwieriger sein mag. Steil und trialig macht mir am meisten Spaß. Wenn ich gerade Lust dazu habe und die Strecke kenne, lasse ich aber auch gerne zwischendurch die Sau raus und teste das Geschwindigkeitslimit. Einige meiner Hometrails machen auch einfach nur Spaß, wenn man sie mit Maxspeed nimmt. Das halte ich mit dem Mtb so, und mit dem Fatbike nicht viel anders. Aber Bilder sagen mehr als Worte:
Deine Schnee-Erfahrungen
@Maxi kann ich übrigens voll bestätigen, nachdem es diesen Winter endlich mal Testbedingungen gab. In Sulzschnee hat ein Fatbike teilweise gerade wegen des Aufschwimmeffekts, der an anderer Stelle erwünscht ist, arge Probleme. Ich lag deswegen auch ein paar Mal auf der Nase, nachdem ich auf steileren Abschnitten die Kontrolle über meine Geschwindigkeit vollkommen verloren hatte, weil meine Reifen auf dem Schnee aufschwammen und der Schnee samt Reifen ins Rutschen kam. Schmale Matschreifen am Mtb (Mudking/Wetscream) schneiden sich durch diesen Schnee noch gut durch, und greifen auf dem härteren Grund darunter, so dass sie zwar schlingern aber immer noch verzögern können. Auch hier merke ich nachteilig das störrischere Lenkverhalten des schweren und breiten Vorderrads, da mir teilweise einfach die Kraft fehlt, blitzschnell das Vorderrad wieder in die Linie zu zwingen, wenn es auf weichem Schnee beginnt, sich quer zu stellen. Mit dem leichteren und wendigeren normalen Mtb gelingt mir das besser.
Hingegen ist auf zertrampeltem, in Spurrinnen festgefahrenem, oder fest verharschtem Schnee ein Fatbike deutlich im Vorteil. Hier kann der Aufschwimmeffekt der breiten Reifen seine Stärken ausspielen.
Auch hier würde ich wieder sagen: das Fatbike hat eigentlich keinen klaren Vorteil für mich gegenüber einem normalen Mtb. Zumindest nicht bei Schneebedingungen, wie wir sie für gewöhnlich in deutschen Mittelgebirgen vorfinden. In manchen Situationen ist es von Vorteil, in anderen hingegen wieder von Nachteil, also in Summe einfach nur anders.
Zusammengefasst würde ich mein Fatty als reines Spaßgerät bezeichnen. Da ich weder extreme Expeditionstouren mit Gepäck und Outdoor-Übernachtung mache, noch wirklich "offroad" (also weglos durchs Gelände) fahre, sondern einfach nur im Wald auf Trails jeglicher Art Spaß haben will, hat das Fatty in Summe keinen für mich klar erkennbaren Vorteil gegenüber einem normalen Mtb. Es macht also keinen Sinn, wenn man so will. Dadurch, dass es aber so komplett unterschiedlich gegenüber einem Mtb ist, erfüllt es für mich dennoch einen Zweck: der lautet schlicht und einfach Spaß. Spaß an der Sinnlosigkeit, Spaß am anders-sein und anders-fahren, mehr Spaß an den Hometrails. Das ist doch auch schon was!
Früher oder später wird mein Fatbike noch etwas erleichtert werden, momentan wiegt es noch 14,5kg, das Ziel sind aber eher 13,x. Ob es nun ein Dude Carbon-Rahmen (den ich übrigens sehr reizvoll finde gerade für den Traileinsatz) oder ganz was anderes wird, ist noch nicht entschieden. Fest steht allerdings, dass das Fatbike ein fester Bestandteil meines Fuhrparks bleiben wird, und dass es bei einem Fat-Hardtail bleibt. Da ich auch am normalen Mtb für fast alles mein Freeride-Hardtail bevorzuge, übt ein Fat-Fully keinerlei Reiz auf mich aus.