Einlenkverhalten in Abhängigkeit vom Reifendruck

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Ich fahre erst seit paar Tagen Fatbike und hab etwas mit dem Luftdruck der Reifen rumgespielt. Die Auswirkungen auf das Fahrverhalten sind enorm - mal hoppelt es hinten, dann hoppelt es vorne. Ich bin noch am Suchen nach dem optimalen Setup.

Ich hab folgenden Effekt, bin mir aber nicht so ganz sicher, woher er kommt:
Beim Einlenken "zieht" das Vorderrad sich mehr in die Kurve, sobald man leicht einlenkt. Es will einlenken und man muss es aktiv gerade halten, damit der Lenker nicht umschlägt. Ich habe den Eindruck, dass das bei geringerem Druck zunimmt. Hat das sonst noch jemand beobachtet?
Es fühlt sich am ehesten an wie ein zu kleiner Lenkwinkel, bei dem man auch viel Laufruhe bei Geradeausfahrten hat, wenn man aber langsam um ne Kurve fahren will, kippt das Vorderrad ab einem gewissen Lenkeinschlag von selber in die Kurve.
 

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Re: Einlenkverhalten in Abhängigkeit vom Reifendruck
Hi,

wilkommen bei den Fatten.

Der Effekt wird hier meist als "selfsteering" bezeichnet, ist Reifentyp und Luftdruckabhängig.
Bei den verschiedenen Reifen gibt es alles, von sehr viel bis gar kein selfsteering, nimmt grundsätzlich mit fallendem Luftdruck zu.

Such mal unter "selfsteering" und im Reifenfred findest Du auch einiges darüber.

Gruß Olli
 
Ich bin (noch?!) kein Fatbiker und lese momentan nur mit - dazu gibt es gute Abhandlungen etwa von Scylla in einem anderen Thread. Bitte suche doch einmal dort, da wirst du jedenfalls einiges an Antworten zu dem Thema Eigenlenkverhalten bei unterschiedlichen Drücken und v.a. Reifen finden. Kommt nämlich sichtlich auf den Reifen stark an...
 
Es hängt nicht nur vom Luftdruck sondern auch sehr vom montierten Reifen ab. Es geht sogar so weit dass, es Fatbikereifen gibt die sich gar nicht mit dem fatbikespezifischen Luftdruck fahren lassen. Also zu deutsch Fehlkonstruktionen, wie z.B. der Vee Rubber 26 x 4.0.
 
Es hängt nicht nur vom Luftdruck sondern auch sehr vom montierten Reifen ab. Es geht sogar so weit dass, es Fatbikereifen gibt die sich gar nicht mit dem fatbikespezifischen Luftdruck fahren lassen. Also zu deutsch Fehlkonstruktionen, wie z.B. der Vee Rubber 26 x 4.0.

Korrekt. Besser kann man es nicht sagen.

Irgendwo wurde das doch mal ziemlich gut definiert, ich versuche, dass mal aus der Erinnerung mit eigenen Worten wiederzugeben.

Der Selfsteering-Effekt (nicht der Bumble-Effekt) entsteht dadurch, dass bei einer Geradeausfahrt aussermittige Stollen des Reifens Bodenkontakt finden und dadurch in eine Richtung ziehen. Ähnlich wie man einen Schlitten lenkt oder ein ESP funktioniert, bremst die Seite mit dem Bodenkontakt ab und zieht den Lenker in die gleiche Richtung.
Bei den breiten Fatbike-Schluffen fällt das halt durchaus schon sehr deutlich auf.
Auf ebenen und harten Böden wie Asphalt lässt sich das sehr gut testen.
Obwohl man eigentlich geradeaus fährt, torkelt der Reifen ständig nach links und rechts.

Verschiedene Reifen verhalten sich bei verschiedenen Drücken auf verschiedenen Felgenbreiten total, ratet mal, genau: verschieden.
Extreme Selfsteerer sind zB der Floater, genau unter 0,55 bar bei 90 kg. Je mehr er sich abfährt, desto schlimmer wird es. Klar, die Mittelstollen fahren sich ab und die Seitenstollen greifen früher. Sogar auf Feldwegen kann man irgendwann nicht mehr ohne Torkeln fahren.
Nach Hörensagen (ohne es selbst zu testen, aber die Masse an Berichte reicht mir um das ernst zu nehmen) sind der Bulldozer, sowie der Vee8, ebenfalls Könige dieser Disziplin. Beim Ground Control hört man mal Dies, mal Jenes.
Dazu kommt der Vee Rubber Mission unter 0,8 bar bei 90 kg.
Im Gegensatz dazu ist die 45nrth Fraktion erstaunlich gutmütig, sowohl Hüsker Dü, als auch Dillinger, als auch der Dillinger 5, zeigen Selfsteering erst unter 0,4 bar bei 90 kg und selbst das ist noch sehr kontrollierbar und damit erträglich. Berichten zu Folge hat die Salsa Reifenflotte ebenfalls gute Geradeauseigenschaften.
Das ist der Effekt, welche unwissende Fatbiketester in Testberichten gerne erwähnen. Sie beschreiben es mit "Schwierigkeiten die Linie zu treffen."
Generell richtig: je weniger Druck, je breiter die Felge, desto früher oder stärker tritt der Effekt auf.

Das Verhalten, welches Du beim Einlenken beschreibst, @derwolf02, ist genau genommen kein Selfsteering, sondern Übersteuern. Die Ursache ist die gleiche: die aussermittigen Stollen greifen ordentlich rein und das Rad zieht sich beim Einlenken in die Kurve, man muss ordentlich gegenhalten. Dazu kommt, dass man das Rad in die Kurve legt, wogegen man es bei der Geradeausfahren senkrecht hält. Daher sind auch breite Lenker bei Fatbikes keine Seltenheit.

Dieser Effekt des Übersteuerns kann sehr extrem ausfallen und lässt sich wieder in drei Scenarien aufteilen, je nachdem, wie die Profilfläche geformt ist.

1) der Reifen kippt unvermittelt weg und zieht dann arg in die Kurve hinein
Das ist ein typisches Verhalten eines Floaters, er kippt über das Mittelprofil direkt ohne Übergang in die Seitenstollen und rupft dann ganz böse in die Lenkrichtung. Auf harten Feldwegen oder gar auf Asphalt kann man schnelle Kurven mit hineinlegen komplett vergessen. Wenn man es nach der Kenntnis des Verhaltens auf harten Böden noch schafft, den Kopf auszuschalten, dann fällt das im Gelände nicht mehr auf. Angenehm ist es nicht.
Dieser Effekte kann auch auftreten, wenn die Felge im Verhältnis zum Reifen zu schmal ist, muss aber nicht.

2) der Reifen torkelt ständig, läuft sauber um die Kurve, ausser man legt das Rad in die Kurve, dann zieht er rein, und plötzlich ist der Grip weg
Dieses Verhalten eines engen Grenzbereiches ist typisch für die meisten (nicht alle) kastenförmigen Profile, also einen fast rechteckigen Reifen. Oder auch bei einem schmalen Reifen auf einer breiten Felge. Das ist etwas Geschmacksache, manche Fahrer mögen das. Man muss dann aber den Grenzbereich genau kennen, sonst legt man sich; und zwar erst zu weit in die Kurve, so dass man auf der Seitenwand fährt und anschliessen auf den "Mund". Oder natürlich bei Reifen ohne ausgeprägte Seitenstollen. Tritt auch auf bei Reifen mit wenig stabiler Karkasse auf, bei Fatty´s bisher eher nicht anzutreffen. Aber warten wir mal Schwalbe und Kenda ab.

3) es läuft
Glückwunsch, du hast die Reifen/Felgenkombination für Dein persönliches Einsatzgebiet gefunden. Das kann ein Hüsker Dü auf einer Marge Lite sein, ein Dillinger 5 auf einer Rolling Darryl, Bulldozer auf einer Clownshoe oder auch gerne ein Bud auf China-Plaste.

Um die passende Kombination für Dich zu finden hilft nur nachlesen bei renommierten Forumsgrößen und ausprobieren.

Reicht :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die ausführlichen Antworten. Als Fatbike Greenhorn wusste ich ja am Anfang nichtmal, wonach ich suchen soll.

Hab mich gestern abend mal mit der Luftpumpe bewaffnet und ausführlich verschiedene Einstellungen rumprobiert. Die magische Grenze, unter der das Selfsteering (Trek Farley 6 mit Bontrager Hodag, 85 kg Fahrergewicht) auftritt, scheint bei 0,8 Bar zu liegen - wobei mein Manometer nicht besonders genau ist. Da muss ich noch was g'scheites kaufen.
 
Dwobei mein Manometer nicht besonders genau ist. Da muss ich noch was g'scheites kaufen.


Achtung !
Das scheint bei SV Ventilen wirklich nur mit den Schwalbe Ventilen zu funktionieren !
(Da mir die 29er SV 19A ausgingen hab ich zur Abwechslung Cheng Shin (?) verbaut,
die lassen sich absolut nicht messen (SKS Airchecker), bei jedem Ansetzen ein anderer
Wert)
 
Danke für die ausführlichen Antworten. Als Fatbike Greenhorn wusste ich ja am Anfang nichtmal, wonach ich suchen soll.

Hab mich gestern abend mal mit der Luftpumpe bewaffnet und ausführlich verschiedene Einstellungen rumprobiert. Die magische Grenze, unter der das Selfsteering (Trek Farley 6 mit Bontrager Hodag, 85 kg Fahrergewicht) auftritt, scheint bei 0,8 Bar zu liegen - wobei mein Manometer nicht besonders genau ist. Da muss ich noch was g'scheites kaufen.

Oha, das wäre aber früh.

Es gibt übrigens noch einen Trick: längeren Vorbau probieren.
 
Bei meinem normalen Fully mit 2.4" Reifen hab ich mal von nem Ex-DH-Profi ne Faustformel für den richtigen Reifendruck gelernt: er meinte, dass der Fahrer mit dem Daumendruck gerade so die Seitenstollen reindrücken können muss. Er sagte, dass da indirekt das Gewicht (über die Handkraft) mit reingeht und das deshalb ganz gut passt - jedenfalls besser als irgendwelche pauschalen Druckangaben anderer.

Kennt einer von euch was ähnliches für Fatbikes? Wenn ich die Reifen nach der Regel oben aufpumpe, sind sie definitiv zu hart.
 
Breiterer Lenker

Muss ja auch nicht immer nach Deiner Nase gehen ;)

Solltest Du nach "all den Jahren eigentlich" wissen, und wenn nicht, in Sekunden finden können: ich hab schon nen 810 mm Lenker drauf. Das hilft mal gar nix, wenn der Floater sind nicht entscheiden kann, wo er hin will. ;)

Bei meinem normalen Fully mit 2.4" Reifen hab ich mal von nem Ex-DH-Profi ne Faustformel für den richtigen Reifendruck gelernt: er meinte, dass der Fahrer mit dem Daumendruck gerade so die Seitenstollen reindrücken können muss. Er sagte, dass da indirekt das Gewicht (über die Handkraft) mit reingeht und das deshalb ganz gut passt - jedenfalls besser als irgendwelche pauschalen Druckangaben anderer.

Kennt einer von euch was ähnliches für Fatbikes? Wenn ich die Reifen nach der Regel oben aufpumpe, sind sie definitiv zu hart.

Mal ehrlich, das mag für den einen Fahrer halt zufälligerweise stimmen. Was macht der leichtere Fahrer, der kräftigere Daumen hat?

Was der schwerere Fahrer mit weniger kräftigen Daumen macht, kann ich Dir sagen: solange einen Ersatzschlauch reinziehen, bis er es verstanden hat.
 
Ja, das ist eine lustige Regel. Wenn ich das als sturer Statistiker durchrechne, dann beginnt der Floater bei 0,55 bar "nach Hause" zu lenken, mit einem 1 cm längeren Vorbau "erst" bei 0,45 bar. Dann kann ich, statistisch gesehen, mit einem Dillinger 5 und einem 120 mm Vorbau sogar mit
- 0,3 bar noch störungsfrei die Linie halten.

Die Lenkerbreiten habe ich noch nicht getestet. Aber ich hätte vom Nachbarn noch ein 1 Zoll Rohr mit 1,63 m Länge. Das könnte ich zum Test mit Alufolie umwickeln, bis es im Vorbau ordentlich klemmt.
 
Ich hab das Self Steer eigentlich nur auf Asphalt - da wehrt sich das Fatty halt.
Man kann auch mal nachgeben, wenn es der Beziehung hilft.

In guten 2 Monaten wird eh alles besser ...
 
Das will ich auch wissen :)


Dieses Verlangen nach schwerem Edelmetall kann auch mit der Ausnahmesituation
um meine Deadlines herum zusammenhängen. Genau sagen ob es heilbar ist werde
ich erst können wenn ich mal für etwas länger, so was wie Urlaub habe :)
 
Vielleicht auch JJ am ICT. :)

Das Dude ist - so mein Empfinden - schon mächtig ins Hintertreffen geraten.
Aber genug davon in diesem Thread...wobei, ganz Offtopic ist's ja nicht...du steuerst schließlich wie von selbst auf den ICT zu. :D
 
Aber bisher hat sich doch noch keiner über Lenkeigensinn bei Nate, Bud oder Lou beschwert ?

Und alle Hersteller + Schwalbe betonen doch immer dass der JJ komplett frei davon wäre.
 
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