Geometrie und Auswirkungen auf Ergonomie und Fahrverhalten

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So hatte mal eine Idee. Interessant insbesondere für Leute, die nicht ihr erstes, sondern vielleicht ihr zweites MTB oder so kaufen:

Vielleicht sollte es einen Sammelthread geben, bei dem für jede Geometriegröße die Folge fürs Fahrverhalten und die Ergonomie beschrieben wird. Das kann bei der Auswahl eine neuen Rads durchaus helfen, wenn man weiß, was man beim neuen Rad anders haben will oder eben nicht.

Ich fange mal an, Ergänzungen/Verbesserungen sind willkommen:

Steuerrohrlänge:
Ein langes Steuerrohr erhöht den Stack und sorgt damit für komfortablere Sitzposition, ein kurzes Steuerrohr für aerodynamischere Sitzposition mit Überhöhung.

Stack:
Die vollständigere Angabe als die Steuerrohrlänge. Grundsätzlich gleiche Folge, berücksichtigt aber auch zusätzlich Gabeleinbauhöhe (Federweg), Laufradgröße und Lenkwinkel.

Lenkwinkel:
Ein steilerer (größerer) Lenkwinkel sorgt für agileres, wendigeres Fahrverhalten, ein flacherer für mehr Stabilität.

Radstand:
Ein längerer Radstand sorgt für stabileren Geradeauslauf und senkt bei starken Steigungen/Gefällen die Gefahr eines Überschlags. Ein kürzerer Radstand sorgt für mehr Agilität und Wendigkeit und senkt etwas die Gefahr, mit dem Tretlager aufzusetzen.

Sitzrohrlänge:
Klassisches Maß für die Rahmengröße. Ein längeres Sitzrohr erlaubt höhere Sitzposition für Leute mit größerer Schrittlänge und die Verwendung kürzerer Sattelstützen.
Kann die Möglichkeit, größere Flaschen zu benutzen, einschränken.

Oberrohrlänge:
Ein längeres Oberrohr passt für Leute mit längeren Armen und längerem Oberkörper.

Reach:
Bereinigte Oberrohrlänge, die den Sitzrohrwinkel mit einberechnet.
Will ein Fahrer ein Rad mit längerem Reach fahren, sollte er einen kürzeren Vorbau verwenden.

Laufradgröße:
Größere Laufräder haben ein besseres Überrollverhalten. Dafür verschlechtern sich Gewicht und Steifigkeit. Der Stack erhöht sich mit größeren Laufrädern.

Lenkerbreite:
Ein schwieriges Kapitel. Breitere Lenker erlauben tendenziell bessere Kontrolle auf dem Trail, schmalere sparen Gewicht und verbessern die Aerodynamik.
Durchaus auch subjektives Kapitel.

Vorbaulänge:
Mit unterschiedlich langem Vorbau kann der Reach korrigiert werden. Gleichzeitig ändert sich aber mit der Vorbaulänge das Lenkverhalten.
Ich fühle mich auf der Straße mit längerem, im Gelände mit kürzerem Vorbau wohler.

Kurbelarmlänge:
Sollte ergonomisch zur Beinlänge passen. Dazu verlangen kürzere Kurbelarme nach höheren Trittfrequenzen, da bei gleicher Trittfrequenz die Umlaufgeschwindigkeit niedriger ist und somit der Kraftaufwand höher.
 
Wikipedia?

Das mit dem Stack ist nicht ganz richtig....das mit den Kurbeln mindestens umstritten...und überhaupt, wozu?
 
Sehe ich auch so...da sind mir zu viele Variablen drin, um das so pauschal sagen zu können.

1. Beispiel: Kurze Kurbelarme fährt man auch, um ein superniedriges Tretlager auszugleichen.

2. Beispiel: Ein Bike mit sehr langem Radstand, aber austarierter Drehachse und einer sehr guten Geometrie wie mein Banshee XL oder ein Mondraker Dune XL ist mitunter wendiger als ein hohes, stelziges Bike mit kurzem Radstand.

3. Beispiel: Klar kann man mit einem längeren Vorbau einen zu kurzen Reach "korrigieren" - allerdings ist das ein Argument vieler Fahrradhändler, wenn sie den Leuten ihre zu kleinen Rahmen verticken wollen und das kann man nicht unterstützen. Und es macht ein gutes Fahrrad u.U. scheiße.

4. Beispiel: Gut gebaute 29er Laufräder sind steifer als schlecht gebaute 26er. 29er Laufräder mit Boost sind evtl. steifer als 26er ohne Boost.

5. Beispiel: Ein steiler Lenkwinkel macht ein Bike im steilen Gelände eher weniger wendig als ein flacher Lenkwinkel. Steiler = wendiger gilt eigentlich nur in der Ebene.

6. Beispiel: was hat die Sitzrohrlänge mit den Flaschen zu tun? Ist da nicht die Dämpferposition viel entscheidender?

So könnte ich noch eine Weile weitermachen...

Abgesehen davon ist der Teil mit dem Reach Quatsch.
 
Sehe ich auch so...da sind mir zu viele Variablen drin, um das so pauschal sagen zu können.

1. Beispiel: Kurze Kurbelarme fährt man auch, um ein superniedriges Tretlager auszugleichen.

2. Beispiel: Ein Bike mit sehr langem Radstand, aber austarierter Drehachse und einer sehr guten Geometrie wie mein Banshee XL oder ein Mondraker Dune XL ist mitunter wendiger als ein hohes, stelziges Bike mit kurzem Radstand.

3. Beispiel: Klar kann man mit einem längeren Vorbau einen zu kurzen Reach "korrigieren" - allerdings ist das ein Argument vieler Fahrradhändler, wenn sie den Leuten ihre zu kleinen Rahmen verticken wollen und das kann man nicht unterstützen. Und es macht ein gutes Fahrrad u.U. scheiße.

4. Beispiel: Gut gebaute 29er Laufräder sind steifer als schlecht gebaute 26er. 29er Laufräder mit Boost sind evtl. steifer als 26er ohne Boost.

5. Beispiel: Ein steiler Lenkwinkel macht ein Bike im steilen Gelände eher weniger wendig als ein flacher Lenkwinkel. Steiler = wendiger gilt eigentlich nur in der Ebene.

6. Beispiel: was hat die Sitzrohrlänge mit den Flaschen zu tun? Ist da nicht die Dämpferposition viel entscheidender?

So könnte ich noch eine Weile weitermachen...

Abgesehen davon ist der Teil mit dem Reach Quatsch.


1. Klar hast du Recht.

2. Klar der Radstand ist halt nur ein Parameter, der Einfluss übt, gibt noch viel mehr.

3. Richtig, deshalb schrieb ich auch über den Einfluss auf das Fahrverhalten.

4. Auch grundsätzlich richtig. Bei ansonsten gleicher Konstruktion sind größere Laufräder trotzdem weicher.

5. Sinnvolle Ergänzung.

6. Ich rede vom zweiten Flaschenhalter z.b. beim Hardtail. Da wird ne 750ml Flasche eng bei einem 400mm Sitzrohr.

Warum ist das mit dem Reach Quatsch? der gibt an, wie lang das Rad effektiv ist.
Und dass mehr als ein Faktor reinspielt, ist klar. Mir ging es ja um den Einfluss, was passiert jeweils, wenn man einen Faktor verändert.
 
Warum ist das mit dem Reach Quatsch? der gibt an, wie lang das Rad effektiv ist.

Reach ist aus meiner Sicht vor allem für die Frage entscheidend, wie sich das Bike im Stehen bergab fährt - langer Reach = mehr Druck auf dem Vorderrad, kurzer Reach = mehr über das Hinterrad. Für die reine Länge im Sitzen ist die Oberrohrlänge der wichtigere Faktor. Das kommt in deiner Formulierung irgendwie so gar nicht raus. Quatsch war vielleicht etwas stark, sorry.

Allgemein ist so eine Tabelle sicherlich hilfreich - für Leute, die sie lesen können und schon eine Menge Bikes als Vergleichsgrößen unter dem Hintern hatten.

Ich bin von superkurzen 26er-Hts bis hin zu superlangen 29er Endurofullies so einige Bikes gefahren in meinem Bikeleben (So ca. 20 verschiedene Bikes, Parkplatztests nicht mitgezählt) und so langsam meine ich, das Fahrverhalten von Bikes einigermaßen bewerten zu können.

So eine Tabelle für Anfänger - und die würden sie hier doch im Wesentlichen nutzen - fände ich hingegen weniger hilfreich. Eben weil dann nur auf die eine oder andere Zahl geschaut wird, obwohl ein Bike doch ein System ist, sprich nur als Gesamtkonstruktion bewertet werden kann.
 
Ich beschäftige mich jetzt seit längerem mit der Geo. Was ich gelernt hab ist dass man das immer im ganzen sehen muss. Ein Punkt beeinflusst den andern. Und das anhand von nackten Daten zu sehen traue ich nicht vielen Menschen zu. Mir in 10 Jahren nicht. Wenn das so leicht zu blicken wäre gäbe es weniger stelzige und "oben auf" Bikes. Tiefes Tretlager allein reicht halt nicht.
 
Hallo zusammen,

ich bin am vergleichen oder besser gesagt mich zu entscheiden einen Hardtail Rahmen zu kaufen. Ich habe zwei Rahmen zu Auswahl.
Rahmen Nr.1(rot), Sitzwinkel flacher, Sattelrohr und Steuerrohr kürzer als Bei Rahmen Nr.2. Beide Rahmen haben Größe XL.
Also könnte man sagen, dass bei kürzerem Steuerrohr ich eher eine Race Position habe und somit mehr Sattelüberstand?
Und bei Rahmen Nr.2 ich aufrechter sitzen würde?
 

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Das mit dem Reach und der Oberrohrlänge stimmt nicht so ganz, finde ich. Der Reach wir immer vom Steuerrohr her angegeben, was bedeutet dass man bei einem kürzeren Reach weiter vorne sitzt. Zudem kann man bei einem kürzeren reach den Sattel weiter nach vorne nehmen und sitzt so "mittiger" im Bike. Deshalb hatten ja die Specis und Rockys die Wohlfühlgeometrie.
Ich habe mir selbst ein Ei gelegt, indem ich bei gleicher Oberrohrlänge von einem kürzeren Reach auf einen längeren umgestiegen bin und mich jetzt nicht mehr ganz so wohl fühle.
Der Reach bestimmt ja zu einem grossen Teil wo man sitzt, wenn man den Sattel mit dem knielot einstellt!
 
Das mit dem Reach und der Oberrohrlänge stimmt nicht so ganz, finde ich. Der Reach wir immer vom Steuerrohr her angegeben, was bedeutet dass man bei einem kürzeren Reach weiter vorne sitzt. Zudem kann man bei einem kürzeren reach den Sattel weiter nach vorne nehmen und sitzt so "mittiger" im Bike. Deshalb hatten ja die Specis und Rockys die Wohlfühlgeometrie.
Ich habe mir selbst ein Ei gelegt, indem ich bei gleicher Oberrohrlänge von einem kürzeren Reach auf einen längeren umgestiegen bin und mich jetzt nicht mehr ganz so wohl fühle.
Der Reach bestimmt ja zu einem grossen Teil wo man sitzt, wenn man den Sattel mit dem knielot einstellt!
Ja mit dem Reach leuchtet es ein.
Aber was ist mit dem kürzerem Steuerroh?
Würde ich dann Race lastiger sitzen oder nicht?
 
Kommt darauf an wieviele Spacer du verbaust bzw. wo du den Vorbau verbaust und auch wie lange der Gabelschaft ist . Dann ist noch der Vorbauwinkel u. der Rise vom Lenker zu beachten
Sagen wir mal Rahmen 1 und Rahmen 2 jeweils ein Spacer und der gleiche Vorbau 0 Grad.
Zwischen Rahmen 1 und 2 habe ich vom Struerrohr schon 2,5cm Unterschied.
Ich müsste eigentlich grob gesagt bei Rahmen 1 2,5cm Spacer verbauen damit ich ähnliche Position erreiche wie bei Rahmen 2?


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Das mit dem Reach stimmt auch nicht, weil du nicht im Lot über dem Tretlager sitzt, sondern vom Sitzwinkel abhängig dahinter.
Länge des Steuerrohrs ist Wumpe, weil abhängig vom Rahmendesign. Hier den Stack zu nehmen macht Sinn.
 
Man kann die einzelnen Geo-Daten leider nie isoliert betrachten. Alles spielt ineinander. Will oder kann man nicht alle Bikes, die einem interessieren zur Probe fahren, muss man per CAD vergleichen. Eben auch mit dem alten Bike. Dann wird einiges klarer. Wer sich das erste oder zweite Bike kauft, kann damit aber auch nichts anfangen, weil er zu wenig Vergleiche hat. Die persönlichen Vorlieben bilden sich erst mit der Erfahrung.
Zusätzlich kann noch gesagt werden, dass XL nicht gleich XL ist. Die Größenangaben und teilweise sogar die Herstellerempfehlungen sind für meinen Geschmack mehr oder weniger willkürlich gewählt. Wer zwischen zwei Größen liegt, hat die Qual der Wahl.
Die Geo sagt nur etwas über die Position im Sitzen oder Stehen aus. Wie sich das Bike fährt, also laufruhig, oder straff, muss man in Tests nachlesen, oder selbst herausfinden.
Ich hab hier mal was vorbereitet:


Die Sitzposition entspricht 88 cm Innenbeinlänge. Ich bin 1,89 m groß.
 
Man kann die einzelnen Geo-Daten leider nie isoliert betrachten. Alles spielt ineinander. ...
...
oder wie der große Vorsitzende Mao gesagt hat: "Die Dinge in der Welt sind kompliziert, sie werden von allen möglichen Faktoren bestimmt."
Interessante graphische Darstellung :daumen:
Ich finde es erstaunlich das ein paar cm mehr, oder weniger beim Fahren so spürbar sein sollen.
Ich finde die Unterschiede bei den Maßen an den Kontaktpunkte relativ gering, sodass es mir scheint als könnte man die Unterschiede mit Sattel verschieben, Spacern, Lenkerform und ein paar Dutzend Kilometern Gewöhnung ausgleichen. Ich hatte aber auch noch nicht viele unterschiedliche Bikes.

M.
 
Ich lieg bei manchen Marken zwischen M und L. Kann mich an beides gewöhnen. Merken tu ich in erster Linie Lenkwinkel in Kombination mit Federweg/Federeinstellung (sportlich straff/komfortabel weich), Tretlagerhöhe in Kombination mit Lenkerhöhe/Sattelhöhe (eher überm Bike sitzen oder im Bike). Merkbar ist auch, ob das Vorderrad beim Anlupfen leicht oder schwer hoch kommt (leicht = im steilen Bergauffahren früher die Bodenhaftung verliert bzw. mehr Fahrtechnik erfordert). Keine ahnung aber, welche Geometrie nun letztlich nötig ist, um ein gut ausbalanciertes "Vorderteil" zu haben (Vielleicht sinds ja auch nur die leichte Gabel und die leichten Vorderräder/Reifen). Zum Thema wie sich lange oder kurze Kettenstreben auswirken oder ob +/- 2 cm Sattelrohrlänge was ausmachen (weil die Sattelstütze mehr oder weniger "runtergefahren" werden kann), kann ich nicht beurteilen. Schätz,e der "normale" Tourenbiker so bis S1-2 kann sich leichter an unterschiedliche Geometrien anpassen als Racer oder sonstige Spezialisten oder Leute mit extremen Körpergeometrien.
 
Ich hole mal weiter aus, sorry.
Durch den Wunsch nach kurzen Kettenstreben (keine Ahnung warum) ist es notwendig, das Sitzrohr nicht gerade am Innenlagergehäuse anzuschweißen, sondern versetzt. Um dann nicht vorne zu sitzen, wird das Sitzrohr in einem etwas flacheren Winkel angebracht. Dieser liegt meistens bei 70°. Es gibt aber auch 71° oder 67,5°. In den Geodaten werden meist nur die virtuellen Sitzwinkel angegeben, also der Winkel, der sich bei gedachtem horizintalem Oberrohr an der Schnittstelle zur Sattelstütze ergibt. Das sind dann bei modernen Bikes meist so 75°. Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Aber ich sitze immer deutlich höher als auf diesem gedachten Schnittpunkt, weshalb der tatsächliche Sitzwinkel viel flacher ist. Die Kunst des Konstrukteurs ist es nun, den richtigen Kompromiss zu finden, damit jeder potenztielle Biker, für den diese Rahmengröße gedacht ist, eine angenehme Sitzposition findet, auf der er (klein) nicht zu weit vorne sitzt, was sich aber durch eine gekröpfte Sattelstütze und Sattel nach hinten schieben einfach ausgleichen lässt. Oder er ist groß und sitzt weit hinten, was sich nur durch die 2 cm Verstellbereich am Sattel ausgleichen lässt. Jetzt ist dem Einen oder Anderen vielleicht mal aufgefallen, dass sich sein Bike, wenn er auf den Pedalen steht kürzer anfühlt, als im Sitzen und er sich deshalb bei hohen Geschwindigkeiten etwas unsicher fühlt. Entweder kann er sehr gut fahren und scheißt sich nix, oder er streckt automatisch den Arsch nach hinten, was schlecht ist, weil dann das Vorderrad Grip verliert. Deshalb sind einige Konstrukteure vor ein paar Jahren auf die Idee gekommen, den Reach zu verlängern und dafür den Sitzwinkel steiler zu machen, weshalb wir jetzt bei 75° angelangt sind. Dann hat man den Reach noch länger gemacht und den Vorbau dafür kürzer. Ich kann den Unterschied bei meinen beiden Bikes schön spüren. Mein Fusion Raid hat eine ausgesprochene Oldschool-Geo. Ich habe die Geo in meinem Bildchen oben nicht abgebildet, weil ich es nicht als hilfreich empfand. Zur Anschauung wäre es vielleicht gar nicht schlecht gewesen. Fusion war einer der ersten Hersteller, die einen Sitzrohroffset einführten, vermutlich, um die Kettenstreben 1 cm kürzer machen zu können, wobei sie aus heutiger Sicht mit 429 mm nicht wirklich kurz sind. Leider haben sie den Rohrwinkel sehr flach gemacht. Ich kaufte damals nach Oberrohrlänge, welches horizontal 625 mm lang ist in Größe L. Der Reach ist aber nur 388 mm lang. Wegen des kurzen Reach brauche ich mindetstens einen 75 mm Vorbau. Früher fuhr ich sogar 90 mm. Da sitzt man dann allerdings sehr gestreckt und im Stehen ist das Bike viel zu kurz. Mein zweites Bike, das Kona Stinky von 2005 ist nur ein Jahr jünger. Ich habe es damals glücklicherweise in XXL gebraucht bekommen und dieses Bike fand ich früher grausam und nur zum Droppen geeignet, schon wegen dem unsensiblen DHX3.0 und der Doppelbrückengabel. Ein klassischer Freerider mit 20 kg. Ich kaufte es nur, weil meine Kumpels mit dem Freeriden anfingen und mein Fusion zu der Zeit bereits zum zweiten mal einen Rahmenbruch hatte, ohne auch nur einen Kicker gesehen zu haben. Irgendwann stürzte ich beim Freeriden, brach mir die Hand und hatte danach einfach Schiss. Deshalb gab ich es auf und fuhr nur noch Touren mit dem Fusion. Die alte Z1 am Fusion taugte aber nichts mehr und ich dachte, ich bau einfach mal eine 160 mm Gabel ein. Der Hinterbau sollte zwar nur 130 mm haben, aber am Stinky hatte ich auch schon 20 mm Unterschied, was kein Problem war. Die 160 mm Gabel war natürlich absenkbar und somit das Bike im Flachen noch fahrbar. Im DH war es mir dann aber doch etwas zu unharmonisch. Früher war der Hinterbau der Z1 überlegen. Nun war die Gabel dem Hinterbau deutlich überlegen und es kam Hardtailfeeling auf. Als ich gerade wieder von einem neuen leichten Bike täumte, viel mir auf, dass die Geo des Stinky gar nicht weit von einem Liteville 601 entfernt war. Ich habe dann mal testhalber alles unnützes Zeug vom Stinky enfernt und die 160 mm Gabel eingebaut. Den DHX 3.0 gegen einen RP23 getauscht. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Wiegt zwar immer noch 16 kg, aber fährt sich sehr angenehm. Folgendes ist mir dann aber, auch im Vergleich zum Fusion, aufgefallen. Die Kettenstreben am Stinky sind wegen des Sitzrohrs ohne Offset sehr lang, damit Platz ist für 178 mm Federweg, nämlich 449 mm. Also extrem anders als am Fusion. Beim Fusion sind sie mir im Vergleich zu kurz, beim Stinky zu lang. Das ist einfach ein Gefühl, das sich einstellt, wenn man mal kräftig am Lenker zieht. Deshalb hätte ich beim neuen Bike gerne etwas dazwischen, z.B. 435 mm bis 439 mm.
Der Reach des Stinky liegt bei 418 mm. Damit mir das Bike im Sitzen mit 50 mm Vorbau nicht zu kurz ist, habe ich den Sattel etwas nach hinten geschoben. Angenommen, ich will auf dem neuen Bike ähnlich sitzen wie jetzt, aber mit Sattel in Neutralstellung, kann der Reach schon 2 cm länger sein, also 440 mm. Das hat aber nichts mit der Oberrohrlänge zu tun, weil die nur virtuell angegeben wird.
Kommt dazu, dass bei den modernen Rahmen die Steuerrohre sehr kurz sind. Ist man groß wie ich, muss man viele Spacer nehmen und einen gekröpften Lenker. Das verkürzt den tatsächlichen Reach und die Oberrohrlänge, weil die Lenkwinkel heute sehr flach sind mit 65°. Aus dem Grund habe ich das Maß in der Zeichnung auf die Stack-Höhe des Stinky bezogen und bis zu meinen Sitzknochen auf dem Sattel gemessen. Der Unterschied zwischen Stinky und Fusion beträgt in diesem Maß sagenhafte 40 mm. Das eine Bike fühlt sich an wie eine Streckbank. Das andere etwas verspielter. Deshalb schreckt mich ein Reach von 460 mm nicht. Einer von 480 mm aber schon. Es sei denn, er wäre wie bei Mondraker mit einem 10 mm Vorbau kombiniert.
Jedenfalls muss ich jetzt nur noch auf einer Probefahrt feststellen, ob mir ein Bike, auf dem ich kürzer Sitze als auf dem Fusion, aber länger als auf dem Stinky wirklich so gut gefällt, wie ich es mir in der Theorie gedacht habe. Bikes, die von vorneherein so lang sind wie das Fusion (im Sitzen), fallen aus. Das wäre für mich unbequem. Kann aber für andere das Ziel sein, weil man in einer gestreckten Position immer mehr Druck aufs Pedal gibt.
Ich hoffe, ich konnte die Problematik der kleinen Unterschiede etwas verdeutlichen.
:bier:
 
Schöne Diskussion.
Was meint ihr dazu? Ein Beispiel aus der Praxis:
Ich kann einen Merida 99 Team Fully Rahmen aus 2015 günstig bekommen. Bin aber nur 172 groß und komme mit 29ern einfach nicht zurecht, sind mir zu unhandlich. Deshalb möchte ich in diesen Rahmen 650er Laufräder einbauen und eine 140er Gabel dazu. Frage: was ändert sich an der Geometrie? Diese Frage bezieht sich erst einmal nur auf die Laufräder. Dass sich der Lenkwinkel aufgrund der höheren Gabel ändert, ist soweit klar und keine Nachteil.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schöne Diskussion.
Was meint ihr dazu? Ein Beispiel aus der Praxis:
Ich kann einen Merida 99 Team Fully Rahmen aus 2015 günstig bekommen. Bin aber nur 172 groß und komme mit 29ern einfach nicht zurecht, sind mir zu unhandlich. Deshalb möchte ich in diesen Rahmen 650er Laufräder einbauen und eine 140er Gabel dazu. Frage: was ändert sich an der Geometrie? Diese Frage bezieht sich erst einmal nur auf die Laufräder. Dass sich der Lenkwinkel aufgrund der höheren Gabel ändert, ist soweit klar und keine Nachteil.

Die Bodenfreiheit und etwas der Sitzwinkel.
Habe ich etwas vergessen?
Außer natürlich direkt folgende Parameter, Stack, Überstandshöhe etc.
 
Danke.

Tretlagerhöhe - ja
Stack - ja
Überstandshöhe - ja

Aber warum der Sitzwinkel? Und was ist etc.? Was sollte sich noch ändern, wenn nur der Laufradsatz gewechselt wird, meinem Gedankengang nach.

Hat sich inzwischen wahrscheinlich eh erledigt: der hintere Federweg (Dämpfer) beträgt nur 100mm. Das ist mir etwas zu wenig, für das was ich fahre. Ok, ein Freund von mir fährt das alles mit nem Hardtail, Respekt, wäre aber nicht wirklich was für mich.
 
Durch die längere Gabel dreht sich ja quasi der Rahmen ein wenig um das Hinterrad. Der Sattel geht also ein wenig nach hinten.
Allerdings sind das glaube ich nur Peanuts, müsste ich mal nachrechnen.
 
Sitzwinkel ändert sich identisch zum Lenkwinkel, wenn die Gabeleinbauhöhe (nicht der Federweg) sich ändert. +/-20mm = +/- 1°
 
Durch die längere Gabel dreht sich ja quasi der Rahmen ein wenig um das Hinterrad. Der Sattel geht also ein wenig nach hinten.
Allerdings sind das glaube ich nur Peanuts, müsste ich mal nachrechnen.

Sitzwinkel ändert sich identisch zum Lenkwinkel, wenn die Gabeleinbauhöhe (nicht der Federweg) sich ändert. +/-20mm = +/- 1°

Dass sich mit der Einbauhöhe der Gabel einiges ändert, ist soweit klar. Das kann man hier http://bikegeo.muha.cc gut sehen.
Ich bin nur immer noch der Meinung, dass sich beim alleinigen Wechsel der Laufräder an der Geometrie, bis auf die o. a. Punkte, nichts ändert. Könnt ihr das so bestätigen?
 
Dass sich mit der Einbauhöhe der Gabel einiges ändert, ist soweit klar. Das kann man hier http://bikegeo.muha.cc gut sehen.
Ich bin nur immer noch der Meinung, dass sich beim alleinigen Wechsel der Laufräder an der Geometrie, bis auf die o. a. Punkte, nichts ändert. Könnt ihr das so bestätigen?

Jo bis auf die offensichtlichen wie Bodenfreiheit und Überstandshöhe.
 
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