Madddas verrückte Welt auf zwei Rädern...

So Jungens es geht wieder los. Die 24h in Chemnitz stehen auf dem Plan. Dieses mal im zweier. Soweit ist fast alles gepackt....Ich komm mir vor als würde ich umziehen. Das Haus is jetzt jedenfalls leer:D Morgen früh muss ich dann nur noch "ma eben" die 400km bis zur Stracke eiern.

Wie immer gibt es auf meiner Facebookseite dann einiges zu sehen:daumen: Und bitte kräftig anfeuern! Wir können jede unterstützung, auf welchem Weg auch immer, gut gebrauchen!:bier: Die größte überraschung gab es aber vom veranstalter selbst.
Es gibt einen Livestream auf dem ihr euch anschauen könnt, wie wir uns aus dem Leben fahren. Wenn das mal nix is oder? Also Popkorn raus und die Glotze angemacht: http://www.schlau-mieten.de/livetainment/

Einige Tage später gibt es dann hier den obligatorischen Rennbericht:blah::cool:
 
Dann wünsche ich euch gutes Wetter! Ist dort ja leider nicht so selbstverständlich :D Unser Team konnte sich in diesem Jahr ja leider nicht zusammenfinden.
 
Ich wünsche euch auch viel Erfolg. Mir wäre die Strecke im Zweier zu anstrengend. Mir haben die 8 Stunden 2012 schon gereicht. Im nächsten Jahr sind wir dann hoffentlich wieder dabei.
 
Moinmoin!

Hier nieselt es... Über den Tag soll es aber immer weniger werden. Es bleibt also spannend! Die Strecke sag gestern Abend noch ordentlich aus. Die GoPro ist dabei und dieses Mal werde ich versuchen mal einen run zu kommentieren:cool:
 
Chemnitz weckte sofort Erninnerungen bei mir als ich gefragt wurde, ob ich nicht im Zweier teilnehmen wolle. 2011 und 2012 war ich schon dort im Vierer am Start gewesen und so musste ich nicht lange überlegen. Leider fiel mein eigentlicher Teampartner Christian kurzfristig aus. So dachte ich schon, dass das wohl nichts mehr wird mit dem Rennen. Zum Glück meldete sich Andreas noch bei mir und so konnte es weiter gehen. Freitags bin ich dann „mal eben“ die 500km Richtung Chemnitz geeiert. Dort angekommen hieß es erstmal Philipp gegen Wetter und Zelt…
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Den Kampf hatte ich kurze Zeit später, wenn auch nur knapp gewonnen. Nachdem Andreas kurze Zeit später auch eingetrudelt war, fuhren wir die letzten Sachen besorgen. Warum sich das Pesto im Chemnitzer Kaufland beim Eis und nicht bei den Nudeln findet wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Nach dem wir uns schnell Nudeln in die Figur geschüttet haben, ging es dann noch kurz auf die Strecke. Meine Erinnerung ließ mich aber etwas im Stich und so hängten wir uns schließlich an andere Fahrer, die zum Glück das gleiche wie wir im Sinn hatten…In dem Wald sieht echt alles gleich aus…

Am anderen Morgen war es dann soweit.
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Andreas stellte sich in die Startaufstellung und ich machte das, was ich am besten konnte. Dumm rumstehen und Kommentare abgeben. Wir hatten uns eine alternative Taktik zugelegt. Jeder sollte vier Runden absolvieren und dann wechseln. So hatte man ca. andertalb Stunden Pause, konnte gut verdauen und musste nicht mit vollem Magen auf den Kurs. Dass alles anders kommen sollte ahnte von uns in dem Moment noch keiner…Uns beschäftigte eher das Wetter. Regen, Sonne, wieder Regen…Das ging Stundenlang so weiter.
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Dann war für mich mein erster Stint gekommen und ich habe es mir nicht nehmen lassen euch mal wieder mitfahren zu lassen:
Die Strecke war nur noch ein einziger Sumpf....und es wurde immer schlimmer.
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Als ich gerade auf den letzten Metern meines Stints war erblickte ich Jens (Comfortbiker) und seine Frau Sybille. Ich freute mich riesig die beiden zu treffen und so saßen wir kurz nach meinem Wechsel erstmal beim Kaffee.
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Gerade als wir uns zum Fahrerlager aufmachten und ich mich etwas um mein Radl kümmerte...
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meinte Jens plötzlich: „Philipp ist das nicht dein Teamkollege???“ „Kann nicht sein!“, schoss es mir durch den Kopf. Andreas war schließlich erst eine gute halbe Stunde unterwegs. Kurze Zeit später bestand meine Aufgabe darin, wie von einer Hornisse gestochen, durchs Fahrerlager zu rennen und einen Sanitäter zu suchen. Andreas war ziemlich unglücklich gestürzt und in einem Zaun hängengebliben. Das veranlasste seine Schulter dazu aus ihrem angestammten Platz zu springen. Erstmal kümmerten wir uns um Andreas und wir sprachen ab, dass ich dann vorerst weiterfahren fahren solle. Jens und Sybille würden mir dann bescheid geben, wie es ihm geht. Während ich dann auf der Strecke war, wurde die Schulter von Andreas, unter Einsatz eines nicht ihm gehörenden Beins, wieder eingerenkt. Das Rennen war jedoch für ihn gelaufen und er konnte sich nur noch unter starken Schmerzen überhaupt bewegen. Jens und Sybille gaben mir dann vom Streckenrand die neusten Infos durch. An dieser Stelle nochmal vielen Dank ihr beiden!!!! Andreas hatte sich zum Glück nichts gebrochen und so war die Sache nochmal glimpflich ausgegangen. Er muss nun einige Tage eine Schlinge tragen, da alles ziemlich überdehnt ist, aber es hätte auch schlimmer kommen können. Also Glück im Unglück…

Ich sprach mich dann mit Andreas ab und wir entschieden uns dazu, dass ich das Rennen als Ultradistanztrainingseinheit nutzen könne. Schließlich waren wir ja schonmal hier. Schnell wurde mir eine Kiste mit Getränken an den Solofahrerverpflegungspunkt gestellt und ich entschied bis Mitternacht zu „trainieren“.
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Um die Form zu wahren und irgendwie einen Trainingseffekt aus der Sache zu wollte ich dann schlafen gehen und morgens nochmal auf die Strecke Alleine sich gegen Zweierteams kaputt zu fahren hätte einfach nichts gebracht und schließlich habe ich diese Saison ja nochwas vor.

Genau das tat ich. So konnte ich auch nochmal die Technik und die Flüssignahrung bei Rennbedingungen austesten. Die Streckenverhältnisse waren jetzt aber jenseits von gut und böse. Die Dunkelheit hatte den Wald von Rabenstein nun fest im Griff.
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Plötzlich knallte es dann überall. Ich dachte schon die Russen würden kommen^^
Wie auch immer das geknalle stellte sich als Feuerwerk heraus…

Kurz bevor ich von der Strecke gehen wollte, stand Inga (Rohlhoff Speed Team) ziemlich im dunkeln und fummelte an ihrem Rad herum. Sie hatte das Licht an ihrem Lenker und konnte so einfach nicht die im Schlamm verhädderte Kette sehen. So half ich ihr mit meinem Licht aus und sie war kurze Zeit später wieder im Rennen. Später sollte sie bei den Damen die Solowertung gewinnen…An dieser Stelle nochmal Glückwunsch! Ganz starke Leistung!

Am nächsten Morgen drehte ich dann noch mit unserem Zeltnachtbarn (ebenfalls 2er) einige Runden bis zum Schluss. Zwischendurch machten wir einem weiteren Einzelfahrer das Rad, mit meinem Ersatzschlauch, wieder gängig. Die letzten Runden mit Ben machten nochmal ordentlich spaß, auch wenn es eigentlich um nichts mehr ging. Schließlich ging es dann gemeinsam durchs Ziel.
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Ein ganz großes Dankeschön geht natürlich an meinen Teampartner Anreas (auf das du schnell wieder aufs Rad kommst!!!), an Jens und Sybille und auch an unsere Sponsoren:

Kettenwixe Duraglide, CEP, Bioracer, Sponser Sportfood, F100 und MyTinySun
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön geschrieben :) und gibt nur grob die Härte eines 24 Stunden Rennens wieder, erst recht bei solchen "traumhaften" Bedingungen. :D
Wie die Strecke beschaffen war sieht man sehr gut im Video, jetzt noch das Tageslicht weg und eine verschlammte Funzel an den Lenker mit Blick durch die verschmierte Brille... ein Traum :D

Unterm Strich aber noch das beste daraus gemacht und durchgehalten. :daumen:

Nächstes Jahr gibt es nur Sonne im schattigem Wald... bestimmt. :anbet:
 
Schöner Bericht. Ich wünsche mir fürs nächste Jahr auch wieder halbwegs normale Bedingungen.
Bin selber nach 12 Stunden ausgestiegen.

Es grüßt René
 
Warum sich das Pesto im Chemnitzer Kaufland beim Eis und nicht bei den Nudeln findet wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.

Imn einem Berliner Kaufland bin ich auch schon einmal auf der Suche nach Pesto fast verzweifelt. Nicht einmal die Verkäufer wussten, wo das Zeug steht.
 
Guten Abend Jungs!

Es ist mal wieder soweit. Endlich wieder 24h Solo beim 24h MTB Rennen am Ring:bier:Morgen geht es ab in die Eifel:cool:. Wie immer werden wir versuchen euch auf meiner Facebookseite auf dem laufenden zu halten. Liveergebnisse könnt ihr dann hier verfolgen: http://radamring.r.mikatiming.de/2015/?pid=leaderboard

Wir sind ab morgen 16Uhr am Ring. Vielleicht hat ja der ein oder andere Lust morgen mal vorbeizuschauen. Von Samstag auf Sonntag bin ich dann mit Radfahren beschäftigt:D Wir sind bei Stellplatz A026. Zu erkennen dann am großen Banner von MYTINYSUN. Wenn ihr lieb seit mach ich euch auch einen Kaffee:D
 
Rad am Ring kommt mir mittlerweile vor, wie eine zweite Heimat. Von den Leuten am Verpflegungsstand werde ich jedes Jahr wie verrückt angefeuert. Mit dem Ordner, der für den Bereich unseres Lagerplatzes zuständig ist, quatsche ich jedes Jahr darüber was alles so in der Saison passiert ist und in den Hotels im Umkreis werde ich beim Einchecken wiedererkannt. Für mich ist das ganze immer mein persönliches Saisonhighlight. Ich muss zugeben es gibt keinen Tag im Jahr an dem ich nicht an dieses eine Rennen denke. Dieses Jahr wollte ich meinen persönlichen Rekord von 40 Runden überbieten. Mein Plan war eigentlich relativ simpel. Im Winter Muskelmasse aufbauen, zur Saison die Kraftausdauer darein bekommen, die längeren Radeinheiten länger und die harten Radeinheiten kürzer und härter.
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Nehmen wir mal den bei Radfahrern ungeliebten Monat Januar. Da ist es mit dem Training draußen nicht gerade ultra einfach. Dass ich auf einer ehemaligen Skipiste im Bergischen Land wohne, macht das Ganze auch nicht gerade unkompliziert. So bleibt oft nichts anderes als die Rolle übrig. Dieses Jahr hasste ich insgeheim die Montage. Nicht wegen dem Wochenanfang, sondern, weil da immer drei Stunden Grundlage auf der Rolle anstanden. Irgendwie habe ich dann aber doch die Indoorsaison - ohne an Hospitalismus zu erkranken - überstanden. Zugegeben es sind auf der Rolle in der kalten Hälfte dieses Jahres alle Staffeln Dr. House draufgegangen…
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Insgesamt lief die Vorbereitung ziemlich gut. Eine leichte Erkältung löste Anfang Juli bei mir dann doch eine kleine Panik aus. Der ganze Spuk hielt aber nur vier Tage an. Was das sollte und woher das kam kann ich bis heute nicht sagen. Die Taperphase an sich ging dann gut rum und ehe ich mich versah, war alles an Material, Klamotten und so weiter und sofort in den Autos verstaut. Am Freitag zeigte sich das Eifelwetter von seiner besten Seite. Beim Aufbau waren also alle guter Dinge…
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Wieder einmal sollte ich vom Rennradteam meines Vaters („Die Acht“) betreut werden. So ganz traute aber keiner der Jungs dem Braten. Für Samstag war eine Unwetterwarnung herausgegeben worden. Es sollte mit einem heftigen Sturm gerechnet werden. Als ich ins Hotel fuhr, war aber immer noch bestes Wetter. Da habe ich der Unwetterwarnung noch nicht viel Beachtung geschenkt. „Mir doch egal, die Eifel hat eh immer in 24 Stunden vier Jahreszeiten…“, dachte ich mir.

Nach dem abendlichen Carboloading trottete ich also in mein Hotelzimmer.
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Da galt es dann die typischen Vorbereitungen für die Nacht vor dem Rennen zu treffen. Also fix mal eben das Bärenfell übergeworfen und ein Opfer dem Sonnengott Ra dargebracht. Nein Ernst mal beiseite. Habe natürlich das gemacht, was viele Radsportler machen, und mein eigenes Kissen mitgebracht. Vorsichtshalber habe ich mir noch eine Ration Flüssignahrung auf dem Nachttisch bereitgestellt.
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In der Nacht schüttete es mal wieder eifeltypisch. Auch das war für mich immer noch kein Grund zur Sorge.

Nach einer erholsamen Nacht und einem ordentlichen Frühstück war ich…nennen wir es mal durchgeladen und entsichert. Am Ring angekommen wurde nur noch schnell alles bereitgestellt, die Bikes ein letztes Mal gecheckt und dann konnte es von mir aus losgehen. Und dann DAS. Über die Lautsprecher des Rings ertönte eine Durchsage: „Auf Grund der Sturmwarnung wird der Start aller Raddisziplinen um drei Stunden verschoben…“ Bams Ende aus. Innerhalb von einer Sekunde auf die andere wurden meine Rekordhoffnungen zerstört. Mein Zeitplan musste überarbeitet werden und das Radl bekam noch ein anderes Vorderrad…weil wegen Regen. Danach nochmal hingelegt… Tommy aus dem Achter meinte noch: „ Das wird sich noch weiter verschieben.“ In dem Moment wollte ich es noch nicht so richtig glauben. Tommy sollte Recht behalten. Nach einigen Stunden eine erneute Durchsage: „Die Starts der Raddisziplinen werden auf Grund der Sturmwarnung auf 20Uhr verschoben.“ Zugegeben es gibt schlimmeres als in einem nagelneuen Mercedescamper auf den Start zu warten, aber ich wollte einfach nur Radfahren.
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Zwischendurch waren meine Nerven dann schon ziemlich am Ende. Die ganze Vorbereitung, für einen Studenten mördermäßig viel Kohle und alles stand auf der Kippe. Der Sturm lief in der Zwischenzeit zur Höchstform auf.
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Einer unserer Pavilions knickte im wahrsten Sinne des Wortes ein. Gut Wind sieht man auf Fotos bekanntlich eher schlecht, es musste aber mit umstürzenden Bäumen gerechnet werden.
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Gegen Abend verdünnisierte sich dann aber der Sturm. Der Regen blieb. Vorerst. Für alles gibt es ja ein erstes Mal. So kam es dann, dass ich mich für ein 24 Stundensolorennen warm fuhr. Einfach um nicht schon im Startblock zu unterkühlen.
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Die Taktik hatte sich nun nochmal geändert. Es sollte ein 17 Stundenrennen werden. So wurde mein Zeitplan (der allererste) einfach um die ersten acht Stunden gekürzt und es galt die Devise viel schneller zu fahren. Die ersten Runden liefen dann mit einem Schnitt jenseits der 20 km/h auch ziemlich ordentlich.
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Nur etwas warm wurde mir und so flog meinen Betreuern eine mit Überschuhen bestückte Baggyshorts entgegen.
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Nach drei Stunden durfte ich mir während der Fahrt die erste Packung Flüssignahrung von Ensure in die Figur schütten. Schmeckt wie schlechter Kakao. Aber mit Kakao ist es ja wie mit Pizza, selbst wenn es schlecht ist, ist es immer noch ziemlich gut.

Nach etwa vier Stunden fuhr ich in die erste kleine Krise. Die Oberschenkel meldeten sich für meinen Geschmack etwas früh.
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Also würden die Gräten auf der Zielgeraden etwas ausgelockert und zwei Runden später war das Problem vorbei.
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Kurz nach zwei Uhr morgens wurde dann der erste Boxenstopp anberaumt. Soweit lief alles nach Plan. Als es dann nach 10 Minuten Stopp wieder aufs Rad ging, fiel mir nach einer halben Runde sofort der Temperatursturz auf. Es war extrem kalt geworden. Das Garmin zeigte mir 4,7 Grad an. Richtig gemütlich also. Es half also alles nichts. Zu meinem Leidwesen musste ich dann eine Stunde nach dem planmäßigen Stopp nochmal kurz anhalten und mich wieder mit Überschuhen und Jacke bewaffnen. Der Rest der Nacht war dann dank vielen Klamotten temperaturmäßig halbwegs aushaltbar.
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Beim Aufstieg zur Nürburg kann man immer sehr schön den Horizont beobachten. Irgendwann zwischen vier und fünf Uhr morgens war dann ein leichter Hauch von Licht zu sehen.
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Zwei Runden später war es dann Hell.
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Und ich fuhr in die erste richtige Krise. Ganzkörperschmerzen beschreiben es wohl am besten. Bei jedem Soloritt kommt irgendwann der Punkt, an dem der Mann mit dem Hammer kommt. Dir Kurbel rumzubringen wurde immer schwerer.
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Das Problem ist, dass man immer sehr erfolgreich die Schmerzen von letztem mal vergisst. So ist überigens auch Verrücktheit definiert: „Immer das Gleiche tun und andere Ergebnisse erwarten.“ Ans Rennende zu denken hilft dann auch nicht weiter, wenn man noch acht Stunden vor sich hat. Mit dem nächsten planmäßigen Stopp im Kopf ging die Quälerei dann weiter und weiter. Um kurz nach acht war es dann soweit und ich durfte an die Box.

An meinem geliebten Rad wurde die Beleuchtung abgebaut. Ich durfte einen Kaffee trinken, einen Sponser Recovery Shake hinterher schütten und ein paar Haferflocken löffeln. Meine Haferflocken mit Milch weckten bei meinen Betreuern unerklärlicher Weise spontane Assoziationen mit irgendwelchen Dichtpasten. Mein Vater hatte inzwischen einen Blick auf die aktuellen Positionen geworfen und war zu dem Schluss gekommen, dass der Altersklassensieg nun in trockenen Tüchern sei. Overall lag ich zu dem Zeitpunkt auf Platz sechs. Die frisch in meinen Kadaver geschütteten Kalorien und die aktuelle Platzierung ließen meinen Diesel dann doch wieder anspringen.
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Es ging somit in die letzten paar Stunden und endlich war wieder Druck auf dem Pedal. Mein persönlicher Fanclub an der Verpflegungstelle war mittlerweile wieder auf den Beinen. Mächtig Unterstützung gab es dann auch aus dem Fahrerfeld selber. Viele Rennkolleginnen und -kollegen feuerten mich an, während ich die letzten Runden in Angriff nahm.

In den letzten Runden denke ich dann immer an nur eine Sache. Essen! Endlich nach dem Rennen Essen, in das man vernünftig reinbeißen kann. Nichts mit Haferflocken oder Flüssignahrung. Das motiviert dann schon ziemlich. Da wird ein Steak dann plötzlich mit Goldbarren aufgewogen. Geschweige denn ein Stück Kuchen…oder Mayonnaise mit Pommes…

Dann war es endlich soweit. Zieleinlauf. Wie immer am Ring, ist es der Hammer gewesen. Hunderte Zuschauer und Fahrer säumten die Zielgerade und ich mittendrin.
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Es hatte sich doch wieder alles gelohnt! In dem Moment vergaß ich alles und hätte sofort die Anmeldung für nächstes Jahr unterschrieben. Zu meinem Steak kam es aber vorerst nicht. Im Fahrerlager schaffte ich es gerade noch so eine kleine Packung Erdnüsse aus meiner Starterpackung zu kramen und mir jene einzuverleiben, bevor ich im Campingstuhl vor meinem Rad einschlief. Übrigens wurde es dann doch am Ende noch Platz fünf Overall. Für mich ein absolutes Traumergebnis. So durfte sich nun das zweite Ringgold in meinen Bilderrahmen verirren. Wer in letzter Zeit gut aufgepasst hat, wird dann auch herausbekommen, von wem die Unterschrift auf dem Trikot stammt:
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Am Montag nach dem Rennen sind wir für euch dann extra nochmal für einige Fotos die Strecke abgelaufen:
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Insgesamt waren es dann 289km und 5500 Höhenmeter in offiziellen 16:48:11
Rundenzeiten könnt ihr hier sehen. Pause gemacht wurde zweimal. Einmal 10 Minuten und einmal ca. 7 Minuten:
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Die Stravauser können ja gerne mal bei mir vorbeischauen (25/26 Juli). Gegen Ende hat der Herzfrequenzsensor etwas geschwächelt, deshalb kann es mal sein, dass es eine Runde mit 100er Schnitt gibt:
https://www.strava.com/athletes/6828480

Zum Schluss möchte ich mich noch bei allen Unterstützern bedanken! Vielen Dank für das Anfeuern auf und abseits der Strecke! Ein ganz großes Dankeschön gilt natürlich noch dem Rennradteam „Die Acht“. Zusätzlich zum eigenen Rennen haben sie mich Pflegefall die ganze Zeit mit Flaschen, Klamotten und vor allem mit seelisch moralischer Unterstützung versorgt. Ihr seid der Hammer Jungs!

Um die Runde komplett zu machen gilt ein großer Dank natürlich noch den Sponsoren. Bekanntlich bin ich ja noch Student und bei der Ganzen Rennfahrerei bin ich echt froh wenn überhaupt am Ende des Monats noch ein paar Kröten über sind. Da ist man froh über jede Unterstützung. Vielen dank also an Mytinysun, die für ordentlich Licht und extrem viel Akkulaufzeit gesorgt haben, an Bioracer und CEP für die besten Klamotten die man sich vorstellen kann, an Kettenwixe Duraglide (Dank dem neuen Öl musste nur einmal nachgeschmiert werden!), an Dr OK Wack und schließlich an Sponser Sport Food, deren Nahrungsergänzungsmittel mir besonders in den schweren Stunden geholfen haben auf dem Rad zu bleiben!
 
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Ja habe ich. Ist aber nicht so, dass man bei so einer Ultradistanz extrem viel abnimmt. Kurz danach hat man sogar etwas mehr.
Vor dem Rennen waren es 73,2 kg. Kurz danach ca. 75 und dann nen Tag später war ich runter auf 72,8.

Wenn ich wirklich 24h durchfahre ist das ein Kalorienverbrauch von 12000. Ein Kilogramm Körperfett hat ca. 7000. Da man ja auch vorher, währenddessen und nachher ordentlich zuführt hält sich der Fettverlust in grenzen. Wirklich Körperfett abnehmen darf ich bei ca. 7%kfa auch nicht mehr

Das extremste was ich jeh gemessen hab war 2012. Tag vor dem Rennen 72. Tag nach dem Rennen 75 und dann runter auf 69,9. Hat sich dann aber auch schnell wieder stabilisiert.
 
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Rad am Ring kommt mir mittlerweile vor, wie eine zweite Heimat.

Top (also der Bericht und das Ergebnis)!

Auf die Gefahr hin, dass ich es "irgendwo" überlesen habe: Was ist eigentlich in deiner Saisonvorbereitung deine längste Fahrt für so ein 24 h Rennen, quasi eine Hauptprobe, gibt es das?
 
Top (also der Bericht und das Ergebnis)!

Auf die Gefahr hin, dass ich es "irgendwo" überlesen habe: Was ist eigentlich in deiner Saisonvorbereitung deine längste Fahrt für so ein 24 h Rennen, quasi eine Hauptprobe, gibt es das?

Das freut mich, danke:)


Also eine Generalprobe in dem Sinne gibt es nicht. Wenn es auf die Saison zugeht, also ab März, fahre ich aber einige sehr lange Einheiten. Sprich ca. 8 Stunden. Da spiele ich dann eigentlich das Rennen die ersten Sechs Stunden durch, sowie die erste Pause nach sechs stunden. Danach gehts dann nochmal für zwei Stunden aufs Rad. Das Dient vor allem dem Test von dem ganzen Ernährungsgedöns. Dieses Jahr waren es dann von März bis Rad am Ring ungefähr jeden Monat eine von diesen ganz langen Einheiten.

Ob man rein von der Ausdauerleistung her in der Lage ist 24 Stunden durchzufahren kann man einfach testen. Wenn man sechs Stunden in seinem Tempo fahren kann und sich dann immernoch gut fühlt und keine großen Probleme in Sachen Beine hat, dann kan man auch 24 Stunden fahren. Wie schnell das ist, ob der Magen das aushält, ob sich andere Probs ( Sitzen, Oberkörpermuskulatur usw) einstellen und ob man das vom Kopf her kann steht auf einem anderen Blatt. Dass ein Solofahrer ausfällt, weil er es ausdauermäßig nicht mehr schafft die Kurbelrumzubekommen passiert sogut wie nie. Meistens ist es halt wie gesagt wegen: Magen, Kopf und Oberkörper/Sitzen
 
den werten Herren durfte ich Heute im Ahrtal beim lockeren Grundlagen fahren erwischen, nach 110 Rennradkilometern hat er noch aufs Pedal getreten wie ich nach 10. Also für ihn war das wohl Grundlage, für mich war das "schneller muss nich zwingend sein"

Es gibt ja schon fitte Menschen, aber du bist echt der Knaller. War schön mal eine Forumnisti live und in Farbe zu treffen. :daumen:
 
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