Lieber Harald,
ich möchte Dir direkt antworten.
Auch ich habe mich komplett dem MTB Sport verschrieben. Vielleicht nicht so konsequent wie Du, aber immerhin bin ich an 3-4 Tagen in der Woche in den Bergen auf den Trails. Von der Pfalz über GAP bis nach Südtirol.
Über die Biketechnische Anforderung dieses Filmes muß man nicht diskutieren, glaube ich. Die Schwierigkeit liegt einfach am Abgrund - die Strecke Ansicht ist einfach.
Nein was mich stört (oder aufregt, anpisst... you name it..) ist, daß hier Gebiete befahren werden die, ich sage es einfach mal so, in Wandererhand sind. Es ist ein ausgewiesener Klettersteig. Kein Wanderweg, wie er oft auf Bergen zu finden ist, nein ein Klettersteig.
Du bist ja viel unterwegs und kennst sicherlich die Fahrverbote/Einschränkungen. Österreich ist hier ja zum Teil sehr restriktiv, ebenso Teil der Schweiz. Während man in BW die 2m Regel getrost ignorieren kann, wird es in AT/CH auch in Teilen IT sehr sehr teuer.
Wie man am Beispiel 3 Zinnen sieht, werden durch "Massen" auf schmalen Trails gerne auch in Folge die "Breiten" Zufahrtswege gesperrt.
Was kann man dagegen tun? Zum Einen die Einsicht erlangen, das Biker nun mal nicht mal im Ansatz eine Lobby wie die Wanderer haben. Wir hier vor Ort versuchen in Mühevoller Kleinarbeit mit den Ortsvereinen die Stimmung zu verbessern. z.B. auch durch Mithilfe bei der Wegearbeit, wohlwissend, daß die Strecken eigentlich für uns tabu sind.
Wie schnell die Stimmung kippen kann, sieht man z.B. in Stuttgart. Die Downhillstrecke wird seit Jahren verzögert. Der Bau immer noch nicht begonnen. Jeder Fußgänger, der sich von einem rücksichtslosen Biker "belästigt" fühlt, sorgt für negativstimmung. Das kann man jetzt abtun mit - Einzelfall, soll sich nicht so anstellen.... Im Endeffekt macht dieser eine Vorfall viel Arbeit kaputt.
So ist es in den Bergen. Der eine Fußgänger der sich aufregt, der Förster der sich beschwert, der Hüttenwirt über dessen Wiesen abgekürzt wird usw. All diese Leute haben Einflüsse auf die Gemeinden, die die Biker nicht haben. Das ist so und wird auf lange Sicht so bleiben. Gemeinden wie Saalfeld usw. die vom bikesport "leben" mal ausgenommen.
Was hat das mit Deinem Video zu tun? Durch Deine Bekanntheit hast Du eine gewisse Aussenwirkung und Bekanntheitsgrad. Biker wollen Dir gleichtun, eine neue Sportart entsteht/wächst. Was vor Jahren eine Handvoll Freaks betrieben haben, wir nun von einer breiten Masse ausgeübt. Die einen drängeln sich am Goldseetrail, die anderen, fahrtechnisch besseren, im Hochgebirge. Es gibt Karten und Bücher mit "Geheimtipps" und schwierigen Trails. Im Allgäu gab es aufgrund eines Buches schon Sperrungen/Ärger.
Nein, das Biken im Hochgebirge kann man nicht verbieten, aber jeder sollte sich überlegen welche Wirkung seine Touren auf die anderen hat. Muß man sowas in "3D" filmen und an die große Glocke hängen? Ich meine nein.
Weist, bei mir in der Gegend gibt es schöne Bergstrecken, bei Motorradfahren beliebt, einige uneinsichtige haben dafür gesorgt, daß diese am Wochenende gesperrt sind, bzw. gar nicht mehr mit dem Motorrad befahren werden dürfen. Youtube Videos haben diesen Vorgang noch beschleunigt.
Klar, das Rutschen von steinen kann beim Wanderer genauso wenig ausgeschlossen werden wie beim guten Biker. Aber eines ist sicherlich so. Wird ein Wanderer von einem Stein getroffen der von einem Biker im Klettersteig ausgelöst wurde gibt es ein anderes Medienecho wie wen ein Wanderer den Stein ins Rollen gebracht hätte.
Dann heißt es: Rücksichtsloser Biker löst Steinrutsch im KLETTERSTEIG aus.
Recht auf Risiko, klar hat das jeder. Ich selber war einige zeit Freesolo in den Bergen und die ein oder andere Abfahrt fahre ich auch hart an der Kante. Was es aber nicht gibt ist das recht auf Risiko für andere. Keiner hat das Recht durch sein Tun andere zu gefährden. Und das tust Du meiner Meinung nach, auch wenn Du mit Sicherheit ein guter Fahrer bist.
Als ich 81 zum ersten mal mit dem Bike über die Alpen bin hat man sich nichts dabei gedacht. Heute Brettern die Leut medial unterstützt mit Helmkamera/Drohnen usw. über den Trail und vermarkten bis zum Gehtnichtmehr. Die Folge ist ein Verdrängungswettbewerb/Konkurrenzkampf um die begrenzten Naturreserven. Der Biker wird großflächig der Verlierer sein und immer mehr in Reservate zurückgedrängt. Weiter unten sagt user Zweiheimischer ja sinngemäß, das er in der Steiermark nicht mehr Bike kann, und vermehrt ins "ausland" geht.
Klar Tschechien, Rumänien sind toll und Regelfrei. Aber für die meisten Biker nicht erreichbar. Südtirol/AT/Bayern usw. überall wird immer mehr gesperrt.
Du kannst ja schön ausweichen und die neue Strecken/Gegenden suchen. Das können die meisten nicht.
Die Lösung? Ich habe auch keine parat. Ich möchte auch nicht auf Forststrassen beschränkt sein (wobei nichtmal die kann man in Teilen AT fahren). Eine könnte sein, daß man nicht alles befährt was machbar ist. Sondern den Wanderern (und die schaffen nun mal Meinungstechnisch an) solche Strecken wie die Brenta Klettersteige läßt. Auch sollte man mal bedenken, daß solche Videos/Fotos auch bei Leuten wie der "Salzburg tussie" gesehen werden. Glaube mir, ich war schon in Vereinssitzungen, in denen man seinen Standpunkt dargelegt hat. Pro MTB geredet hat und dann landet ein "Hilfe ich habe eine digitale Bremse und muß mit rutschendem Hinterreifen durch die Kurve" Video auf dem Beamer.....
Eines noch: Albverein
http://www.albverein-kohlberg-kappi...s/neuigkeiten/123-mountainbike-fahren-am-jusi
Wie auch immer, Gruß aus GAP/Stuttgart