WARUM und WOZU eine MTB-Guide Ausbildung

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18. September 2003
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Weshalb macht es Sinn sich zum MTB-Guide ausbilden zu lassen? Worin liegen die Vorteile einer solchen Ausbildung. Kann ich nicht auch ohne diese Ausbildung weiterhin Gruppen führen? Welcher Verband, welche Versicherung oder welcher Veranstalter verlangt diese Ausbildung? Viele Fragen, aber wenig befriediegende Antworten. Evtl. weiß ja jemand von Euch genau warum? Danke
 
dann versuche ich das mal in kurzen worten, auch wenn man hier seiten füllen könnte. vielleicht entwickelt sich daraus ja auch ein meinungsaustausch von leuten die sich mit dem thema auseinandersetzen und solchen die schon mal eine ausbildung durchlaufen haben.

also:
- grundsätzlich gibt es keine gesetzliche vorgabe, eine geführte bike tour per definition nur durch einen ausgebildeten oder zertifizierten guide durchführen zu lassen (anders wie z.b. im bereich alpine hochtouren, wo ein entsprechender bergführer obligatorisch ist)
- ergo: du kannst, wenn du weißt wie herum man ein bike hält, grundsätzlich eine geführte tour (ob nun für einen verein oder komerziell) anbieten und durchführen.

die frage ist nur: macht das auch sinn? für dich? für die teilnehmer?

fangen wir beim teilnehmer an:
- geführte touren bringen i.d.r. verschiedene leute mit einer gemeinsamen idee an den start. die wollen erlebnisreich eine tour, einen tag, eine woche verbringen. um das zum erfolg zu führen ist der guide recht umfassend gefordert. wie plane und organisiere ich so eine tour? wie stelle ich mich auf die zielgruppe ein und wie komme ich überhaupt zu einer möglichst homogenen zielgruppe? wie passe ich tour und teilnehmer aneinander an? wie kann ich das auch während der tour machen, wenn ich merke dass das was ich vorhatte nicht wirklich passt? wie reagiere ich bei heterogenen gruppen und welche möglichkeiten habe ich hier?

- der teilnehmer möchte - wenn er sich einem guide anvertraut - i.d.r. mehr erleben, als es ihm alleine möglich wäre. oder er sucht einfach das rundum sorglos paket. frage für den guide: was sind eigentlich die elemente, die in der gesamtheit ein bike-erlebnis entstehen lassen? wie kann ich diese bereits in der vorbereitung / planung gezielt zu einem ganzen zusammenbauen? und wie kann ich mit diesen elementen auf der tour spielen? der guide ist hier weit mehr als das rollende GPS gerät.

- der teilnerhmer möchte IMMMER auch, dass sich jemand um die sicherheit der unternehmung kümmert. fragt sich der guide: welche faktoren sind es denn, die die sicherheit der gruppe und jedes einzelnen sicherstellen? wie kann ich gefahrenquellen frühzeitig erkennen und - vielleicht ohne dass dies der teilnerhmer überhaupt merkt - vermeiden? wie entscheide ich in kitzeligen situationen, wenn ein teil der gruppe viellecht gegen meine entscheidung ist? UND: was ist eigentlich, wenn doch mal was passiert? wie stehe ich im fall eines unfalls mit relevanten verletzungen meinen mann? wie manage ich einen rettungseinsatz? und die gruppe, die vielleicht gleichzeitig emotional / psychologisch unter druck steht? und das obwohl auch ich nicht ohne eindruck durch die situation bin?

oder weiter aus dem blickwinkel des guides:

rechtlicher rahmen: wichtig und immer wichtiger (stichwort gesetzliche regelungen im umfeld des MTB sports) ist die frage, in welchem gesetzlichen rahmen ich mich als guide eigentlich bewege. wo darf ich überhaupt mit meiner gruppe fahren? und was ist wenn ich mich darüber hinweg setze? wie sieht es eigentlich mit der haftung aus im fall eines (un)falles? bin ich als guide eigentlich dran, wenn was passiert? bzw. was muss ich grundsätzlich berücksichtigen, um mich nicht einer möglichen haftung auszusetzen? und kann ich mich hier gegen ansprüche anderer versichern? wo sind hier die möglichkeiten und grenzen, und das in bezug auf meine tätigkeit (für verein? kommerziell? für freunde???).

versicherung: wer versichert mich eigentlich und was sollte ich versichern? und was kostet dies? versicherungen - wie die kürzlich eingegangene kooperation der DIMB mit einem versicherungsunternehmen zeigt - lassen die ausbildung eines guides durchaus auch in die berechung der versicherungspolicen einfließen (ausgebildete trailscouts bekommen auf das versicherungspaket outdoor-haftpflicht 20%, zertifizierte guides 30% rabatt). die argumentation ist schlüssig: wer kompetent ist und weiß, sorgfältig zu arbeiten, der wird seltener kostenintensive fälle "produzieren".

veranstalter: wenn jemand für einen veranstalter guidet, so ist auch zu beachten, dass veranstalter grundsätzlich auch zur sorgfaltspflicht verpflichtet sind. sprich: veranstalter müssen sicherstellen dass sie entsprechend ausgebildete und kompetente guides für ihre touren einsetzen, und keine "vollpfosten" die zwar ganz gut biken können, aber rund um das organisieren und führen von gruppen keine ahnung haben.

didaktisch: der guide kann v.a. auch dann ein erlebnis gestalten, wenn er seine teilnehmer auch im können ein stück, eine kurve weiter bringt. NUR: auf was muss ich eigentlich achten? wie gebe ich feedback? wie stelle ich sicher dass ich im richtigen moment mit dem richtigen hinweis oder der richtigen übung eingreife und dem teilnehmer einen selber erfahrenen erfolg "schenke"? bleibt noch der hinweis auf das eigene fahrkönnen: wie siehts eigentlich damit aus? kann ich mich hier vielleicht auch noch verbessern?

Psychologie und gruppendynamik: ein bereich der mir besonders viel gibt, zu erkennen, was sich in den teilnehmern und in der gruppe während einer tour so alles abspielt und da ein wenig mitzuhelfen. wie erkenne ich mögliche konflikte? wie bringe ich leute die sich nicht kennen zu einer gruppe zusammen? was heißt "erleben" lassen?

multiplikator: der guide ist auch multiplikator für unseren sport. teilnehmer werden ihm folgen, werden sehen und lernen wie und was er macht. mit dementsprechenden wirkungen auf das verhalten, z.b. im umgang mit natur und anderen naturnutzern. für die derzeitigen diskussionen rund um konkurrenz und wegsperrungen ein wichtiger punkt.


aber jetzt zu dir: die liste ließe sich noch fortsetzen. GPS. Trainingslehre. Fahrtechniktraining für bikepark oder freeride. erste hilfe im outdoorbereich. biketechnik und pannenhilfe...

wenn du für dich die sicherheit hast, dass du all diese punkte weißt, lebst, kennst, kannst, dann rauf aufs bike und die faszination MTBiken weitergeben! oder melde dich fürs lehrteam! solltest du aber in irgendeinem punkt nicht 100%ig sicher sein, so könnte dir eine ausbildung / fortbildung helfen. spüren wirst du das dann vor allem durch die gefühlte sicherheit, mit der du an deine touren herangehst und vor deine teilnehmer trittst. und durch das gute gefühl, dass das dir wiederum vermittelt.



so. jetzt feuer frei!!!

grüße

mathias
bundeslehrteam mountain bike der dimb
 
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aber jetzt zu dir: die liste ließe sich noch fortsetzen. GPS. Trainingslehre. Fahrtechniktraining für bikepark oder freeride. erste hilfe im outdoorbereich. biketechnik und pannenhilfe...

wenn du für dich die sicherheit hast, dass du all diese punkte weißt, lebst, kennst, kannst, dann rauf aufs bike und die faszination MTBiken weitergeben! oder melde dich fürs lehrteam! solltest du aber in irgendeinem punkt nicht 100%ig sicher sein, so könnte dir eine ausbildung / fortbildung helfen. spüren wirst du das dann vor allem durch die gefühlte sicherheit, mit der du an deine touren herangehst und vor deine teilnehmer trittst. und durch das gute gefühl, dass das dir wiederum vermittelt.



Vielen Dank Mathias für die Zusammenfassung, du hast in vielen Punkten sicherlich recht. Aber auch nach der Ausbildung sind sich viele Guides nicht sicher, bzw. werden einen Großteil des Gelernten niemals anwenden. Ich finde es schade, das die Akzeptanz des MTB-Guides so schlecht ist. Wenn man sich bei den bekannten Veranstaltern umsieht, haben die Guides fast durch die Bank keine spezielle Ausbildung, sondern kommen oft von anderen Sportarten. Auch die Versicherungen fordern meines Wissens nach keine spezielle Guide Ausbildung, eine Trainerausbildung ist oft gefragter. Außerdem bieten Veranstalter jetzt schon eigene Guide Ausbildungen an, sehr zweifelhaft.

Ich denke mit einer Trainer Ausbildung im Breitensport, oder anderer Sportart und dem MTB-Trailscout kann man ganz gut interessierte Biker führen und eine Anstellung als Guide ist für die meisten fast nicht realisierbar.
 
die ansprüche, die mathias da formuliert hat, sind ja aller ehren wert - die erfahrung zeigt aber immer wieder, dass viele ausgebildete führer genauso viel oder genauso wenig können, fingerspitzengefühl und erfahrung haben wie nicht ausgebildete.

will sagen: ein trainerschein sagt wenig über die tatsächliche befähigung einer person aus, andere menschen zu führen, zu trainieren und zu motivieren.
 
Daß nicht jeder, der eine Lizenz zum Lehren hat, auch wirklich ein guter Lehrer ist, haben wir wohl schon alle in der Schule gelernt. An der Uni ist es nicht anders. Auch nicht jeder, der einen Meister-Brief sein Eigen nennt, ist für die Ausbildung geeignet.
Andererseits finde ich es gut, daß es Maßstäbe gibt, und Anbieter die Möglichkeit haben, geprüfte Guides anzustellen.
 
Warum es eine Ausbildung zum MTB-Guide gibt? Eigentlich müsste eher wundern, wenn es sie nicht gäbe. Schauen wir mal über unseren Tellerrand:

Was zu Essen kochen -- das kriegt wohl fast jeder irgendwie hin. Und wer ein bisschen Erfahrung und Augenmaß mitbringt und vielleicht gar schon in einem Kochbuch geblättert hat, der wird auch etwas Genießbares auf den Tisch bringen, wenn ein paar Freunde zu Besuch kommen. "Warum und wozu" muss es also eine Ausbildung zum Koch geben, die sogar drei Jahre dauert? Hier liegt die Antwort auf der Hand: Im Gaststättengewerbe schnell, in großer Menge, vielfältig und konsistent gutes Essen zu produzieren ist keine so triviale Aufgabe, wie es von außen erscheinen mag.

Und so, wie es Mengen von Leuten gibt, die immer mal wieder essen gehen, so dass ein ganzer Wirtschaftszweig davon leben kann, so gibt es offenbar auch eine Menge von Leuten, die Biketouren in Gruppen buchen oder etwa einen Alpencross fahren wollen, ohne sich um so fiese Details wie Routenplanung, Unterkünfte oder Notfallmanagement kümmern zu wollen. Und ebenso gibt es Hoteliers, die ihren Gästen auch etwas Bewegung in Form von Biken anbieten möchten. Kurzum, Nachfrage erzeugt Angebot, und darum gibt es eine Guideausbildung.

Eine völlig andere Frage ist, wer eine braucht. Angenommen, Freunde kommen zu Besuch, oder in meinem Verein wollen wir uns ab und an was kochen. Ich frage meinen Kumpel Koch, was er in seinen drei Ausbildungsjahren gelernt hat, und ob ich mit seinem Wissen und seinen Fertigkeiten meine Vereinskollegen besser bekochen könnte. Natürlich wird der Koch akribisch auflisten, wie kompliziert Kochen eigentlich ist. Von Ernährungslehre, Einkauf, Prüfung, Vorratshaltung der Zutaten, Kalkulation, Küchenlogistik, Catering und was alles noch. Die Antwort kann nicht überraschen: natürlich kann ich danach besser kochen. Diese Antwort hat Mathias, der in der Materie drinsteckt wie wohl nur wenige hierzulande, oben gegeben. Ob der Aufwand in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen steht, kann nur jeder für sich entscheiden.

In einer Beziehung hinkt der Vergleich natürlich: Die Kochkunst wurde schon in der Antike gepflegt und weitergegeben. Das MTB und geführte Fahrradtouren gibts dagegen erst seit lächerlich kurzer Zeit. Vielleicht wird MTB-Guide, was man heute in ein paar Tagen wird, in 100 Jahren auch ein dreijähriger Ausbildungsgang der IHK sein.
 
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Klar kann jeder guiden. Mehr oder weniger gut oder schlecht. Und es gibt sowohl top ausgebildete Leute, die's einfach nicht rüber bringen wie auch Leute ohne Ausbildung, die einen excellenten Guide abgeben.

Ich hab "nur" den DIMB-Trailscout und den hab ich gemacht, weil ich mir relativ sicher sein wollte, beim guiden nicht nur Blödsinn zu machen. Hat funktioniert. Viele Dinge, die dort vermittelt wurden, waren für mich selbstverständlich, für einige Teilnehmer aber völliges Neuland bzw. sie hatten sich noch keine Gedanken darum gemacht. Auch mir sind dort einige Sachen begegnet, auf die ich früher nicht geachtet habe. Das war für mich insgesamt eine hilfreiche und sinnvolle Geschichte.

Den MTB-Guide habe ich nicht gemacht, da mir persönlich der Aufwand (vor allem der fachübergreifende sportliche Teil) und die (durchaus gerechtfertigten) Kosten zu hoch waren. Würde ich häufiger bzw. professionell guiden, wäre es für mich aber das normalste der Welt, auch den MTB-Guide (oder eine vergleichbare Ausbildung - z. B. DAV) zu machen. Ich will doch meinen Kunden/Gästen top Qualität bieten!

Und im Falle eines (Haftungs-)falles habe ich mit Ausbildungsnachweis deutlich bessere Argumente. War auch ein Argument für mich, den Trailscout zu machen.

Aber das kann ja glücklicherweise jeder für sich selber entscheiden.;) Ich hoffe nur, dass nicht irgendwann irgendwelche schlechte "Guides" (und davon gibt's ne ganze Menge!) unseren Sport und geführten Touren in ein schlechtes Licht stellen.

Vielleicht wird MTB-Guide, was man heute in ein paar Tagen wird, in 100 Jahren auch ein dreijähriger Ausbildungsgang der IHK sein.
In 100 Jahren ist's mir egal, da bin ich eh im Himmel. Aber kurzfristig würd's mich schon ärgern. Hin und wieder guiden macht schon Spaß!
 
Viel Wahres, was hier gesagt wurde. Einer der besten Guides, die ich je erlebt habe, hatte nie eine Ausbildung genossen. Aufmerksam, spaßig, unterhaltsam. Die ganze Tour ein einziges ERlebnis.
Und in der Tat ist es so, dass wir zwar in unserer Ausbildung das "Rüstzeug" mitgeben können. Doch wir können und wollen keine Charaktere ändern. Jemand, der seit 30 Jahren zum Lachen in den Keller geht, wird nach der Ausbildung nicht zum Alleinunterhalter mutieren.

Was uns aber regelmäßig gelingt, ist die Empathie zu wecken, so dass die Scouts und Guides hinterher mit anderen Augen mit ihren Gruppen durch die Wälder fahren. Z.B. Entwicklungen in der Gruppe oder im Umgang mit der Umwelt einschätzen und positiv einwirken. Oder Gefahren frühzeitig erkennen und den Schadenseintritt vermeiden, wenn möglich.
Ich denke, dass damit schon viel gewonnen ist. Und in der Ausbildung ist ja noch niemand schlechter geworden, sondern ausschließlich besser und sicherer. Was aber natürlich nicht heisst, dass es nicht auch sehr gute nicht ausgebildete Guides gibt. Doch selbst die könnten aus den Kursen noch einiges mitnehmen...

Das sehr positive Feedback der letztjährigen 200 Teilnehmer zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg zu sein scheinen.
 
Das im Haftungsfall eine Trailguideausbildung etwas bringt wage ich zu bezweifeln.
Schließlich kann jeder eine Mtb-Guideausbildung anbieten.Dafür gibt es keine gesetzlichen Vorgaben.
Die Dimb ist ja auch keine rechtliche Institution.
 
Das im Haftungsfall eine Trailguideausbildung etwas bringt wage ich zu bezweifeln.
Schließlich kann jeder eine Mtb-Guideausbildung anbieten.Dafür gibt es keine gesetzlichen Vorgaben.
Die Dimb ist ja auch keine rechtliche Institution.

Hm, das sehe ich anders: wenn ich als Guide (und im Falle der DIMB-Ausbildung gleichzeitig "Trainer C MTB-Breitensport") umfassende Kenntnisse zum Thema Umgang mit Teilnehmern und Herstellen einer sicheren Fahrsituation (soweit das beim Biken möglich ist) erworben habe, kann ich bzw. mein Anwalt sehr genau benennen, was ich alles unternommen habe, um den Unfall abzuwenden bzw. welche vorsorglichen Maßnahmen ich ergriffen habe.

Ziel der Ausbildung ist natürlich, dass ein Guide viele Aspekte im Vorfeld beachtet, damit es erst gar nicht brenzlig wird. Die kann natürlich auch der leisten, der sich selbst intensiv mit dem Thema Guiding auseinander setzt. Die Erfahrung der letzten 5 Jahre in der Ausbildung hat aber gezeigt, dass eigentlich jeder, der dabei war auch viele dazugelernt hat, obwohl bereits sehr viel Erfahrung mitgebracht wurde.

Also: vor Gericht eine gute Argumentationskette, warum der Unfall durch den Guide nicht zu verhindern war, das bringt mich dann schon weiter.

Und was die Anerkennung der Ausbildung betrifft, ist es doch so, dass häufig der Gesetzgeber erst eingreift, wenn zu viel passiert und ein Regelungsdruck entsteht.
Andererseits stellt sich die Frage, ob der Gesetzgeber im Bereich MTB eingreifen wird, da staatliche Vorgaben und damit verbundene Kontrollen auch Kosten verursachen. Ergo hält sich der Staat einfach raus und vertraut darauf, dass es irgendwie läuft.

Die DIMB-Ausbildung (MTB-Guide) hat zudem den Vorteil, dass es sich um eine zertifizierte Ausbildung handelt, mit der man im Sportverein sogar die Förderungen von Übungsleiterhonoraren beantragen kann.

Letztendlich ist es aber immer noch jedem freigestellt, ob er sich im Rahmen einer Ausbildung mit den Facetten des Guidings beschäftigt.

Wir freuen uns über jeden, der kommt und sich mit seiner Erfahrung einbringt. Nicht zuletzt das hat über die Jahre zu einer fortwährenden Optimierung der Ausbildung beigetragen.


Grüße
go-riding'
 
Also: vor Gericht eine gute Argumentationskette, warum der Unfall durch den Guide nicht zu verhindern war, das bringt mich dann schon weiter.


Also mit den Gerichten bin ich vorsichtig. Beim Zugspitzlauf hatten auch Sporter die diesen Sport seit Jahren betreiben und anderen näher bringen die Teilnahmebedingungen unterschreiben und danach doch den Veranstalter verklagt. Recht hat leider meist der, der Recht bekommt.

Nicht´s gegen die Ausbildung, ich habe auch den Trailscout gemacht, aber wie man sieht, gibt es doch sehr unterschiedliche Meinungen zu dem Thema. Leider ist die Akzeptanz sehr gering, jeder Trainer-C im Bereich Fussball bekommt mehr Anerkennung, obwohl er sein Handwerk evtl. trotz Ausbildung nicht im Griff hat.

Ist in jeden Fall sehr interessant sich über das Thema mit andern auszutauschen.
 
interessanter Punkt: woran machst Du es fest dass er hier an Anerkennung fehlt? und was könnte man / könnten wir tun um die Anerkennung hier schrittweise zu verbessern?

grüße
mathias
 
servus,

ich habe im letzten jahr den scout gemacht, eigentlich mehr aus interesse, weniger weil ich mir davon eine befähigung versprach. das ganze hat mir aber sehr viel spaß gemacht, zumal ich von den anderen teilnehmern und guides sehr positives feedback bekam. so wie ich das bis dato beurteilen kann, ist es gerade gemeinden wichtig einen guide zu bekommen, der auch "auf dem papier" guide ist. daher hänge ich den guide dieses jahr noch dran. das auffrischen der 1. hilfe, der überfachliche teil und die c-lizenz runden das gesamtpaket ab, da ich auch so im verein sinnvoll und aktiv mitgestalten kann.
 
interessanter Punkt: woran machst Du es fest dass er hier an Anerkennung fehlt? und was könnte man / könnten wir tun um die Anerkennung hier schrittweise zu verbessern?

grüße
mathias

Tja Mathias, woran könnte es liegen? Ich denke ein Punkt ist "Radfahren kann jeder", also MTB kann nicht so schwierig sein. Hier fehlt es an Öffentlichkeitsarbeit um das Bewußtsein für Sport im Einklang mit der Natur zu vermitteln. Auch sollten die vielen Radvereine und DAV Stationen mehr Wert auf eine Ausbildung Ihrer Führer legen. Man macht ja auch keine Bergtour ohne ausgebildeten Führer und "Laufen" können wir auch alle. Zum anderen sollten evtl. auch die Fachhändler mit Guides zusammenarbeiten um von Anfang an den richtigen Umgang mit dem MTB zu vermitteln. Könnte mir durchaus vorstellen hier mit einem Gutschein zu arbeiten, z.B. beim Neukauf eines Bikes 2 UE Allgemeines und Technik bei einem Scout oder Guide. Eine offizielle Anerkennung wäre auch hilfreich, so dass nicht jeder Veranstalter seine eigenen Guides ausbildet. Sind nur mal so ein paar Gedanken.

Grüsse an Harald und Florian
 
Also: vor Gericht eine gute Argumentationskette, warum der Unfall durch den Guide nicht zu verhindern war, das bringt mich dann schon weiter.

Das Gegenteil ist richtig. Was (grobe) Fahrlässigkeit ist, bemißt sich zunächst nach gesetzlichen Vorgaben. Und da hilft auch Unwissen nicht vor Strafe. Ansonsten bemißt es sich nach individuellen Fähigkeiten und Kenntnissen. Da es keine gesetzlichen Vorgaben gibt, kommt es also nur auf den Guide selbst an, ob er im Rahmen seiner Fähigkeiten (grob) fahrlässig gehandelt hat. Ein Beispiel: Wenn ein Teilnehmer stark blutet und der Guide ihm den Arm abbindet, anstatt zuerst mal einen Druckverband anzulegen, weil das das einzige ist, was er von seinem Erste-Hilfe-Kurs vor 30 Jahren noch im Kopf hat, dann ist das vielleicht fahrlässig, wenn überhaupt, aber nicht grob fahrlässig. Ist jemand ausgebildeter Sanitäter und tut dasselbe, wird dieselbe Tat mit Sicherheit als grobe Fahrlässigkeit gewertet, vielleicht sogar als Vorsatztat, weil er es mit Sicherheit besser gewußt hat und die schädigenden Folgen billigend in Kauf genommen hat. Sprich: Du bekommst in der Ausbildung zwar mehr Kenntnisse, aber genau wegen dieser wird auch die Haftung erweitert.
 
Stimmt, du hast recht. Von dieser Seite habe ich das noch nicht gesehen. Du bist Guide? Hat sich seit deiner Ausbildung für dich etwas grafierend verändert, außer der zusätzlichen Haftungsgeschichte :)?
 
Immer noch interessante Diskussionen hier ;)

Zur Anerkennung / öffentlichen Beachtung der Ausbildung:

das ist ein Prozess, der sich nicht von heute auf morgen entwickelt. Da befinden wir uns mittendrin. Noch vor 3 Jahren war die Ausbildung recht unbekannt. Mittlerweile ist es aber so, dass Tourismusverbände auf uns zu kommen und flächendeckend ihre Guides ausbilden lassen. Immer mehr Reiseveranstalter oder Inhaber von Bikehotels stellen bereits niemanden mehr ein, der keine Ausbildung hat. Fitness-Studios klopfen an. Die Vereine nehmen die Ausbildung ohnehin mit Kusshand in Anspruch.
Mit über 200 Absolventen pro Jahr wird sich dieser Trend bis hin zu einer Flächendeckung weiter fortsetzen.
Bitte richtig verstehen: konkrete Ideen zur Beschleunigung dieses Prozesses sind jederzeit herzlich willkommen.


Zur Haftungsfrage:


Es ist für die Höhe des Schadensersatzes (außer bei Teilschuld des Verunfallten) unerheblich, ob der Guide ausgebildet war oder nicht. Denn auch bei der Feststellung der "einfachen Fahrlässigkeit" ist der Guide in der Haftung.
Das Ganze wirkt sich nachher in der Versicherungsdeckung aus. Während der Vereinsguide sich so gut wie keine Sorgen machen muss (grobe Fahrlässigkeit ist fürs Ehrenamt mitversichert), muss der gewerbliche Guide noch sorgfältiger arbeiten,. da seine Versicherung in der Regel nicht bei grober Fahrlässigkeit eintritt (es sei denn, er zahlt horrende Beiträge).
Wer allerdings gerade als vermeintlicher Profi solche Böcke schießt, dass er grob fahrlässig unterwegs ist, sollte seinen Job an den Nagel hängen. Denn wie formuliert der Bundesgerichtshof so schön: "grob fahrlässig handelt, wer einfachste Überlegungen nicht anstellt, um den Erfolgseintritt (=Schaden) zu vermeiden ... "

Ich denke, jeder Kunde hat das Recht, von einem Veranstalter (egal ob Verein oder Gewerbe) eine fachkundige und sichere Betreuung zu verlangen. Und da sind wir imho an einem wichtigen Punkt:
Das ganz Wesentliche ist doch, dass ich als Guide bei allem Spaß den ich auf dem Trail vermittle, jederzeit sorgfältig arbeite.
Und genau da kann eine Ausbildung sehr hilfreich sein. Denn viele Risiken sind ohne viel Tamtam und Aufhebens vermeidbar und manche Gefahren und deren Vermeidung sind vielen Guides bis zur Ausbildung nicht so wirklich bewusst.
Durch unsere vielen praktischen Übungen verschaffen wir den Teilnehmern die Möglichkeit, sich gewisse (auch prüfungsrelevante) Handlungsstrategien anzutrainieren, bis sie im Schlaf sitzen. Es verschafft enorme Sicherheit, wenn man weiss, was im Fall der Fälle zu tun ist. Und damit habe ich den Kopf frei, um den Leuten das Bike-Erlebnis zu schaffen, von dem sie dann noch eine Weile zehren können.
Unser Ausbildungsabschnitt "Guiding, Notfallvermeidung, -management" wird entsprechend von den Teilnehmern "als sehr wichtig für die Praxis" und mit der durchschnittlichen Note "1,2" beurteilt.

Schönen Tag noch :)
 
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Ich würde es begrüßen, wenn die DIMB mehr Fahrtechniktraining o.ä. statt immer nur diese Guideausbildungen veranstalten würde.
 
Ich würde es begrüßen, wenn die DIMB mehr Fahrtechniktraining o.ä. statt immer nur diese Guideausbildungen veranstalten würde.
Dazu sind doch bereits viele Anbieter am Markt. Wieso nimmst nicht die in Anspruch? Warum sollte das ein gemeinnütziger Verein besser können? Wenn der Verein es billiger anbieten soll, wieso sollte er das aus Mitgliedsbeiträgen subventionieren?
 
Ich würde es begrüßen, wenn die DIMB mehr Fahrtechniktraining o.ä. statt immer nur diese Guideausbildungen veranstalten würde.

Was stellst Du Dir konkret vor? Wir bieten bisher:

Fahrtechnikanteil Trailscout zur Eigenverbesserung: 10 Stunden
Fahrtechnikanteil Guide Schwerpunkt Didaktik & Methodik: 20 Stunden
Fortbildung Fahrtechnik FR: 20 Stunden

Darüber hinaus gibt es auch Fahrtechnikkurse Basic in den meisten DIMB IG's.

Wo würdest Du Dir konkrete Verbesserung wünschen?
 

Zur Haftungsfrage:


Es ist für die Höhe des Schadensersatzes (außer bei Teilschuld des Verunfallten) unerheblich, ob der Guide ausgebildet war oder nicht. Denn auch bei der Feststellung der "einfachen Fahrlässigkeit" ist der Guide in der Haftung.
Das Ganze wirkt sich nachher in der Versicherungsdeckung aus. Während der Vereinsguide sich so gut wie keine Sorgen machen muss (grobe Fahrlässigkeit ist fürs Ehrenamt mitversichert), muss der gewerbliche Guide noch sorgfältiger arbeiten,. da seine Versicherung in der Regel nicht bei grober Fahrlässigkeit eintritt (es sei denn, er zahlt horrende Beiträge).
Wer allerdings gerade als vermeintlicher Profi solche Böcke schießt, dass er grob fahrlässig unterwegs ist, sollte seinen Job an den Nagel hängen. Denn wie formuliert der Bundesgerichtshof so schön: "grob fahrlässig handelt, wer einfachste Überlegungen nicht anstellt, um den Erfolgseintritt (=Schaden) zu vermeiden ... "

Im Prinzip richtig. Aber wenn man für Unternehmen arbeitet, das solche Kurse anbietet, hat man selbst keine Vertragsbeziehungen zu dem Teilnehmer. Da vertragliche Ansprüche allen anderen Ansprüchen vorgehen, muß sich der Teilnehmer zunächst an seinen Vertragspartner wenden. Der Guide haftet seinem Arbeitgeber gegenüber nur für grobe, nicht für einfache Fahrlässigkeit. Nur wenn das Unternehmen den Schadensersatz nicht leisten könnte, wäre der Guide als subsidiärer Anspruch in der Haftung.
Wenn man als Guide selbst der Anbieter der Kurse ist, dann ist man natürlich selbst Vertragspartner.

Alle Angaben nach meinem profunden Halbwissen und natürlich ohne Gewähr.
 
Eine andere Frage ist die strafrechtliche Verantwortung. Hier kommt keineswegs nur unterlassene Hilfeleistung in Frage, wenn man einem verunglückten Teilnehmer nicht hilft. Als Leiter einer Gruppe hat man eine besondere Schutzfunktion, kann also auch wegen einer Körperverletzung durch Unterlassen bestraft werden.
 
Wenn es ums Eingemachte geht hilft dir auch kein Schein. Da stehst du ziemlich alleine da.
Da es keine Standarts für die Ausbildung gibt ist es auch nicht möglich festzustellen wer eine gute und wer eine schlechte Ausbildung bietet.
Ausbilden darf ja schließlich jeder. Letztendlich kann man damit ja auch Geld verdienen.
Nicht zuletzt bilden die einzelnen Veranstalter auch selbst aus.
Bisher sind alle damit gut gefahren ,sonst hätte es schon viel Ärger gegeben.
 
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