Und wo wir gerade bei Zahlen sind:
In Göttingen wurden wie gesagt mal die Unfallursachen im Krankenhaus untersucht. Also auch die, die in der Polizei-Statistik gar nicht auftauchen. Nur 8,5% derer, die ins Krankenhaus kamen, hatten ein Schädel-Hirn-Trauma. Die allermeisten waren harmlose SHT der Stufe 1. 3% von diesen 8,5 %, also tatsächliche 0,25%, waren SHT der Stufe 2 mit Gedächtnisverlust usw. Und jeder Sechshundertdreiundfünfzigste (0,153%), der nach einem Fahrradunfall ins Krankenhaus kam, hatte ein wirklich schweres SHT der Stufe 3. Jetzt darf bitte gerne jeder darüber spekulieren, wie viele davon mit einem
Helm besser dran gewesen wären.
https://ediss.uni-goettingen.de/bitstream/handle/11858/00-1735-0000-0006-B291-0/ellwein.pdf
Genau wie in Berlin werden auch im übrigen Deutschland die allermeisten Radler durch abbiegende LKW getötet. Was aber völlig verblödete Politiker wie Herrn Ramsauer und noch bescheuertere Presse-Fuzzies oder Versicherungs-Lobbyisten wie Herrn Brockmann nicht daran hindert, immer wieder über die "Wichtigkeit" einer Helmpflicht zu diskutieren. Denn der Radfahrer ist ja im Zweifel selbst schuld, wenn er bei einem Unfall stirbt. Hätte er mal einen
Helm getragen, wenn er unter dem 38-Tonnen-Sattelschlepper liegt! Dann wäre er garantiert nicht gestorben.
Der einzige Funken Wahrheit, der in all diesem Schwachsinn steckt, ist die Tatsache, daß ältere Menschen zwar nicht öfter in Unfälle verwickelt werden, aber WENN sie vom Rad stürzen, dann ist die Gefahr einer schweren Kopfverletzung deutlich höher. Von den 17 getöteten Radfahrern in Berlin waren etwa die Hälfte älter als 60 Jahre. Was allerdings umgekehrt heißt, daß die Gefahr für jüngere noch wesentlich geringer ist als die ohnehin schon verschwindend geringen 0,153%. Die wiederum vor allem ihre Ursache im Straßenverkehr haben, hier in Göttingen zu 91% innerorts, die übrigen 9% verteilen sich auf Landstraßen/Dörfer und Gelände. Das wurde nicht weiter aufgeschlüsselt, aber selbst wenn man einen Mountainbikeranteil von hohen 5% annehmen würde, dann wären ein Zwanzigstel der 0,153 % (also jeder Dreizehntausendste, der ins Krankenhaus eingeliefert wird), ein Mountainbiker mit SHT der Klasse 3. Wobei es sich dabei mehrheitlich um jüngere Menschen handelt, die Stürze durchschnittlich besser verkraften, also wahrscheinlich eher jeder Fünfundzwanzigtausendste oder so.
Das bedeutet, daß die Gefahr für schwere Kopfverletzungen im Gelände für Mountainbiker in Wirklichkeit extrem gering ist, und das war auch schon in den 80ern so, als man noch kaum Helme auf den MTB getragen hat. Weswegen das Foren-Gebashe von Nichthelmträgern einen ähnlichen Lächerlichkeitsgrad hat wie die Forderung, alte Radfahrer sollten regelmäßig eine Prüfung ablegen müssen.