Sicherheit beim Biwakieren

Diese ganzen Horrorgeschichten und (möglichen) Vorsichtsmaßnahmen wundern mich etwas- etwas von dem Zauber, den ein Overnighter bietet (ja, dazu gehört auch ein klein bisschen Pupengang), wäre damit weg.
Eine einigermaßen sichere Alternative wäre übrigens noch der Campingplatz.
 
Kleine Anekdote von wegen "Auf dem Rucksack schlafen". In Mailand am Bahnhof inmitten von 30 anderen schlafenden Backpackern wurde mir der Rucksack unterm Kopf weggeklaut.

Ich vertrau nachts außer Freunden niemandem mehr. Mir wurde auch mal das Radl in einem ruhigen Dorf, einer ruhigen Seitenstraße aus einem nicht einsehbaren Garten geklaut. War angekettet an ein Fallrohr und ein 2. Fahrrad.
 
Das ist echt heftig.

Ich muss immer an den Spruch denken:
Wenn ein Bär einen anderen Bär im Wald trifft denkt er: guck mal, ein Bär.
Wenn ein Mensch einen anderen Menschen im Wald trifft denkt er: guck mal, ein Mörder.

;)

Damit hier in Westeuropa was passiert muss man extrem viel Pech haben.
 
Zu Menschen kann ich nix negatives sagen, da hab ich nur gute Erfahrung gemacht bisher. Gut, ich campe nicht in Städten, sondern so weit abseits, wie es grad geht, wegen dem Naturabenteuer. Wenn ich dann doch mal Kontakt mit Menschen hatte, war es bisher immer sehr nett und herzlich.


Meine erste Übernachtung mitten im Wald war in Rumänien... da war ich schon entsprechend geimpft mit Horrorstories von wegen Bären, Wölfe, wilde Hunde.. also schön brav den Packsack mit dem Essen 100 Meter weiter an einen Baum gehängt, Pfefferspray am Anschlag und einen Stock in der Nähe.
Kaum war's Nacht, ging's auch schon los: heiseres lautes Bellen. Erst ein paar hundert Meter links, dann eher rechts, dann beide vorne... und kurz darauf schlugen auch die ca. 20 Hofhunde im 4 km entfernten Dorf an – jedesmal wenn das Bellen kam.

Es mußten schon größere Tiere sein, so vom vermuteten Lungenvolumen her. Uns ging ganz schön die Pumpe und wir wußten das einfach nicht einzuordnen. Für Hunde zu heiser, für Wölfe zuviel Gebell, für Bären zu klein und überhaupt -> :confused: meine für mich plausibelste Theorie war, das sind kranke wilde Hunde. bibber. Am nächsten Morgen sahen wir viele Füchse. Füchse bellen? hmhm rätsel rätsel.
Das ging 4 Nächte so, mehr oder weniger. Manchmal mischte sich auch hohes Geschrei und Gejammer dazwischen, als würde man eine Katze abstechen.

Am 4. Tag hat uns einer in 'nem Dorf auf eine Flasche Schnaps eingeladen und erwähnt, daß er öfters wildern geht. Als wir ihm von unseren unheimlichen Begegnungen erzählt hatten, lachte er laut und meinte: das sind Rehböcke. Die sind grad geil und was da so geschrien hat das seien die Weibchen. Wir haben uns echt an die Stirn geklatscht.
Seitdem hab' ich schon oft im Wald gepennt, auch hier in Deutschland hört man die sehr oft.

Neulich hatte ich eine Wildschweinfamilie in nächster Nähe... in ca 30 meter Entfernung haben sie gesuhlt und gegrunzt.. und man hörte auch das Fiepen von Ferkeln.
Jetzt erzählen viele, daß Wildschweine ja so gefährlich sein können.. mit ihren Hauern und gerade wenn sie Junge haben. Mag sein, ich halte das statistisch aber für überbewertet. Ich hab sie einfach machen lassen.

Den größten Ärger hab ich immer wieder mit Zecken, insbesondere den mini kleinen Nissen. Wenn man davon mal 50 Stück von den Beinen kratzen muß, nervt das schon ziemlich.
 
das sind Rehböcke.

Das Rehe solche Geräusche absondern können ist krass, oder?! Ich meine aber, das die Rehböcke auch bei Gefahr "bellen"; quasi um ihre Sippe zu warnen. In unserer Nähe wohnt eine Rehfamilie- da werde ich regelmäßig von diesem Bellen wach (und muss dann immer schmunzeln, weil sich das so gar nicht nach Bambis Vater anhört :) )
 
Ich versuch immer eine Hütte für die Nacht zu finden (per GPS eher easy - weil eingezeichnet), meistens so 2-3 Km weg vom Ort/Straße. Am liebsten nicht weit weg von Wasser.
Da hab ich nen Tisch mit Bank, trockenen Boden zum schlafen und kann noch recht gut was kochen....
Da reicht dann die Luma mit Schlafsack im Sommer aus.
Ansonsten sind Campingplätze nicht schlecht - weil Dusche, WC, Kiosk, Strom zum lade.
Das ist so alle 2 -3 Tage sehr angenehm.
Sonst frag mal beim Pfarrer - die sind meistens ganz nett und helfen mit nem Platz für die nacht weiter

Die vielen Geräusche im Wald sind schon seltsam - speziell, wenn diese nicht zugeordnet werden können....huahhhhhhhhhhhhh

Angst vor Diebstahl hab ich nur in der Stadt, da hilft aber ein kleines Kabelschloß und / oder das verknoten von Rucksack und Helm sehr gut. Außerdem laß ich den Bock nie lange alleine stehen - ich will ja fahren und keine Stadtbesichtigung machen :)
 
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Es freut mich ja dem langen Ruhen dieses Threads nach urteilen zu können, dass die meisten hier wohl relativ unbesorgt und bisher unbehelligt unterwegs zu sein scheinen. Mich persönlich treibt aber ein Problem, vielmehr eine Angst, mehr und mehr um. Wölfe. Vornweg, ich liebe und schätze diese Tiere und sehe deren Recht hier wieder zu siedeln. Aber die Situation wie sie momentan ist, ist mir bei weitem nicht koscher. Ich bin meistens allein in weiter Flur unterwegs und bekomme anhand solcher Erhebungen und Darstellungen (s.u.) doch irgendwo Beklemmungen und fühle mich in meiner Tourplanung nicht nur eingeschränkt, sonder gehemmt.

Territorien_Sachsen_2015_2016.jpg


Wahrscheinlich gibt es dazu schon unzählige Threads in irgendwelchen Outdoorforen, aber ich finde auch uns geht das was an/ betrifft es in gewissem Rahmen. Ich will hier keinesfalls eine Diskussion pro-contra Wolf lostreten. Mir geht es einfach um den Umgang mit diesem (meinetwegen seltenen oder auch noch nur regionalen) Risiko. Es gibt ja auch genug Leute die ihre Nächte z.B. in den nordamerikanischen oder, näherliegend, tschechischen und polnischen Wäldern verbringen wo diese Tiere schon länger wieder/ immer beheimatet waren. Aber da sehe ich vornehmlich den allgemein anderen Umgang mit Wölfen als bei uns. Wobei bei uns nun endlich auch die ersten „Experten“ auf den restriktiven Einsatz von Gummigeschossen und Böllern hinweisen… Aber noch immer wird der Wolf bei uns mehr interessiert und mit Samthandschuhen behandelt, als ihm die Scheu vor dem Menschen nahezulegen. Das äußert sich eben in seiner abnehmenden Scheu Menschen und Menschengemachtem gegenüber. Und die radikale Möglichkeit sich zu schützen ist bei uns auch nicht gegeben (mit all den Vorteilen dass es nicht so ist!). Wobei ein 45er-Colt jetzt eh nicht ultralight wäre...

Ich gebe zu eine Anfrage bei einem der vielen „Wolfexperten“ habe ich bisher nicht getätigt. Dazu fehlt mir der Glaube in diese. Die häufigste Antwort wird sein: „Sie haben nachts im Wald nichts zu suchen.“ (inzwischen gibt es ja Überlegungen Betretungswarnungen vor und nach der Dämmerung auszusprechen), zudem wer glaubt 1,10m Zaun samt Flatterband (komplette Herdenrisse gerade aufgrund dieser Einzäunungen sind ein Thema für sich und für ein anderes Forum) halten einen Wolf auf, dem fehlt es einfach an Menschenverstand und Verständnis.

Ich freu mich ja über jede, weil so seltene, Begegnung mit Wildtieren. Nur weiß ich selbst beim 150kg Eber mit noch so ausgeprägten Hauern, der ein paar Meter vor mir den Radweg kreuzt und mich mustert, dass der nicht im nächsten Moment denkt „mmmh, lecker…“. Der Wolf ist von Natur aus bei weitem kein scheues Tier, bedacht und vorsichtig mit Sicherheit, aber auch neugierig und vehement in seinem Willen. Ich fühl mich einfach inzwischen und derzeit(!) unwohl mich alleine nachts irgendwo hinzulegen, zumindest in dem Teil meines Bikereviers welches so schön mit bunten Kreisen zugepflastert ist...

Bin ich damit allein? Gar der Hypochonder vom Dienst? Oder ist das irgendwo verständlich bzw. nachvollziehbar?

PS: mich würde besonders interessieren wie Leute aus der Region (@QuasiNitro , @cubation , ... ) damit umgehen.
 
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Nunja. Deine Bedenken sind nicht unbegründet, wobei ich dem "bösen Wolf" immer doch mehr Scheu, wie Neugier attestieren würde. Auch wenn sich die Populationen wieder vergrößert haben, sehe ich den Wolf immer noch als scheuen Waldbewohner. Daher habe ich mir hierzulande wenig Gedanken um solche Begegnungen gemacht und bisher gut geschlafen. Ist wahrscheinlich auch so'n Psychoding - je mehr man sich damit beschäftigt und den worst case vor Augen hält, macht man diese in solchen Situationen eben nicht so schnell zu und kommt nicht zur Ruhe...wäre doch schade um die schöne Draußenzeit ;- >
 
Die gefählichsten Waldbewohner sind Zecken. Aber die fängt man sich allenfalls beim Laufen durch´s Lager ein, nicht im Schlafsack. Danach kommen Bremsen, dann Mücken, und dann erstmal eine ganz Weile gar nichts. Jede Fahrradfahrt im Straßenverkehr ist gefährlicher als eine Übernachtung im Wald in Deutschland. Klar, wenn ich mein Rad in der Stadt abstelle, und auf einer Parkbank schlafe, dann kann einem etwas geklaut werden. Darum schlafe ich in direkter Nähe von Häusern immer außerhalb der Sichtweite von Wegen. Grundsätzlich kann beim Mountainbiken im Wald immer eine Kollision mit einem Tier stattfinden: Auch ich hatte schon so einen Crash, einem Freund von mir ist eine Horde Wildschweine vor´s Rad gelaufen, und er ist voll reingedonnert. Shit happens. Dennoch sind die Hunde von Spaziergängern eine sehr viel häufigere Gefahr.
 
Die gefählichsten Waldbewohner sind Zecken.
Das lass ich mich impfen.
Leider bezahlt meine Krankenkasse die Wolfsschutzimpfung nicht.

Mal schauen wie sich das mit den Wölfen entwickelt.
Meine Prognose ist, dass es bald Vorkommnisse Wolf/Mensch geben wird.
Als Gründe sehe ich die hohe Siedlungsdichte in Deutschand und falsch verstandene Tierliebe.
 
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Das lass ich mich impfen.
Leider bezahlt meine Krankenkasse die Wolfsschutzimpfung nicht.

Mal schauen wie sich das mit den Wölfen entwickelt.
Meine Prognose ist, dass es bald Vorkommnisse Wolf/Mensch geben wird.
Als Gründe sehe ich die hohe Siedlungsdichte in Deutschand und falsch verstandene Tierliebe.
Vielleicht recherchierst Du mal lieber, wie viele Menschen durch süße Rehe und knuffige Wildschweine sterben...
 
Nur weiß ich selbst beim 150kg Eber mit noch so ausgeprägten Hauern, der ein paar Meter vor mir den Radweg kreuzt und mich mustert, dass der nicht im nächsten Moment denkt „mmmh, lecker…“.

Ich finde die Behauptung plausibel, dass Wölfe, wenn sie Menschen sehen, eben nicht denken, "mmmh, lecker..." - also dass der Mensch normalerweise nicht ins Beuteschema von Wölfen passt. Das heisst nicht, dass es nicht zu unangenehmen/gefährlichen Begegnungen kommen kann, sondern dass die Gefahr, die von Wölfen ausgeht, eine ähnliche ist, wie die, die vom Eber ausgeht.

Meine Prognose ist, dass es bald Vorkommnisse Wolf/Mensch geben wird.
Das gibt es bereits regelmässig: Von 2000 bis 2015 wurden in Deutschland 58 Wölfe Opfer von Verkehrsunfällen.

Ich komm zwar aus einer anderen Ecke, aber bei uns gibt es die Karte mit den Kreisen auch:
CH-Verbreitungskarte-2016_12-2016.jpg


Ich wohn ein bisschen nördlich von M71, dementsprechend ist das graue Präsenzgebiet auch mein Streifgebiet. Über das Grüne habe ich ich vorher gerade etwas gewundert, da waren wir vergangenes Jahr an Pfingsten zum Biwakieren und haben uns nur wegen der Zecken Gedanken gemacht, an die Wölfe haben wir nicht einmal gedacht. Ähnlich ging es mir vorletzten Herbst im pinken Verbreitungsgebiet.

Wenn ich nun also zu den grauen Wölfen gehe und da draussen schlafe, dann nehm ich mein Zelt mit und schlaf nicht einfach so draussen. Keine Ahnung, ob das was gegen Wölfe nützt, gegen Wolfsangst hilft es mir zumindest.
 
Mal schauen wie sich das mit den Wölfen entwickelt.
Meine Prognose ist, dass es bald Vorkommnisse Wolf/Mensch geben wird.
Als Gründe sehe ich die hohe Siedlungsdichte in Deutschand und falsch verstandene Tierliebe.

Das sehe ich leider genauso. Aber wie immer in D, erstmal passieren lassen und dann drüber reden…

Ich finde die Behauptung plausibel, dass Wölfe, wenn sie Menschen sehen, eben nicht denken, "mmmh, lecker..." - also dass der Mensch normalerweise nicht ins Beuteschema von Wölfen passt. Das heisst nicht, dass es nicht zu unangenehmen/gefährlichen Begegnungen kommen kann, sondern dass die Gefahr, die von Wölfen ausgeht, eine ähnliche ist, wie die, die vom Eber ausgeht.

Ja, wir gehören nicht zur Beute der Wölfe, aber wir gehören sehr wohl ins Beuteschema, wenn es auch ein bisschen spärlich und mager ist was wir liefern, aber Frischfleisch bleibt Frischfleisch… (Und wenn er nur anknabert wie der Hai der nach dem ersten Bissen vom Surfer merkt „Ne is keine Robbe“, ist mir das schon zu viel der Nähe.)
Mir ist einfach ein Fall vom letzten oder vorletzten Jahr präsent. Eine Joggerin im Norden Amerikas, die einem Rudel Wölfe zum Opfer gefallen ist. Ok, die hatte Musik auf den Ohren und ist wahrscheinlich weitergelaufen wo sie nicht hätte weiterlaufen sollen, aber dieses Wecken eines Jagdinstinkts, hat man nun mal vornehmlich bei Raubtieren. Genauso gibt es aber denke ich den Instinkt der Faulheit und der Nicht-Energieverschwendung. Also warum dem Reh hinterher, wenn das Essen plötzlich vor einem rumliegt und schläft? Sogar frisch verpackt in mehrere Lagen „Kunststofffolie“ wie im Supermarkt.

Wenn ich nun also zu den grauen Wölfen gehe und da draussen schlafe, dann nehm ich mein Zelt mit und schlaf nicht einfach so draussen. Keine Ahnung, ob das was gegen Wölfe nützt, gegen Wolfsangst hilft es mir zumindest.

Ein Zelt halte ich ebenfalls für ausreichend nicht zur Beute zu werden. Nur leider habe ich erst in den letzten Jahren die Schönheit des Biwakierens für mich entdeckt. Aber selbst in ner (offenen) Hütte in diesen Revieren fühle ich mich allein nicht mehr wohl. Ich denke einfach wenn sich die Möglichkeit ergibt, wird ein (vielleicht mit Betonung EIN) Mensch zur Beute. Und ein Raubtier hat und entwickelt immer noch einen anderen Antrieb (nicht den physischen!) dir hinterherzurennen, als ein Fluchttier.

Über das Grüne habe ich ich vorher gerade etwas gewundert, da waren wir vergangenes Jahr an Pfingsten zum Biwakieren und haben uns nur wegen der Zecken Gedanken gemacht, an die Wölfe haben wir nicht einmal gedacht. Ähnlich ging es mir vorletzten Herbst im pinken Verbreitungsgebiet.

Die selbe Verwunderung hat mich letztes Jahr auch erwischt, als ich das Verbreitungsgebiet und die Zahlen dazu hier in Sachsen das erste Mal vor Augen hatte. „Hm, hübsch, da hast du schon mal geschlafen, da auch, und den Ortsnamen kennst du auch,…“ Gefühlt habe ich glaube jedes Wolfsrudel auf der Karte schon besucht (ohne es damals zu wissen)… Ich bitte trotzdem darum den Maßstab im Vergleich zur eidgenössischen Karte zu beachten. Und die Kreise auf den 140km östlich von Dresden sind Rudel, wenn diese auch schon ab 2 Tieren aufwärts als solche gelten…

Ist wahrscheinlich auch so'n Psychoding - je mehr man sich damit beschäftigt und den worst case vor Augen hält, macht man diese in solchen Situationen eben nicht so schnell zu und kommt nicht zur Ruhe...wäre doch schade um die schöne Draußenzeit ;- >

OT: Ganz ehrlich, die selben Gedanken lassen sich wie ich finde auch auf die Ausrüstung beziehen. Wenn man nicht weiß was einem alles fehlen könnte, oder was (oft nur vermeintlich!) besser und anders sein könnte, dann vermisst man es meistens nicht einmal und es erregt keinerlei Aufsehen.

PS: Das schlimmste ist ja, das Wölfe Angst riechen können. Ich wünscht ich hätte diese Sachsenkarte nie gesehen :)
 
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Mich persönlich treibt aber ein Problem, vielmehr eine Angst, mehr und mehr um. Wölfe. Vornweg, ich liebe und schätze diese Tiere und sehe deren Recht hier wieder zu siedeln. Aber die Situation wie sie momentan ist, ist mir bei weitem nicht koscher. Ich bin meistens allein in weiter Flur unterwegs und bekomme anhand solcher Erhebungen und Darstellungen (s.u.) doch irgendwo Beklemmungen und fühle mich in meiner Tourplanung nicht nur eingeschränkt, sonder gehemmt

Geniesse dieses Gefühl, dass Du in einer intakteren Landschaft unterwegs bist zu der der Wolf gehört. Gewisse Verhaltensregeln sollten in einer solchen Landschaft berücksichtigt werden;
  • Wir müssen darauf achten, dass sie scheu bleiben und als bikepacker ist ein guter Rat, dass Essen nicht zugänglich, rsp. nur schwer zugänglich zu machen. Wenn Tiere einfach zugängliches Essen mit Menschen in Verbindung bringen, tauchen Probleme auf. Immer.
  • Ebenfalls rate ich auch generell dazu auf, seinen Übernachtungsplatz auf Abdrücke, Kot, Gerüche und andere Spuren von Tieren zu inspizieren. Ich habe schon oft einen vermeintlich guten Schlafplatz wieder verlassen, weil es viele Wildspuren hatte. Dabei mache ich nicht um meiner selbst sorgen, sondern darum, dass ich den Tieren nicht einen Rastplatz oder ähnliches wegnehmen will.
  • Hat man einen geeigneten Platz zum Schlafen gefunden kann man durch Rufe auf sich aufmerksam machen. Das dient nicht dazu die Tiere anzulocken, sondern wissen zu lassen ‚hier bin ich‘.
  • Auch wenn wir meist auf Pfaden (oder Schottersträsschen) unterwegs sind, diese werden auch von Tieren rege benutzt. Man sollte diese Bereiche zum Schlafen meiden.

Im Buch Bear Attacks gibt’s einiges an Info, die auch hilft sich gegenüber anderen Wildtieren korrekt zu verhalten.

Mich hat mal ein Fuchs auf über 3000 m an Ostern (!) in den Alpen geweckt da er an meiner eigenen Nase rumschnupperte. Mein Schrecken war natürlich riesig und ich hätte bei einem Wolf gleich reagiert, nämlich das Tier in die Flucht schlagen mit allen möglichen Mitteln. Ich will zum Schutz des wilden Tieres nicht interagieren, sondern von mir weg haben.

Die paar Wölfe die ich auf mehrmonatigen Trips in die Berge Kanadas und Alaskas angetroffen habe, haben mehr Bewunderung als sonst was ausgelöst. Dasselbe bei den Wolfsspuren die ich in der Schweiz im Schnee gesehen habe.

Mehr wegen den Bären als sonstigen Wildtieren (Cougar, Wolf, Elch, Caribou, Stachelschwein nur um ein paar zu nennen) habe ich im Zweifel, wenn ich in der Nacht ein Geräusch gehört habe laut gerufen. Richtig laut. Nur ein einem Fall von 90 (!) hatte sich ein Elch in unserem Schlafplatz „vertan“. In Skandinavien waren es ein paar wenige Rentiere, die über die Abspannleinen stolperten und in Tibet halb wilde Yaks.
Jedoch die allermeisten nächtlichen Zwischenfälle mit Wildtieren fanden auf Zeltplätzen statt. Der Grund dürfte wohl klar sein – Fehlverhalten von Menschen. Opportunistisch wie viele Tiere sind, nutzen sie dieses Fehlverhalten aus um zu Essen oder auch Nestmaterial zu kommen.

Wenn ich mich richtig verhalte gibt’s keinen Grund Angst zu haben. Versuche die Angst in Respekt und umsichtiges Handeln zu wandeln.

Nur weil es ein wildes Tier ist, dass uns fressen könnte bedeutet es noch lange nicht, dass es dies auch tut.

Zudem, wenn ich mich recht erinnere ereignen sich 90 % der Wolfattacken bei Kindern unter 6 Jahren.

Als ich in Spitzbergen war, wurde mir dies mit Eisbären deutlich vor Augen geführt. Die sind extrem neugierig, zeigten praktisch keine Scheu, selbst vor einer Gruppe von 6 Erwachsenen und kamen immer auf uns zu, was immer mit unserem Rückzug endete.
Wir stehen auf deren Menükarte. Das war’s aber dann auch schon.

Die gefählichsten Waldbewohner sind Zecken
Genau.
 
Der Typ hier ist ein wenig freakig, kennt sich aber mit dem deutschen Wald aus (Forstwissenschaftler) und ist in der Outdoor-Szene bekannt - Fazit IMHO: der Wolf ist äußerst scheu, findet hinreichend Nahrung im deutschen Wald inkl. Peripherie und wird um menschliche Waldbesucher einen großen Bogen machen - gutes Zeichen, dass er wieder da ist. Im wilden Kanada im Winter bei Nahrungsmangel mag das anders aussehen...

Video in drei Teilen:

 
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Ein Zelt halte ich ebenfalls für ausreichend nicht zur Beute zu werden. Nur leider habe ich erst in den letzten Jahren die Schönheit des Biwakierens für mich entdeckt. Aber selbst in ner (offenen) Hütte in diesen Revieren fühle ich mich allein nicht mehr wohl. Ich denke einfach wenn sich die Möglichkeit ergibt, wird ein (vielleicht mit Betonung EIN) Mensch zur Beute. Und ein Raubtier hat und entwickelt immer noch einen anderen Antrieb (nicht den physischen!) dir hinterherzurennen, als ein Fluchttier.
Geniesse es weiterhin. Die Wahrscheinlichkeit, dass Dich ein Wolf anknabbert ist um ein extrem vielfaches geringer, als die, dass Du Dich ernsthaft verletzt auf dem noch so kurzen Abschnitt im Strassenverkehr während Deiner Tour. Es steht einfach in keiner Relation zu einander, als dass sich Sorgen und Angst so verhalten sollten, wie sie es bei Dir tun. Vielleicht hilft es Dir, wenn Du dies immer wieder durch den Kopf gehen lässt.
 
Finde im Übrigen auch, das Zecken das "Raubtier" ist, auf das man bekanntermaßen beim Biwakieren wirklich aufpassen sollte...

 
Im wilden Kanada im Winter bei Nahrungsmangel mag das anders aussehen...

Extrem dürftig...

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_wolf_attacks_in_North_America
http://www.wolf.org/wow/canada/

Man sieht wie gering das Risiko dort ist. In Indien gibt's einige Angriffe von Wölfen, aber auch dort ist die Gefahr in städtischen Gebieten von den streunenden Hunden angegriffen zu werden grösser (ich sage das nicht einfach so, sondern habe Indien und die Probleme mit den Hunden selber erlebt). Es steckt praktisch überall im Leben mehr Gefährdungspotential drin als betreffend Wolf.
Dasselbe gilt übrigens auch für die Mastiffs.
 
Absolut :daumen: (hast mich etwas einseitig zitiert...). Der Verweis auf Bens Video-Reihe sollte das was Du schreibst zum Ausdruck bringen.

Grüße
 
Kann ich machen.
Nur was ändert das an meiner Aussage?

Solange Rehe und Wildschweine keine natürlichen Feinde haben, gibt es Überpopulationen. Die Tiere werden durch Nahrungsmangel gezwungen, auf Wanderschaft zu gehen. Das kann auch die Jagd nicht vollständig ausgleichen, weil Jäger im Unterschied zu Wölfen und Luchsen unzugängliche Gebiete nicht ausdünnen können. Rehe laufen nicht "zum Spaß" auf die Straßen. Sondern weil sie über die Straße müssen, um auf der anderen Seite ausreichend Nahrung zu finden. Wölfe suchen sich die einsamsten Gebiete der Wälder aus, so wie die Rehe auch. Je mehr Wölfe, desto weniger Tote und Verletzte. Das ist nicht "falsch verstandene Tierliebe", sondern für die Sicherheit aller sinnvoll. So lange der Wolf genügend Rehe im Wald findet, wird er nicht in die Nähe von Menschen gehen.
 
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