Hilfe! - GoogleMaps in Habsburger Monarchie stecken geblieben... :-(

isartrails

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Hat jemand eine Ahnung, welcher reaktionäre Suppenkasper dafür verantwortlich ist, dass auf Google Maps alle Ortschaftsnamen, die auf ehemals kaiserlich österreichisch-ungarischem Reichsgebiet liegen, mit ihren damals im deutschen Sprachraum üblichen deutschen Namen aufgeführt sind?
100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs scheint hier jemand ungehemmt seine k&k-Großmachtsphantasien ausleben zu müssen, wie ein heimlicher Lack- und Leder-Fetischist.

Nur um mal ein paar Beispiele zu machen:
Reiff am Gartsee = Riva del Garda
Turbl = Torbole
Naag = Nago
Arch = Arco
St. Maria in Pein = Madonna di Campiglio
Welschmetz = Mezzolombardo
Kronmetz = Mezzocorona
Malfein = Molveno
Sünders = Sondrio
Worms in Veltlin = Bormio
Morbend = Morbegno
Abränke = Aprica
...die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Wie gesagt, mich stört nicht, dass Südtiroler Ortsnamen mit den für die Gegend üblichen deutschen Ortsnamen bezeichnet sind, so wie Bozen anstatt Bolzano oder Meran anstelle Merano, und dass den teils peinlichen Italianisierungsversuchen in manchen Ortsnamenschöpfungen zurecht widerstanden wird. Besser und wertfreier informiert Wikipedia unter dem Begriff "Liste deutscher Bezeichnungen italienischer Orte" (Link). Was mich stört, ist dass völlig ungeläufige, seit Menschengedenken nicht mehr verwendete Begriffe unter dem Deckmantel des Google-Informationsauftrags Einzug halten, was aber erstens einer Desinformation gleichkommt und zweitens ein höchst bedenkliches politisches Statement ist.

Interessanterweise tauchen diese Begriffe nur dann auf, wenn man sie von einer deutschen Google-Domain anklickt. Italienern werden auf ihren Computern die "richtigen" Ortsnamen angezeigt.

Falls jemand eine Idee hat, wie man diesem reaktionären Spuk ein Ende bereiten kann, her damit.
Kann mir nicht vorstellen, dass das irgendein unwissender Silicon Valley-Praktikant zu verantworten hat. Da steckt System dahinter.
 
Rechts unten bei Google Maps findest du einen Link "Feedback geben", kannst ja mal versuchen dort das Problem zu schildern.

Mir ist das auch schon vor einigen Wochen aufgefallen und finds auch reichlich seltsam - kein Mensch verwendet dort irgendwo die eingedeutschten Namen ...
 
Oooch, das hatten wir schon im Lago Thread...
...und die Sekundärnutzer wie Booking.com sind auch verseucht - oder beide nutzen ein externes Namesverzeichnis?
Ich weiß, ist mir schon im Lago Thread aufgefallen und auch schon davor.
Ich benutze GoogleMaps ja relativ häufig, da kann man das ja gar nicht übersehen.

Alle Sites, die auf das GoogleMaps-Webgis aufbauen, sind - wie du es nennst - verseucht.
Aber irgendwoher muss der Content ja stammen. Ist ja nicht so, dass GM-Mitarbeiter das auswürfeln.
Bei Wikipedia wird Content ja auch persönlich von wissenden Menschen eingetragen.
Mit dem großen Unterschied, dass dort, wenn Blödsinn drin steht, die Crowd das relativ schnell berichtigt.
Nur bei Kugel kann der Quatsch monate- ja jahrelang drinstehen, ohne dass man das irgendwie korrigieren könnte.

@roliK: Den Tipp mit Feedback geben werd ich mal ausprobieren.
Wenn's mehr machen würden, wär die Erfolgschance wahrscheinlich höher.
 
Feedback hab ich damals schon gesendet, aber es kam keine Reaktion.

Übrigens kann man einfach auf eine andere Sprache umstellen, dann ist es wieder korrekt. Allerdings hab ich noch nicht rausgefunden, wie es dauerhaft auf Englisch zB bleibt.
Allgemein muss man dazu aber auch sagen, dass ein Deutscher immer zB "Mailand" sagen wird und ein Italiener immer zB "Monaco". Gewohnheit.
Google hat halt nur seltsame andere Gewohnheiten als Menschen.
Wenn man es genauer auf Maps verfolgt, ist es nämlich nicht konsequent durchgezogen, selbst im Trentino nicht.

PS: vom Elsaß bis zur Moldaurepublik und Ukraine. Einmal heisst es Lemberg statt Lviv andermal aber Czernovice und nicht Tschernowitz. Oder Straßburg statt Strasbourg, Ljubljana nicht Laibach, usw...
Muss man nicht verstehen.
 
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Hat jemand eine Ahnung, welcher reaktionäre Suppenkasper dafür verantwortlich ist, dass auf Google Maps alle Ortschaftsnamen, die auf ehemals kaiserlich österreichisch-ungarischem Reichsgebiet liegen, mit ihren damals im deutschen Sprachraum üblichen deutschen Namen aufgeführt sind?

Würde ich auch gern wissen, wobei das nicht nur in Italien, sondern auch in den ehemals überwiegend von Deutschen besiedelten Gebieten in Tschechien und Polen der Fall ist.
Google Nav wird so sehr unkomfortabel, weil man die Ortsnamen auf der Karte an keinem Straßenschild mehr findet. Und ich bin zum Glück auch nicht so alt, das ich die Namen alle zweifelsfrei zuordnen könnte...
 
Da steckt System dahinter.

Ist vermutlich banaler als man denkt. Meine Vermutung ist, dass man sich bei google schlicht dazu entschieden hat, in deutschsprachigen domains auch konsequent deutsche Begriffe zu verwenden, sofern es diese gibt. Und in irgendeiner Datenbank gibt es wohl die Übersetzung Bormio = Worms in Veltlin und schon stehts in der Karte.
Ist leider sehr verwirrend, aber eine rechte Verschwörung würde ich jetzt nicht gleich erkennen wollen...
Am besten wäre es, man würde den Ortsnamen so benennen, wie die Einheimischen ihn schreiben. Das wäre allerdings ein mühsames Geschäft für google, wenn man an all das Ladinische, Rätoromanische usw. denkt.
 
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... Allgemein muss man dazu aber auch sagen, dass ein Deutscher immer zB "Mailand" sagen wird und ein Italiener immer zB "Monaco". Gewohnheit....
Das geht doch noch. Die Beseitigung der menschlichen Unzulänglichkeit werde ich sicher nicht zum Ziel haben.
Manche "Menschen" werden immer "Lago" sagen, wenn sie den "Gardasee" meinen und viele waren schon in "Madonna", ohne eine Ahnung davon zu haben, wo "Campiglio" liegt. So what, lassen wir's als oberflächliche Bildungslücke durchgehn.

Aber Fehler im System reizen mich nun mal zum Widerspruch.
Wär ich nicht der Erste. Es gab da mal einen, der hatte Windmühlen im Visier...
 
Der Fehler liegt sicher im System; reicht ja schon, wenn bei Google ein Praktikant einfach die Wikipediaseite benutzt hat. Schlimmer wäre natürlich ein Automatismus, der sich entsprechend Anmeldestandort einen zur Sprache passenden Namen sucht. Das könnte man ja mal überprüfen.
Origineller wäre natürlich, den Ortsnamen zu verwenden, der am häufigsten bei Google eingegeben wird, in der entsprechenden Sprache und Schreibweise :D...

Das Problem ist aber auch schon anderen aufgefallen und bei den Googleearthforen angesprochen.

PS: Grad Mal eingelesen im GEForum. JEDE/R kann mit Mapmaker Ortsnamen für die jeweilige Sprache anpassen (es ging in dem Beispiel um eingedeutschte Ortsnamen in Texas). Das prüft dann ein Bürokrat bei Google und dann wirds eingepflegt oder auch nicht.

PPS: wenn man auf Sprache italiano stellt, haben deutsche Städte lateinische Namen - sehr witzig! Ratisbona, Lipsia, Aquisgrana...
 
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Alles richtig, eure Anmerkungen.
Dieses Spiel kann man schön weiter treiben: Der Italiener sieht auf seiner Google-Karte Norimbergo, Stoccarda, Tubinga, Parigi, Marsiglia, Londra, ja selbst Ulma und Sciaffusa und natürlich Lione und Ginevra, Friburgo in Brisgovia, Monaco di Baviera, Zurigo, Zagabria und Atene, Svevia (wer errät's? :) ).

Das hat ja auch alles seine Richtigkeit, schließlich sind das die für Italiener gebräuchlichen Orts- bzw. Regionsbezeichnungen, auch wenn es bei Bolzano und Merano schon ein leichtes Gschmäckle erhält (worüber sich Südtiroler zurecht echauffieren dürften, schließlich sind Zweisprachigkeit und Autoniemiestatus verfassungsgemäß festgeschrieben). Google kann nicht so tun, als ginge sie das nichts an.

Ich finde aber, es macht schon einen großen Unterschied in der Konotation zu den deutschen Bezeichnungen ausländischer Ortsnamen, wenn diese absolut nicht mehr gebräuchlich sind.
Worms in Veltlin anstatt Bormio sagt weder der "normale" Deutsche heutiger Generationen, diejenigen aus der k&k-Epoche (zu denen D ja nicht gehört hat) dürften nicht mehr leben und die Bormesen (sagt man so?) benutzen es erst recht nicht. Man wird vermutlich sogar Mühe haben, dort einen historisch gebildeten Stadtarchivar aufzutreiben, der einem auf Anfrage die korrekte historische Benamung seiner Stadt nennen kann.
Abränke für Aprica (im Veltlin !sic!, ja ich habe jetzt bewußt und absichtlich nicht Valtellina geschrieben, denn Veltlin ist im deutschsprachigen Raum die übliche Bezeichnung, ganz ohne politische Fallhöhe) haben im gesamten Veltliner Tal vermutlich noch nicht mal 0,1 Promille aller lebenden Menschen jemals gehört und in Deutschland wahrscheinlich noch weniger. Von daher machen solche Bezeichnungen absolut keinen Sinn - außer, ja außer, mal will damit was gezieltes *hier nach Wunsch Substantiv einsetzen* ausdrücken.

Ob nun absichtlich oder nicht: für mich liest sich das Ewig-gestrig, irgendwie nicht-überwunden, Phantomschmerz. Das kann aber auch nur an mir liegen. Falsch ist es in jedem Fall.
Und sicher einen Hinweis an die Betreiber der Seite wert.

Aber ich will nicht verknöchert rüberkommen: wir können das ja auch auf die lustige Art nehmen und hier eine Sammlung der besten Fundstücke draus machen. So amüsieren wir uns wenigstens ein wenig drüber und der Thread bekäme einen Sinn (wenn er schon nichts ändern kann)...
 
Also ich habe jetzt mal booking.com geschrieben, dass ich nichts in Turbel buchen werde...
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Mich stört es halt auch - klingt einfach unhipp (im Gegensatz zu "ich geh Urlaub Lago" ;-)
 

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Würde mal bei Trentino Marketing damit vorstellig werden, falls sie es nicht schon wissen sollten.
Die könnten etwas mehr Gewicht bei Google haben...

Nur so als Netzfundsache: http://www.welschtirol.eu/3-novembre-1918-loccupazione/

Darin beklagt man sich zwar auch über Tolomeis wirre Namensgebung jenseits von Salurn, aber umgekehrt auch, dass die alten deutschen Namen im Trentino gelöscht werden....

Ist übrigens eine italienische Seite... nur so nebenbei bemerkt.
 
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