Und was hat dann im Normalfall die höhere Priorität? Perfekte Zentrierung oder exakte Speichenspannung?
Wenn Du Dir die Unwucht eines MTB Reifens anschaust ist eigentlich klar dass ein Milimeter
im Rundlauf nicht besonders ins Gewicht fällt.
Die korrekte Speichenspannung entscheidet dagegen ob ein Laufrad haltbar ist.
Falls ersteres, können dann die Speichenspannung so unterschiedlich sein, dass man das auch hört?
Nein, das wird man nicht unbedingt hören.
Seit ich einen Tensiometer habe weiss ich dass ich eine sinnvolle Speichenspannung weder
durch Daumendrücken, am Ton, noch am gefühlten Nippelanzugsdrehmoment abschätzen
kann.
Hintergrund der Fragenstellerei mit Klang ist eigentlich der, dass ich als Laie ja nicht weiß, ob ein Rad korrekt eingespeicht ist. Wenn ich es zum Überprüfen zum Radladen bringe, dann ist der damit nach 5min fertig und sagt "läuft (wieder) rund"...da wird aber wahrscheinlich kaum mit dem Tensiometer nachgemessen, haben ja alle keine Zeit für sowas. Wenn sich dann die Speichen auf der jeweiligen Seite zumindest alle wieder gleich anhören, dann ist die Wahrscheinlichkeit meines Erachtens höher, dass da genauer hingesehen worden ist. Zumindest stell ich mir das nach meiner Logik so vor, keine Ahnung ob das stimmt
.
Wenn Du deutliche Unterschiede im Ton oder per Daumendrückmethode feststellst kannst,
kannst Du davon ausgehen dass die Speichenspannung komplett daneben ist
Wenn Du nichts feststellen kannst, kann die Speichenspannung ok sein, sie kann aber trotzdem
weit jenseits vom Optimum liegen.
Wenn ein Laufrad perfekt in Höhe UND Seite auszentriert wurde ist die Wahrscheinlichkeit in der
Regel sehr hoch dass die Speichenspannung gleichmässig ist.
Über die Stärke der Spannung sagt es aber nichts aus. Und weniger wahrscheinlich, aber immer
möglich, dass die Speichenspannung ist trotzdem ungleichmässig ist.
Das schlimmste für Speichen ist, wenn sie zu locker sind und bei Belastung des Rades hin und wieder
vollkommen entspannt werden. Dann brechen sie nach ein paar tausend Lastwechseln.
Zu hohe Spannung führt spätestens bei Belastung des Rades dazu dass sich irgendwas plastisch
verformt, z.B. die Speichenlöcher in einer Alufelge oder Nabe.
Danach ist die Speichenspannung wieder ungleichmässig und das Rad verliert schnell seinen Rundlauf.
Da die MTB Räder wegen Scheibenbremsaufnahmen oder Kassette in der Regel keine symmetrischen
Flansche haben, stehen die Speichen auf einer Seite steiler. Damit die Felge in der Laufradmitte bleibt
müssen die steileren Speichen also eine höhere Spannung haben als die Flacheren.
Es bleibt also ein schmales Fenster in dem die steilen Speichen möglichst nahe an der maximal zulässigen
Spannung bleiben damit auch die flacheren Speichen noch ausreichend genug gespannt sind.
Also kurz, man kann es denn Rädern ohne Tensiometer nicht ansehen oder erfühlen wie gut sie
aufgebaut wurden.
Geh am besten davon aus dass sie gut aufgebaut wurden. Dann bleiben die Räder auch lange so.
Wenn sie nach einigen hundert Kilometern bereits unrunder laufen, waren sie eben nicht so gut
aufgebaut und es lohnt sich sie nachzentrieren zu lassen.