Freitag Mittag in Pforzheim – 2 Bergwerk’ler übergeben mir das Faunus LSD Race – morgen früh wird es nach Südtirol auf den Steineggerhof zum Testen gehen.
Ui – edel: das Bike ist komplett mit der neuen XTR-Gruppe ausgestattet – ich bin mal gespannt wie die Komponenten im Vergleich zu meinen gewohnten XT/LX-Teilen funktionieren – über den Preis denke ich lieber nicht nach…
Beim Einladen des Bikes in mein Auto fällt mir auf, dass das Faunus sehr leicht ist – ah ja, 11 Kilo und ein paar Gramm fühlen sich also so an.
Auf nach Südtirol!
Fakten:
Zu Beginn die unwichtigen Sachen: Das Faunus sieht genial aus. Es ist in zwei verschiedenen Farben gepulvert, und wird nachdem die Aufkleber aufgebracht sind nochmal klar überlackiert. Der ganze Aufwand hat auch zur Folge, dass wildere Beschüsse mit Schotter etc. am Rahmen ohne Folgen bleiben. Der Rahmen ist sehr liebevoll verarbeitet – die Schweissnähte könnten sicher im passenden Lehrbuch abgebildet werden.
Die Austattung ist auf höchstem Niveau – geschaltet und gebremst wird komplett mit Shimanos neuester XTR-Gruppe. Als Sattel wird der superleichte Selle Italia SLR XP montiert. Die übrigen Komponenten kommen von Mavic, Acros, Thomson und Bergwerk selbst.
Das getestete Bike war vorne mit einer Manitou Skareb Elite-Federgabel ausgestattet – diese ist über einen weiten Bereich leicht über den Luftdruck abstimmbar und verfügt über eine Lock-Out Funktion.
Am Hinterbau kommt ab 2004 ein neuer DT-Swiss-Dämpfer zum Einsatz. Da dieser etwas kürzer als die bisher verwendeten Dämpfer ist, wird auch eine neu dimensioniertes Element zur Anlenkung verwendet. Der Luftdämpfer lässt sich auch in sehr breiten Bereichen abstimmen und verfügt genau wie die Gabel über eine einfach zu bedienende Lock-Out Funktion.
Der Rahmen macht trotz seines niedrigen Gewichtes einen sehr robusten Eindruck, getestet haben wir Größe M, was für 170-182 cm Körpergrösse empfohlen wird – für mich (180cm) war die Sitzposition ziemlich entspannt – Testerin Bernie, die 170 gross ist, saß recht sportlich auf dem Bike. Das Faunus ist ein Viergelenker mit einer relativ ungewöhnlichen Dämpferanlenkung (LSD) – durch die lineare Dämpferanlenkung (LSD=Linear-Suspension-Design) soll eine nahezu wippfreie Dämpferkennlinie erreicht werden – zur Hinterbaugeometrie siehe auch das Foto.
Im Test:
Vorab: Das Faunus LSD wird bei Bergwerk mit der Bezeichnung „High End-Marathon Fully“ versehen – naja, das klang für mich eher nach spröder CC-Maschine als nach Bike für alle Gelegenheiten. Eigentlich wollte ich das Rad in Südtirol nur einen Tag testen und die übrigen Tage mit meinem eigenen bestreiten – am Ende war ich bis auf einen Tag jeden Tag mit dem Faunus LSD unterwegs und unsere Touren hatten nicht wirklich Marathon Charakter….
Der Start: Draufgesetzt und eine Runde vor dem Haus gedreht – erster Eindruck: Hinten knüppelhart. Etwas weniger Luftdruck am Dämpfer: immer noch knallhart – also doch ein seltsam hartes Gefährt? nochmal nachgesehen – ah ja – Lock- Out war zu, oops Also Lock-Out geöffnet und der DT-Swiss Dämpfer funktionierte bereits nicht eingefahren (das Teil war ganz neu) sehr gut. Den hinteren Lock-Out habe ich nicht mehr angerührt – das war dank der speziellen „LSD“ Hinterbaugeometrie auch nicht nötig. Das Faunus fährt sich bergauf sehr angenehm – ein Wippen ist mir nicht aufgefallen, wenngleich auch Unebenheiten im Stehen und im Sitzen einfach weggebügelt werden.
Den Rahmen, speziell den Hinterbau und dessen Verbindung zum Rahmen empfand ich als sehr steif, besonders auch im Wiegetritt – Verwindung scheint hier ein Fremdwort zu sein.
Bergab funktioniert die Federung sowohl in technisch groben als auch in einfacherem Gelände sehr gut. Der Dämpfer hinten arbeitete in allen Situationen sehr effektiv und harmonierte gut mit der Skareb Gabel. Ich habe nicht nachgemessen wieviel Federweg zur Verfügung steht – ich habe in keinem Moment den Wunsch nach mehr verspürt.
Ein Marathon-Bike hatte ich mir nicht so „spassig“ vorgestellt. Das Bike war weder zu hart, noch zu weich – es hat einfach gepasst.
Die Manitou Skareb fährt sich sehr angenehm. Schnelle Abfahrten über Wurzeln und Schotter meistert die Gabel ebensogut wie heftigere steile, felsige Abschnitte, wie sie bspw. am Gardasee vorkommen. Bergauf wird der Fahrer durch die Lockout-Funktion effektiv unterstützt, auf Asphaltauffahrten habe ich diese Funktion öfters benutzt.
Auf dem Bergwerk habe ich mich direkt wohl gefühlt – wer mal mit einem fremden Bike fährt weiss was ich damit meine.
Die montierte Ausstattung funktionierte auch tadellos – nach kurzer Zeit hatte ich mich an das Schalten mit dem XTR-Bremsgriff gewohnt. Der Schaltvorgang erfolgt sehr präzise – allerdings kann man beim Bremsen auf der Abfahrt auch schon mal aus Versehen schalten – das neue Schalten mit dem Bremshebel ist sicherlich Geschmackssache. Die grundsätzliche Frage ob am eigenen Bike komplett XTR verbaut wird sollte vorher besser mit dem eigenen Geldbeutel verhandelt werden…
Einziger Wehrmutstropfen: Es war nur ein Testbike und nicht mein eigenes Rad
Fazit:
Zurück zum Titel: Traumbike? Irgendwie schon – für mich wird bei einem Neukauf dieser Rahmen sicher in der engen Auswahl sein – Wer ein gut funktionierendes Bike für alle Gelegenheiten sucht, das robust , leicht und sehr schön ist sollte sich das Faunus LSD mal näher ansehen. Nachteil: Auf Touren oder Marathons gibt es hiermit sicher keine Ausrede mehr!
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