Damit der Wald kein Sportplatz wird
Forstverwaltung sperrt immer wieder Biker-Trails - kontroverse Diskussionen über Sinn und Rechtslage
Man kann es seit Jahren beobachten: Mountain-Biker hinterlassen ihre Spuren in den heimischen Wäldern auf einsamen Wegen, die früher nur Kenner nutzten. Jetzt werden die Wanderer und Spaziergänger auf den Pfaden nicht selten fürchterlich erschreckt, weil sich ein Biker mit einem High-Tech-Gerät herangeschlichen hat. Da quietschen keine
Bremsen mehr, da knarrt keine Kette.
Böse oder freundlich sein, ist dann die Entscheidung. Die meisten Spaziergänger entscheiden sich natürlich für die letztere Form. Doch es taucht immer mehr die Frage auf: Wem gehört der Wald? Wer darf was?
Jetzt ist aktuell bei Kist, entlang der Autobahn A 3 im Guttenberger Forst, wieder ein beliebter Biker-Trail praktisch aus dem Verkehr gezogen worden. Plötzlich tauchten Schilder auf, auf denen das Forstamt Arnstein verkündete, dass das wilde fahren mit Rädern auf nicht befestigten Wegen laut Naturschutzgesetz und Waldgesetz verboten ist. Es werden strafrechtliche Konsequenzen angedroht und es wird sogar darauf hingewiesen, der Weg werde fototechnisch überwacht und Übertretungen würden angezeigt.
Da fühlten sich einige Biker schon hart betroffen. Es gab herbe Vorwürfe im Internet. Mancher sah sich in seiner persönlichen Freiheit beschnitten.
Die Auseinandersetzung setzte sich im Wald auf Plakaten fort. Die der Forstverwaltung wurden weggerissen und durch Plagiate ersetzt, die natürlich andere Botschaften als die der der Förster hatten. Ein Holzvollernter am Limbachshof bei Kleinrinderfeld wurde originell mit einem Schild versehen: Wir müssen leider draußen bleiben.
So lustig ist die Auseinandersetzung natürlich nicht. Inzwischen haben sich Vertreter des Deutschen Alpenvereins, der eine größere Mountain-Biker-Abteilung hat, und mehrere Fahrrad-Initiativen mit dem Forstbetrieb Arnstein an einen Tisch gesetzt.
Die Rechtslage spricht gegen Großzügigkeit zugunsten der Biker.
Ludwig Angerer Fachbereichsleiter Forsten
Betriebsleiter Lothar Kienen schilderte den Kontakt als konstruktives wenn auch sehr kontroverses Gespräch. Man habe die gegenseitigen Standpunkte dargelegt und versucht, daraus eine Strategie zu entwickeln mit dem Ziel, bestimmte Trails für die Biker auszuweisen.
Das ist nicht ganz einfach, weil dazu auch die Zustimmung der Naturschutzbehörden und des Amtes für Landwirtschaft und Forsten nötig ist. Da ist noch viel rechtliche Schärfe drin, sagt Kienen. Es gehe ja auch nicht nur um die Biker, deren Vertreter sich mit an den Tisch setzen um Lösungen zu finden. Die wollen alle die Natur erhalten, hat Kienen festgestellt. Es gebe aber auch viele nicht organisierte Biker, die sich ihre eigenen Gesetze machen.
Was die Gesetze angeht, sind die Regeln eigentlich klar. Das freie Betretungsrecht des Waldes ist im Waldgesetz geregelt, sagt Ludwig Angerer, Fachbereichsleiter Forsten beim Würzburger Landwirtschaftsamt. Dann gibt es aber noch das Naturschutzgesetz und danach ist das Fahren abseits ausgewiesener Wege nicht erlaubt. Man versuche, das Szenario liberal zu begleiten und ein vernünftiges Miteinander zu finden. Das sei nicht immer leicht.
Vor zwei Jahren wurde zum Beispiel im Würzburger Stadtwald ein Parcours entdeckt und geschlossen, der von Mitgliedern der Szene perfekt mit Schanzen und Schikanen ausgebaut worden war.
Die Stadt hatte über das Internet versucht, Kontakt mit den Nutzern herzustellen. Es wurde nach dem Verbot auch versprochen, nach Alternativen zu suchen. Verwirklicht wurden sie allerdings bis heute nicht.
Laut Ludwig Angerer spricht die Rechtslage bei aller Liberalität eigentlich auch gegen Großzügigkeit zugunsten der Biker. Radfahren abseits der Wege sei nach dem Naturschutzgesetz nicht erlaubt. Wenn es der Forstbetrieb dennoch duldet, lässt er es praktisch zu und könnte bei einem schwereren Unfall in eine prekäre Rechtslage kommen.
Das Problem mit den Bikern sei in Ballungsräumen überall groß, so Angerer. In Hessen gäbe es sehr viel restriktivere Lösungen. Da sei man in Bayern noch sehr liberal.