Gemächt schläft ein, trotz null Druck auf dem Dammbereich

Das Gewicht verteilt sich im Idealfall gleichmäßig über den ganzen Sattel von vorne bis hinten, also über die komplette Unterseite des Beckens. Du kannst beim Fahren die Hand unter die Sitzknochen legen und Du wirst feststellen, daß da kaum Last drauf liegt. Ich sag ja, das Marketing von SQlab ist gut. Jedes professionelle Fahrradgeschäft führt übrigens auch Damen-Rahmen, bei denen das Oberrohr besonders kurz ist, weil Frauen nach Meinung der Marketing-Fuzzis besonders lange Beine haben. Obwohl das nicht der Fall ist. Das professionelle Radgeschäft verkauft, was der Kunde will. Und der glaubt immer noch das, was ihm die Werbung erzählt. Solange der Kunde fest dran glaubt und damit glücklich ist, ist auch alles gut. Wenn er er immer noch Probleme hat, wird es Zeit, den Hokuspokus beiseite zu lassen und sich mit Anatomie und Fakten auseinanderzusetzen. Der Stand der Wissenschaft ist frei zugänglich, ich erzähle hier keine Mindermeinung, sondern das, was die Meisterschulen in Deutschland heute lehren. Wie viele "professionelle" Fahrradläden sich die Zeit nehmen, um sich damit zu beschäftigen, steht auf einem anderen Blatt. Und ob man dem Kunden, der bereits eine Meinung hat und gutes Geld ausgeben will, diese Meinung wieder ausreden möchte, ist nochmal eine andere Frage.
 

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Re: Gemächt schläft ein, trotz null Druck auf dem Dammbereich
... Damen-Rahmen, bei denen das Oberrohr besonders kurz ist, weil Frauen ... besonders lange Beine haben. ....

Das ist nicht der Grund für ein kurzes Oberrohr beim Damenrahmen.

Die Wirbelsäule der Damen ist im Bereich oberhalb des Hüftknochen weniger beweglich als beim Mann. Die S-Form der Wirbelsäule ist auch ausgeprägter als beim Mann.
Frauen sitzen gern aufrechter, eher "im Hohlkreuz" (was man ja auch regelmäßig beobachten kann) als Männer und benötigen von daher einen kürzeren Rahmen. ;)
 
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Mir als Laien erschliesst sich nicht, wo ausser am Sitzbein die Huftknochen noch mit Druck/ Kontakt am Sattel belastet werden. Kannst mal markieren?

Ausser natürlich am Schambein, da tiefste Stelle ausser Sitzbein
 

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Richtig ist daran, daß Frauen im Durchschnitt (die individuellen Abweichungen sind groß) infolge ihrer nach unten gerundeten Unterseite ihres Beckens etwa 10 Grad Abweichung haben. Das bedeutet jedoch im Ergebnis nur, daß Sattelüberhöhungen von 10 cm und mehr, wie sie Männer fahren, für Frauen tatsächlich nicht ernonomisch sind. Es bedeutet nicht, daß der Lenker höher sein muß als der Sattel, denn erst bei Oberkörperneigungen von mehr als 30 Grad tritt dieser Effekt auf. Und das ist schon deutlich geneigt. Die effektiven Rahmenhöhen von gefederten Bikes bis zum Niveau der Oberkante vom Steuerrohr (virtuelles waagerechtes Oberrohr) betragen schon beim 27,5er weit über 60 cm, so daß es im Normalfall keine Sattelüberhöhung mehr gibt, sondern sich im Gegenteil der Lenker bereits über dem Sattelniveau befindet. Es gibt keinen anatomischen Grund, daß Frauen noch aufrechter sitzen müßten, und erst recht keinen, daß der Stack gleich bleibt, nur der Reach kürzer wird. Davon unabhängig ist die Frage, ob manche generell gerne aufrechter sitzen wollen. Das ist jedoch keine Frage von Männern und Frauen. Worüber wir hier reden, ist die Ansicht des Marketings, daß Frauen grundsätzlich nicht so schnell und sportlich fahren wie Männer, sondern lieber gemütlich und aufrechter. Weil, klar, Männer natürlich viel sportlicher, schneller und besser sind als das schwache Geschlecht. Das wird dann halbrichtig bis falsch anatomisch "begründet", ist bei näherer Betrachtung jedoch Unsinn.
 
Mir als Laien erschliesst sich nicht, wo ausser am Sitzbein die Huftknochen noch mit Druck/ Kontakt am Sattel belastet werden. Kannst mal markieren?

Ausser natürlich am Schambein, da tiefste Stelle ausser Sitzbein

Die Betrachtung des Beckens von vorne oder hinten bringt einen da nicht wirklich weiter, anschaulicher ist die Betrachtung von der Seite und von unten (und im oben genannten Fall dann auch von Männer- bzw. Frauenbecken im Vergleich). Schon auf dieser Abbildung kann man jedoch sehr gut sehen, daß die Knochen vom Sitzbein zur Schambeinfuge zusammenlaufen, und das ist der Bereich, auf dem deutlich mehr Druck übertragen wird als auf den Sitzknochen selbst. Jedenfalls wenn man Mountainbike fährt und nicht Hollandrad, also mit gebeugtem Oberkörper und etwas nach vorne geneigtem Becken fährt. Wie diese Knochen sich einander nähern, ist unterschiedlich. Mal auf kurzem Weg, mal auf längerer Strecke, völlig unterschiedlich zur Seite gewölbt. Kann man bei sich selbst gut ertasten. Bei Frauen wie gesagt mit deutlich augeprägterer vertikaler Wölbung. Deswegen gibt es auch nicht DEN Sattel, der allen paßt. Wie bei Schuhen, wo bei gleicher Größe der Spann sehr unterschiedlich sein kann.
 
Ich habe nicht von einem MTB geredet, sondern von Sitzpositionen allgemein. 10 cm sind für Rennräder normal, im Triathlon werden 15 cm und mehr gefahren. Bei 15 cm und waagerechtem Sattel fängt es auch bei Männern irgendwann an, unangehm zu werden. 10 cm sind meistens für Männer eine unproblematische Höhe, für Frauen eher nicht. Im MTB-Bereich spielen diese anatomischen Unterschiede keine Rolle.
 
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Ich fahre bei sportlicher Position einen Pro Turnix Carbon AF (in 142) und einen Ritchey WCS Contrail.
Geht aber beides nicht unbegrenzt lange bzw. gerade beim längeren Uphill fühlt es sich an, als säße ich auf einem Holzbalken.
Also, ich fahre den Pro Turnix Carbon mit 142er Breite seit über einem Jahr, jedoch den ohne die Advanced Frigid Technologie. Vielleicht liegts dann auch daran, das sich hier und da nichts holzig anfühlt. ;)
 
Kein vernünftiger Mensch fährt so..., und wenn hat er das falsche Rad..., bzw. Rahmengeometrie
Ich bin zwar voll Deiner Meinung, aber schau mal in die 29er Gallerien rein, da fährt kaum einer mit < 10 cm Sattelüberhöhung

An meinen Bikes liegen Sattel und Lenker etwa in einer Linie und ich fragte mich schon manchmal, ob mit meiner Geo oder Anatomie etwas nicht normal ist...
 
Tombrider
Hier eine Darstellung von der Seite. Also wenn Du mit Deiner Aussage oben den gesamten Rot markierten Bereich des Sitzbeines meinst, hast Du wohl recht, dass da nicht nur ein zentraler Punkt belastet wird.

Du kannst beim Fahren die Hand unter die Sitzknochen legen und Du wirst feststellen, daß da kaum Last drauf liegt. Ich sag ja, das Marketing von SQlab ist gut.

Dennoch ist es ausschließlich das Sitzbein, welches auf dem Sattel am tiefsten liegt ( im Idealfall)

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Tombrider
Hier eine Darstellung von der Seite. Also wenn Du mit Deiner Aussage oben den gesamten Rot markierten Bereich des Sitzbeines meinst, hast Du wohl recht, dass da nicht nur ein zentraler Punkt belastet wird.



Dennoch ist es ausschließlich das Sitzbein, welches auf dem Sattel am tiefsten liegt ( im Idealfall)

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Wenn Dein "Idealfall" ist, daß man wie beim Reiten ganz aufrecht sitzt, dann ist das tatsächlich so. Zum Beispiel auf einem klassischen Hollandrad, wo man den Lenker recht tief und dicht dran wie einen Zügel führt. Man sitzt dann kerzengerade und das komplette Rückgrat wird von der Muskulatur gestützt. Für Leute mit Rückenproblemen oft eine ergonomische Position. Auf allen anderen Rädern sitzt man mit dem Oberkörper vorgebeugt, und natürlich bleibt das Becken nicht in seiner Position sondern kippt etwas mit nach vorne. Die Sitzknochen werden entlastet. Man merkt diesen Effekt, wenn man freihändig fährt und dann den Oberkörper wieder zum Lenker neigt. Du kannst deutlich spüren, wie die Druckverteilung auf dem Sattel anders wird.
 
Auf allen anderen Rädern sitzt man mit dem Oberkörper vorgebeugt, und natürlich bleibt das Becken nicht in seiner Position sondern kippt etwas mit nach vorne.
Das ist der Grund, warum ich nicht auf allen Rädern den gleichen Sattel fahren möchte.

... Die Sitzknochen werden entlastet. Man merkt diesen Effekt, wenn man freihändig fährt und dann den Oberkörper wieder zum Lenker neigt. Du kannst deutlich spüren, wie die Druckverteilung auf dem Sattel anders wird.
Du erklärst das so überdeutlich. Da könnte man fast denken, dass Du annimmst, dass der Großteil des IBC garkein Radl besitzt oder aufgrund von fehlenden Beinen garnicht in der Lage wäre Radl zu fahren.

... professionelle Fahrradgeschäft ...
Also nur in Fahrradgeschäften, welche zum Erwerb des eigenen Lebensunterhalts betrieben werden? Soso ...
 
Tut mir leid, aber Radläden kann man nicht trauen. Eben weil Sie voreingenommen sind, weil Zulieferer Druck machen, weil Einkaufspreise entweder kompensiert werden müssen oder Überkapazitäten abgbaut werden sollen. Nach dem Motto, "diese Woche ist der und der Sattel der Beste, denn wir müssen die Dinger endlich quit werden."
Alles selbst erlebt im Einzel- & Großhandel mit und bei den großen und kleinen Importeuren und davon gibt es dutzende und Aberdutzende:
Einzige positive und ehrliche Beispiele mit Plan von dem was Sie tun und verkaufen, in Jahren von Geschäften mit Großhändlern: Hartje und Raco, so nur am Rande mal meine Erfahrung.
Bei vielen wird gelogen und gelabert.

Und sind wir mal ehrlich, das ist in der Branche auch einfach, denn es gibt soviel Kram, da kann keiner alles wissen und der Platz für Spekulation und "Fachwissen" ist so groß und teils unüberprüfbar, da kann man sich nur Tip holen, aber was einer gut findet, dass muss er schon selbst wissen.

Hätte ich auch nie gedacht, dass ein Speedneedle Sattel bequemer ist alles die Meisten sogenannten ergonomischen Sofas.
Das haben mir viele bestätigt, die mal nach meinem Rat für nen Sattel gesucht haben und zuerst ungläubig :eek: so geguckt haben.

Soll keine Werbung s
ein, nur verdeutlichen, es ist nicht immer alles so wie es zu sein scheint:

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Beide können ja bequem sein, aber im Vorhinein sowas sagen zu können, das ist ja nicht mal bei einem SELBST möglich.
Wie viele da der Meinung sind, dass Sie ANDEREN das sagen könnten, on Hobbyfachmann oder mit Zertifikat von der IHK, die von sowas ja nu keine Ahnung haben.
 
Tut mir leid, aber Radläden kann man nicht trauen. Eben weil Sie voreingenommen sind, weil Zulieferer Druck machen, weil Einkaufspreise entweder kompensiert werden müssen oder Überkapazitäten abgbaut werden sollen.
Du sprichst es aus!
Zu einer Zeit, als ich selbst noch keine Kenntniss über Ergonomie und Geometrie hatte, lief ich von Radladen zu Radladen um mich hinsichtlich Sattel und Bikefitting beraten zu lassen.
Händler (A) hat mein Bike mit den Produkten und Idealen des einen Herstellers umgebaut, Händler (B) hat dieses verworfen und mir das Bike eines anderen Herstellers aufgebaut. Als mir dies auch nicht so richtig gefiel, ging ich zu Händler (C) und welch ein Wunder, ich bekam wieder eine völlig andere Beratung und musste wieder kaufen und bezahlen. Am Ende hatte ich ein Bike was ich nicht mehr wiedererkannt habe und unfahrbar war.

Illusioniert, verärgert und Pleite zugleich habe ich mich dann selbst mit dieser Thematik beschäftigt und in die Materie der Anatomie und Physiologie eingearbeitet, wobei ich keiner Präferenz eines Herstellers oder Radhändlers für etwaig erforderlichere Komponenten (weil darum geht es dem Händler ja eigentlich!) abhängig machen lasse.
Heute stehe ich auf der anderen Seite der "Theke" und gebe mein Wissen bzw Erfahrung gerne weiter. Jeder sollte aber selbst entscheiden, ob ihm das hilft und weiter bringt.
Wie Pornocchio trefflich sagte: Es ist nicht immer alles so wie es zu sein scheint...
 
Die Speedneedle ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, was von den Ergonomie-Werbetrotteln gerne unterschlagen wird. Klar fühlt sich ein Sattel toll an, der sich dem Allerwertesten konstant anpassen kann und den Druck immer gleichmäßig über die ganze Fläche verteilt. Der schön flext und bei der Bewegung mitgeht. Das, was die Riesengelsättel vom Discounter auch tun. Draufsetzen und wohlfühlen! Super, würde der Orthopäde sagen. Der Dermatologe das Gegenteil. Das Problem ist, daß Haut bzw. Gewebe unter Druck nicht mehr durchblutet wird. Die Durchblutung funktioniert erst dann wieder einigermaßen, wenn der Fahrer sich beim Treten einseitig entlastet und das Auflagegewicht auf die andere Seite wandert. Kann man bei Druckmessung per Computer in der Zeitlupe bzw. in der Differenz der Durchschnittswerte von Maximal- und Minimalbelastung sehr deutlich sehen. Bei jedem Pedaltritt kann das Blut etwas weiter fließen und die Gefäße versorgen. Das setzt voraus, daß der Sattel bleibt wo er ist. Und mit adäquatem Druck ins Pedal getreten wird. Dies ist der Grund, warum sowohl straffe Ledersättel als auch die Speedneedle gut funktionieren können, sofern sie zur Anatomie passen. Auch wenn sie sich die erste Stunde wahrscheinlich unkomfortabler anfühlen. Paßt die Anatomie nicht, merkt man es allerdings um so schneller, und das ist gut so. Je weicher und flexibler der Sattel und je flauschiger die Radhose, desto mehr können solche Probleme wie die des Threaderstellers entstehen.
 
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