Ich versuche es verhältnismäßig kurz (was mir wahrscheinlich nicht gelingt):
"Nutzungsdruck", ein Wort das Jäger gerne benutzen, um Erholungsuchende aus ihren Revieren fernzuhalten (sind da etwa Parallelen?).
Wer allgemein mit Nutzungsdruck argumentiert, bedient sich der wissenschaftlich längst widerlegten Argumente der MTB-Kritiker und dividiert die Gruppe der Mountainbiker in solche die noch verträglich sind und die die zuviel sind.
Dazu möchte ich auch ein paar Gedanken mit geben, die HelmutK gepostet hat:
Verbote und Einschränkungen - Sind die Mountainbiker wirklich selbst schuld?
Wenn man ansonsten noch von Nutzungsdruck im Zusammenhang mit Erholungsuchenden etwas findet, dann vor allem in Verbindung mit Schutzgebieten - also wirklich ökologisch besonders sensiblen Bereichen und immer in Verbindung mit Besucherlenkung.
Bei einer Wanderkarte, speziell im Alpenraum, weisst du nicht ob der Weg für dich befahrbar ist. Und du weist auch nicht wie "flowig" oder "schön" der Weg fürs biken ist.
Bei den Supertrailmaps und anderen Angeboten wird diese Info speziell aufgeführt.
Damit werden die besser geeigneten Wege gegenüber den weniger geeigneten Wegen hervorgehoben. Dies hat zur Folge das sich die Nutzer auf diese Wege konzentrieren.
Eine Konzentration ist doch für sich genommen kein Problem. Oftmals ist es im Sinne einer Lenkungsmaßnahme sogar gewünscht. Wer von uns hier bereits ein Problem erkennt, möge sich konsequenter Weise ein anderes Hobby suchen, denn es könnte ja sein, dass er derjenige ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Oder ist es der nächste - der andere?
Onlineangebote sind zudem leichter "teilbar" und "weiterempfehlbar". Was sich über Papierkarten langsam verbreitet, wird über das Internet schnell mal gehyped.
Soll nun jeder, der sich für Mountainbiking interessiert, jeden Weg selbst auskundschaften - mit den verschiedenen Gefahren, die damit verbunden wären? In welcher Welt leben wir? Das Zeitalter der Entdecker ist lange vorbei. Natürlich darf jeder für sich neue Wege selbst erforschen. Es ist aber nicht richtig, das denjenigen abzusprechen, die sich anderweitig als nur durch Papierkarten Informationen dazu besorgen. Zudem sind es wohl diejenigen, die in der heutigen Zeit neue Wege erforschen, die in ökologisch sensible Bereiche vorstoßen könnten.
Dass man in dem Zusammenhang von purem Konsumieren spricht, teilt die Mountainbiker übrigens wieder in Klassen ein:
Konsumierern und den anderen.
Das ist nichts anderes als das Auseinderdividieren der Mountainbiker auf einer anderen Ebene.
Damit einher geht i. d. R. ja auch gleich der nächste unbegründete Vorwurf, die Landschaft würde beim Trailkonsum nur als Kullisse dienen
(wird ja von den Kritikern auch immer gerne angeführt).
Ist der Erholungsuchende, der seine Erholung dort zu finden sucht, wo andere schon vor ihm waren oder der einer Empfehlung folgt, ein schlechterer Erholungsuchender, weil er nicht in der Lage oder gewillt ist selbst einen eigenen Erholungsraum zu finden?
Ist nicht die gewollte Lenkung der Erholungsuchenden darauf angewiesen, dass Erholungsuchende Empfehlungen folgen?
Oder ist nur der Erholungsuchende ein Guter, wenn er nur der offiziellen Besucherlenkung folgt und keine eigenen Wege geht bzw. befährt (eigene Wege ist hier nicht wörtlich zu nehmen)?
Und worunter fallen diejenigen, die sich ihre Wege abseits der Besucherlenkung selbst suchen? Sind das dann auch böse Buben oder die besonders guten?
Die Supertrailmap sehe ich auch kritisch. Im Raum Freiburg hat diese sicherlich mit dazu beigetragen, das z.B. die "blaue Raute" zu stark frequentiert wurde. Ich kann mir kaum vorstellen das der Tourismus diese Karten gutgeheissen hat. Falls der Tourismus doch involviert war, dann bitte ich im Info. Denn diese Hintergründe könnte ich im 2 Meter Kampf gut gebrauchen.
Dass sich die Freizeitnutzung dem Belieben des lokalen Tourismus unterzuordnen hätte, ist auch neu
(wohl aber der Baden-Württembergischen Sicht auf die Dinge geschuldet).
Hier kann man nochmal nachlesen, dass der Weg mit der Blauen Raute und noch zwei andere keine Empfehlung der Stadt Freiburg zum Mounainbiken erhalten haben:
https://www.freiburg.de/pb/site/Fre.../news/amtsblatt/pdf/SS_Rad_tut_gut_End_kl.pdf
Eine Sperrung ist es aber auch nicht.
Aufgrund des Nutzerdruckes wird jetzt dort vom Kybfelsen eine spezielle Freeridestrecke gebaut. Das ist ein positives Beispiel. Aber es sind auch hier die Locals, welche die Arbeit haben sich um die Genehmigungen zu kümmern.
Denn wenn es "zu voll" wird, dann denken die Behörden zuerst über ein Bikeverbot nach. Das ist leider die Standartreaktion.
Wenn es zu voll wird, wird nicht zuerst gesperrt, sondern nach Lenkungsmöglichkeiten gesucht. Du hast das Beispiel gebracht und google sieht`s genau so. Ganz einfach deshalb, weil man es sich schlicht aus verschiedenen Gründen nicht leisten kann oder will, eine Gruppe auszuschließen.
Würdest du dich dann ehrenamtlich engagieren um diese Verbot aufzuheben?
Du und ich, wir wissen, wer sich ehrenamtlich engagiert (hat) um Verbote aufzuheben.
Und ich kenne einige Freiburger Locals die über die Supertrailmap nicht glücklich waren weil es Konflikte mit dem Forst gab. Wenn ich mich recht erinnere führte eine der Strecken durch ein Aboretum und es wurden wohl einige Bäume beschädigt. Klar ist der Schaden an den Bäumen nicht direkt mit einer Karte in Zusammenahng zu bringen. Aber wenn man Strecken empfiehlt muss man halt auch mit solchen Folgen rechnen.
Möchtest Du das als Beispiel dafür, dass Mountainbiken Bäumen schadet, so stehen lassen?
Hinweise zu entsprechenden Schäden im Aboretum in Freiburg hatte ich nicht gefunden; dafür aber folgenden Satz:
Für sie ist es eine wichtige Hilfe, wenn sie aus den positiven Erfahrungen
anderer Personen eigenen Nutzen ziehen können und Negativ-Erfahrungen anderer
vermeiden.
Was dem Botaniker Recht ist, ist dem Mountainbiker... ein Gräuel?
Man darf sich in diesem Fall schon die Frage stellen warum die "Supertrailmap" mit Ihren Karten verdient. Die Probleme dann aber Ehrenamtliche ausbügeln. Ich hatte bei der Eurobike mal mit den Supertrailmaps über die Problematik gesprochen, aber eine richtig zufriedenstellende Antwort habe ich nicht bekommen. So windet man sich z.B. auch bei der 2 Meter Regel in BaWü mit einigen Erläuterunssätzen in der Karte aus der Verantwortung heraus.
Das eine hat wirtschaftliche Gründe und das andere ist in Baden-Württemberg gang und gäbe - siehe auch obigen Link nach Freiburg.
Ein anderes gutes Beipiel ist der "Kandelhöhenweg" bei Freiburg welcher in den 90er von der Bike als "Deutschlands schönster Singltrail" geadelt wurde. Dies hat bis heute zu Folge, das der Weg an schönen Wochenenden keinen Spass mehr macht weil er übervoll ist.
Das geht nicht darum ob Biker oder Wanderer da laufen dürfen. Sondern es geht einfach darum, daß das eigentlich Schöne an diesem Weg am Wochenende für alle Nutzer verloren gegangen ist, einfach weil es zu voll ist.
Anstelle des Besten Trails Deutschlands hätte man auch die 20 besten Trails im Breisgau veröffentlichen können - oder vielleicht mal die lästige 2-Meter-Regel streichen.
Wären dann alle Trails gleichmäßig "überfüllt" oder hätte man damit nicht eine sinnvolle Entlastung erreicht?
Die Auffassung, dass jeder weitere Erholungsuchende mehr die persönliche Zufriedenheit des anderen mindert, ist der Gedankenwelt der Wanderer entliehen und zudem höchst egoistisch. Dagegen Argumentiert eine Gruppe innerhalb der DIMB gerade im Kampf gegen die 2-Meter-Regel in BaWü - und nicht nur dort.
Ein Mountainbiker verhält sich korrekt, eigentümer-, natur- und gemeinverträglich, wenn er sich an die TrailsRules hält.
Das ist das Versprechen der TrailRules, auf das sich jeder Mountainbiker verlassen kann.
Wer sich korrekt verhält, muss nicht abzählen wie viele Leute schon vorher da waren, gleichzeitig da sind oder nach ihm kommen werden. Wem`s zuviel ist, wird sich etwas anderes suchen - das gilt aber für alle Erholungsuchenden und das wird sich einpendeln (vorausgesetzt vielleicht man hat Zugang zu Alternativen (je mehr desto besser).
Wenn
genügend Informationen zugänglich wären, könnte man sich auch danach richten. (Dann müssten sich auch nicht alle Wanderer auf immer den gleichen Wegen tummeln.)
Für mich bedeutet das Gebot des "Respektes und der Rücksichtnahme" nicht nur das Verhalten auf dem Weg, sondern auch dass, was ich einem Weg oder einer Region durch meine Veröffentlichungen zumute. Das kann in vielen Fällen unproblematisch oder sogar förderlich sein. Aber es gibt ganz gewiss auch Strecken die ich nicht öffentlich empfehlen werde.
Eine Auswahl zu treffen, was veröffentlicht wird, ist vernünftig. Jede Veröffentlichung zu verurteilen ist es nicht. Das hat eben mit Vernunft zu tun - nicht mit Respekt und Rücksichtnahme - auch wenn diese wiederum vernünftig sind.
BTW: OpenTrails! hat nicht nur mit Freiheit auf dem Rad, sondern auch mit Informationsfreiheit zu tun.
Beim Guiding stellt sich die Frage tatsächlich auch. Ein guter Guide wird hoffentlich im eigenen Interesse die Tour so legen, daß wenig Konflikte auftreten. Er wird auch speziell dazu geschult und kann seine Gäste über die Situation aufklären.
Es gibt aber auch Anbieter, welche z.B. hier im Schwarzwald in problematischen Gebieten guiden und sogar shutteln. Das wird hier auch sehr kritisch gesehen.
Weil es auch schlechte Guides gibt - sozusagen die schwarzen Schafe unter den Guides - ist dann das Guiding an sich kritisch?
Weil es 2, 3 oder 4% Rabauken unter den Mountainbikern gibt (unter denen tatsächlich die übrigen Mountainbiker zu leiden haben), sind aber nicht alle Mountainbiker schwarze Schafe.
PS: Diese Seite beschäftigt sich mit Bikeverboten.
https://www.facebook.com/DIMB.OpenTrails
... und dann ist nicht ein Fall dabei, der auf eine Veröffentlichung zurückzuführen wäre (abgesehen von der Veröffentlichung des Landeswaldgesetzes BW 1995).
Weil es vorher mal angesprochen wurde:
Soweit Wege im Allgäu wegen Carsten Schymiks Buch gesperrt wurden, darf man darauf hinweisen, dass sich diese Wege im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen befinden, wo das Radfahren auf diesen Wegen ohnehin schon verboten war (Diese Wege hätten nie ins Buch kommen dürfen). Wenn sich nun jemand beschwert, dass die verbotenen Wege nun auch noch gesperrt sind, offenbart das allerdings
ein merkwürdiges Rechtsverständnis. Bedeutet das doch, dass man in Anspruch nimmt aus naturschutzfachlicher Sicht möglicherweise sinnvoll ausgeschlossene Wege für sich zu nutzen.
Wer noch nach ein paar stichhaltigen Argumenten von Locals zu Veröffentlichungen sucht, kann sich im Thread
Ärger vorprogrammiert zu Carsten Schymiks Buch weiterbilden.
Ansonsten kann man hier noch einen Zeitungsartikel zum Thema in meinem Heimrevier finden:
Altmühltal Panoramaweg
P.S.: Ich hätte mir gewünscht das Verhältnis der Radfahrer untereinander würde sich mal normalisieren, so aber wird unseren wirklichen Gegenspielern in die Karten gespielt und die Gruppe der Mountainbiker weiter zersplittert.