Lange Rahmen - Nachteile

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Wie ist das denn jetzt mit den langen Reachs: ich habe damit noch kaum praktische Erfahrung. Bisher fahr ich quasi ein All-Mountain mit Enduro-Federweg. (also Reach 420mm bei 180cm Körpergröße)

Mittlerweile würde man da ja jetzt 450mm oder mehr fahren. Was hat das eigentlich für Nachteile?

Klar Laufruhe vs. Wendigkeit aber was spürt man da in der Praxis konkret?
 
Wenn der Reach größer ist, steht man mehr "im" Rad. Man muss den Körper weniger häufig und weniger stark verlagern.

Möglicher Nachteil: Ein zu großer Reach kann bedeuten, dass man nicht mehr genug Bewegungsspielraum hat und mehr Nachdruck braucht, um aktiv und verspielt zu fahren. Das Rad ist dann nicht handlich genug.

Ein größerer Reach muss aber nicht immer Kosten der Wendigkeit gehen. Eigentlich ist der Radstand relevanter für das Thema Laufruhe vs. Wendigkeit. Dazu kommt die Kettenstrebenlänge als Faktor. Ein Rad mit großem Reach und kurzen Kettenstreben kann handlicher sein, als ein Rad mit kurzem Reach und langen Kettenstreben.

Zwei auf dem Papier identische Reach-Werte müssen auch nicht bedeuten, dass sich beide Räder gleich fahren. Relevant ist auch der Stack und, welchen Lenker man fährt (Rise, Backsweep, etc.), was den "effektiven" Reach beeinflusst.

Ich würde sagen, die Vorteile überwiegen, aber man muss sich auch immer überlegen, wozu man das Rad braucht. Wenn man keine Rennen fährt und eher verspielt unterwegs ist, muss man keine extrem lange Kiste fahren (gilt für den Radstand ebenso).

Auch, wenn Trends nicht grundsätzlich unsinnig sind und man Dir auch gerne alle 2-3 Jahre ein neues Rad verkaufen will:

Was bisher für Dich funktioniert hat, ist jetzt nicht falsch.
 
Auf was ich eigentlich hinauswollte:

Wie ist das beim Bergauffahren oder pedalieren in der Ebene. Klar das hängt dann von anderen Faktoren auch noch ab aber beschneide ich damit nicht auch die uphill-Fähigkeit?
 
Im Gegenteil, du hast ja mehr Last vorne drauf und einen ruhigeren Geradeauslauf als bei einem kurzen Bike mit langem Vorbau. Klarer Vorteil bergauf.

In der Ebene ist es halt die Frage ob man lieber Hollandrad fährt oder nicht.
 
Wenn du den Reach um das gleiche Maß verlängerst wie du den Vorbau verkürzt, dann ist die Sitzposition vergleichbar. Wie oben schon geschrieben, wächst dann einfach der Radstand mit den genannten Vor- und Nachteilen. Im Uphill fahren sich beide Räder ähnlich. In der Ebene und im Sitzen fehlt mir persönlich bei so nem Layout der Druck auf dem Vorderrad. Man muss das Vorderrad deutlich aktiver belasten, sonst schmiert schon mal das VR weg. Im steilen Downhill stehst du zentraler im Bike und ich persönlich hatte mehr Kontrolle.

Aus meiner Erfahrung würde ich von der aktuellen Vorbaulänge ausgehen. Wenn du z.B. jetzt einen ca. 60mm Vorbau montiert hast, dann lass das Experiment mit dem 30mm längeren Reach... Wenn die Sitzposition nur mit nem Stummelvorbau erträglich wird, dann wird das Verhältnis von Frondend zu Kettenstrebenlänge unharmonisch.
 
Möglicher Nachteil: Ein zu großer Reach kann bedeuten, dass man nicht mehr genug Bewegungsspielraum hat und mehr Nachdruck braucht, um aktiv und verspielt zu fahren.
Sorry, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ein längerer Hauptrahmen gibt einem mehr Bewegungsspielraum für verschiedene Positionen und Gewichtsverteilung! Hinzu kommt noch, der Vorteil kürzere Vorbauten zu fahren, was das handling nochmal verbessert. Richtig ist dann aber auch, dass so ein Rad aktiv, wenn nicht sogar aggressiv gefahren werden muss. Also aktiv Gewicht nach vorne, wenn man Druck am Vorderrad braucht etc. Schlussendlich kann man sagen: Ein langer Reach bringt Bewegungsraum um auf dem Bike zu arbeiten, dieser Raum muss aber auch genutzt werden um davon zu profitieren. Dieser Fahrstil kommt vlt nicht jedem entgegen.
 
Ich fahr aktuell einen 45mm Vorbau. Ist halt die Frage was ich so Rahmentechnisch fahren soll. Gerade beim strive spuckt mir der Rechner L aus das sind dann schon 30 mm mehr Reach und ich denke nicht das ich einen wesentlich kürzeren Vorbau fahren werde. Bei der race geo wären es noch mehr. Also eher kein race?
 
Bei 30/35mm Vorbauten ist Ende, wenn man von exotischen Geschichten ala Moonraker absieht... Damit kannst du also 10-15mm beim Reach kompensieren, wenn das Bike doch zu lang ist. Das würde ich aber nicht empfehlen, wegen den oben genannten Problemen...

Die "Race" Geometrie von Canyon finde ich ehrlich gesagt ziemlich daneben. Mir wäre beim L das Sitzrohr knapp zu kurz. Da bekomme ich den Sattel trotz 150mm KS nicht hoch genug und der Reach wäre trotzdem 40mm länger als bei meinem aktuellen Bike... Aber okay, ich bin auch Langbeiner...

Da hilft nur Ausprobieren, ob du mit 30 bzw. 50mm mehr Länge klar kommst!
 
Sorry, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ein längerer Hauptrahmen gibt einem mehr Bewegungsspielraum für verschiedene Positionen und Gewichtsverteilung! Hinzu kommt noch, der Vorteil kürzere Vorbauten zu fahren, was das handling nochmal verbessert. Richtig ist dann aber auch, dass so ein Rad aktiv, wenn nicht sogar aggressiv gefahren werden muss. Also aktiv Gewicht nach vorne, wenn man Druck am Vorderrad braucht etc. Schlussendlich kann man sagen: Ein langer Reach bringt Bewegungsraum um auf dem Bike zu arbeiten, dieser Raum muss aber auch genutzt werden um davon zu profitieren. Dieser Fahrstil kommt vlt nicht jedem entgegen.

Das habe ich so auch nicht geschrieben. Der OP fragte nach (möglichen) Nachteilen. Ein zu langer Reach bedeutet, dass die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt wird, ähnlich wie bei einem zu kurzen Reach. Ist er zu kurz, muss man immer direkt verlagern und weit nach hinten und es geht einem quasi der Platz auf dem Rad aus. Ist er zu lang, kann man nicht weit genug nach hinten, weil einem die Arme ausgehen.

Ich habe auch geschrieben, dass die Vorteile überwiegen. Ich würde auch immer lieber einen kürzeren Vorbau mit einem längeren Reach verbinden als umgekehrt. Aber länger = besser gilt eben nur bis zu einem gewissen Punkt, und der Reach kann sehr wohl zu lang sein, genauso wie zu kurz.
 
Interessant. Aber die extrem kurzen Vorbauten wurden ja eigentlich schon verworfen. Zumindest fahren die Teamfahrer keine. Aber wenn man nach dem Artikel geht könnte ich ja theoretisch einen Rahmen mit bis zu 500mm Reach fahren. Also 80mm länger. Hmhm ich weiß nicht.
 
Extremismus!!! Wie willst du einen 80mm längeren Reach bei nem 45mm Vorbau denn "ausgleichen"? Selbst mit einem 0mm Vorbau (was es bei Mondraker ja gibt) wird die Sitzposition immer noch 35mm länger sein als bei deinem aktuellen Bike. Das ist nicht wenig und 80mm mehr Radstand sind einfach extrem...
 
Wenn es Leute wie Chris Porter nicht gäbe, dann würden wir alle noch mit Rennrad-Geos, 150mm-Vorbauten, 500mm-Lenkern, Starrgabeln und 1,9er-Reifen rumfahren. Man braucht eben Leute, die mal extrem outside the box denken - am Ende pendelt sich das auf ein vernünftiges Maß ein und die Bikes werden noch besser. Wenn man solche Ideen immer gleich abtut, gibt es auch keinen Fortschritt.

Ein Bekannter von mir fährt ein extrem langes Nicolai und das Teil fühlt sich mal extrem geil an - mein nächstes Bike wird definitiv länger als mein aktuelles.
 
Ich hab das für mich zwei mal ausprobiert. Zwei (eigentlich vier) nahezu identische Rahmen, einmal Kurz, einmal lang. Im Detail heisst das 3 cm Unterschied in der Oberrohrlänge und im Radstand, die durch den Vorbau fast wieder ausgeglichen wurden. In einer weiteren Fahrt wurde der Abstand mit der Sattelstellung komplett ausgeglichen.

Mein Fahrtprofil enthält Tagestouren in dem Mittelgebirgen, im Schnitt mit 45 km 1000 Hm und Alpentouren mit 36 km 1400 Hm, bis maximal 75 km mit 2200 Hm. So manches Mal geht es 4-6 Stunden am Stück im ersten Gang nach oben. Die Touren finden selten auf vorgegebenen Strecken statt, als so eine Art Spontantouren auf Neuland. Ich liebe Singletrails, steil und kurvig, mal langsam, mal schneller. Manchmal lass ich es auch laufen, sehr selten bin ich im Bikepark. Soll heissen: ich mag den Allgäu genauso wie den Coast Trail, liebe die Single-Trails in Sölden genau wie Port de Soleil.

Tja und was soll ich sagen, lang gegen kurz? Gerade in den Mittelgebirgen ist der Unterschied auf Touren marginal.
Das Longbike läuft tatsächlich laufruhiger bergab, aber der Unterschied ist wirklich winzig. Um Hier Vorteile für mich herauszuziehen müsste ich mein Tourenprofil verändern und nur noch fast gerade Strecken ballern. Oder mit Lift und Shuttle. Marketing Juhu oder ich bin einfach zu langsam. Oder gefühlskalt. Oder alles drei.
Ausser in wirklich sehr sehr engen Kurven geht es auch nicht schlechter um eben diese herum. Da müssten es schon aneinander gereihte Haarnadelkurven sein, wie oberhalb der Kuhgehrenalpe. Da muss man stellenweise Umsetzen und dann ist es wieder egal, ob lang oder kurz. Hat man eher selten ist also auch kein Entscheidungskriterium.
Ich dachte für mich wäre die nach vorne verlagerte Radachse in steilen und ruppigen Passagen besser, weniger Überschlagsgefühle, sicherer Fahrweise. Ist es auch, keine Frage.
Im Gegensatz dazu braucht es aber "mehr Druck auf dem Vorderrad", also Schultern mehr über den Lenker und Schwerpunkt nach vorne. Kann man sich dran gewöhnen, nein man muss, denn das VR rutscht gerne in Kurven mal weg. Muss man sich einfach etwas umstellen, kein Problem.

Doch eines hätte ich nicht erwartet: die Entscheidung fällt bergauf!
Durch die modernen Geos mit steilem Sitzwinkel, flachem Lenkwinkel und kurzem Sitzabstand (Sattel zu Lenker) lenken die Bikes viel kippliger und nervöser. Dazu der kurze Vorbau. Man fährt quasi immer leichte Schlangenlinien, selbst schon mit 60mm Vorbau. Touren, auf denen man sich langsam über unwegsames Gelände und Singletrails nach oben schraubt, verlangen mit langer Geo und Vorbauten unter 40mm schon mächtig Konzentration um die Spur zu halten. Und hier zeigt sich dann der extreme Unterschied: die Forward Geo ist so zappelig, dass es schon nervt. Bei 30 Minuten Auffahrt auf einem Feldweg kann ich damit leben, aber stundenlang auf Karrenwegen oder Singletrails sich nach oben schlängeln, im wahrsten Sinne des Wortes? Nein danke.
Auch das habe ich für mich ausprobiert: 75er, 60er und 50er Vorbau auf dem gleichem Rad (901). 50 ist zu nervös um damit langsam zu fahren, gerade bergauf, 60 geht, 75 ist schön ruhig und ich kann im Donwhill keine Nachteile zu 50 feststellen. Bei der kurzen Geo kann man mit längeren Vorbauten experimentieren, bei der langen Geo ist bei 40-55mm Schluss.

Resümee für mich: ich sehe die Vorteile in der Abfahrt, sind auch sicher angebracht. Spritzige Spassbikes für kurze und schnelle Runden vor der Haustür auf vorher geplanten Routen, Feldweg hoch - Singeltrail runter, sowie gelegentliche Parkeinsätze. Ich kann anscheinend diese Vorteile zu wenig nutzen.
Für lange Enduro / FR Touren stelle ich das mal in Frage, denn dort überwiegen für mich die Nachteile. Ich bin auch nicht auf Zeit unterwegs, brauche daher keine "Race" Geo, ausser es bringt mir Vorteile in der Reichweite.

Sicherlich sieht das gleich jemand völlig anders. Das interessiert mich aber nicht, denn ich habe das für mein jetziges Anwendungsgebiet mit meinem Gewicht und meiner Kondition probegefahren, analysiert und entschieden. Was ich schreibe ist auch kein Gesetz, das für alle ausnahmslos Geltung hat, sondern eine Erfahrung, die ich zu Erfahrungsaustausch mitteile, um bei persönlichen Entscheidung anderer Fahrer zu helfen möglichst alle Eventualitäten zu berücksichtigen.
 
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Wenn es Leute wie Chris Porter nicht gäbe, dann würden wir alle noch mit Rennrad-Geos, 150mm-Vorbauten, 500mm-Lenkern, Starrgabeln und 1,9er-Reifen rumfahren. Man braucht eben Leute, die mal extrem outside the box denken - am Ende pendelt sich das auf ein vernünftiges Maß ein und die Bikes werden noch besser. Wenn man solche Ideen immer gleich abtut, gibt es auch keinen Fortschritt.

Selbstverstaendlich. Das aendert aber nichts daran, dass er es fuer die meisten Leute zu weit treibt (was auch notwendig ist, damit man einen _deutlich_ merkbaren Unterschied erzielt).

Jetzt mal davon abgesehen, dass Chris Porter in diesem Fall nur den derzeitigen Trend ins Extrem fuehrt und nichts wirklich neues bringt - haette er das ganze vor mehr als 7 Jahren (vor Mondraker) von sich gegeben, waere es tatsaechlich mal was neues gewesen.

Resümee für mich: ich sehe die Vorteile im Downhill, bei Downhillbikes auch sicher angebracht.

Genau die profitieren eher weniger, da der lange Reach vor allem bergauf notwendiger ist als bergab.
 
Gegen das superlange Nicolai, was die jetzt in Kooperation mit ihm rausbringen, ist das Mondraker noch richtig konventionell...keine Ahnung, ob das was für mich ist, aber ausprobieren würde ichs wirklich gerne mal.

Womit er auf jeden Fall recht hat ist das Ärgernis, dass Bikes von Rahmengröße zu Rahmengröße immer viel höher als länger werden. Wenn mein aktuelles Bike in XL nicht so hoch wäre, dann würde ich es in XL fahren statt in L. Ich denke ich bin nicht der Einzige, dem es so geht...
 
Womit er auf jeden Fall recht hat ist das Ärgernis, dass Bikes von Rahmengröße zu Rahmengröße immer viel höher als länger werden. Wenn mein aktuelles Bike in XL nicht so hoch wäre, dann würde ich es in XL fahren statt in L. Ich denke ich bin nicht der Einzige, dem es so geht...

Das ist das naechste Problem seiner Aussagen, das gilt eben nur (bzw. vor allem) fuer grosse Leute. Das _die_ ein Problem haben, glaube ich durchaus, ist fuer einen 'normalen' aber egal.
Wobei heutzutage die Sitzrohre eh sowieso kuerzer sind.
 
Das ist das naechste Problem seiner Aussagen, das gilt eben nur (bzw. vor allem) fuer grosse Leute. Das _die_ ein Problem haben, glaube ich durchaus, ist fuer einen 'normalen' aber egal.
Wobei heutzutage die Sitzrohre eh sowieso kuerzer sind.

Willst du damit sagen, dass große Leute sich eine andere Sportart suchen sollen? Und wieso sollte es das Problem beim Sprung von XS auf S nicht geben? Wachsen bis 1,80 immer nur die Beine und dann erst der Oberkörper?
 
Willst du damit sagen, dass große Leute sich eine andere Sportart suchen sollen?

Ich will damit sagen, dass diese Probleme nun mal nicht allgemeingueltig sind.
Dafuer hab' die 'normalen' halt das Problem, dass Produkte in ihren Groessen schneller ausverkauft sind :ka:

Und wieso sollte es das Problem beim Sprung von XS auf S nicht geben?

Weil's in der Realitaet anscheinend (zumindest den Raedern, mit denen ich zu tun hatte) so ist, dass bei XS auf S die Sattelrohrlaenge weniger waechst (sofern es XS ueberhaupt gibt).
 
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