Beitrag wurde vom Autor überarbeitet, es sind (leider) nicht alle Gedankengänge vollständig ausgeführt. Fragt im Zweifelsfall bitte einfach
Die auffälligste Neuerung ist, dass statt wie bisher zwei hier vier Bremsbeläge verwendet werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach finden sich hinter den rot eloxierten Kolbendeckeln Kolben mit unterschiedlichen Durchmessern. Dadurch würden die Kolben unterschiedlich schnell ausfahren, sprich: Beim Betätigen des Hebels zunächst nur zwei Beläge ausgefahren, erst danach die anderen zwei. Dadurch ließen sich Dosierbarkeit und Bremskraft sehr gut kombinieren.
Für diese Annahme fällt mir keine Begründung ein, nur mehrere Dinge die dagegen sprechen.
Wenn die Beläge unterschiedlich ausfahren (was immer der Fall ist, da keine Fahrradbremse so gebaut/gefertigt wird, dass die Reibung zwischen Quadring und Kolben allen Kolben hin zu 100% identisch ist), kann im System erst ein gescheiter hydraulischer Druck aufgebaut werden, wenn alle Beläge Kontakt mit der Scheibe haben. Dieses Prinzip ist bei 2, 4, 6 Kolben gleich. Die Dosierbarkeit wird dadurch nicht beeinflusst!
Die Bremskraft ist mit 4 Kolben die evtl. unterschiedlich groß sind auch nicht beeinflusst. Einflussfaktoren sind die Reibwerte zwischen Belag und Scheibe sowie die Kraft mit der die Beläge an die Scheibe gedrückt werden. Diese Kraft würd von der Handkraft und dem GESAMT Übersetzungverhältnis zwischen Hand und Anpresskraft bestimmt. Diese Übersetzung kann am Fahrrad nur in recht kleinem Umfang variaiert werden und kann mit 1 bis 4 Kolben Bremsen gleichermaßen erreicht werden. Die Bremskraft muss bei 4 Kolben Bremsen daher nicht höher sein. Ich nehme mir heraus an der Stelle wie ihr auf Trickstuff zu verweisen. Bei denen ist die The Cleg2 die stärkere Bremse, da das Übersetzungverhältnis höher ist als bei der Cleg4. Die Cleg4 ist schlicht Standfester, da die Beläge größer sind und sich so die anfallende Wärme auf eine größere Fläche und mehr Material verteilt.
Insofern: Es gibt keinen Grund, wieso sich eben mit 4Kolben a 4 Belägen eine gute/hohe Bremskraft besser als mit 2 Kolben Bremsen erreichen lassen sollen. Die 2+2 Lösung (so nenn ich die jetzt
) ist technisch sogar aufwendiger und entsprechend fehleranfälliger (mehr Dichtungen, mehr bewegte Teile, mehr Fehlerquellen).
Spannend ist, wie sich diese Technik auf den Lüftspalt auswirkt. Im Idealfall könnten bei Schleifbremsungen nur zwei Beläge warm werden, während die anderen immer noch verhältnismäßig kühl bleiben, wodurch ein Überhitzen erst wesentlich später auftreten sollte. Was sich aus der Betrachtung von außen leider nicht erkennen lässt, ist: Wo verläuft der Ölkanal von den Kolben links nach rechts? Er ist entscheidend für die Hitzebeständigkeit der Bremse, da an dieser Stelle zu allererst Dampfblasen entstehen können.
Euer Idealfall setzt vorraus, dass zwei Kolben festgegangen sind oder sich zumindest deutlich später lösen, als das andere Paar. Diese Annahme ist nötig, da sich nur mit starren Kolben ein halbwegs gescheiter Druck in der Bremsflüssigkeit aufbauen lässt und erst mit diesem Druck die Anpresskraft zwischen Belag und Scheibe entsprechend gesunde Werte erreicht. Es müsste also ein Kolbenpaar nach der im Artikel beschriebenen Theorie so derart schwergänig sein, dass ein entsprechender Druck im System ausgebaut werden kann. Dies wäre jedoch fatal, wenn der Druck der Bremsflüssigkeit einen bestimmten Wert überschreitet. Dann würden die beiden festen Kolben wahrscheinlich schlagartig herausfahren, da die Haftreibung normalerweise eine ganze Ecke höher ist als die Gleitreibung. Das schlagartige herausfahren würde den Druck des Bremsmediums stark verringern, der Geberkolben müsste zudem Bremsflüssigkeit nachdrücken -> Der Bremshebel und die Bremswikund würden somit schlagartig einbrechen, bis dann alle 4 Kolben an der Scheibe anliegen, die Bremswirkung würde entsprechend schlagartig wieder zunehmen.
Unterm Strich wäre die Bremse, mit dem im Artikel genanntem Verhalten also schlicht unberechenbar, undosierbar und vor allem Lebensgefährlich.
Auch das Dampfblasen zuerst an den Durchlaufbohrungen entstehen ist eine interessante Theorie.
Der Weg der Wärme würde nach eurer Theorie in etwa so gehen:
Bremsbelag -> Kolben -> dünne Schicht (wenige µm bis 1/10 mm) Bremsmedium zwischen Kolben und Nehmerzylinder -> Nehmerzylinder -> Flüssigkeit im 2-3mm Durchmesser messender Druchlaufbohrung
Nach eurer Theorie verkocht also die Bremsflüssigkeit an der Durchlaufbohrung und nicht schon weit vorher am Kolben, wo ein weit größerer Wärmefluss bei gleichzeitig weniger Flüssigkeit vorhanden ist. Auch hier würde mich eine Begründung freuen.
PS: MTB News meets Bike
Edit: 4-Kolbenbremsen baut man übrigens aus zwei Gründen: Erstens man hat mehr Belagsmaterial und Fläche. Das verringert die Belastung auf den Belag sowohl was die Reibung als auch die Thermik angeht ungemein. Bringt also in erster Linie Standfestigkeit. Der zweite Grund ist, dass man mit einer entsprechenden Anordnung der Kolben und Wahl der Kolbengröße der Selbsthemmung etwas entgegenwirken kann und vor allem dem ungleichmäßigem Belagsverschleiß aufgrund der Selbsthemmung. Hierzu braucht es aber einen Belag, der je Seite von zwei Kolben bedient wird und der ausreichend steif ist. Den letzten Punkt nutzt Maura nicht. Das ist kein Beinbruch, wenn man bei einem 2Kolben Sattel die Kolben leicht außermittig auf die Beläge drücken lässt bekommt man die Selbsthemmung auch ganz gut in den Griff. Es bleibt die höhere Standfestigkeit und die dürfte entscheidend sein. Die Dosierbarkeit und Bremskraft von 2-Kolben Bremsen ist ansonsten sowieso schon seit einer Weile auf einem Niveau, welches die Haftgrenze zwischen Reifen und Untergrund selbst auf griffigstem Asphalt überschreitet bzw. es ermöglicht sich an dieser Haftgrenze entlang zu "hangeln".
Insofern sei mein Post bitte nicht auf fas Produkt Magura zu beziehen sondern auf den Inhalt der News, der vom Redakteur kommt.