Soviel zum
Reifen:
Reifen Continental Baron Projekt 2.4 Protection Apex
Was er ist:
Meine bisherige bewährte Reifenkombination aus jeweils einem
Continental TrailKing 2.2 RaceSport am Vorder- und Hinterrad musste ich überdenken, weil ich speziell für das Vorderrad einen griffigeren und in den Kurven stabileren
Reifen suchte. Nach intensiver Recherche, auch in den Produktkatalogen anderer Hersteller, habe ich mich zu einem Praxistest für den neuen Baron von
Continental entschieden.
Das deutsche Unternehmen mit Sitz in Korbach kann auf über 100 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Fahrradreifen zurück blicken.
Continental ist zudem der einzige deutsche Fahrradreifenhersteller mit Produktion in Deutschland. Die
Reifen mit diesem Gütesiegel werden mit den Technologien und Materialien von Hand in Deutschland entwickelt und gebaut.
Der Baron Projekt 2.4 ist deshalb neu, weil der
Reifen entgegen den Vorgängermodellen fortan mit der Apex-Technologie angeboten wird, was den
Reifen in Kurven stabilisieren soll. Dies ist eine Technologie, die wie auch wie die Gummimischung „Black Chilli Compund“ seit Jahren in PKW-
Reifen von
Continental eingesetzt werden und auch bei großvolumigen Fahrradreifen, die im anspruchsvollen Enduro und Downhill ihren Einsatz haben, sinnvoll ist. Der Apex ist ein Kautschuk-Profil, welches zwischen die Karkasslagen auf den Fuß des Reifens gesetzt wird. Er versteift die Seitenflanken des Reifens und minimiert dadurch die Verwindung des Reifens bei hohen Querbelastungen.
Bei soviel Versprechungen im Vorfeld muss er sich bei mir zunächst in einem Praxistest beweisen!
Was gefällt:
Die Montage des Baron war sehr einfach. Er lässt sich gut auf die Felge ziehen, anders als beim TrailKing der sich nur mit zwei Reifenhebern und unter grösster Kraftanstrengung bewegen lässt. Nach erfolgter Montage konnte ich im Anschluss folgende Maße auf einer Ryde TraceTrail Felge mit 25mm Maulweite bei jeweils 1.45 Bar Luftdruck dokumentieren:
TrailKing Karkasse: 57mm
TrailKing Stollen: 53mm
Baron Karkasse: 55mm
Baron Stollen: 58mm
Da der Baron trotz seiner Grössenangabe von 2.4 Zoll nicht wesentlich breiter als der 2.2er TrailKing ist, fallen die unterschiedlichen Reifentypen optisch am Bike nicht auf und so kann ich den TrailKing zunächst am Hinterrad belassen.
Mit letztlich 1.15 Bar ging es auf unterschiedliche Tourenprofile (kurz&knackig, lang&episch, dreckig&wild) und ich kann folgende Erkenntnis nun auf den Punkt bringen:
Der Baron kann das, was der TrailKing nicht konnte. Und das was der TrailKing konnte, kann der Baron noch besser!
Konkret heisst dies: Der Baron liefert mehr Spurtreue und Kontrolle, insbesondere in den Kurven und hält stets die Linie auch auf losem Untergrund wie z.B. Schotter oder Kies. Eine sehr spezielle Domäne, wo bereits so mancher
Reifen versagt hat, u.a. auch der TrailKing, der auf diesen Konsistenzen nie so richtig Grip und Vertrauen fand.
Das Einlenkverhalten des Baron ist sehr präzise. Er reagiert sofort auf die Lenkbefehle und setzt diese perfekt um. Damit kann man arbeiten bzw. fahren!
Wird der Untergrund mal ruppiger glänzt der Baron mit seinen Dämpfungseigenschaften. Diese sind grossartig und man bekommt den Eindruck, dass sich der Federweg um 10- oder 20mm erweitert hat. Der
Reifen schluckt bereits einiges an dicken Wurzeln oder grossen Steinen weg, bevor die Federung darauf überhaupt reagieren muss. Hierauf musste ich die Kennlinie neu einstellen und justieren, damit das Zusammenspiel mit dem
Reifen perfekt ist. Der TrailKing brauchte im Vergleich dazu eine mehr feinfühligere Unterstützung von der Federung.
Vor nassem oder matschigen Geläuf, egal ob auf Wurzeln oder Felsen, braucht man sich fortan mit dem Baron am Bike nicht mehr fürchten. Hier zeigt die sehr weiche und griffige Gummimischung „BCC“ sein ganzes Potential und greift dort, wo andere
Reifen bereits kräftig am rutschen sind. Die Grenzen konnte ich aufgrund der überwiegend trockenen Bedienungen noch nicht definieren.
Der Rollwiderstand ist nicht nur gefühlt, sondern auch praktisch, zwischen den beiden
Reifen auf allen Untergründen gleich. Im Gelände aber gar noch besser mit dem Baron. Diese Erkenntnis hat mich hinsichtlich dessen grobstolliges Profil und dem deutlichen Mehrgewicht doch sehr überrascht! Am VR scheint es den Rollwiderstand jedenfalls nicht zu beeinflussen was dort rollt.
Anders verhält es sich hingegen am HR, wo ich einen weiteren Baron aufgezogen und eine Testrunde gedreht habe. Hier ist der höhere Roll- bzw. Tretwiderstand insbesondere auf dem Asphalt deutlich spürbar. Man muss einen bis zwei Gänge leichter fahren. Immerhin sind ja auch 250gr Mehrgewicht die bewegt werden wollen! Auf unbefestigten Wegen relativiert sich das aber wieder und der Baron fliegt förmlich über die Unebenheiten und von einem höheren Widerstand, ob beim rollen oder treten, ist nichts mehr zu spüren.
Richtig krachen lassen kann man es mit dieser Reifenkombination im Spezialgebiet des Baron: Im Downhill. Egal ob Wurzeln, Felsen, Schlammpfützen oder Sprünge im Weg stehen. Der Baron bügelt es platt und man fährt mit einem lächeln einfach drüber. Das macht Spaß, ich geb Gas!
Im Laufe des Tests habe ich den Druck bei meinem augenblicklichen Gewicht von 85Kg plus Klamotten und Aurüstung bei 1.0 bis 1.15 Bar am VR und 1.60 bis 1.75 Bar am HR gefunden, je nach Wetterlage und Bodenkonsistenz.
Was nicht gefällt:
Bei soviel Technologie die für Stabilität und Schutz sorgt, sowie bei soviel Stollen die für den nötigen Grip sorgen, zeigt die Waage ein Gewicht jenseits der 1Kg-Grenze. Das ist schwer ...
Derzeit wird der
Reifen von den Händlern zum UVP von stellenweise über EUR70,00 angeboten. Das tut weh ...
Manchem wird der höhere Trittwiderstand und die dadurch fehlende Agilität nicht gefallen. Da hilft nur trainieren, trainieren, trainieren ...
Fazit:
Continemtal ist mit dem Baron ein grosser Wurf gelungen, der sicherlich noch weitere Testsiege in einschlägig bekannter(en) Foren und Zeitschriften ernten wird.
Die Limits hinsichtlich Grip und Kurvengeschwindigkeit wurden durch den Baron weiter nach oben verschoben. Somit wurde die eigentliche Aufgabe meiner Suche vollstens erfüllt. Einzig wurden die Limits des Baron durch den am Hinterrad werkelnden TrailKing beschränkt. Hier merkte man in manchen Sektoren, dass den Weg den der Baron fahren will nicht vom TK gefolgt wurde.
Im Sommer, bei überwiegend trockenen Bedienungen noch ok, aber in den kälteren und nasseren Jahreszeiten, oder wenn man sich überwiegend im anspruchsvollen Gelände bewegt, ist ein Baron auch am HR sinnvoll.
Ich sehe den Baron als einen so genannten Alleskönner und Ganzjahresreifen, der mit allen Untergründen und Gegebenheiten zurecht kommt. Er rollt noch leicht genug für Touren und hat die Kapazitäten für den harten Enduro-Einsatz. 30 bis 50 Km mit über 1.000 Hm sind mit dem Baron kein Problem. Mit ihm am Bike ist man für alles bestens gerüstet. Ganz klare Kaufempfehlung!