Steil bergauf - die Gangwahl

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Hallo allerseits! Wenn es steil bergauf geht, wechselt man die Gänge durch, und ich zumindest bis zum leichtesten. Jetzt habe ich dazu eine Fragen, hier erstmal die Positionen:

Ein Freund von mir ist der festen Überzeugung, dass es nicht hilfreich, sogar kontraproduktiv ist, in sehr leichten Gängen zu fahren - er ist als Physiker der Meinung, dass bei sehr leichten Gängen das Moment, das auf den Reifen gebracht wird, zu groß ist und man Traktion verliert.
Ich hingegen bevorzuge sehr leichte Gänge, um meinen Tritt rund zu halten und so wegrutschen vorzubeugen, in schweren würde ich ruckartiger treten und rutschen - meine Meinung basiert nur auf Erfahrung, nicht auf Physik-Wissen.

Hat hier jemand Recht? Wenn ja, wer und warum? Wie fahrt ihr steiles Gelände hoch (im Zweifel geht es mir eher um sehr steile Forstwege, Trails erfordern ja alle mögliche andere Technik)?
In der Realität komme ich steilere Sachen hoch als er, aber das kann auch einfach daran liegen, dass ich schon länger MTB fahre als er, deswegen würde mich die grundsätzliche Klärung der Frage interessieren, am besten auch mit handfesten Argumenten.
 
Solange dein Reifen nicht durchrutscht, erübrigt sich die Frage doch oder nicht?

Prinzipiell hat er schon recht, aber da kommt es eher auf die Technik als die Gangwahl an. Und solange dein Reifen nicht durchdreht und du gut bergauf kommst, hast somit du recht ;)

Außerdem ist es besser für die Kniegelenke, wenn man in niedrigeren Gängen mit höherer Frequenz kurbelt, als sich mit dicken Gängen und Kraft hoch zu kämpfen. Darüber würde ich mir als Hobbyfahrer eher gedanken machen als das letzte bisschen Effizienz.
 
Es kommt darauf an.
Tatsche ist, dass das verfügbare drehmoment im kleinsten gang am größten ist - solange man steht oder sehr langsam fährt.
Bei huckeliger strecke dreht dann das hinterrad gern schon mal durch, was sehr unangenehm ist.
Einfacher test dazu: Versuche in dem steilen stück anzufahren. Dann siehst du sehr schnell, dass du in einem zu kleinen gang nicht anfahren kannst, weil das hinterrad durchdreht. Man kann sich dagegen etwas schützen, indem man erst die vorderradbremse und dann dosiert die hinterradbremse frei gibt. Der beste gang ist der, in dem man gerade noch nicht durchrutscht.
Die andere baustelle ist die leistung, die verfügbar ist. Da hat jeder motor seine optimale drehzahl, auch der menschliche. Wenn man zu schnell tritt (in der ebene reicht völlig), dann verpufft bei den hohen trittfrequenzen die ganze leistung in beschleunigungsarbeit für die beine. Auf dem boden kommt nichts mehr an.
Lance Armstrong hat wie eine nähmaschine gekurbelt, Jan Ulrich sehr langsam gedrückt. Was nun? Auch noch abhängig vom dopingmittel?
In sich reinhochen und wohlfühlen bei einem gleichmäßigen rhythmus, es sei denn man muss gewinnen. :D
 
1) wenn man auf sehr steilen Forstwegen traktionsprobleme hat, liegt die Ursache eher beim Luftdruck im Hinterreifen, oder allgemein an der Reifenwahl als an der Trittfrequenz.
2) auf technischen Trails bringt eine etwas "schwerere" Gangwahl tatsächlich Vorteile. Das liegt aber hauptsächlich an der höheren Geschwindigkeit die man gezwungenermaßen fahren muss. Dadurch überrollt man "bremsende" Hindernisse leichter. Außerdem bringt man die Kraft etwas gleichmäßiger auf die Kurbel, was wiederum einen etwas konstanteren Traktionsaufbau bedeutet. Die Balance hält sich auch etwas einfacher.
3) Für trainierte Radsportler hat sich eine höhere Trittfrequenz , besonders auf langen Distanzen, als ökonomischer erwiesen...
 
...nicht hilfreich, sogar kontraproduktiv ist, in sehr leichten Gängen zu fahren - er ist als Physiker der Meinung, dass bei sehr leichten Gängen das Moment, das auf den Reifen gebracht wird, zu groß ist und man Traktion verliert.

Ja, ja die Physiker. Die Traktion hängt von VIELEN Parametern ab. Ein wichtiger ist auch die Kraft die das Antriebsrad auf den Boden drückt, sprich die Gewichtsverteilung Vorderrad/Hinterrad. Steil bergauf auf Schotter, Oberkörper zu weit vorne/im Stehen
=> Traktionsverlust (auch bei "optimaler" Gangwahl)

Sitzen bzw. Gewicht mehr nach Hinten hilft, natürlich nicht soweit dass das VR nicht mehr lenkbar ist.
 
2) auf technischen Trails bringt eine etwas "schwerere" Gangwahl tatsächlich Vorteile. Das liegt aber hauptsächlich an der höheren Geschwindigkeit die man gezwungenermaßen fahren muss. Dadurch überrollt man "bremsende" Hindernisse leichter. Außerdem bringt man die Kraft etwas gleichmäßiger auf die Kurbel, was wiederum einen etwas konstanteren Traktionsaufbau bedeutet. Die Balance hält sich auch etwas einfacher.
..

jein. mit meiner beschränkten kraft hat sich herausgestellt, dass ich hindernisse leichter überrolle mit dem leichtesten gang. ganz einfach weil ich zb die wurzel oder den stein nimmer dertritt, wenns steil ist und der gang zu fett.
kurze trialähnliche passagen oder spielereien (eher in mäßig steilem gländ) erfordern aber schon einen etwas höheren gang.

je länger die auffahrt, und je steiler, desto mehr kommt mir (subjektiv) ein schwacher gang entgegen. viele reden da vom mädchengang oder dass man dabei ja umfalle (technik, gleichgewicht, hallo?). ich fahr eigentlich jeden tag, und da bei den kurzen touren unter der woche meist nur trail (auch bergauf) und wohn im bergland, also mein favorit: je weniger widerstand, desto angenehmer.
da ich den schwerpunkt auf eher technische abfahrten lege, muss ich mich bergauf nicht auch schon verheizen...

aber jede(r) tickt/tritt anders.

btw: ich fahr vorn auf meine großen bike ein 20er. einfach. :D
aber ich muss auch nie treten, um einen berg zu finden. ;)
 
Klar. Die normalkraft verschiebt das problem auf eine andere steilheit. Es ändert sich aber nicht.

hä? meine frau ist physikerin, die pennt aber schon, die kann ich nicht fragen.
aber pfeif auf die normalkraft. der erste alpinbikesatz lautet wie folgt:

je weniger saft, desto weniger zähne vorne.
 
Solange dein Reifen nicht durchrutscht, erübrigt sich die Frage doch oder nicht?

Neint, tut sie nicht. Mir geht es nicht darum, ein Problem zu beheben, sondern die Problematik grundsätzlich zu betrachten. Und da hätte mich eben auch interessiert, ob jemand was "physikalisches" dazu weiß, das vielleicht auch meine Erfahrung unterstützt.

wenn man auf sehr steilen Forstwegen traktionsprobleme hat, liegt die Ursache eher beim Luftdruck im Hinterreifen, oder allgemein an der Reifenwahl als an der Trittfrequenz.

Naja, ich meine auch weniger anspruchsvolle Trails, nicht nur Forstwege. Mir ging es nur darum, Trial mal auszuschließen. Und bei gegebenem Reifendruck stellt sich sehr wohl die Frage nach der Trittfrequenz. Wenn dir dein Chef sagt "wir haben X Material um Y zu lösen, wieviel Leute brauchen wir?" sagst du ja auch nicht "nehmen wir einfach Z Material, dann geht's mit weniger" ;)
 
Schnellere Gänge verzeihen Fahrfehler, weil du nicht so schnell hängen bleibst.
Ideal ist es, wenn du ein Pedalsystem hast, wo du vier Gänge schneller als sonst nimmst und hochziehst. Das nimmt kurzzeitig viel leistung und strengt an, aber du bist oben.
Wenig Luftdruck hilft hier auch ungemein.
Mit kleinen gängen bleibst du oft an Wurzeln hängen, das HR dreht durch, ne halbe kurbelumdrehung, du stehst und kannst an der Stelle ohne Anlauf nicht mehr anfahren.
Wenn du ein bisschen schneller bist, fängt sich das Bike immer wieder und man gräbt sich irgendwie hoch.

Wenn der Berg zu steil ist, hilft nur Anlauf. Wenn der Anlauf nicht reicht, bleibste hängen.
Bergauf schalten iss nicht.
Da kannste dich dann spielen, mit welchem gang kommste am weitesten.

Wenn es nur um die Ausdauer bergauf geht, verstehe ich nicht, wie man mit 22/36 oder dergleichen nen Berg im Schneckentempo hoch kurbeln kann - das strengt total an, da fällste doch irgendwann mit nem 300er puls tot vom Rad!?:eek:
Geht leichter zu treten, klar, aber das strengt auch an und das dauert dann eeeeeeeeewig.
Da hat wohl jeder seine Geschwindigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn der Berg zu steil ist, hilft nur Anlauf.

bedingt. ja, wenn es sich um rampen handelt.
wenn es sich aber zb um eine schottrige (spurwahl erfordernde) mulattiera in den bergen handelt, die man mehrere hundert hm raufstrampelt? oder um einen 2000hm anstieg mit schwerem gepäck am buckel?

das kann man nicht pauschal beantworten.

Wenn es nur um die Ausdauer bergauf geht, verstehe ich nicht, wie man mit 22/36 oder dergleichen nen Berg im Schneckentempo hoch kurbeln kann - das strengt total an, da fällste doch irgendwann mit nem 300er puls tot vom Rad!?:eek:
Geht leichter zu treten, klar, aber das strengt auch an und das dauert dann eeeeeeeeewig.
Da hat wohl jeder seine Geschwindigkeit.

also ich hab 20/36 und fall weder um noch ist mein puls im roten bereich. im gegenteil, das kurbeln hat sogar was medidatives.
und wenns gar deppert steil wird, trag ich das gerät halt. da ist die frage nach der größe des kleinen kettenblattes dann eher periphär. einzig dreifach ist da blöd, weil da hast dann die abdrücke vom großen kettenblatt im genick. ;) sofern man eines hat.

nochmal, ich rede hier nicht von CC oder sonstigem hügelheizen, sondern von bergen.
 
Ich fahr auch 20/36 am Enduro. Die Übersetzung brauch ich aber nur bei den allersteilsten Sachen (Rückegassen, tlw. Wanderwege bergauf); oder wenn die Luft bergauf schon komplett draußen is. Nachteil bei weniger starker Steigung ist bei dieser Übersetzung mMn schon der verringerte Grip am Hinterrad, weil einfach sehr viel Drehmoment - noch dazu relativ ruckartig - am HR ankommt. Unbedingt weniger anstrengend finde ich es auch nicht, weil der Puls durch die höhere Trittfrequenz auf Dauer ziemlich schlaucht. Aber man muss eigentlich nie schieben (verblockte und schlammige Passagen mal ausgenommen).
Im Normalfall fahr ich jetzt 20/28 oder 20/24 bergauf. Das reicht bei Forststraßen (lt. Definition so angelegt, dass ein LKW fahren kann) idR bei mir immer. Hauptgrund: Sollte der Schotter doch mal etwas loser werden, oder ist der Boden mit Laub bedeckt, hat man viel mehr Grip am HR einfach weil die Krafteinleitung viel weniger ruckartig stattfindet.
 
@jts-nemo: Das ist der Unterschied zwischen (reiner) Physik und Biomechanik. Das, was physikalisch theoretisch optimal ist, ist nicht zwingend auch biomechanisch das beste oder überhaupt von jedem umsetzbar.
 
Das hängt doch grundlegend vom Fahrer ab und wie viel Schmalz er in den Stelzen hat. Glaub ne pauschale Antwort gibt's da nicht wirklich.
 
Also ich trete auch lieber mit Kraft als mit hoher Frequenz ... bei hohen Geschwindigkeiten gleicht sich das dann wieder an/aus
 
Ja, ja die Physiker. Die Traktion hängt von VIELEN Parametern ab. Ein wichtiger ist auch die Kraft die das Antriebsrad auf den Boden drückt, sprich die Gewichtsverteilung Vorderrad/Hinterrad. Steil bergauf auf Schotter, Oberkörper zu weit vorne/im Stehen
=> Traktionsverlust (auch bei "optimaler" Gangwahl)

Sitzen bzw. Gewicht mehr nach Hinten hilft, natürlich nicht soweit dass das VR nicht mehr lenkbar ist.
Hättest du mal besser deine frau geweckt.

Die Normalkraft bringt dich den Berg nicht hoch :ka:
Ohne normalkraft sind die kraftbolzer am berg zahnlos.
 
Die Traktion (Haftreibungskraft) hängt von 2 Sachen ab: Den Oberflächen (Boden-Reifen) und der Kraft die die beiden Flächen zusammendrückt.

Man hat Traktion, wenn die Kraft die zum Bergauffahren UND zum Beschleunigen benötigt wird kleiner als die Haftreibungskraft ist.

Jetzt kann man die Haftreibungskraft erhöhen (Gewichtsverlagerung, weniger steil fahren, Reifen, Luftdruck,..)
oder
Beschleunigungen vermeiden ("gleichmäßig" fahren, ggf. ist dies der Kernpunkt der Gangdebatte)
oder
weniger steil bergauf fahren (z.B. in Schlangenlinien die breite Schotterstraße hoch, Linienwahl mit gleichmäßiger Steigung ohne "Stufen")

Weniger steil (Hangparallel) eignet sich besonders beim Aufsteigen/Anfahren, da hier beschleunigt wird.
Dabei finde ich einen schwereren Gang sinnvoll, da man nicht sofort in den Totpunkt (Kurbel unten) kommt.
 
Beschleunigungen vermeiden ("gleichmäßig" fahren, ggf. ist dies der Kernpunkt der Gangdebatte)
genau und gleichmäßige (nicht notwendig gleiche!) belastung von vorder- und hinterrad aufrecht erhalten.
Der nächste punkt ist dann: was tue ich, wenn wurzeln, steine und kurze steilere stellen den bergan-trail würzen?
 
Man hat Traktion, wenn die Kraft die zum Bergauffahren UND zum Beschleunigen benötigt wird kleiner als die Haftreibungskraft ist.
...
Beschleunigungen vermeiden ("gleichmäßig" fahren, ggf. ist dies der Kernpunkt der Gangdebatte)

So sehe ich das auch.
Also fragt sich was ist bei gleicher Fahrtgeschwindigkeit besser, leichter oder schwerer Gang?
(Von der Kniegesundheit einmal völlig abgesehen.)

Da würde ich meinen, dass man mit dem leichten Gang runder tritt, also während einer Kurbelumdrehung weniger Schwankung im Drehmoment hat. Im Vergleich zum grenzwertig schweren Gang, wo man den Totpunkt grade so noch schafft und dazu bei horizontalem Pedalstand volle Pulle treten muss.
 
Beschleunigungen vermeiden ("gleichmäßig" fahren, ggf. ist dies der Kernpunkt der Gangdebatte)
Damit meinte ich die Fahrgeschwindigkeit gleich lassen, also nicht schneller werden.

was tue ich, wenn wurzeln, steine und kurze steilere stellen den bergan-trail würzen?
Ich versuche dann vorher Schwung zu holen und das Vorderrad über das Hindernis zu "heben".
Wenn das Hinterrad auf der Wurzel, Stein, ... pedaliere ich kurz NICHT
und schiebe das Rad unter mir durch (Arme nach vorne strecken).
 
Damit meinte ich die Fahrgeschwindigkeit gleich lassen, also nicht schneller werden.


Ich versuche dann vorher Schwung zu holen und das Vorderrad über das Hindernis zu "heben".
Wenn das Hinterrad auf der Wurzel, Stein, ... pedaliere ich kurz NICHT
und schiebe das Rad unter mir durch (Arme nach vorne strecken).
So hat man mir das auch beigebracht. Ist OK.
 
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